Hallo Orangina, gute frage: was macht man bei einem Erdbeben?
Erster September ist immer Gedenktag des grossen Bebens 1923. (was sich ja wiederholen soll nach Berechnungen)
An diesem Tag finden immer Uebungen statt, da stellen sie einen Erdbeben simulator Wagen auf, vorne offen und drinnen eingerichtet wie ein Zimmer, Tisch, Stuehle und da kannst du das Beben am Simulator erleben.
Ich hab es einmal bei 6.5 probiert.... na danke! aber immer wieder machen sie Erdbeben drills in der Schule und auch anderen Plaetzen. Und es wird den Leuten immer wieder eingeschaerft sich genau an die Anweisungen zu halten. No thanks.... Ich wuerde mich mehr auf meinen Selbsterhaltungstrieb verlassen als auf irgendeinen Japaner.
Es gibt auch ueberall Evakuierungsplaetze, wo du dich aufhalten kannst, wo dir nichts auf den Kopf fallen kann.
Die sollte man schon auswendig wissen. Dann gibt es auch Not Wasser Stellen fuer Trinkwasser, Strassen, die speziell fuer Einsatzfahrzeuge freigehalten werden muessen usw.
Ich bin da etwas anders als die meisten Japaner. Wenn es sein muss, kann ich sehr schnell schalten.
Aber klar, wenn ich im Schlaf ueberascht werde wie damals in Kobe, da ist auch nix drin. Ich glaube das war um 5 Uhr morgens. Aber wenn ich wach bin sieht as anders aus. Damals beim Fukushima Beben hatten wir in Tokyo 5.5-6. Und das war kurz vor 14 Uhr.
Mein erster Gedanke waren meine Monitoren, die ich gehalten habe. Dann kam der naechste Stoss und ich hatte nur noch einen Gedanken-RAUS. Draussen hasst du zumindest mehr bewegungsfreiheit. Oh Je- Genau gegenueber ist ein riesiger Beton Pfosten des Elektrizitaetswerkes.. Wenn der umfaellt.....
Aber nach einiger Zeit wurden die aftershocks weniger.
Mir taten die Japaner leid, die bei der Arbeit waren und weit weg wohnten.
Die mussten zu fuss nach hause gehen (viele die ganze Nacht) und sie wussten nicht was sie zu Hause (wenn es ueberhaupt noch eines gab,) vorfanden. Das ganze Telefon Netz war abgeschaltet also hatten sie keine Ahnung wie es zu Hause aussah. Und dann die ganze Nacht durchlaufen. Fahrraeder waren schnell ausverkauft oder gestohlen worden.
Und das ganze Transport System stand still.
Aber was danach kam, war noch viel schlimmer........ eigentlich hat uns nur eines gerettet: der Wetterumschwung bzw. der Wind hat gedreht.
An sich sollte der Wind von Fukushima in Richtung Tokyo (250km entfernt) blasen.
Der haette das saugiftige Plutonium, das ausgestroemt ist, nach Tokyo geblasen.
Ich wurde von einem Spezi gewarnt, der bei der Atomkommision in Wien arbeitete. Er sagte, wenn der Wind das Plutonium nach Tokyo blaesst, dann schau zu, dass du so weit weg bist wie moeglich.
Wenn bei den 36 Millionen eine Panik ausbricht, gibt es auf den Bahnsteigen Mord und Totschlag um mit dem Zug wegzukommen.
So packte ich eine kleine Tasche, nahm meine Frau mit und wir fuhren nach Kyoto ca. 600km weit weg. Da gab es schon kein Zimmer mehr. So sind wir dann weiter runter nach Kobe gefahren
Dort waren wir ueber eine Woche und sind dann wieder zurueck nach Tokyo.
Das mit dem Plutonium wissen sehr wenige, weil sie eine Panik vermeiden wollten. Kannst dir ja denken wie das gelaufen waere. Aber wir standen wirklich an der Kippe, weil die Deutsche und Oesterreichische Botschaft schon nach Kobe umgezogen sind. Das ist vollkommen klar, weil in solch einer Krise mussten die noch funktionsfaehig sein.
Was so etwas bedeutet kannst du nur erahnen, Und die Piloten aller Airlines incl Lufthansa haben sich geweigert in Tokyo zu landen. Die Firmen, bei denen Deutsche gearbeitet haben, die wurden alle schon zuvor ausgeflogen. Wenn es wirklich kritisch geworden ware.... haette ich mich mit meiner Frau bis zum suedlichsten Teil des Landes durchgeschlagen und dann gesehen ausser Landes zu kommen. Mit Schiff ueber Okinawa nach Taiwan oder so.
Aber zum Glueck ist es nie passiert.
Hasst du die Serie Chernobyl im Pro 7 gesehen? Grauenhaft wie sich die Vorfaelle aehnlich waren.
Nur der Ausloeser war ganz anders... dort ein Test, hier das Wasser, das alles ueberflutete und selbst die letzte Notbremse: die Not Batterien, durch Kurzschluss lahm legten.
Aber man gewoehnt sich an alles.
Liebe Gruesse
Dorian