Ich hab keine Ahnung, ob sich Kartoffelanbau ohne Fungizid im Schnitt überhaupt lohnt. Sie sind gleich anfällig wie Tomaten. Im Unterschied zu den Tomaten stehen sie aber in der Regel ungeschützt und vom Wuchs her isses auch mehr einen "Dschungel".
Gibt da diesen lustigen Fall, der vor paar Jahren mal in der Zeitung kam, glaube war irgendwo Neu-Ulm oder so. War so ein Öko-Bauer, hatte Kartoffeln auf dem Acker. Gespritzt hat er nix. Als dann die Braunfäule "über Nacht kam", hatten die Kartoffelkäfer nix mehr zu futtern. Da müssen dann Massen an Kartoffelkäfern ins nahe gelegene Dorf gezogen sein. Und fertig war die Story für die Zeitung...
Zu den Tomaten: Also wenn du Dir Sorgen machst, ob du mit den jetzt befallenen Tomatenpflanzen weitere anstecken kannst, muss ich sagen: Klar, natürlich das ist möglich. Aber ich muss dann auch sagen: Die Pilzsporen sind in unserer Region bei solch einer Witterung sowieso immer in der Luft. So bist du auch zu deiner Infektion gekommen. Ob du die befallenen Pflanzen ziehst, oder nicht. Ich glaub, das macht nicht
den Unterschied, wenn es um das Risiko geht weitere zu infizieren.
Vorrausgesetzt natürlich dass diese befallenen Pflanzen keinen "extremen Ganzpflanzen-Befall" haben. Das würde natürlich zu einem hohen Befallsdruck umliegender Pflanzen führen.
Vielleicht war ich bissl voreilig, Stängelfäule ist nämlich nie gut. Aber wenn ich so überlege, beobachte das einmal aufmerksam weiter. Kannst ja auch versuchen, mit einem Messer die Fäule oberflächlich vom Stängel abzukratzen. Meist steckt die Fäule (unsichtbar) schon tiefer im Stängel, aber du trägst immerhin oberflächlich etwas Braunfäule-Substanz ab. Kann dem Immunsystem der Pflanze nur dienlich sein, und die Sporenträger schabst du dadurch auch ab.
Ob sich die Pflanze retten lässt bleibt fraglich. Erlebt hab ich das aber schon, dass eine Braunfäule-Infektion auch bei Freiland-Tomaten komplett ausheilen kann. Dann darf aber der Befall nicht zu intensiv sein, das Wetter muss wieder umschwenken (bestenfalls in Richtung Hitze) und die Pflanze muss vital sein (also kein Nährstoffmangel, etc.).
Unabhängig von einer Wetterbesserung hab ich das Ausheilen auch schon bei Kübel-Tomaten beobachtet, nach dem ich sie an einen regenfreien Standort umgestellt habe. Das Immunsystem dieser Pflanzen musste sich in der Folge nicht mehr auf neue ankommende und auskeimenden Sporen konzentrieren (da diese auf dem trockenen Blatt nicht mehr keimen konnten), sondern konnten die bestehenden Infektionsstellen angehen.
Kurz: Ein nachträglich aufgebauter Regenschutz könnte ich mir vorstellen, kann noch helfen. (Garantieren kann ich es natürlich nicht).
Vielleicht kannst ja was zusammennageln. Denk aber dran: Regenschutz muss luftig bleiben (auf gar kein Fall so Tomatenkondome, wie man sie oft sieht). Sonst hast ja wieder feuchte oder nasse Pflanzen...
Plan B (oder Plan A?): Systemisches Fungizid...
Plan C: Stecklinge aus Geiztriebe gewinnen...
Wegen der Infektion auf Erdnähe: Das ist ein Indiz, dass es da besonders nass oder feucht sein muss. Sei es durch Gieß- bzw. Spritzwasser. Oder wegen den Blättern. Viele Gärtner entfernen die untersten Blätter, wenn die Pflanzen größer sind, damit Luft hin kommt. Und eine andere Methode ist es kleine Töpfchen in die Erde einzubuddeln und da rein zu gießen. Ich hab hier einen Tropfschlauch. Dadurch hab ich auch kein Spritzwasser und der Stängel wird auch ned nass.
Paprika bekommen Braunfäule nur in ganz, ganz seltenen Einzelfällen. So selten, dass das vermutlich die meisten garnicht wissen. Regen macht ihnen zum Glück recht wenig. Um die brauchste keine Angst haben.
Kürbis bekommen die Braunfäule auch nicht.
Wie macht sich die Tribelli im Vergleich zur Yolo Wonder bei Dir?
Achja, die Sache mit der Königsblüte an Paprika kennste?
Grüßle, Michi