Gemüsebeet reaktivieren, Neuling, viele Fragen

[Gulab]

Hallo allerseits,

letztes Jahr habe ich schon mal gepostet, vielleicht hast jemand gelesen.
Alter Thread (mit Photos): http://www.hausgarten.net/gartenforum/gartengestaltung/68057-20-jahre-alten-garten-umgestalten-dhh.html#post1357476
Hab im Herbst eine DHH mit Garten neu bezogen. Ein Gemüsebeet war schon "dabei", auch 2 Weinreben, sonst ist eher rasen und Hecke vorherrschend. Im Januar habe ich ein Baby bekommen, deshalb war jetzt auch nicht viel los mit Pflanzplänen etc.
Jetzt kann man Baby mal stundenweise im Kinderwagen mit rausnehmen, daher will ich jetzt mal den Gemüseanbau wagen. Erfahrung hab ich nur in Topfkultur, Tomaten im Kübel z.B. , auch mal Salat im Balkonkasten.

Also, das Beet ist 4 x 2,5m, in Nord-Süd-Ausrichtung. Auf der Ostseite ist es halb durch die Garagenwand begrenzt. Ich weiss nicht, wie das Beet bisher bepflanzt war uznd ob / wie es aufgeteilt war. Der Vorreiter hat die einsame Rosenkohlpflanze und den Schneckenzaun bei Auszug entfernt.
Ca 2x 1m sind mit Erdbeerpflanzen besetzt, weiß nicht wie alt die sind. Viele Blätter sind komisch gesprenkelt (krank?).
Der Boden hier ist eher lehmig, teils krümelig, teils pappig und eher schwer als sandig. Bodenprobe hab ich noch nicht gemacht. Es gibt einen Komposthaufen, den ich auch nutze. Sollte demnächst etwas Komposterde nutzbar sein, aber nicht in rauen Mengen.
Kräuterbeet ist extra.

Ok, nun die Fragen:
1) ich möchte gerne eher biologisch gärtnern, Mischkultur/Fruchtfolge. Wie wäre es zweckmässig, das kleine Gemüsebeet einzuteilen?

2) gewünschte Pflanzen: Karotten, Erbsen, Bohnen, Salat, Tomaten, Chili, Radieschen, Zwiebeln, Knoblauch. Erbeeren sind weiterhin gewünscht.
Evtl. Kartoffeln, Gurken, auch mal nen Versuch mit irgendwas ausgefallenem, Okra z.B. oder Süßkartoffeln, weiß nicht ob das geht.

Soll ich am besten Reihen ziehen oder das Beet vierteln? Soll ich die Erdbeeren erst mal lassen wo sie sind oder versetzen oder rausreissen und neu ziehen (aus Auslegern)?

Ich habe mir schon mal folgende Samen zugelegt: Radies "Flamboyant 3", Markerbsen "Adriana", Buschbohne "Sotexa", Möhren "Purple Haze".

Ich denke, die Karotten und die Radieschen könne demnächst raus. Zwischen die Karotten dann Zwiebeln wegen der Fliegen? Brauch ich ein Vlies?
Wohin dann die Erbsen und Bohnen? Zusammen?
Tomaten dachte ich, pflanz ich an die Wand, da haben sie die Wurzeln im Beet und ein bisschen Regenschutz durch Dachüberstand.

Ich werd sicher nen Schneckenzaun brauchen…

Wann Kompost ausbringen?

Was würde noch in meine Zusammenstellung reinpassen? Kohl zb essen wir wenig, brauch ich eigentlich dieses Jahr gar nicht.

Bitte helft mir, ich möchte unbedingt dieses Jahr mein erstes Gartengemüse ernten.

Liebe Grüsse an alle,

Myriam - Gulab

 

[thomash]

Traube schneiden
Die Trauben auf 2 Augen zurückschneiden. Pass aber dabei auf, sollte diese zu bluten beginnen, dann ist es für das Schneiden zu spät. Dann würde ich sofort aufhören und lieber nächstes Jahr schneiden bzw. Sommerschnitt.
Den / die Triebe die noch länger werden dürfen stehen lassen alle Seitentriebe auf 2 Augen.

Zum Boden:
Ich liebe den schweren Boden, da wächst vieles. Schweirig ist es mit Unkraut zupfen, daher würde ich entweder um die Pflanzen herum mulchen oder mit Bodendecker arbeiten oder aber regelmäßig einmal wöchentlich lockern.

Erdbeerbeet
Ich würde es zunächst mal stehn lassen und abwarten wie es trägt. Man kann dann nächstes Jahr immer noch etwas neu machen oder mit Ablegern an ANDERER STELLE ein neues Beet aufmachen.

Mischkultur
Deine gewünschte Bepflanzung passt auf den ersten Blick gut zur Mischkultur.
Recheriere einfach über das Internet was Stark- Mittel und Schwachzehrer sind.
Teile dann dein Beet in drei Teile und bepflanze diese entsprechend.
Ich persönlich bin kein Freund der Mischkultur insbesondere in einem solch kleinen Gemüsegarten. Stattdessen empfehle ich die bunte Mischkultur
http://www.hausgarten.net/gartenfor...unte-mischkultur-statt-reihenmischkultur.html
Dies ist aber kein erprobtes Verfahren obwohl ich selbst damit gute Erfahrungen gemacht habe.
Wenn du bei der Reihenmischkultur bleiben willst achte auch auf Gute und Schlechte Nachbarn.
Erbsen kannst du im Haus vorziehen und ab Anfang April ins Beet. Auch Salat kann man schon früher beginnen. Wenn es dann mal kalt wird bestmöglich mit Pflanzenvlies schützen. Wobei sowohl Salat als auch Erbsen -1 - -3 Grad durchaus auch ohne Schutz überlebt. Gefährlich bleibt es jedoch weil bisweilen kalte Winde die tatsächliche Temperatur deutlich senken kann.

Erbsen und Bohnen gehören natürlich nicht zusammen. Schau einfach mal nach guten und schlechten Nachbarn dort siehst du was zusammen passt.

Düngen
Kompost kannst du jetzt schon ausbringen aber nur in dem Teil indem du Starkzehrer ausbringen willst. die anderen Bereiche bleiben ungedüngt.
Bei der bunten Mischkultur in alle Beet weniger ausbringen und dann die Starkzehrer einzeln zusätzlich düngen.

Schnecken
Das effektivste ist aus meiner Sicht Schnecken absammeln. Am besten Stellen mit Gemüseresten auslegen, denn dort tummeln sich die meisten Schnecken. Wenn es schlimm ist, dann kann man auch mal mit Schneckenkorn nachhelfen aber möglichst nur auf die Wege nicht zwischen das Gemüse.
Schneckenzäune hab ich noch nie verwendet einige halten sie für gut andere für schlecht. Mit sicherheit dürften sie bei Dir nicht ausreichen, denn in der Erde deines Beetes werden selbst schon eine Menge Schnecken verborgen sein.

Noch Fragen?

 

[Gulab]

Wow, danke! Das ist ja mal ne ausführliche Antwort.

Wenn ich jetzt zB Karotten säe mit Zwiebeln als Nachbarn und Dill und Salat, müssen dann auch Dill und Salat gute Nachbarn sein? Also, muß ich alle Partner miteinander checken, ob's passt?

Und wenn ich jetzt Karotten säe, die dann in 20 Wochen ernte (kommt hin, oder?), dann kann danach ja evtl. noch was anderes an die Stellen, was schnell reift, oder Feldsalat oder so, das muß dann auch zu den noch vorhandenen Partnern passen, oder?

Wenn man zur Saisonverlängerung nachsät, zB Radieschen, kann man das an die selbe Stelle säen oder muss das woanders hin?

Ich find's echt kompliziert!

 

[thomash]

Du hast es verstanden - und schon jetzt gemerkt, dass das ganze reine Theorie ist und mit der Praxis wenig gemein hat.

Ich kenne keinen Gemüsegärtner der nicht ständig gegen die Regeln verstößt.

Gerade in solch einem kleinen Gemüsegarten ist es fast unmöglich alle Regeln zu beachten.

Anderst bei der bunten Mischkultur, die sich quasi an keine Regeln hält. Mit der bunten Mischkultur kenne ich fast keine Braunfäule (kommt erst kurz vor dem Frost), Mehtau hatte ich im riesigen Garten nicht, wenig Probleme mit Schädlingen und / oder anderen Krankheiten und dies bei gleichzeitiger Ertragssteigerung im Vergleich zur Mischkultur.
Zusätzlich weniger Unkraut , weniger gießen, weniger düngen kurzum weniger Arbeit.

Immer wieder habe ich dann erfahrene Hobbygärtner durch meinen Garten geführt, die mit aufgerissenen Augen staunten was bei mir alles wächst. Dazu kommen noch die Blümchen die zwischen dem Gemüse den Beeten Farbe verliehen.

Leider kann ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so intensiv gärtnern, sonst würde ich es heute noch so machen.

 

[tihei]

Fertige Beispiele für Mischkulturen und Fruchtfolgen findest du in einem guten Gartenbuch. Selber raussuchen und prüfen aller Einzelpunkte ist gar nicht nötig, sowas kann man später mal machen, wenn das Interesse am knobeln und planen geweckt ist.

Die Sorte 'Purple Haze' ist, wie die meisten anderen violetten Möhren auch, nicht schossfest und daher für die frühe Aussaat ohne Beheizung ungeeignet. Damit die Jungpflanzen keinen Kältereiz erfahren, der die Pflanze in den „Blühmodus“ versetzt, solltest du das Saatgut erst nach dem letzten Frost aussäen.
Für die frühe Aussaat empfehlen sich Treibsorten wie 'Gonsenheimer' oder 'Duwicker' und die Verwendung eines Vlies'. Zum Anbau auf schwerem Boden kann man kürzere, stumpfkegelige Sorten wie 'Duwicker' oder 'Chantenay' wählen oder niedrige Dämme aufhäufeln. Bei gerade mal 10m² könnte man aber auch eine Ladung Sand und ggf. Torf holen um die obersten Zentimeter Boden dauerhaft etwas lockerer zu machen... andere Kulturen profitieren ebenfalls davon.

Die Kultur in geordneten Reihen ist sehr ratsam, weil man dann schnell und einfach mit der Hacke durchgehen kann und die Kulturen bedarfsgerecht gedüngt und gewässert werden können, sodass am Ende der Ertrag stimmt.

Die alten Erdbeerpflanzen würde ich ganz rauswerfen und dann neugekaufte, gesunde Frigopflanzen an einen anderen Ort setzen.

Kompost im Herbst oder Frühjahr vor den Starkzehrern ausbringen, Kalk nicht vergessen und bis zur Aussaat etwas zeitlichen Abstand halten.

 

[thomash]

aber wieso Frigopflanzen (das sind Pflanzen die eingefroren waren)

Zugegeben ist die Wahrscheinlichkeit höher dass diese in diesem Jahr Ertrag bringen aber noch ist es so früh dass man auch normale Setzlinge auspflanzen kann und Früchte bekommt.

 

[tihei]

Weil die Frigopflanzen wurzelnackt und von sofort erkennbar hoher Qualität sind. Getopfte Erdbeeren sind leider oft Ausschussware.

 

[thomash]

Von einem namhaften Züchter kann man durchaus auch "normale" Pflanzen kaufen.
Ich kaufe meine meistens übers Internet direkt beim Züchter Hummel in Stuttgart.

 

[tihei]

Die Erdbeerpflanzen werden sortiert. Die guten (starkes Herz) gehen als Frigopflanzen an qualitätsbewusste Kunden, der Ausschuss wird getopft und an unwissende verkauft. So bekommt jeder genau das, was er erwartet und alle sind zufrieden.