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Was sind Mangroven? Wissenswertes über den Mangrovenbaum

Mangrovenbäume gedeihen dort am besten, wo die Lebensbedingungen für gewöhnliche Baumarten tödlich sind: unter sengender Sonne, mit den Wurzeln im sauerstoffarmen und instabilen Schlamm und häufig überschwemmt im salzigen Meerwasser. Sie sind dem steten Wechsel der Gezeiten ausgesetzt, bieten sowohl hunderten Arten von Land- als auch Meereslebewesen wertvolle Lebensräume. Mangrovenwälder säumen die Küsten tropischer Regionen und halten verheerende Fluten ab.

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Was sind Mangroven?

„Den“ Mangrovenbaum gibt es nicht, denn unter der Bezeichnung „Mangroven“ werden aus verschiedenen Baum- und Straucharten bestehende, tropische Küstenwälder zusammengefasst. Weltweit gibt es etwa 70 verschiedene, immergrüne Arten von Mangrovenbäumen, die vielfach nicht einmal denselben Pflanzenfamilien angehören. Dafür aber haben sie eine starke Gemeinsamkeit: Sie gedeihen unter extremen, für die meisten anderen Gehölze tödlichen Lebensbedingungen:

  • hohe Salzkonzentrationen
  • schlammiger, überschwemmter und instabiler Untergrund
  • im Einflussbereich starker Gezeitenströme

Diesen wechselhaften Bedingungen haben sich die Sträucher und Bäume perfekt angepasst, indem sie spezielle physiologische Prozesse und Strukturen entwickelten.

Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein empfindliches Ökosystem, dessen Entwicklung und fortwährendes Bestehen durch menschliche Eingriffe stark gefährdet ist.

Anpassung an einen extremen Lebensraum

Ohne ihre charakteristischen Überlebensstrategien hätten Mangroven in ihrem angestammten Lebensraum keine Chance. So haben die verschiedenen Arten etwa Strategien entwickelt, um die hohen Salzkonzentrationen auszugleichen. Im Grunde lassen sich die Bäume in zwei Gruppen einteilen: Die erste entwickelte Drüsen, die ein Ausscheiden des mit den Wurzeln aufgenommenen Salzes über die Blätter ermöglichen. Die zweite Gruppe speichert dagegen das Salz in den sukkulenten Blättern, verdünnt die Konzentration durch verstärkte Wasseraufnahme und wirft das Laub schließlich ab.

Wurzeln

Mangrove

Die Wurzeln herkömmlicher Bäume benötigen einen durchlässigen Boden, der das unterirdische System mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Mangrovenwurzeln hingegen können nicht „atmen“, da der Untergrund keinen oder nur extrem wenig Sauerstoff enthält. Regelmäßige Überschwemmungen mit Meeres- oder Brackwasser (dabei handelt es sich um eine Mischung aus Salz- und Süßwasser) tun in dieser Hinsicht ihr Übriges. Spezielle Atemwurzeln ermöglichen den Baumwurzeln trotzdem die Sauerstoffaufnahme, indem wasserundurchlässige Lentizellen, feinste Wurzelporen, während einer Ebbe Sauerstoff herausfiltern. Dieser bei der anschließenden Überflutung verbraucht, während derer die Pflanze nicht aktiv atmen kann.

Fortpflanzung

Das dritte Problem besteht in dem instabilen Untergrund, der ein festes Verankern eigentlich unmöglich macht. Zudem drohen die ständigen Gezeitenbewegungen die Bäume ebenfalls wegzuspülen. Spezielle Stelzwurzeln stützen die Baumwurzeln ab und sorgen so dafür, dass diese den ständigen mechanischen Belastungen standhalten können. Ihre Fortpflanzung unter diesen Bedingungen sichern viele Mangrovenarten, indem sie ihre Samen bereits am Mutterbaum keimen lassen – und der schwimmfähige Keimling so lange auf dem Wasser treiben kann, bis er einen geeigneten Standort zum Wurzeln findet. In diesem Fall erfolgt die Ausbildung von Wurzeln und Blättern extrem schnell.

Vorkommen und Verbreitung

Mangroven gedeihen in warmen und regenreichen tropischen Küstenregionen und sind vornehmlich entlang der mittel- und südamerikanischen, afrikanischen, indischen und südostasiatischen Meeresküsten zu finden. Da sie innerhalb der Gezeitenströme auf ruhiges Wasser angewiesen sind, bilden sich vor allem in den Mündungsgebieten großer Flüsse, im Meer hinter Korallenriffen und in Meeresbuchten die typischen Mangrovenwälder.

Die Bäume gedeihen nur in tropischen Regionen mit Wassertemperaturen von ganzjährig mehr als 20 Grad Celsius, zudem sollte das Klima ganzjährig gleich bleiben. Die Wärme der Luft ist dagegen für die Verbreitung und Ansiedlung von Mangroven nicht ausschlaggebend.

Ökologie und wirtschaftliche Bedeutung

Mangrovenwälder bilden ein einzigartiges, sehr sensibles Ökosystem, das sowohl zahlreichen Land- als auch Meerestieren einen geschützten Lebensraum bietet. Hunderte Arten von Fischen, Reptilien, Amphibien, Weich- und Krebstieren haben hier ihre Brutstätten, was sich unter anderem auch die Küstenbewohner zu Nutze machen: Die traditionell von der Fischerei lebenden Menschen gehen bevorzugt in den Mangrovenwäldern auf die Jagd. Die oberen Stockwerke der Bäume sind dagegen typischen Landbewohnern wie etwa Vögeln und Reptilien – beispielsweise Schlangen – vorbehalten. Werden die Mangroven abgeholzt, verlieren die an dieses Ökosystem angepassten Arten ihren Lebensraum und verschwinden ebenfalls.

Mangrove

Des Weiteren schützen die teils riesigen Mangroven die Küstenregionen, stabilisieren den Boden und verhindern die Bodenerosion. Zudem stoppen die Wälder starke Überschwemmungen im Küstenbereich, insbesondere während der Regenzeiten. Die Bevölkerung nutzt das Mangrovenholz zudem als Brennmaterial und für den Hausbau. Zuguterletzt gedeihen hier Pflanzen mit essbaren Früchten sowie wertvolle Heilpflanzen.

Zerstörung der Mangrovenwälder

Seit einigen Jahrzehnten werden Mangrovenwälder großflächig abgeholzt – etwa, um direkt an den Strandgrundstücken begehrte Immobilien bauen zu können. Des Weiteren erfolgt eine Nutzung für die Zucht von Shrimps oder Garnelen, in deren Folge die dafür missbrauchten Mangroven jedoch aufgrund der Verseuchung durch Chemikalien und Medikamente absterben. Anschließend ist das Land auf Jahrzehnte verseucht und kann nicht wieder neu aufgeforstet werden.

In manchen Ländern – etwa Thailand – geht etwa ein Fünftel der Mangrovenzerstörung auf das Konto der industriellen Garnelenzucht. Die Auswirkungen sind deutlich erkennbar: Nicht nur, dass die Erträge aus dem küstennahen Fischfang stark zurückgehen, Sturmfluten und andere Überschwemmungen treffen ungehindert auf die Küsten und verursachen tausende Tote. Mittlerweile versuchen einige Länder wie etwa Vietnam, Thailand oder Malaysia, entgegen zu steuern und fördern verstärkt Wiederaufforstungsprojekte.

Die häufigsten Mangrovenarten

Mangrovenbäume bilden keine eigene Gattung, sondern gehören verschiedenen, den Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliophyta) zugeordneten Pflanzenfamilien an.

Rote Mangrove (Rhizophora mangle)

Dieser Mangrovenbaum ist wahrscheinlich der bekannteste. Er ist entlang der amerikanischen Küste zwischen Florida und Brasilien sowie in Westafrika häufig zu finden. Diese sehr dominante Art verdrängt sogar andere Mangroven, ist überaus robust und anpassungsfähig.

Tipp:

Wer Mangroven als Zimmerpflanze bzw. in einem Aquarium kultivieren möchte, sollte es mit dieser vergleichsweise leicht zu kultivierenden Art versuchen. Unter entsprechenden Bedingungen zeigt Rhizophora mangle zudem Zwergwuchs, bleibt also ansprechend klein.

Schwarze Mangrove (Avicennia germinans)

Diese zu den Akanthusgewächsen (Acanthaceae) zählende Mangrovenart bildet häufig zusammen mit der Roten und der Weißen Mangrove weite Wälder entlang der amerikanischen und westafrikanischen Küsten.

Orientalische Mangrove (Bruguiera gymnorhiza)

Manchmal als fälschlicherweise als „Karibik-Mangrove“ bezeichnet, kommt diese Art ausschließlich in Westafrika, Asien sowie Australien und Ozeanien vor. Ihren Namen verdankt sie ihrem ursprünglichem Verbreitungsgebiet im Mitteleren Osten, wo sie allerdings bereits seit einigen Jahrzehnten ausgestorben ist.

Mangrove

Gestelzte Mangrove (Rhizophora stylosa)

Eng mit der Roten Mangrove verwandt, kommt diese Art vornehmlich entlang der indischen und pazifischen Küsten von Indien bis nach Samoa vor. Ihren Namen verdankt Rhizophora stylosa den ausgeprägten Stelzwurzeln, die für Stabilität im schlammigen Untergrund sorgen sollen.

Weiße Mangrove (Laguncularia racemosa)

Als einzige Mangrovenart gehört die Weiße Mangrove der Pflanzenfamilie der Flügelsamengewächse (Combretaceae) an. Sie ist an den amerikanischen und westafrikanischen Küsten beheimatet.

Graue Mangrove (Avicennia marina)

Auch diese Mangrove wird manchmal als „Weiße Mangrove“ bezeichnet, hat ihre Heimat jedoch an der Ostküste Afrikas sowie entlang der Meeresküsten Asiens und Australiens. Sie besitzt von allen Mangrovenarten das größte Verbreitungsgebiet.

Nipapalme (Nypa fruticans)

Mangroven bilden nicht nur baum- oder strauchförmige Wuchsformen aus, es gibt darunter auch Palmen. Diese besitzen zwar einen verholzenden Stamm, zählen jedoch trotzdem nicht zu den Bäumen. Stattdessen bilden sie eine eigene Gruppe, denn ihr Stamm weist, im Gegensatz zu „echten“ Bäumen, kein Dickenwachstum auf. Die Nipapalme mit ihren charakteristischen, großen Blättern kommt ausschließlich in Südostasien vor.

Die Mangrove als Zimmerpflanze

Unter bestimmten Voraussetzungen können manche Mangrovenarten als Topfpflanze oder als Bestandteil eines Süß- oder Salzwasseraquariums kultiviert werden. In ihrem natürlichen Lebensraum erreichen viele Mangrovenbäume eine Höhe zwischen 25 und 30 Metern sowie ein Alter von bis zu 100 Jahren. Unter ungünstigen Wachstumsbedingungen sowie in „Gefangenschaft“ bleiben die meisten Bäume allerdings zwergwüchsig. Zudem kann ein gegebenenfalls starkes Wachstum gut durch einen regelmäßigen Rückschnitt kontrolliert werden, so dass die Pflanze nicht allzu groß werden und ihren Wachstumsrahmen sprengen dürfte.

Voraussetzungen

Mangrove

Damit der Mangrovenbaum nicht innerhalb kürzester Zeit eingeht, sollten die folgenden Voraussetzungen gegeben sein:

  • Lufttemperatur ganzjährig zwischen 25 und 30 °C
  • Wassertemperatur ganzjährig mindestens 20 °C
  • manche Arten benötigen zwischen 24 und 26 °C
  • Bodentemperatur ganzjährig zwischen 23 und 25 °C
  • Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 80 °C
  • täglich 10 bis 12 Stunden Beleuchtung
  • künstliche Beleuchtung zwingend notwendig
  • spezielle Mangrovenerde und -dünger verwenden!

Diese Angaben gelten für alle im Topf oder Aquarium kultivierbaren Mangroven.

Mangroven im Topf kultivieren

Angesichts der erforderlichen Voraussetzungen dürften wohl nur wenige Liebhaber ihre Mangrove auf der Fensterbank kultivieren können. Insbesondere die Luftfeuchtigkeit und -temperatur dürften sich nur schwer ganzjährig erhalten lassen.

Mangrovenkultur im Aquarium oder Terrarium

Daher empfiehlt sich eine Kultur im besser kontrollierbaren Süß- oder Salzwasseraquarium bzw. Tropenterrarium. Als Substrat sollte kein organisches, sondern anorganisches Material wie beispielsweise Sand oder Kies verwendet werden. Auch in Hydrokultur gedeihen so gepflegte Mangroven sehr gut.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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