Hallo Burak,
ich habe mich gerade angemeldet, weil ich Dir gerne antworten wollte. Offensichtlich liegt Dir viel an Deinem Zitronenbaum und Du machst Dir viel Mühe mit ihm. Verständlicherweise ist das frustrierend, wenn dann der gewünschte Erfolg ausbleibt.
Du musst leider ein wenig umdenken. Das Grundübel ist der viel zu warme Standort. Deshalb die Schildläuse, deshalb die übergrossen, weichen Blätter, deshalb die mangelnde Verzweigung, deshalb die ausbleibende Blüte.
Nahezu jeder (!) andere Standort wäre besser, als im WZ vor der Heizung! Dort ist es in Relation zur Temperatur viiiiieeel zu dunkel, selbst mit Kunstlicht.
Ich habe seit Jahren Zitronen, eine Olive, Oleander und Zistrosen. Also alles mediterrane Gewächse, die nicht wirklich winterhart sind, aber eben auch keine Zimmerpflanzen.
Die Überwinterung erfolgt bei mir trotzdem ...... draussen. Der Olivenbaum steht unter einer Pergola an der Hauswand. Der bleibt eigentlich immer draussen. Zitrone und Oleander ebenfalls, nur bin ich bei denen wachsam. Sobald Minus 3 bis 4 Grad angesagt sind, hole ich sie rein. Nur über Nacht, am nächsten Tag kommen sie wieder raus. Das war in diesem Winter bisher 2 Mal der Fall, jetzt am Samstag vermutlich noch mal.
Dieses Notfall-Quartier sollte möglichst kühl sein. Kann dafür aber auch stockdunkel sein. Ein Wechsel zwischen WZ und Balkon wäre fatal, das kann man sich leicht ausmalen. Der Hintergrund ist, dass die Pflanzen sich im Herbst abhärten, sich den tieferen Temperaturen folgend in Winterruhe begeben. Der Aufenthalt im Warmen unterbricht diese Winterruhe, der Baum "wacht auf". Stellst du ihn wieder raus, erfriert er bei Temperaturen, die er vorher locker ab konnte. Das Notfallquartier sollte also der kälteste Raum sein, den Du hast. Flur, Bad, Garage .... er soll ja da nicht ewig stehen, sondern nur über Nacht, oder 1 bis 2 Tage.
In der Praxis heisst das für Dich: jetzt kannst Du wenig anders machen, musst den Restwinter mit dem verweichlichten "Stubenhocker" so weiter machen, wie bisher. Im Frühjahr würde ich ihm einen Radikalschnitt verpassen. Auch wenn das Herz blutet, die jetzige Krone, die eh nur aus einem Ast am Stamm entspriesst, würde ich komplett wegnehmen. Das bringt den Baum dazu, aus schlafenden Augen zu treiben. Auf deinem Bild sehe ich da kleine Aststummel, die noch zu leben scheinen. Im Idealfall treiben die auch wieder aus. Das passiert aber nur, wenn der dicke Ast auf annähernd gleiche Höhe runter geschnitten wird. Dann darf er über den Sommer regenerieren.
Im Herbst dann Düngung und Bewässerung einschränken, bzw. einstellen. Der Baum soll dann nicht mehr wachsen, sondern ausreifen und sich in Winterruhe begeben. Dann bleibt er einfach auf dem Bakon, der soweit ich sehe, eh sehr geschützt zu sein scheint. Rücke ihn in die Ecke zwischen Balkontür und Hauswand und gut iss. Bis zum ersten, ernsthaften Frost, dann ab ins Notquartier, aber dann auch wieder raus.
Im Gegensatz zur jetzigen Überwinterungsmethode wird dabei kaum gegossen. Die Restfeuchte vom Herbst dürfte ausreichen bis fast ins Frühjahr.
Hat er dann im nächsten Jahr eine neue Krone mit stabilen Blättern, dann kannst du ihn mit einem Trick zum blühen bringen. Lassen ihn im Frühjahr einfach ein wenig dursten. Gerne 2-3 Wochen ohne zu giessen, die Blätter dürfen ein wenig schlappen, aber sich nicht komplett einrollen. Giesst Du dann wieder, wird eine Vollblüte erfolgen!
Ich weiss, das alles klingt für Dich jetzt brutal. Du kannst es ja versuchen, besser als ein Winter mit Schildläusen wird es allemal sein.
Alles Gute für Dein Bäumchen,
Platero