25jähriger Flieder - Veränderung der Wuchsform

[Gardenia-Bavaria]

Vor 4 Jahren übernahm ich mit meinem Garten diesen wunderschön lilablühenden Flieder. Leider ist seine Krone Y-förmig gewachsen. Ich habe in den vergangenen Jahren schon durch Verschnitt erreichen können, daß er etwas buschiger wächst - aber eine rundere Krone ist nicht entstanden und ich will ihn auch nicht völlig runterschneiden.

Letztes Frühjahr legte ich diese Gurte an. Ich habe sie mit breiten Lederbändern unterfüttert, damit die Rinde nicht aufscheuert. Nach einem halben Jahr habe ich nachgezogen, 2 Ratschenstriche im Herbst nämlich. Ich wollte (sobald wieder Saft auf den Ästen ist) erneut 2 Hiebe nachziehen. Und dann halbjährlich so weiter.

Kennt sich jemand damit aus, ob der Flieder das so verträgt? Ob ich seltener oder öfter nachziehen sollte. Und weiß vielleicht jemand Baumkundiges, ob die Gurte immer dranbleiben müssen oder in einigen Jahren wieder ab können?

Ich danke Euch für Eure Tipps, liebe Gartenfreunde!
Maggie

 

[Katti]

Ich würde nicht versuchen, diesen alten schönen Fliederbaum umzuerziehen. Eine kugelförmige Krone wirst du bei deinem älteren Exemplar ohnehin nicht mehr erreichen. Im Garten meiner Eltern stehen mehrere solcher alten Fliederbäume und die sehen vom Wuchs her alle so aus wie deiner. Das ist die normale Wuchsform von Flieder. Fliederbäume mit runder Krone hab ich auch noch nicht gesehen. Das Holz von Flieder ist sehr hart und neigt zur Rissbildung. Durch die Spanngurte riskierst du Bruchstellen.


Ich würde bei diesem alten Baum auch das Dranrumschnibbeln sein lassen, damit regst du das Ausläufertreiben an, und die sind ja bekanntermaßen ziemlich lästig. Am besten wächst Flieder, wenn du ihn einfach in Ruhe lässt.


Freu dich lieber, dass du so einen wunderschönen Baum hast, das isser nämlich wirklich!

 

[Rosabelverde]

Da hast du dir ja viel Arbeit gemacht. Ob der Flieder das so aushält, kann ich nicht beantworten, stimme aber mit Katti überein: ich würd's lassen.

Hab hier auch alte Fliederbäume, die noch nie eine runde Krone hatten und meinetwegen auch nicht brauchen, um schön auszusehen. Dein Fliederbaum könnte allenfalls nach der Blüte ein bisschen fachmännischen Rückschnitt vertragen.

 

[Gardenia-Bavaria]

Vielen Dank für die Antworten. Wäre mein Garten etwas größer, würde ich ja auch sagen: soll er halt wachsen, wie er will. Aber für meinen wirklich kleinen Garten, der noch dazu ein Nordgarten ist, ist dieser Baum einfach viel zu ausladend. Da ich gerne diesen Baum UND eine Wiese haben möchte, muß er kompakter werden. Meine Wiese ist wirklich sehr klein und wenn sie wenigstens nachmittags etwas Sonne bekommen soll, habe ich leider nur die Wahl zwischen Erziehen oder dem Absägen des vorderen Astes. Und dieser hat gerade die meisten Blüten, ich würde ihn also nur ungern entfernen.

Mir geht es darum, den Baum so schonend wie möglich schmaler zu bekommen ohne Äste zu verlieren. Daher meine Bitte um Tipps. Vielen Dank noch einmal für Euer Interesse!

 

[Rosabelverde]

Verstehe. Ich finde, das spricht doch erst recht für einen Rückschnitt nach der Blüte, aber lass es bitte von einem Fachmann erledigen. Alte Flieder können beim Schneiden zickig werden. Meiner hier hat sich nach dem Kleinersägen mal einen neuen Stamm-Teil geleistet und dafür einen anderen eingehen und rotten lassen. (Ich hab ihn etwa 1 m hoch stehenlassen, weil in dem morschen Holz Wildbienen hausen.) Auch ein Haupt-Ast ist vertrocknet, der musste letzte Woche endgültig ab, ist ein etwas blödes Loch in der Krone, doch hoffentlich treiben andere Äste dadurch etwas höher und füllen die Lücke.

Eigentlich soll man ja die abgeblühten Blütenstände abschneiden, damit der Flieder keine Energie in die Samenbildung stecken muss. Soweit ich drankomme, tu ich das, aber hoch genug komme ich ohne ausladende Leiter leider doch nicht. Wenn der Flieder also besonders üppig geblüht hat, sind im nächsten Jahr nur halb so viele Blüten dran. Ist normal, also sei nicht enttäuscht, wenn dein Flieder dieses Jahr nicht so schäumt wie zuvor. Wünsche dir trotzdem viel Freude mit ihm.

 

[Hero]

Auch ich habe nicht so viel Platz und schneide deshalb meinen Flieder alle 5 Jahre
zurück. Bei Deinem Exemplar würde ich den ausladenden Ast komplett wegnehmen. Das kannst Du nach der Blüte machen. Neutriebe kommen dann aus dem dicken Hauptstamm und sollten ausgedünnt werden. Das heißt, daß Du die Neutriebe, die entweder zu dicht stehen oder in die falsche Richtung wachsen, entfernen kannst. Beim Rückschnitt von Flieder muß bedacht werden, daß die Neutriebe mindestens 1,5 wachsen und dann Blüten ansetzen. Die Blüten kommen erst im 2. Jahr. Ich säge daher in zwei Etappen: in einem Jahr die längsten Äste raus, ungefähr die Hälfte, und im nächsten dann die restlichen alten Äste.
So hast Du trotzdem Blüten!
LG von Hero

 

[Gardenia-Bavaria]

Abermals vielen Dank. Wegen der abgeblühten Blütenstände habe ich mir vorletztes Jahr eine 3m-Teleskop-Schere gekauft. Da ich sie ausschließlich hierfür brauche, habe ich die billigste (16€) genommen, die ich im Internet finden konnte. Das klappt ganz gut, die ist zwar nicht die stabilste - aber für die Blütenreste reicht es, ich komme auch fast bis ganz nach oben. Für den letzten fehlenden Meter stellt mein Mann mir dann ein Malergerüst unter den Baum, das funtkioniert prima. Ich muß auch sagen, daß die Pflege sich enorm auszahlt, der Baum blüht von Jahr zu Jahr schöner.

Hier ein Bild aus dem ersten Jahr. Ein neueres mit Blüten hab ich leider nicht. Den hohen Ast über dem Dach des Gartenhauses hab ich vor 2 Jahren kappen lassen. Ich erhoffte mir dadurch einen Neuaustrieb weiter unten. So richtig geklappt hat das bisher nicht, aber vielleicht dieses Jahr. Der Ast ganz rechts im Bild ist inzwischen deutlich über die Wiese gewachsen (er ist das Sorgenkind). Das konnte ich durch die Gurte stoppen. Aber vielleicht habt Ihr Recht und ich sollte ihn abschneiden lassen. Es tut mir nur so leid um die schönen Verzweigungen. Es ist echt der buschigste Teil meines Baumes. Allerdings tut das regelmäßige Scheiden und Düngen dem Baum so gut, daß er es vielleicht bald aufgeholt hätte. Und dann käme ich auch wieder an die Blüten heran, die inzwischen zu hoch sind, um "die Nase reinzustecken und zu lächeln"

Insges. hab ich das Pech, einen Garten rekultivieren zu müssen, in dem Jahrzehnte nichts gemacht wurde. Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig.

 

[Rosabelverde]

Insges. hab ich das Pech, einen Garten rekultivieren zu müssen, in dem Jahrzehnte nichts gemacht wurde.

Geht mir genauso. Ist Pech, aber auch Glück zugleich, man findet manche Schönheiten schon vor. Dein Flieder sieht phantastisch aus!