Hat jemand eine Studie oder Beobachtung gemacht, ob es etwas bringt, wenn man große Kartoffel einlegt in die Reihe, oder ob es egal ist, und man auch ganz kleine Kartoffel einlegen kann?
Und ist dann die Ernte gleich groß, oder ist das zu einander proportional?
Auja, eine super Gelegenheit zu Fachsimpeln. Aaaalso... (vorsicht lang).:d
Ganz allgemein: Ab einer gewissen Mindestpflanzgröße (d.h. Sehr kleine Pflanzkartoffeln haben zu wenig Reserven) hängt die Größe der Ernteknollen im wesentlichen von der Anzahl der Triebe pro Quadratmeter ab. Viele Triebe erbringen viele, aber kleinere Ernteknollen. Wenige Triebe erbringen wenige, aber größere Ernteknollen.
Je größer die Pflanzkartoffel ist, desto mehr Triebe wachsen aus ihr (und zwar sowohl aus den sichtbaren äußeren Augen, als auch aus schlafenden Augen). Jeder Trieb bildet dann seitliche Ausläufer (Stolone), an denen die Knollen wachsen.
Eine große Pflanzkartoffel bringt daher eine größere Anzahl an Tochterknollen hervor, weil sie eine größere Anzahl Triebe bildet als eine kleine Pflanzkartoffel.
Für die Größe der Ernteknollen spielt der Ansatzzeitpunkt, die verfügbaren Düngenährstoffe und die Wasserversorgung (ganz wichtig!) eine große Rolle.
Eine große Pflanzkartoffel bringt aber keinen Dünger mit und ändert auch die Wassersorgung nicht. Für die zusätzliche Anzahl an Knollen stehen daher weniger Nährstoffe und weniger Wasser zur Verfügung.
Es müssen große Pflanzkartoffeln mit größerem Abstand gelegt werden als kleinere Pflanzkartoffeln, um die gleiche Größensortierung zu bekommen, wenn nicht zusätzlich gedüngt und gewässert wird.
Bei gleicher Kulturlänge gilt...
Relativ große Pflanzkartoffeln oder dicht gepflanzt = dichter Besatz = viele, aber kleinere Knollen.
Normale Pflanzkartoffeln weiter gepflanzt = lockerer Besatz = weniger, aber größere Knollen
Lässt man den Kartoffeln (z.B durch Spritzen mit Strobi) länger Zeit zum wachsen und ist genug Dünger und Wasser vorhanden, so werden auch die vielen kleinen Kartoffeln immer größer.
Wieviele Triebe die einzelne Pflanzkartoffel hervorbringt, hängt auch von ihrem „gefühlten“ Alter ab. Je ungünstiger die Lagerbedingungen, desto schneller altert die Pflanzkartoffel und desto weniger Triebe bringt sie hervor. Durch warme, trockene Lagerung kann man die Pflanzkartoffel gezielt altern, damit sie besonders wenige Triebe entwickelt. Diese bringen dann zwar besonders wenige Knollen hervor, welche aber konkurrenzlos schnell heranwachsen. Eine geschickte Vorgehensweise für besonders frühe Frühkartoffeln oder große Ofenkartoffeln (letztere mit größerem Pflanzabstand und langer Kulturzeit, siehe oben).
Weil alle Kartoffelpflanzen den Boden nicht sehr dicht durchwurzeln und daher die Düngenährstoffe nicht gut erschließen können, wachsen aus zu kleinen Pflanzkartoffeln nur zierliche Pflanzen heran, die den Rückstand durch die fehlenden Reserven aus der kleinen Knolle nicht mehr aufholen. Aber eine brauchbare Ernte gibt es trotzdem. Es war in Hungerjahren nicht unüblich, nur die Schalen mit kleinen Resten um die Augen herum auszuschneiden und auszupflanzen und den inneren Rest der Pflanzknolle zu verspeisen. Ebenso kann man zu große Pflanzkartoffeln vor dem legen zerteilen, falls man keine Probleme mit Krankheiten hat.
Kommerziell erhältliche Pflanzkartoffelgrößen und Pflanzabstände sind nicht auf den Mengenertrag optimiert, sondern auf ein möglich hohes Einkommen des Bauern. Der Landwirt will genau die Knollengrößen und -qualität mit den verfügbaren Mitteln ernten, die sich zu Zeitpunkt der Ernte sehr gut verkaufen lassen und keine Riesenmenge an zu kleinen oder zu großen Knollen (="dümmster Bauer").
Um größere Knollen und weniger Untergrößen zu ernten, pflanzt man nicht zu dicht, düngt ganz zu Beginn der Blüte einmal und wässert danach stets bei Trockenheit, weil der Wasserbedarf mit der Blüte besonders ansteigt und bis zur Ernte hin hoch bleibt. Bei regelmäßiger Wasserversorgung liefert der Boden dann auch genug Nährstoffe aus dem Abbau von organischer Substanz, sodass weitere Düngung nicht notwendig ist. So erreicht jede angesetzte Knolle eine gute Größe und ein neuer Ansatz von späten Miniknollen durch Feuchtigkeitsschwankungen wird vermieden. Ganz effektiv geht das z.B. mit Tropfrohr, wie es angesichts exorbitanter Pacht- und Hektarpreisen schon bei einigen süddeutschen Landwirten im Einsatz ist.
Falls näheres Interesse besteht: Das ist alles gut erforscht mit vielen Veröffentlichungen. In der DDR gab es auch so Heftchen „Kartoffelbau mit großer Chemieferkelei“ (vielleicht Ebay?).
Irgendwo im Internet müsste es auch einen Leitfaden mit einfachen Erklärungen zum Runterladen geben.
Es heißt übrigens, Kartoffeln setzen. :grins:
Ich bin für Legen.:grins: