Spezielle Frage zum Obstbaumschnitt

[casi242]

Hallo!

Ich versuche mich gerade an ein paar Obstbäumen. Diese dümpeln mittlerweile ca. 6-8 Jahre ungeschnitten auf der Wiese vor sich hin.

Nach zig Videos und Anleitungen bin ich noch verwirrter als vorher, allerdings wusel ich mich da irgendwie durch.

Wenn da nicht der Mitteltrieb wäre:

Auf Bildern ist der ziemlich eindeutig zu erkennen und wenn sich seitlich von diesem Mitteltrieb Konkurrenz bildet, soll man diese abschneiden.

Jetzt habe ich zwei absolut gleichwertige Mitteltriebe.
Man stelle sich eine Heugabel mit vier Zinken vor, wo die mittleren beiden Zinken fehlen.

Nehme ich jetzt noch einen Zinken weg, dann wächst der andere völlig versetzt weiter. Von einem MITTELtrieb kann man nicht mehr reden.
Dann bekomme ich ja einen völlig instabilen, schiefen Baum.
Mal abgesehen davon, das es überhaupt nicht aussieht.

Das kann doch nicht der Sinn der Sache sein, oder doch?!
Geht es denn garnicht mit zwei Mitteltrieben?

Gruß und Dank

Carsten

 

[unmuzzled]

Hallo Carsten,

nimm einen der beiden Triebe als Konkurrenztrieb weg.

Den anderen kuerze so etwas ein, dass eine Knospe zur Mitte zeigt. Daraus waechst die Triebverlaengerung, die jetzt ihrerseits zur Mitte versetzt ist.

Diese scharfen "Knicke" wirst du spaeter am Baum nicht mehr sehen.

Gruesse

Harry

 

[casi242]

Vielen Dank!

Ich werde es so machen.
Wobei man aber nicht mehr von einem Ast (Trieb) sprechen kann. Ca. 8 cm Durchmesser.

Gruß

Carsten

 

[Rhoener55]

Hallo,

dann hast Du zu lange gewartet! Wie beschrieben handeln und das verbleibende Trieb kürzen, spater den neuen Leittrieb definieren und die anderen entfernen.

Gruß,
Mark

 

[Stupsi]

Hi!

In einer Sendung zum Obstbaumschnitt sah ich es gibt es auch noch Möglichkeit 2 (Harry nannte 1) wenn die beiden Äste zu weit auseinanderstehen so das der Zweig den Du dann zur neuen Spitze nimmst sehr krumm würde oder zu schräg soll man lieber alle beide abschneiden.

Dann aus den neu wachsenden Zweigen an dieser Stelle (meist 3) eine neue Krone ziehen indem Du wieder einen wachsen läßt der am geradesten steht.

 

[casi242]

Auf jeden Fall habe ich zu lange gewartet.
Ich will versuchen, noch etwas zu retten, ansonsten kommt der Baum raus.

Das Beste ist, ich mache mal ein Foto. Jedesmal stehe ich mit der Säge davor und renne wieder ins Haus.
Da ist schon sehr viel gekürzt worden. Wahrscheinlich muss der aber RICHTIG gekappt werden.

Gruß

Carsten

 

[casi242]

So, hier mal der besagte Baum als Foto:






Sja, beiden Äste kappen? Oder nur einen?

Gruß

Carsten

 

[Rhoener55]

Hallo Carsten,

da ist etwas mehr zu tun als nur entscheiden wegen den Zwiesel (die Gabelung).

Was soll aus diesen Baum werden, wie hoch ist er jetzt und wie soll er werden?

Gruß,
Mark

 

[unmuzzled]

Hallo Carsten,

dein Baum sieht ziemlich verschnitten aus. Die zwei Mitteltriebe sind dabei das kleinste Problem.

Da gibt es rechts einen steil nach oben wachsenden Trieb, der schon laengst abgesaegt sein koennte.
Andererseits sehe ich, dass einige wahrscheinlich brauchbare Aeste abgeschnitten wurden.

Mein Vorschlag: Zeig den Baum jemanden in deiner Gegend, der wirklich Ahnung vom Obstbaumschnitt hat (z.B. Gartenbauverein, Gaertner usw). Frag ihn, wie der Baum weiter gepflegt werden soll.

Und wenn es bei euch einen Gartenbauverein gibt, besuch im naechsten zeitigen Fruehjahr dort einen Schneidekurs.

Gruesse

Harry

 

[casi242]

Ich würde den Baum gerne auf ca. 6 m Höhe haben.
Verschnitten? Ja und Nein.
Der Ast, der auf dem Foto mal nach vorne zeigte (jetzt abgesägt) hätte durchaus ein Leitast werden können, wuchs aber krumm in den anderen Ast.
Links und rechts an den Leitästen sitzen starke Gabelungen. Die rechts muss weg, dass wollte ich hier nur bestätigt haben, und die links wahrscheinlich auch.

Ansonsten habe ich alles, was steil nach unten oder nach oben oder in den Baum wuchs, abgeschnitten. Auch Äste, die konkurrieren oder sich kreuzten.

An den Leitästen hätten einige Triebe, die nach aussen zeigen, nicht weggeschnitten werden dürfen.
Die anderen Äste haben keine Möglichkeit gelassen, zu Leitästen zu werden.
Ansonsten habe mich schon an die Anleitungen gehalten.
Dieser Baum ist halt sehr individuell und ich stehe auch vor dem Problem, 1-2 Leitäste zusätzlich und einen Mitteltrieb zu bekommen.
Ansonsten bleibt dieser als Bestäuber stehen und ich Pflanze einen neuen Baum.

Der Rest ist noch nicht geschnitten. Stichwort Saftwaage. Deshalb frage ich ja hier. Da muss sicher noch ne Menge weg.

Gruß

Carsten

 

[Stupsi]

Ich würd die beiden Äste oben (Gabel) auf ca. 50 cm kappen und dann auf der Höhe halten.
Wenn Du beide kappst sieht der Baum nicht mehr schön aus weil die Äste schon so dick sind und dann kommen da ja ganz dünne Triebe die Du zur neuen Krone erziehen müsstest, das dauert Jahre.

Den der rechts ganz senkrecht hochwächst würde ich rausnehmen und sonst nur noch die anderen etwas einkürzen.

Ich weiß nur auch -wenn Du mal ganz viel abschneidest das quasi nur noch die Haupstämme stehen -er wird sich in 2-3 Jahren wieder erholen und viele neue Zweige bekommen.
Hat mein Vater mal gemacht und ich dachte unsere alten Gartenbäume wären hin aber sein Spruch war "Wird alles wieder grün" und er hat recht behalten.
2 Jahre später hatten wir wieder eine tolle Apfelernte, in den 2 Jahren natürlich dann gar nicht schneiden.

Ganz fällen würde ich ihn noch nicht, versuch es erstmal!

 

[fruitfarmer]

Hallo,

schließe mich mit meiner Meinung Rhoener55 und unmuzzled an. Da gibt es tatsächlich u.a. größere Probleme als lediglich der Zwiesel und ja, der Baum ist ziemlich verschnitten. Und das vor allem erst kürzlich. Das sieht man beim Vergrößern der Bilder nur zu gut.

Du schriebest, dass der Rest noch nicht geschnitten ist. Meinst Du damit,dass noch nicht alles ab ist? So wie die unteren 2/3 klinisch von jeglichem Zweigen/Trieben bereinigt worden sind? Im KFZ Bereich nennt man diese Art von Tunning glaub ich "Cleanning".

Puh, ein Bild vor dem Schnitt hätte Dir und dem Baum gut getan. Und das mit der Saftwaage. Jeder hier der schon mal was von mir hier gelesen hat, wird bestätigen, dass ich Verfechter der Saftwaage bin und nicht den Öschbergschnitt praktiziere, aber wo hier anfangen?

Am besten erst mal aufhören und dem Baum ein weng Ruhe gönnen. Die wird er brauchen, bevor er Unmengen von Wasserschössern bilden wird/muss. Der Schnittzeitpunkt ist eh lang schon vorbei. Es sei denn, Du teilst uns mal mit, um was für eine Sorte es sich eventuell handelt. Vielleicht kann man in den nächsten Jahren auf eine kombinierte Pyramiden Hohlkrone hinarbeiten, gar nicht so unüblich. Leider konnte ich anhand der nackten Stämme eine Zuordnung nicht zweifelsfrei erstellen, eine Ahnung hätt ich schon.............

Du möchtest den Baum auf 6m Höhe, Frage bis wohin hast Du schon alles abgeschnitten? Und nun möchtest Du oben dann noch kappen?

Okay, Spass beiseite, wird schon wieder, irgendwie. Gönn ihm dieses Jahr Ruhe, führe behutsam! einen Sommerschnitt durch um den Massen von Wasserschössern Herr zu werden und versuch ihn nächsten Winter in kleinen Schritten zu erziehen.

Du wirst nicht um hin kommen, den rechten senkrechten Ast nächsten Winter zu kappen.
Und auf Deine Frage mit dem Mitteltrieb, den rechten könnt ich mir durchaus vorstellen als Mitteltrieb anzuschneiden und dafür den rechten um die 1/2 auf einen nach außen gerichtete Ast abzuleiten, nur mal so für die weitere Schnittführung im Hinterkopf halten. Aber wie bereits erwähnt wurde, ist dies das mit Abstand kleinere Problem!

Auf 50 cm beide kappen würd ich wiederum nicht machen, da Du dann beim Abwerfen auf 115° nur noch das Grundgerüst, nackt, stehen hast. Es sei denn, Du möchtest Veredeln.

Also, wird schon.
Wie hoch ist der Baum jetzt? (wurde schon mal angefragt)
Bis auf welche Höhe hast Du ihn schon komplett "Entastet"?
Sorte?

 

[casi242]

Gut, dass nicht nur die Gabel das Problem ist, war mir klar, ich wollte mich nur stückweise rantasten.
Das ICH den erst KÜRZLICH geschnitten habe, soll auch nicht verheimlicht werden.
Es ist ein Kirschbaum ( den man erst im Sommer schneidet).
Die Äste, die vom Mitteltrieb nach außen gehen, hätten wohl dranbleiben müssen (wären dann aber gegen die Leitäste gewachsen).
An den unteren Ästen habe ich nur weggenommen, was steil nach unten wuchs.
Und natürlich die, die in die Mitte gewachsen sind.
Da sind noch kleine Ästchen dran, aus denen noch ein Ast werden kann.
Der Baum ist ca. 4,50 m hoch, bis ca. 3,40 m habe ich Äste rausgenommen, aber natürlich nicht alle.

Da der Baum eh nur kräftig blüht und nichts trägt, dient er eben als Bestäuber für einen zweiten Kirschbaum. Dann klappts vielleicht auch mal mit der Ernte.

Könnte ich denn an diesen, völlig verschnittenen, Apfelbaum noch was retten?

 

[casi242]

Das Ende vom Lied: nach rund zehn Jahren kräftiger Blüte, jedoch ohne Frucht, ist aus dem Kirschbaum 2015 ein Apfelbaum geworden.

Mit lauter vielen wohlschmeckenden Äpfel, die ich aber zum größten Teil den Spechten lasse.

 

[Flurgx]

Schön, dass du uns am laufenden hältst
Alles gute für den Apfelbaum

Und wieso wollte die Kirsche keine Kirschen tragen?