ja die natürliche Vermehrung.
Das ist ja eben der Knackpunkt!
Der natürliche Prozess ist sinngemäß folgender: Die überreife Frucht fällt zu Boden. Natürliche Verrottungsprozesse vergähren das innere der Frucht. Der keimhemmende Glibber wird abgebaut/umgewandelt. Die Samen keimen aus. Wachsen im Schutz der großen Mutterpflanze heran und die verrottende Frucht dient den kleinen Keimlingen als Startkapital (Nährstoffe, Wasser).
So wie es sich bei den Wildtomaten verhält, isses auch bei den heutigen Kulturtomaten nicht anders. Wie sich die glibbrigen Samen bei einer essreifen Tomate anfühlen, weis jeder. Die flutschen einem so schnell aus den Fingern. Aber greift mal in eine stark überreife, matschige, stinkende, schimmelnde Tomate. Die Samen werden sich nicht mehr glibbrig anfühlen...! Da flutscht nix!
Demnach würde ich sagen, dass gerade die Fermentation der Tomatensamen dem natürlichen Prozess am nähesten kommt.
Das war eigentlich für mich die Hauptintention es mal mit dieser Methode zu versuchen. Aber ich war auch auf der Suche nach einer unkomplizierten Methode, die sich auch für größere Mengen eignet. Ich meine sie mit der Fermentation gefunden zu haben.
Samen entkernen, d.h. glibbrige Samen raus. Ab damit in ein Glas (etwa so Einweg-Plastikbecher (0,2 l)). Dann etwas Zucker dazu, für 3-4 Cherrytomaten reicht etwa 'ne Messerspitze. Dann einfach bei Zimmertemperatur stehen lassen. Täglich umrühren wird empfohlen, um der Schimmelbildung entgegen zu wirken. Nach ein paar Tagen (da können schon wenige Tage ausreichend sein!), ist der Glibber abgebaut. Es bleibt 'ne stinkende Brühe übrig. Diese Brühe in ein feines Sieb kippen und die Samen im Sieb am Wasserhahn sauber waschen. Fertig. Dann trocknen.
Sollte der Brei im Verlauf des Gährprozesses zu arg eindicken (passiert wenn man z.B. Brei aus nur 1 Cherrytomate macht), dann ein klein wenig Wasser zugeben. Aber mit Gefühl. Auch etwas Zucker in diesem Fall nachfügen.
Hinweis zum Schluss: Die von der Natur gewollte Oberflächenstruktur der Samen sorgt dafür, dass Samen sich immer glibbrig anfühlen, wenn sie nass sind. Egal ob der Glibber abgebaut ist oder nicht. Davon sich nicht beirren lassen!
Zur Fermentation kann ich folgendes Fazit ziehen: Ich finde die Methode einfach. Eignet sich sehr gut auch für größere Mengen an Saatgut (etwa das Beispiel mit der Firma Chrestensen). Der einzige Nachteil ist der Geruch. Das Ergebnis jedenfalls sieht gut aus: Zumindest optisch. Ich bin da vielleicht auch etwas eigen, ich mag es nicht wenn irgendwie Glibber, Zeitung- oder Küchenpapierreste am Korn kleben. Ich will ein blankes, sauberes Korn. Und das hab ich mit der Fermentationsmethode. Deshalb bin ich da hellauf begeistert und stolz, wenn ich meine Samenkörner bestaune!
Grüßle, Michi