Zu "großblumig" fällt mir eine Begebenheit aus meiner Kindheit ein.
Mein Vater war von Beruf Schneider und obwohl er nicht in seinem Beruf tätig war, nähte er für uns Kinder und die Verwandtschaft und für die Nachbarn und gute Bekannte änderte er auch mal das eine oder andere Kleidungsstück.
Eines Tages stand unsere Nachbarin vor der Tür und fragte, ob er ihr ein Kleid nähen könne, sie wolle zur Jugendweihe.
Mein Vater erklärte ihr, wieviel Stoff sie in etwa besorgen müsse.
Na jedenfalls wurde es knapp mit der Zeit und mein Vater fragte dann mal nach, ob sie schon Stoff hätte.
Sie sagte, sie hätte noch nicht das bekommen, was ihr so vorschwebte.
Vater entgegnete, sie müsse sich nun mal langsam entscheiden, denn die Näharbeit samt Anproben würden ja auch noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen und so nebenbei hätte er ja auch noch eine Schichtarbeit, der er nachgehen müsse.
Und so geschah es, daß sie an einem Samstag Morgen ganz unverhofft bei uns klingelte und stolz zwei große Stoffbahnen über der Schulter hatte.
Sie hatte kurzentschlossen die Übergardinen vom Wohnzimmer abgehängt.
Schwarzer Untergrund mit riesigen gelben Sonnenblumen.
Die geringe Breite des Stoffes ließ sich nur schwer zu einem günstigen Muster verarbeiten. Schließlich sollte ja nicht am Ende eine halbe Sonnenblume ihren breiten Hintern und eine andere halbe Blume ihren üppigen Busen zieren.
Vater gab sein Bestes. Am Ende prangte auf jeder Brust eine Sonnenblume und sie fand sich dem Anlaß angemessen, richtig toll geleidet und meinte, sowas hätte schließlich keine.
