Wiese möglichst natürlich lassen?

Hahi

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Hallo,
ich habe eine große Wiesenfläche (ca. 1000 m2), die ich gerne so natürlich wie möglich wachsen lassen würde. Letzten Herbst hatte ich sie erstmals gar nicht mehr gemäht, und es war wunderschön anzusehen, wie sich die Wiese von Frühjar-Sommer bis Herbst/Winter verändert und wie ein Tiermagnet wirkt (Insekten, Nagetiere, aber auch Hasen und Rehe, die Unterschlupf suchen).
Das Problem: Ewig geht es so natürlich nicht weiter, sonst wird aus der Wiese ein Urwald.
Meine Frage dazu: Was ist eurer Meinung nach der beste Kompromiss zwischen naturbelassen und trotzdem noch kontrolliert? Und wie bzw. wann würdet ihr schneiden? Mir steht Rasenmäher, Mähbalken und Motorsense zur Verfügung. Im Endeffekt macht einmaliges Schneiden mit dem Mähbalken die meiste Arbeit, da das Heu nicht liegen gelassen werden kann.
Hat jemand vielleicht auch gefallen an einer Naturwiese gefunden und hat schon eine Art "Rhythmus" gefunden, die sich in dieser Hinsicht bewährt?
 
  • Rosabelverde

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    Diesen Rhythmus gibt's doch seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, frag mal die Bauern: da findet die erste Mahd Ende Mai statt und die zweite gegen Ende des Sommers. Wenn du keinen Abnehmer für das Heu hast, wirst du es eventuell selbst kompostieren oder zu einem Kompostierwerk bringen müssen.
     

    Linserich

    Schoggifreak
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    Genau, die erste Mahd vorzugsweise dann, wenn die erste Blüte am verwelken ist, das ist meist ca. im Juni. Die zweite dann im Herbst, damit die Wiese nicht verfilzt, wenn sich die hohen Gräser durch Schneedruck zur Seite legen.
     
  • Winterfalke

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    Hast Du mal über eine Beweidung nachgedacht? Soweit ich weiß, fördert das die Erhaltung natürlicher Wiesen enorm. Schafe, Ziegen oder sogar Pferde kann man sich ausleihen. Rasenmäher und Motorsense sind keine gute Option. Da werden zu viele Wiesenbewohner umgebracht. Ein Mähbalken ist aber super und das Heu ist sogar verwertbar.
     
  • Pyromella

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    Wir haben 1500m² "Garten" im Außenbezirk, bei dem der größte Teil als Wildwiese wachsen gelassen wird.

    In die Wildwiese haben wir ein paar Wege gelegt, die regelmäßig mit dem Rasenmäher gekürzt werden. So kommt man auch ans untere Ende des Grundstücks, ohne jedesmal durch die hohe Wiese zu müssen. Zum Einen trampelt man das hohe Gras so nicht herunter, und zum Anderen sammelt man nicht bei jedem Weg ein paar Zecken ein. Denn ja, auch etwas unsympatischere Gäste, wie die Zecken stellen sich ein.

    Die Wildwiese wird ein- bis zweimal jährlich gemäht, wie es halt auskommt. Die erste Mahd findet nicht vor Ende Juni statt, damit die wichtigsten unserer Wiesenblumen sich aussäen können.

    Einmal Mähen im Jahr ist wirklich Mindestmaß, sonst verbuscht die Fläche schnell. Auch so kann man regelmäßig junge Bäume ziehen. Man staunt, wie fest eine 50cm hohe Eiche wurzelt - und auch, wie schnell Bäumchen in der Höhe aufwachsen.

    Wenn er da ist, mäht mein Bruder von Hand mit der Sense. Da mein Vater mit der Sense nicht klarkommt (und ich leider auch nicht), mähen wir sonst mit dem Freischneider. Damit kann man auch kleine Inseln mal stehen lassen, wenn besondere Pflanzen noch länger Zeit zum Aussamen brauchen. Wenn möglich machen wir Heu, was wir verschenken, wobei nicht alle Tiere dieses harte Zeug mögen. Ein Teil wandert an Meerschweinchen, die ein Verwandter hat, ein Teil geht an einen Nachbarn, der Pferde hält.


    Dazu mähen wir nie die komplette Fläche in einem Rutsch, so bleibt allen Tieren immer ein etwas höherer Bereich, in dem sie sich verstecken können. Nur zum Spätherbst achten wir darauf, dass die Wiese halbwegs kurz ist, damit sich im Frühjahr die ersten Triebe nicht durch eine Biomasseschicht durcharbeiten müssen.

    Wir haben so einige Pflanzen eingeschleppt. Manche als Pflanzen, manche als Samen. Einiges blieb für ein paar Jahre und verschwand dann wieder, weil der Standort halt doch nicht richtig passte, einige Pflanzen breiten sich stark aus.

    Es ist auch interessant zu beobachten, wie manche Pflanzen wandern. So hatten wir Herbstzeitlosen vor ein paar Jahren auf der einen Seite gepflanzt - inzwischen sind sie, wahrscheinlich per Ameisen-Taxi, auf der anderen Seite angekommen.

    Ich wünsche dir viel Freude und Geduld mit deinem Wiesenprojekt. Veränderungen werden einige Jahre dauern, und das Gleichgewicht, das sich einpendelt, wird sich immer wieder verschieben.
     
  • Gartenfreund1985

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    Eine natürliche Blumenwiese erreicht man am besten wenn der Standort eher trocken als zu nass ist und du die Wiese Ende Mai mähst und das Schnittgut nicht auf der Fläche einfaulen lässt sonder abtransportierst.

    Wenn du die Wiese "mulchst" bleiben sehr viele Nährstoffe zurück welche eher den Graser zusagen und die Blumen eher verschwinden.
     

    Kappesbuur

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    Ich habe eine ähnlich große Wiese mit Obstbäumen bepflanzt, da mähe ich einmal im Jahr.
    Und zwar Ende August/Anfang September. Dann haben die meisten Insekten ihre Eier abgelegt,
    und auch die bodenbrütenden Vögel sind aus den Wiesen raus.
    Auch die Pflanzen haben bis dahin ihre Samen ausgebildet.
    Balkenmäher ist ideal, leihe ich mir für die Mahd immer aus.
    Das Mahdgut muss natürlich runter, am besten ein paar Tage liegenlassen wenn das Wetter es zulässt.
    Ich kompostiere mein Mahdgut. Hab eine größere Ecke der Wiese richtig wild gelassen, da mähe ich
    nur alle 2-3 Jahre mal drüber, dort dürfen Brennesseln etc. wachsen, dort ist auch ein großer Komposthaufen.
    So eine wilde Ecke, oder Wildstreifen, sollte jeder Garten und jede Wiese haben,
    ein Winterquartier für ganz viele Tiere.
    Zum Teil nehme ich das Mahdgut auch zum Mulchen, hab auch noch eine Menge Johannisbeersträucher.

    Je nach Standort muss man einfach etwas experimentieren, aber eine Mahd im Jahr reicht vollkommen aus
    um eine Wiese zu erhalten und keine Büsche aufkommen zu lassen. Je nachdem reicht es sogar nur alle 2-3
    Jahre zu mähen. Warum die meisten Tipps im Internet sich auf 2 Mahden beziehen, und dass auch bei
    den allermeisten Wiesen so gemacht wird: die Landwirte müssen davon leben, die "ernten" das Gras
    und verfüttern es an das Vieh. Das müssen wir nicht, daher kann man auch seltener mähen.

    Zum Schluss, natürlich hat das ganze auch einen großen Nachteil, vor allem wenn du so wie ich
    dort Obstbäume hast. Wühlmäuse lieben anscheinend meine selten gemähte Wiese. Ich hab da letztes Jahr
    eine richtige Plage gehabt. Aber auch da zeigt sich schon, die Natur reguliert sich selbst.
    Hatte nämlich auch schon ein paar mal einen Hermelin dort gesehen, also ein Mauswiesel.
    Die scheint das Nahrungsangebot auf meiner Wiese angelockt zu haben.
     

    poldstetten

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    Hatte nämlich auch schon ein paar mal einen Hermelin dort gesehen, also ein Mauswiesel.
    Hermelin und Mauswiesel sind zwei unterschiedliche Tierarten.
    Wenn das Hermelin weiß war und keine schwarze Schwanzspitze hatte, dann war es ein Mauswiesel.
    Wie beim Hermelin kann es auch bei Mauswieseln zum Fellwechsel mit weißem Winterfell kommen, in Mitteleuropa tritt dies jedoch nur höchst selten auf.
    Regional gibt es Populationen, beispielsweise in den Nockbergen in Österreich oder in Litauen, die im Winter weiß umfärben.
     
  • Hahi

    Neuling
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    Vielen Dank für die Anregungen.

    Kappesbuur, darf ich fragen, wie du das Heu kompostierst? Hast du einfach nur einen Haufen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Heu dann teilweise fault und nicht richtig kompostiert...


    Hab eine größere Ecke der Wiese richtig wild gelassen, da mähe ich
    nur alle 2-3 Jahre mal drüber, dort dürfen Brennesseln etc. wachsen, dort ist auch ein großer Komposthaufen.
     

    Kappesbuur

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    Hahi, klar darfst du. Ich lasse das Mahdgut erst ein paar Tage liegen, flach und nicht angehäuft.
    2-3 mal wird das ganze gewendet, also einfach mit dem Rechen etwas bewegen.
    Ist auf jedenfall etwas Arbeit - aber immer noch weniger Arbeit als ein steriler Rasen den man alle 2 Wochen mäht.
    Sobald das ganze trocken ist, 2-3 sonnige Tage reichen da vollkommen, wird das ganze auf den Kompost gegeben.
    Schimmel hatte ich nur früher wenn ich Mahdgut vom Rasenmäher kompostieren wollte. Dadurch dass die Halme
    viel kürzer sind, liegt das Mahdgut vom Rasenmäher viel dichter zusammen, und es kommt kaum Luft an die
    unteren Schichten. Wenn du mit dem Balkenmäher mähst, und nicht zu oft, ist das Mahdgut sehr lang
    und liegt viel luftiger zusammen. Und wenn es zuviel ist für meinen Kompost hab ich noch eine zweite
    Option, ich lege ein wenig Baumschnitt auf den Boden und werfe das Mahdgut darüber.
    Also wirklich verzweigte Äste die man nicht zerkleinert oder Seitentriebe entfernt,
    und wo das Mahdgut richtig gut drauf liegen kann. Dann liegt es noch luftiger und da schimmelt nichts.


    Ein schönes Video zum Thema Pflege einer Blumenwiese.
     

    feiveline

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    Sobald das ganze trocken ist, 2-3 sonnige Tage reichen da vollkommen, wird das ganze auf den Kompost gegeben.
    Wenn es eine abwechslungsreiche Wiese mit Kräutern etc. ist, würden Kaninchen- und Meerschweinchenbesitzer es Dir getrocknet mit Kusshand abnehmen und sogar Geld dafür bezahlen (ich gehöre zu den Langohrbesitzern)....
     
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