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Gehölzschnitt – So schneiden Sie Gehölze richtig

Apfelbaum schneiden

Der Gehölzschnitt gibt immer wieder Anlass zum Kopfzerbrechen und ist auch die Basis für zahlreiche erhitzte Diskussionen. Immer radikal – meinen die einen und begründen das damit, dass Baum, Strauch oder Busch schon wieder nachwachsen. Andere bevorzugen ein zaghafteres Vorgehen, um die Gewächse nicht unnötig zu belasten oder zu schwächen. Selbst erfahrene und professionelle Gärtner sind sich nicht immer einig darüber, wo welcher Schnitt angesetzt werden soll. So viele unterschiedliche Meinungen es hier aber auch gibt, einige Grundregeln sind immer gültig.

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Immer individuell

Der eine Baum wächst problemlos sogar kräftiger und schöner, wenn er radikal verschnitten wird. Das andere Gehölz erholt sich nur schwer – oder auch nie wieder – von derartigen Eingriffen. Die absolute Mehrheit der Nadelgehölze, beispielweise, treibt aus altem Holz nie wieder aus. Wer hier die Schere oder Säge einmal falsch angesetzt hat, verändert die Form also auf Dauer. Das Ergebnis ist, für viele Hobbygärtner überraschender Weise, von nun an löchriger Baum, der eher früher als später entfernt oder ersetzt werden muss. Aber nicht nur die Optik kann gestört werden. Bei fruchttragenden Gehölzen verringert sich durch einen falschen Verschnitt bestenfalls kurzzeitig Blüte oder Ertrag. Schlimmstenfalls für immer. Besonders ärgerlich ist das, wenn es sich um ein teures oder bereits sehr großes Gewächs handelt. Jede Menge Pflegeaufwand, Zeit und Geld können hier durch wenige Schnitte verschwendet werden.

Bevor jemals die Schere angesetzt wird, gilt es also die Besonderheiten der jeweiligen Pflanzenart zu kennen. Allgemeine Aussagen und Anleitungen sind nur bedingt möglich, da es hierfür zu viele Ausnahmen von den Regeln gibt.

Tipp:

Wie war das nochmal mit dem Verschnitt bei der Kirsche und wie heißt doch gleich der Baum da drüben? Um den Rechercheaufwand nur einmal betreiben zu müssen, sollten alle Gehölze samt ihrer Besonderheiten und Ansprüche in einer Gartenskizze notiert werden.

Notwendigkeit

Einige Gehölze kommen problemlos oder sogar besser ohne einen Verschnitt aus. Nur dann können sie ihre natürliche Form annehmen und die volle Blütenpracht entfalten. Auch hier kann ein Schneiden aber notwendig sein, beispielsweise weil der Platz im Garten nicht ausreicht. Grundsätzlich sollte vor jeder einschneidenden Maßnahme aber überprüft werden, ob ein Verschnitt überhaupt von Nöten ist. Mögliche und häufige Gründe sind:

  • Befall durch Krankheiten oder Schädlinge
  • Gehölz wird zu groß für die vorhandene Fläche
  • Vergreisung des Gewächses, Verschnitt erfolgt zur Verjüngung
  • Gefahr des Abbrechens von Zweigen durch Wind oder Schnee
  • Früchte reifen nicht ausreichend heran
  • künstlich erzeugte Form wird angestrebt  

Keinesfalls sollte das Schneiden nur erfolgen, weil der linke Gartennachbar mit gutem Rat helfen will und meint, das Gehölz müsste mal gestutzt werden. Es sei denn, der betreffende Baum ragt weit über dessen Gartenzaun. Wer auf Nummer sicher gehen will, informiert sich in jedem Fall selbst über Besonderheiten und Ansprüche der jeweiligen Pflanze oder zieht einen Fachmann hinzu.

Pflege und Erhaltung

Der Erhaltungs- oder Pflegeschnitt ist wohl der häufigste Eingriff bei Gehölzen. Auch das Auslichten lässt sich hier einordnen. Entfernt werden dabei:

  • nach innen wachsende Triebe
  • sich überkreuzende Zweige
  • beschädigte Pflanzenteile, die abgeknickt, verbrannt, vertrocknet oder durch Krankheiten und Schädlinge deformiert sind
  • schwache, kraftlose und sehr dünne Austriebe
Ast schneiden

Je nach Gehölze-Art kann der Pflegeschnitt während der gesamten Saison erfolgen oder sollte ausschließlich in einem kleinen Zeitfenster erfolgen.
Sinn ist es, dem Gehölz eine lichtere Krone zu verleihen. Damit wird sie zum einen weniger anfällig für Bruchschäden, zum anderen können Früchte schneller und gleichmäßiger reifen.

Verjüngung

Der Verjüngungsschnitt erfolgt, wenn das Gewächs vergreist. Ersichtlich ist die Überalterung meist daran, dass das Gehölz immer weniger Blätter, Blüten und Früchte trägt. Es verliert allgemein an Wachstumskraft und verkahlt. Allerdings können diese Anzeichen auch auf einen falschen Standort oder fehlende Nährstoffe hindeuten. Entscheidender Faktor ist hierbei also die Zeit. Gedieh das Gehölz bisher problemlos, hat aber schon einige Jahre auf den Ästen, ist die Vergreisung deutlich wahrscheinlicher. Vorgegangen wird dabei wie folgt:

  1. Zunächst werden sogenannte Leittriebe ausgewählt. Geeignet sind kräftige Äste und Zweige, die zahlreiche kleine Triebe tragen.
  2. Mit diesen als Grundgerüst wird das Gehölz im zweiten Schritt von den Konkurrenztrieben befreit. Bei diesen handelt es sich um nahezu ebenso dicke Zweige und Äste, die allerdings erfahrungsgemäß nur wenige Blätter und Früchte tragen.
  3. Bei Bäumen wird nahezu bis zum Stamm geschnitten, bei Büschen und Sträuchern wird bodennah gekürzt.
  4. Nach innen wachsende Pflanzenteile, sich überschneidende Zweige und kleinere Triebe werden ebenfalls entfernt.
  5. Das Gewächs oder die Baumkrone sollten danach gelichtet und in ihrem Ausmaß gestutzt wirken.  
Tipp:

Bei einigen Gewächsen besteht der Verjüngungsschnitt aus dem radikalen Zurückschneiden aller Triebe auf Bodennähe. Recherche lohnt sich hier wiederum.

Rückschnitt

Der Rückschnitt des Gehölzes dient der Begrenzung der Größe. Geschnitten wird dazu rundum, jeweils ein Vierteil bis ein Drittel der jeweiligen Trieblänge. Wer nur wenig Platz zur Verfügung hat, sollte Gehölze von Anfang an klein halten, damit die Eingriffe nicht zu radikal werden.

Formung

Das beste Beispiel für auffällige Formungen ist der Buxbaum. Kugel, Kegel, Pyramide – die künstliche Formung erfolgt in mehreren Schritten und muss durch regelmäßige Eingriffe aufrechterhalten werden. Das gilt auch für Hecken. Dabei erfolgt zunächst ein grober Verschnitt, der die Basis schafft. Im Anschluss folgen weitere Feinschnitte und Verdichtungen. Der Grobschnitt ist radikal, alles weitere lediglich ein sanfter Eingriff, bei dem neue Triebenden zur Verdichtung gestutzt werden. Danach wird rundum geschnitten, damit der Umfang zunehmen kann aber die Form dennoch erhalten bleibt.

Tipp:

Für die Formung Schablonen oder gespannte Schnüre und andere Hilfsmittel einsetzen. Das Schneiden auf Augenmaß geht meistens nach hinten los.

Zeitpunkt

Kirschen werden nach der Ernte geschnitten, frühblühende Ziergehölze nach der Blüte, die meisten Obstbäume während des Winters und Nadelgehölze, wenn der Austrieb eine bestimmte Länge erreicht hat – der richtige Zeitpunkt für den Verschnitt kann also stark variieren. Generell gelten die folgenden Hinweise:

  • nicht in praller Sonne schneiden
  • Verschnitt nicht bei Frost durchführen
  • bedeckte Tage wählen
  • hohe Luftfeuchtigkeit und Regen vermeiden

Wiederum muss herausgefunden werden, wann welches Gehölz optimaler Weise verschnitten wird.

Schnittwerkzeuge

Apfelbaum schneiden

Ob Schere, Messer oder Säge – alle Schnittwerkzeuge müssen sauber und scharf sein. Optimal ist die Desinfektion der Klingen zwischen dem Einsatz an jedem Gewächs.

Wundverschluss und Nachsorge

Die Verwendung von Wachs als Wundverschluss ist immer noch weit verbreitet, dabei kann dieser mehr Schaden anrichten als Gutes tun. Unter dem luftdichten Abschluss breiten sich häufig unbemerkt Keime und Parasiten aus. Besser ist es, die Schnittflächen so gerade und eben wie möglich zu halten und an trockenen Tagen zu schneiden. Dadurch können sich die Wundflächen einfacher und schneller schließen. Zur Nachsorge kann es beim Gehölzschnitt auch gehören, das Gewächs gut zu wässern und zu düngen.

Fazit

Vor dem Gehölzschnitt steht die Recherche – das können Hobbygärtner nicht vermeiden. Zeitpunkt, Schnittart, Verträglichkeit und Nachsorge unterscheiden sich von Art zu Art teilweise erheblich. Dementsprechend wichtig ist es, die jeweiligen Ansprüche im Vorfeld zu kennen. Nur dann kann der Verschnitt erfolgreich und zugunsten des Gehölzes durchgeführt werden.

Wissenswertes in Kürze

Bestimmte Gehölze verlangen einen regelmäßigen Schnitt. Nun ist das sicher nicht die Wissenschaft, als die es oft dargestellt wird. Paradebeispiele sind öfter blühende Rosen und im Spätsommer blühende Ziersträucher. Die meisten anderen Gehölze benötigen in der Regel nur ab und zu einen Schnitt. Viele Gehölze wie Zaubernuss, Magnolie und Goldregen sollte man dagegen gar nicht schneiden. Ein Gehölzschnitt ist sinnvoll, wenn man die Blüten- und Fruchtbildung fördern, zu groß gewordene Gehölze verkleinern, überalterte Sträucher radikal verjüngen oder Gehölzhecken formieren will.

Zeitpunkt & Schnittstärke

  • Am besten schneidet man während der Winterzeit, aber nur bei frostfreiem Wetter, etwa ab Februar.
  • Dieser Schnitt ist ideal für alle Sommerblüher. Frühjahrsblüher wie die Forsythie schneidet man dagegen nach der Blüte.
  • Auch frostgeschädigte Gehölze werden separat geschnitten, nämlich erst im Frühjahr, wenn man die Schäden gut einsehen kann.
  • Im Herbst schneidet man nur, um Schäden durch Windbruch oder Schneelast zu vermeiden.

Bei der Schnittstärke ist zu beachten: Je stärker man zurückschneidet, also nur wenige Knospen stehen lässt, desto weniger, dafür aber längere und stärkere Triebe bekommt man. Ein leichter Rückschnitt bewirkt dagegen zahlreiche, aber kürzere Triebe.

Schnittführung

  • Ein Trieb wird etwa 5 mm über einer Knospe schräg abgeschnitten.
  • Der Schnitt darf nicht zu schräg angesetzt werden, um die Wundstelle so klein wie möglich zu halten.
  • Die Schere muss scharf sein, damit die Triebe nicht gequetscht werden. Eine glatte Schnittstelle ist wichtig.
  • Auch darf man keinen so genannten Kleiderhaken (Triebstummel) stehen lassen, weil diese Pilzen und Krankheitserregern eine gute Angriffsfläche bietet.
  • Ein guter Schnitt sollte vor allem die Lichtverhältnisse innerhalb eines Gehölzes verbessern. Es kann sich so besser entwickeln.
  • Ein Auslichtungsschnitt fördert die Entstehung junger, bodennaher Triebe und kommt somit der Vitalität und Trieberneuerung zugute.
  • Man schneidet zuerst alle kranken, verletzten oder geschädigten Triebe bis ins gesunde Holz zurück.
  • Dann entfernt man alle dünnen, schwachen Triebe. Zuletzt werden einige wenige alte Triebe direkt über dem Boden abgeschnitten bzw. abgesägt.
Tipp:

Wildtriebe an veredelten Pflanzen müssen entfernt werden und zwar frühzeitig. Sie werden direkt an der Ansatzstelle abgerissen oder mit einem scharfen Messer entfernt.

Laub- und Nadelgehölze

  • Nadelgehölze schneidet man besser nicht, weil man sonst in die natürliche Wuchsschönheit der Pflanzen eingreift.
  • Wenn es trotzdem sein muss, sollten nur die Triebspitzen eingekürzt werden.
  • Eiben sind sehr schnittverträglich, weswegen sie gern als Hecken eingesetzt werden. Allerdings sind sie ziemlich giftig.
  • Gehölzhecken werden am besten konisch erzogen, unten breiter als oben. So bleiben sie schön dicht und halten im Winter der Schneelast Stand.
  • Für Laubgehölzhecken gibt es zwei Schnitttermine, einmal Ende Juni (nach der Vogelbrut) und dann noch mal Mitte bis Ende August.
  • Nadelgehölzhecken schneidet man am besten nur einmal, meist im Juli.
Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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