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Stammsteckling: 10 Tipps zur Stecklingsvermehrung

Dass man Pflanzen nicht nur aus Samen ziehen kann, sondern auch vegetativ vermehren, ist jedem Hobbygärtner wohl bekannt. Dabei nutzt man ihre Fähigkeit, aus Teilen wieder komplette Pflanzen bilden zu können. Je nach Pflanzenart verwendet man Blätter, Triebspitzen oder auch Stücke aus den Trieben. Eine der beliebtesten Stecklingsarten ist der Stammsteckling. Mit unseren Tipps gelingt die Anzucht garantiert.

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Was sind Stammstecklinge?

Die beiden häufigsten Arten der Stecklingsvermehrung sind Kopfstecklinge und Stammstecklinge. Sie sind auf die meisten Pflanzenarten anwendbar. Der Unterschied zwischen einem Kopf- und einem Stammsteckling ist einfach erklärt: Bei Ersterem handelt es sich um eine Triebspitze, die aus einem Stängel und meist einigen Blättern besteht. Als Stammstecklinge hingegen bezeichnet man alle Stücke ohne Triebspitze. Eine Grenzform zwischen diesen beiden Stecklingsarten stellt ein Stängel ohne Triebspitze dar, der Seitentriebe gebildet hat. Die meisten Pflanzen, die durch Kopfstecklinge vermehrbar sind, können auch durch Stammstecklinge gezogen werden.

Der richtige Zeitpunkt

Je nach Pflanzenart kann der Zeitpunkt für die Stecklingsvermehrung sehr unterschiedlich ausfallen. Generell gilt jedoch, dass ein Stammsteckling möglichst nicht in der Blühphase der Pflanze geschnitten werden sollte. Die meisten Pflanzen kann man in den Monaten Mai bis August vermehren. Meist bietet es sich an, das Verfahren anzuwenden, wenn die Pflanze ohnehin geschnitten wird. Bei allen Pflanzen, die nicht so einfach neue Wurzeln bilden, hängt der Zeitpunkt vor allem vom Reifegrad der Triebe ab. Zu weiche Triebe sind sehr anfällig für Fäulnis, andererseits erschwert eine starke Verholzung die Bewurzelung. Bei sommergrünen Gehölzen empfiehlt sich ein Schnitt in der unbelaubten Ruhephase im Winter.

  • Stauden und krautige Pflanzen: Frühsommer bis Sommer
  • Gehölze: Spätherbst bis Winter
  • immergrüne Garten- und Balkonpflanzen: August bis November
  • Zimmerpflanzen: März/April

Geeignete Pflanzen

Die Vermehrung über Stammstecklinge wird gerne bei mehrjährigen Zimmer- oder Kübelpflanzen angewendet. Auch winterharte Gehölze und Halbstauden sind gute Kandidaten. Generell sollten nur wurzelechte, also keine veredelten Pflanzen zur Anzucht verwendet werden. Ein guter Anhaltspunkt, ob sich eine Pflanze zur Stecklingsvermehrung eignet, ist folgende Regel: Treibt sie nach einem Schnitt ins ältere Holz wieder leicht aus, dann lässt sich die Pflanze auch aus Stammstecklingen ziehen. Einige Zimmerpflanzen werden nahezu ausschließlich aus Stammstecklingen gezogen:

  • Dieffenbachie (Dieffenbachia)
  • Drachenbaum (Dracaena)
  • Keulenlilie (Cordyline)
  • Fensterblatt (Monstera)
  • Palmlilie (Yucca filamentosa)
  • Strahlenaralien (Schefflera)
  • Wolfsmilch (Euphorbia)
  • Palmlilien (Yucca)

Etwas schwieriger lassen sich Laub- und vor allem Nadelhölzer züchten. Beispielsweise beim Buchsbaum kann die Wurzelbildung bis zu einem Jahr dauern.

Ausgangsmaterial

Ein Steckling ist immer eine exakte Kopie der Mutterpflanze. Er weist daher dieselben Eigenschaften auf, was beispielsweise Geschlecht oder auch Wuchshöhe angeht. Er wird lediglich mithilfe spezieller Kulturmethoden dazu animiert, eigene Wurzeln zu bilden, um so zu einer Jungpflanze heranzuwachsen. Deshalb versteht es sich von selbst, dass die Mutterpflanze gesund und frei von Schädlingen sein muss, damit die Vermehrung Erfolg zeigen kann.

  • junge, krautige Triebe (nicht zu weich)
  • ohne Blütenansatz
  • Sträucher und Bäume: leicht verholzte Triebe
  • vorzugsweise einjährige Triebe aus dem Vorjahr

Das passende Werkzeug

Wichtig beim Schnitt ist vor allem, dass die Zellen der Pflanze nicht gequetscht werden. Deshalb schneiden Sie den Stamm oder Trieb vorzugsweise mithilfe eines scharfen, sauberen Messers mit einem einzigen, ziehenden Schnitt ab. Ist das Gewebe zu hart oder stark verholzt, wie es beispielsweise oft bei der Yucca-Palme der Fall ist, kann auch eine scharfe Baumsäge zu Hilfe genommen werden.

Die optimale Schnittstelle

Damit eine Pflanze aus einem Teilstück neue Wurzeln und Triebe ausbilden kann, sind Stängelknoten, sogenannte Nodien, notwendig. Am Ansatz einer Knospe, eines Blattes oder einer Verzweigung liegt ein hoher Teil an wertvollem Pflanzengewebe. In diesem lagern wichtige Reserven, die das Wachstum neuer Wurzeln und Triebe vorantreiben. Je nach Art der Pflanze können diese Knospen groß oder auch winzig klein sein. An einem beblätterten Steckling müssen Sie nicht nach den Knospen suchen. In diesem Fall gilt ein Blattansatz oder ein Seitentrieb als gleichwertig.

Tipp:

Länger als etwa fünf bis zehn Millimeter sollte ein überstehendes Stück bis zum Knospenansatz nicht sein, da dies den Bewurzelungsprozess verzögert.

Die ideale Länge

Stecklingsvermehrung - Stammsteckling

Die optimale Länge eines Stammstecklings kann je nach Größe und Wuchsstärke der Mutterpflanze stark variieren. So können Stecklinge von niedrig wachsenden Pflanzen wie Bodendeckern oft nur wenige Zentimeter, Gehölzstecklinge hingegen um die 15 bis 20 Zentimeter lang sein. Die Mindestlänge ist leicht herauszufinden. Der Abstand zwischen zwei Blattknoten oder Knospen ist für jede Pflanze charakteristisch. Sie wird im Fachjargon Internodium genannt. Damit aus dem Stammsteckling tatsächlich auch eine Pflanze wachsen kann, muss dies mindestens ein Internodium lang sein. Der Schnitt wird daher immer kurz unter beziehungsweise kurz über einem sogenannten schlafenden Auge angesetzt, sodass der Steckling quasi mit einer Knospe oben und unten abschließt.

  • Yucca: 20 bis 30 cm
  • Säulenkakteen und Euphorbien: mindestens dreifacher Durchmesser
  • kugelige Sukkulenten: nicht kürzer als der Durchmesser

Infektionen vermeiden

Durch die Schnittstellen gelangen leicht Erreger in die Pflanze. Um das Risiko einer Infektion zu verringern, muss die Schnittstelle abtrocknen, bevor der Stammsteckling ins Wasser oder die Erde gesteckt wird. Legen Sie die Triebstücke daher für ein paar Stunden auf ein paar Blätter Küchenrolle. Haben Sie sehr viele Stecklinge geschnitten, hat es sich bewährt, diese in Töpfen mit zerknülltem Zeitungspapier oder Perlite zu trocknen. So kommt ausreichend Luft an die Wunden und sie können sich rasch verschließen. Nässende Schnittstellen sollten Sie mit Küchenrolle abtupfen und mit Holzkohlestaub desinfizieren.

  • Schneidwerkzeug desinfizieren
  • möglichst kleine Schnittstelle erzeugen
  • Wunden trocknen lassen
  • alternativ in Holzkohlepulver tauchen
Tipp:

Achten Sie bei Wolfsmilchgewächsen auf den austretenden Milchsaft. Dieser reizt die Schleimhäute. Tupfen Sie diesen am besten mit einem in heißes Wasser getränkten Küchenkrepp ab.

Bewurzelung im Wasserglas

Generell ist es möglich, die Stecklingsvermehrung entweder in Erde oder auch in Wasser stattfinden zu lassen. Ein entscheidendes Kriterium für oder gegen eine der beiden Methoden ist das Risiko von Fäulnis, die in reinem Wasser ungleich höher ausfällt. Aus diesem Grund ist diese Methode für alle Pflanzen wie Sukkulenten, Kakteen oder auch die Yucca-Palme, die es eher trocken mögen, ungeeignet. Für die Bewurzelung stellen Sie den Stammsteckling einfach in ein Wasserglas an einen halbschattigen Standort. Der Steckling sollte möglichst nicht unten auf dem Boden aufstehen, da sich dort sonst keine Wurzeln bilden können.

Die passende Erde

Für die meisten Stecklinge ist die Anzucht in Substrat die bessere Methode. Entfernen Sie alle unteren Blätter und stecken Sie den Trieb ein paar Zentimeter tief in das leicht angefeuchtete Substrat. Nutzen Sie zur Stecklingsanzucht generell nährstoffarme, wasserdurchlässige und vor allem sterile Erde. Empfehlenswerte Substrate für die Stecklingsvermehrung sind:

  • Anzuchterde
  • Kakteenerde
  • Mischung aus Sand und Torf
  • Kokosfasern
Tipp:

Stecken Sie den Trieb so tief in die Erde, dass mindestens ein ehemaliger Blattansatz oder schlafendes Auge bedeckt ist. Aus ihnen und der unteren Schnittstelle wachsen die Wurzeln heraus.

Tipp zur Aufzucht

Ziehen Sie den Stammsteckling auf der Fensterbank in einem geheizten Raum, ist es wichtig, die Luftfeuchtigkeit zu erhalten. Dazu stülpen Sie einen Gefrierbeutel umgekehrt auf den Topf und befestigen ihn mit einem Gummiband. Das bedeutet gleichzeitig einen erhöhten Pflegeaufwand, da die Tüte ab und zu gelüftet werden muss. Einfacher ist es, ohne Abdeckung zu arbeiten. Dazu genügt es, die Stecklinge an einen mäßig warmen, halbschattigen Ort im Zimmer oder im Freien zu stellen und anfangs regelmäßig mit Wasser einzusprühen. Ein Stammsteckling benötigt ein paar Wochen bis Monate zur Wurzelbildung. Treibt der Steckling aus, ist das ein Zeichen für gute Wurzelbildung. Ab jetzt kann die Pflanze wie eine normale Jungpflanze aufgezogen werden.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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