Ich füge meinen Tomaten bei der Topfkultur überhaupt garkein zusätzliches Kalzium hinzu. Da wird viel zu viel Hype darum gemacht, anstatt wirklich zu begreifen, was Blütenendfäule überhaupt ist. Ja - es ist Kalziummangel. Aber in den meisten Fällen liegt der Kalziummangel innerhalb der Pflanze selbst vor, während die Erde ausreichend davon enthält.
Um zu verstehen, wie Blütenendfäule entsteht, muss man wissen, dass Kalzium eine schlechte Mobilität hat. Das heißt Kalzium transportiert sich nur schlecht durch die Pflanze.
Im Allgemeinen gibt es vier Ursachen:
- Leiden die Pflanzen Wassermangel, was bei Topfkultur recht häufig passieren kann, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Blütenendfäule auftritt. Mithilfe des Wassers transportiert die Pflanze die Nährstoffe von den Wurzeln, über die Leiterbahnen, dahin wo die Nährstoffe gebraucht werden. Kommt es nun zu Wassermangel wird kein Wasser mehr durch die Pflanzen transportiert. Die Blätter welken. Auch die Nährstoffversorgung wird beeinträchtigt. Insbesondere das Kalzium mit seiner schlechten Mobilität. Und auch nach dem Gießen dauert es wieder seine Zeit, bis ausreichend Kalzium zur Verfügung steht, im Gegensatz zu Nährstoffen mit guter Mobilität. Und in dieser Zeit (Wassermangel + Post-Wassermangel) ist dann die Zeit wo die Früchte unterversorgt mit Kalzium sind. Es kommt zur Blütenendfäule. Es ist daher wichtig für gleichmäßige, aber mäßige Wassergaben zu sorgen. Blütenendfäule (BER) tritt besonders in zu klein bemessenen Töpfen auf, da es hier besonders schnell zu Wassermangel und somit zu Kalziummangel kommt. Um so größer der Topf, um so weniger Gießarbeit, um so niedriger die Gefahr für Blütenendfäule. Und überhaupt tritt deshalb Blütenendfäule häufiger in Topfkultur als in Beetkultur auf.
- Ein anderer Grund kann sein, wenn in der Erde zuviele Nährstoffe vorhanden sind. Nährstoffe mit guter Mobilität verdrängen bzw. erschweren dann die Aufnahme von Nährstoffe mit schlechter Mobilität.
- Eine dritte Ursache: Zu hohe Luftfeuchtigkeit! Herrscht eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, dann hat die Pflanze Probleme zu transpirieren. Transpiration bedeutet, dass die Pflanze Wasser zur Verdunstung an die Luft freigibt. Das geschieht über ganz kleine Spaltöffnungen auf den Blättern. Dieser Prozess ist ganz wichtig, so wird nach oben hin Wasser abgegeben, während von unten her über die Wurzeln frisches Wasser (bestückt mit Nährstoffen - und ja eben auch unserem Kalzium) "hoch gepumpt" wird. Kann die Pflanze nun nicht transpirieren, weil die Luft mit Wasser gesättigt ist (hohe Luftfeuchtigkeit), dann kommt der ganze Kreislauf zum Stocken. Kalzium mit seiner schlechten Mobilität bleibt irgendwo in den Leiterbahnen stecken. Blütenendfäule entsteht. Es ist daher wichtig Tomaten im Gewächs- oder Folienhaus luftig zu halten, zu hohe Luftfeuchtigkeiten behindert nicht nur die Transpiration, sondern fördert auch Pilzkrankheiten und verklebt den Pollen an den Staubbeuteln, sodass Blüten nicht bestäubt werden! Also auf garkeinen Fall Tomaten bei geschlossenem Gewächshaus in der Mittagshitze brüten lassen!
Bei Transpirationsproblemen kommt es häufig zu Guttation:
Es bilden sich auf den Blattspitzen Tropfen.
- Ein vierter Grund: Der pH-Wert! Ist die Erde zu sauer oder zu basisch, kann die Pflanze die Nährstoffe nicht mehr richtig aufnehmen. Einschließlich Kalzium. Schmeißt man nun zuviel Kalzium an den Pflanzen hin, dann treibt das unter Umständen den pH-Wert zu arg in die Höhe. Und vielleicht bekommt man so durch das Kalzium düngen einen Kalziummangel. Kurios! Aber so kanns passieren...
- Und ja, als fünften Grund: Da gibt es dann den tatsächlichen Kalziummangel in der Erde! Selber noch nie gehabt. Aber ich gehe davon aus, dass sich dann an den Triebspitzen eine Chlorose bilden wird, die dem Eisenmangel sehr ähnlich aussieht!
Was ist das eigentlich für eine Pflanzerde!? Wahrscheinlich bestehend aus Torf!? Da Torf von Haus aus säuerlich ist, wird das Torfsubstrat zur Aufbereitung als Kultursubstrat mit Kalk neutralisiert. Schau doch mal auf den Sack Erde, häufig stehen da entsprechende Angaben, wie:
Compo Tomaten- & Gemüseerde schrieb:
Ausgangsstoffe: Hochmoortorf (Zersetzungsgrad H3-H8), Grüngutkompost, Kalk,
NPK-Dünger, organischer Dünger.
Neutralisiert ist aber nicht ganz richtig, schau dazu auch auf den angegebenen pH-Wert. Der sollte leicht säuerlich sein. Tomaten lieben es, wenn der Boden leicht säuerlich ist. So zwischen 5,5 und 7,0 ist gut. Dann können die Tomaten die Nährstoffe am Besten aufnehmen. Daher wäre es wohl nicht unbedingt förderlich durch Kalken den pH-Wert weiter anzuheben!
Grüßle, Michi