Oeschberg Palmer Schnitt

thomash

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Hallo
Hat sich schon mal jemand damit beschäftigt?

Ich versuche mich gerade einzulesen und hab noch einen der begehrten Plätze in einem Schnittkurs erhalten.
 
  • Rentner

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    ...Hat sich schon mal jemand damit beschäftigt?..

    Ja,

    bei Helmut Palmer muss ich immer an den "Idioten-Knick" denken, mit dem er gerne die unsachgemäße Verstümmelung eines Leitastes bezeichnete.

    Zum Oeschberg-Palmer-Schnitt fällt mir gerade die Kurzform ein:

    Leitäste flach am Stamm - zur Spitze hin steil, keine Leitastquirle ((Wagenräder), Fruchtäste in Abständen von 80 -150cm (optimaler Lichteinfall), genügend Blattmasse an der Stammverlängerung (damit keine Dominanz der Leitäste entsteht).

    Gruß,
    Pit
     

    thomash

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    Klingt nach Palmer

    und meinst du dass die Schnitttechnik geeignet ist auch für Buschbäume?

    Palmer bevorzugt bekanntlich eher Sämlinge. Hat natürlich das Problem dass dann die Zweige noch flacher sind und noch schwieriger die Wiese zu bearbeiten aber im Privatgarten denke ich machbar.
     
  • Rentner

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    Der Schnitt ist (nach der Revolutionierung durch Palmer) auch für kleinkronige Spindelbüsche geeignet.

    P.S. Helmut Palmer ist 2004 gestorben (ich sag das nur, weil du von ihm in der Gegenwart schreibst)

    Gruß,
    Pit
     
  • thomash

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    Ich weiß an Krebs hab den Schnittkurs bei einem direkten Schüler von Palmer.

    Aber ein Künstler stirbt nie ganz;)
     

    tihei

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    In Baden-Württemberg/ im südl. Hessen gab es (und gibt es auch heute noch) einen großen Mangel an Wirtschaftsdünger*. Kleinräumige und Splitterflächen haben noch zusätzlich zum Streuobstbau beigetragen. Einzeln stehende Bäume auf Sämlingsunterlagen und Schnitttechniken, die einen Baum sehr stark aufbauen und dadurch bis ins hohe Alter gesund halten, sind eine Anpassung daran, nicht umgekehrt. (Das Land schwach und der Stundenlohn ebenfalls schwach, die Bewirtschaftung extensiv).
    Beginnt man diese (ökologisch sehr wertvollen!!!) Flächen zu düngen oder gar zu wässern, um die Fruchtbarkeit zu erhöhen und die Bewirtschaftung zu intensivieren (so wird leider auch der hochsubventionierte der Maisanbau möglich), so werden viel produktivere Anbauformen im Obstbau mit ihren neuzeitlichen Kronengestaltungen und damit bessere Wirtschaftlichkeit/höhere Rentabilität möglich. Man verdrängt nicht nur die erhaltenswerte Kulturlandschaft, sondern auch den Oeschbergschnitt.

    Zu deiner Spindelbusch-Frage (bzw. schwache Unterlagen-Frage, die ich da so ein bisschen herauslese):
    Nein, das geht nicht.
    Ein Spindelbusch wird in den ersten 2, je nach Boden auch 3 Jahren heftig angeschnitten, damit möglichst viele Knospen durchtreiben. Das ist notwendig, damit der Baum möglichst schnell sein angedachtes Kronenvolumen ausfüllt.
    Nur ein starker Anstieg des Kronenvolumens ermöglicht früh einen hohen Ertrag (was obendrein wirtschaftlich gewünscht ist). Nur ein hoher Ertrag in jungen Jahren mindert den Wuchs des Jungbaumes so, dass kaum starkes Holz entsteht. (an der Steigerung, der schlanken Spindel, lässt man gar kein starkes Holz zu). Bleibt das Seitenholz dünn, so bleibt der Neuaustrieb flacher. Das Holz dickt nicht auf, man muss weniger in dickes Holz schneiden, der Wuchs beruhigt sich, der Baum bleibt produktiver, kleiner, pflegeleichter. Da neue Triebe bei der Instandhaltung basisnah oder direkt von der einzigen Mitte hervorgebracht werden, sodass sich kein altes Holz oder Verzweigungen zwischen der Frucht und der Wurzel befinden, ist die Fruchtqualität sehr hoch und die Alternanz stark vermindert.

    Bei allen Oeschberg-Variationen darf zu Beginn auf keinen Fall stark geschnitten werden, weil sich sonst zwangsläufig Triebe im inneren und nach innen bilden. Diese können auch nicht herab gebunden werden, weil es schlichtweg keine Triebe zum inneren geben darf. Sie müssen also zwangsläufig geschnitten werden, wodurch weiterer Austrieb provoziert wird etc… der Wuchs beruhig sich daher nicht.
    Ein ganz ganz großer Geniestreich des Oeschbergschnittes besteht gerade darin, dass aus der Baumschule die Sämlinge nur sehr wenige Feinwurzeln besitzen und daher in den ersten 2…3 Jahren sehr viel schwächer wachsen als vegetativ vermehrte Typenunterlagen, die durch ihr gutes Feinwurzelwerk sofort beeindruckend kräftig loslegen.
    Die Beruhigung des Sämlings durch flache Leitäste mit langem Zuwachs und herunterbinden der nicht benötigter Triebe kann nur (und muss) geschehen, bevor der Sämling richtig Fuß gefasst hat.

    Auf guten Böden mit niedrigen Löhnen kann man langlebige Obstbäume übrigens auch durch diverse Hecken- und Spaliersysteme heranziehen (wenn man dem gekünstelten Kronenbau etwas abgewinnen kann). Der stärkere Wuchs langlebiger Unterlagen wird in den ersten Jahren durch einen stetigen, sehr arbeitsaufwendigen Kampf gegen die Natur im Zaum gehalten, aber: Die Erträge sind sehr hoch und die Pflückhöhen niedrig. Also, wenn’s auf die Rente zugeht…

    *offtopic: Man könnte dieses und gleichzeitig auch das viel größere Problem der Gülleentsorgung im Norden dadurch lösen, dass man eine Pipeline bis in die unterversorgten Gebiete Deutschlands legt.
     
  • thomash

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    Ich beschäftige mich gerade mit dem ursprünglichen Schnitt nach Oeschberg/palmer

    Nach innen wachsende Triebe gibt es dabei nicht und kann es auch nicht geben weil die Augen ausgebrochen werden.
    Oder man lässt einen Trieb bewusst nach Innen wachsen um den nach außen wachsenden zu fördern (das Umkehrauge).
    Ferner wird die Wuchskraft der Unterlage durch die zusätzlichen Fruchtäste abgeleitet.

    Ich bin dabei aber noch recht am Anfang vom Oeschberg/Palmer Schnitt und kann daher noch keinen "Vortrag" darüber halten ohne völligen Unsinn zu reden.

    Tatsache ist, dass Palmer die Obstbäume nicht selber heranzog, sondern von den Baumschulen klassische Obstbäume holte und diese dann tatsächlich Beschnitt. Die Palmer Technik kommt dabei auch später nicht ganz ohne Schnitt aus, sondern reduziert den Schnitt nur erheblich durch das entfernen der Augen. Dadurch verschwendet der Baum seine Kraft nicht in unsinnige Triebe.

    Zu den lang vergangenen Zeiten (1965-1980) zu den Zeiten des "Obstbaumkrieges" ging Palmer auch auf fremde Sreuobstwiesen und verschnitt bestehende Bäume nach seiner Technik. Bevorzugt am Wegesrand und an Straßen damit alle seine Arbeit sehen konnten. D.h. dass man auch auf ältere Bäume das Oeschbergverfahren anwenden kann.

    Ich hab mit dem Redner von dem kommenden Schnittkurs bereits per Telefon kontakt. Er ist noch ein direkter Schüler von Palmer und vertritt die Theorie, dass das Oeschbergverfahren auch schon erfolgreich auf Buschbäume angewendet wurde auch wenn Palmer eher die Sämlingsunterlage bevorzugte.

    Ich kann auch nicht genau sagen ob ich je nach Oeschberg Palmer einen Baum erziehen werde. Gerade als ich geglaubt habe den Obstbaumschnitt zu verstehen ist diese Technik für mich noch etwas verwirrend.

    Dennoch klingt für mich seine Theorie des "demokratisch" erzogenes Baumes bei der jedes Frucht das gleiche Recht auf Sonne hat einleuchtend.
     

    tihei

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    Er ist noch ein direkter Schüler von Palmer und vertritt die Theorie, dass das Oeschbergverfahren auch schon erfolgreich auf Buschbäume angewendet wurde auch wenn Palmer eher die Sämlingsunterlage bevorzugte.

    Eine vieltriebige Krone auf einem sehr kurzen Stamm heißt „Busch“. Ob das Gewächs auf einer schwachwüchsigen Unterlage steht oder auf einer starkwüchsigen, gar einem Sämling, ist egal. Letzteres wird womöglich ein sehr sehr üppiger Busch, was zu allerhand Problemen führen kann (Muss es aber nicht; z.B. Schattenmorelle).
    Eine Oeschbergkrone hat stets nur wenige Leitäste (meist 3 oder 4 plus Mitteltrieb) in nur einer einzigen Astserie und niemals* frühes Seitenholz an Leitästen. Damit ist sie genau das Gegenteil von einem Busch.
    „Busch“ heißt nicht klein bleibend oder kurzlebig. Ein Busch ist eine vieltriebige Krone mit einem sehr kurzen Stamm.

    *genau deshalb blendet man schon zu Beginn die Knospen aus.
     

    thomash

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    Es ist auf alle Fälle richtig, dass Kleinwuchs auch etwas mit dem Schnitt zu tun hat und auch Buschbäume größer werden können als gewollt.

    Dennoch ist die Unterlage ebenfalls maßgeblich. dass dadurch die Bäume durch die Decke gehen glaube ich ehrlich gesagt nicht. Aber ich werde mich erst mal noch besser informieren um eine Entscheidung zu treffen.
     

    carot

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    Vielleicht wäre es auch einmal ratsam, sich die Grundlagenbegriffe anzuschauen. Sonst schreibt man immer aneinander vorbei.

    "Busch" bezeichnet eine Krone, die nach einem kurzen Stamm beginnt (60-80 cm), nicht mehr und nicht weniger. Welche Kronenform dann kommt, ist hierfür völlig egal. Zweckmäßigerweise erzieht man auf einem Buschbaum kleinere Kronenformen (z.B. eine Spindel). Wenn man einen Buschbaum zu einer Öschbergkrone erzieht, wird daraus aber kein Halbstamm oder anderes. Insofern hat tihei also das Richtige geschrieben.

    Auf ganz schwachen Unterlagen wird Öschberg nicht möglich sein, es braucht hierfür in jungen Jahren genügend Wuchskraft, um die Leitäste stabil zu erziehen. Also MM106 (und stärker wachsend) sollte es hierfür schon sein.

    Öschberg ist definitiv auch mit Buschbäumen möglich, sie benötigen aber mindestens mittelstark wachsende Unterlagen. Ob das dann zweckmäßig ist, steht auf einem anderen Blatt. Eine Öschbergkrone benötigt im Vollertrag mehr Platz als z.B. eine Spindel. Ob man den breitestens Bereich einer Baumkrone dann in Nasenhöhe hat oder über dem Kopf macht schon einen Unterschied. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden.
     
  • thomash

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    Natürlich kenne ich die Definition von einem Buschbaum.

    Mittlerweile hat sich jedoch diese Terminologie auf schwachwachsende Unterlagen ausgedehnt, was aus meiner Sicht eher fragwürdig ist. so kommt es immer wieder vor dass man einen Buschbaum bekommt, der auf einer Unterlage veredelt wurde die eher für einen Halbstamm oder einen Hochstamm passen würde. Hier sollte mal die EU Normen entwickeln damit nicht so viel Verbraucher getäuscht werden.

    Aber in einem habt ihr recht, dass meine Buschbäume vermutlich viel zu dicht stehen um dort eine Oeschbergkrone aufzubauen. In der Hauptsache möchte ich eigentlich meinen Hochstamm Boskop zur Oeschberg formen, was aber nicht so einfach wird, da dieser bereits "falsch" erzogen ist. Laut Palmer kann man aber auch ältere Bäume umformen nur dazu gibt es reichlich wenig Informationen.
     
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