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Anleitung: Rhododendron schneiden – wann ist der perfekte Zeitpunkt?

Rhododendron

Im Mai verwandelt ein Rhododendron den Frühlingsgarten in ein atemberaubendes Blütenmeer, ohne alljährlich geschnitten zu werden. Über die Jahre neigt der majestätische Blütenstrauch dazu, von unten her zu verkahlen. Die gabeligen Zweige mit wenigen Blättern und spärlichen Blüten beeinträchtigen das prächtige Erscheinungsbild so sehr, dass Sie um einen Verjüngungsschnitt nicht herumkommen. Damit das immergrüne Ziergehölz diesen tiefgreifenden Einschnitt in sein Wachstum problemlos verkraftet, sind wichtige Aspekte zu beachten. Mit dieser Anleitung sind Gärtner gut gerüstet, um ihren Rhododendron zum perfekten Zeitpunkt gekonnt zu schneiden.

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Die beste Terminwahl

Um den perfekten Zeitpunkt zu wählen für eine Schnittmaßnahme an Rhododendron, sind mehrere Kriterien von Bedeutung. In erster Linie sollte die Physiologie des asiatischen Blütenstrauchs berücksichtigt werden, denn er legt bereits im Vorjahr seine Knospen an. Mit einem Schnitt zur falschen Zeit berauben Sie sich somit der Blütenpracht für den nächsten Frühling. Fernerhin hat der Gesetzgeber bei der Terminwahl ein Wörtchen mitzureden, da in Deutschland der Lebensraum von Vögeln und anderen wild lebenden Tieren einem besonderen Schutz untersteht. Das Bundesnaturschutzgesetz legt dabei genaue Termine fest, wann und wie Sträucher, Hecken und andere Gehölze geschnitten werden dürfen. Der folgende Überblick fasst die Details zusammen:

  • Leichter Formschnitt: unmittelbar nach dem Ende der Blütezeit
  • Radikaler Verjüngungsschnitt: zwischen Mitte Januar und Ende Februar oder im November
  • Gemäß § 39 Bundesnaturschutzgesetz: vom 1. März bis 30. September kein umfangreicher Schnitt oder auf den Stock setzen

Für den umsichtigen Gartenfreund gilt es somit, bei der Terminwahl die Wachstums-spezifischen Anforderungen des Rhododendrons mit den gesetzlichen Verordnungen miteinander in Einklang zu bringen. Der moderate Formschnitt im Juni nach der Blüte wird in den Vorschriften ausdrücklich erlaubt, sofern sich zu dieser Zeit keine brütenden Vögel im Strauch befinden. Diese Vorgabe ist ebenfalls zu berücksichtigen, wenn Sie sich für einen Zeitpunkt im Spätherbst oder Winter entscheiden, um ihren Rhododendron zu verjüngen. Die Störung und Beeinträchtigung wild lebender Tiere ist in Deutschland ganzjährig unter Strafe gestellt.

Vorbereitungsarbeiten

Steht der Zeitpunkt für den Rückschnitt fest, wird dem Werkzeug besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Für junge, schmale Triebe ist eine Rosen- oder Gartenschere gut geeignet. Um dickere Zweige schonend einzukürzen, sind eine Astschere oder Handsäge die richtige Wahl. Frisch geschärft sollte das Schneidwerkzeug sein, um die Äste glatt durchzuschneiden ohne schädliche Ausfransungen an den Rändern. Damit über den Weg von Klinge oder Sägeblatt keine Krankheitserreger in den Rhododendron gelangen, ist eine Desinfizierung mit Spiritus zu empfehlen.

Rhododendron

Steht ein Verjüngungsschnitt auf dem Plan, unterziehen Sie den Wurzelballen zunächst einer Prüfung. In verdichteter, lehmhaltiger Erde gelingt es empfindlichen Rhododendron-Sorten selbst nach Jahren nicht, ein stabiles Wurzelwerk zu entwickeln. Diese Exemplare bleiben vergleichsweise klein und verkahlen schon früh von der Basis her. Einen umfangreichen Rückschnitt verkraften die Blütensträucher nicht, da sie nicht über den benötigten Wurzeldruck verfügen für einen erneuten Austrieb aus dem alten Holz.
Lässt sich der Wurzelballen mit geringem Kraftaufwand aus dem Boden heben, stellt der Verjüngungsschnitt ein hoffnungsloses Unterfangen dar. Einen fest verwurzelten Rhododendron mit kräftigen Jahreszuwächsen bringt ein durchgreifender Schnitt hingegen wieder in Schwung.

Anleitung für den Formschnitt

Seine gefällige, halbrunde Gestalt entwickelt Ihr Rhododendron von Natur aus. Solange der Blütenstrauch kompakt und dicht beblättert gedeiht, können Sie ihn ohne Schnittmaßnahmen gewähren lassen. Ragen doch einmal naseweise Zweige aus der Form heraus, schneiden Sie diese nach der Blütezeit zurück. Um Ihrem Blüten-Primus den Kraftaufwand der Samenbildung zu ersparen, können Sie verwelkte Blüten Ende Juni/Anfang Juli ausputzen. Hierzu setzen Sie die Schere kurz über dem nächsten gesunden Blattpaar an, sodass Sie alles Verblühte mitsamt Stängel abschneiden.

Ist gerade keine Schere griffbereit? Dann können Sie die abgeblühten Blüten ganz einfach mit der Hand ausbrechen. Umfassen Sie den Stängel mit den Fingern und brechen ihn zur Seite weg. Mit dieser Technik sollten zudem alle schwarz verfärbten Knospen entfernt werden. Darin befindet sich ein Schädling, der auf diesem Weg effektiv bekämpft wird.

Tipp:

Nach der Blüte ist eine gute Zeit, um einen Rhododendron mit Dünger zu verwöhnen. Eine Portion Laubkompost mit Hornspänen oder ein mineralisch-organischer Spezialdünger für Rhododendren beugen Mangelerscheinungen wirksam vor.

Anleitung für den Verjüngungsschnitt

Haben Sie Ihrem vergreisenden Rhododendron einen radikalen Rückschnitt verordnet, sollte am gewählten Termin kein Frostwetter herrschen. So gehen Sie fachmännisch vor:

  • Langärmelige Kleidung und Handschuhe anlegen zum Schutz vor den giftigen Inhaltsstoffen
  • Den gesamten Strauch sorgfältig auf Vögel oder andere Kleintiere untersuchen
  • Sind keine tierischen Bewohner vorhanden, alle verkahlten Triebe abschneiden bis auf eine Höhe von 30 bis 50 cm
  • Mit den Fingern am Ast ein schlafendes Auge unter der Rinde ertasten
  • Die Schere oder Säge etwa 1 Daumen-breit über der Knospe ansetzen
  • Den Schnitt in leichter Schräghaltung durchführen, damit Wasser rasch ablaufen kann

Scheuen Sie sich nicht, armdicke Äste bis auf Kniehöhe abzusägen. Solange sich mindestens ein schlafendes Auge am Trieb befindet, treibt Ihr Rhododendron daraus munter wieder aus. Das gilt indes nicht für Totholz. Fallen Ihnen vollkommen abgestorbene Zweige ins Auge, werden diese bodennah oder auf Astring abgeschnitten, um vitale Äste beim Austrieb nicht zu behindern oder zu beschatten. Ein Schnitt auf Astring erfolgt in kurzer Distanz zum wulstigen Ansatz am Stamm oder Leitast.

Rhododendron

Können Sie an einem Ast kein schlafendes Auge ausfindig machen, obwohl er keinen abgestorbenen Eindruck macht? Dann schneiden Sie den Zweig um die Hälfte zurück und warten den Austrieb einfach ab. Im darauf folgenden Jahr kürzen Sie den Stummel aus Altholz bis 1 cm über dem neuen Austrieb ein. Mit dieser Strategie können Sie wertvolles Holz am Rhododendron retten und für den neuen Kronenaufbau nutzen.

Tipp:

In den ersten beiden Jahren nach einem Verjüngungsschnitt muss sich ein Rhododendron regenerieren. Pflanzen Sie den Blütenstrauch daher in dieser Zeit nicht um, da er andernfalls nicht mehr austreibt.

Edel-Hybriden in Etappen schneiden

Auf einer Wildunterlage veredelte Hybriden erfordern eine moderatere Schnittführung, als robuste, Stecklings-vermehrte Rhododendren. Ein radikaler Schnitt könnte die Unterlage zum Durchtreiben ermuntern. Damit dieser ungünstige Prozess nicht in Gang kommt, empfehlen wir einen Verjüngungsschnitt in zwei Etappen. Diese Strategie ist ebenfalls für diejenigen Pflanzenfreunde ratsam, die sich zu einem radikalen Verschneiden nicht durchringen können. In diesen Schritten machen Sie es richtig:

  • Im ersten Winter die Hälfte der Äste auf 30 bis 50 cm abschneiden
  • Im darauffolgenden Jahr die restlichen Triebe auf Kniehöhe einkürzen

Dank dieser Vorgehensweise verliert Ihr Rhododendron nicht seine gesamte Blattmasse in einem Durchgang. Daher wittert die Wildunterlage keine Chance, den oberen Edelteil zu überwuchern und treibt nicht oder nur minimal durch. Fallen Ihnen steil aufwärts gerichtete Wildtriebe ins Auge, können diese jederzeit abgeschnitten oder abgerissen werden.

Richtig schneiden während der Blühpause

Mit einem durchschnittlichen Jahreszuwachs von 5 bis 10 cm, lässt es ein Rhododendron nach einem Rückschnitt langsam angehen. In der Regel vergehen 3 bis 4 Jahre, bis er wieder eine Höhe um 150 cm mit einem dichten Blätterkleid und prächtiger Blüte entwickelt hat. Mit einem leichten Formschnitt im Spätwinter können Sie ein kompaktes, gleichmäßiges Wachstum unterstützen. Zu diesem Zweck schneiden Sie bis Ende Februar auffallend lange, unverzweigte Neutriebe bis kurz vor einem Blattknoten zurück. Diesen Schnitt führen Sie lediglich solange aus, bis der Zierstrauch im Spätsommer wieder Knospen anlegt.

Wundverschluss – ja oder nein?

Ein Rückschnitt bis ins alte Holz hinterlässt an imposanten Sträuchern und Bäumen Wunden. Über viele Jahrzehnte war es eine Selbstverständlichkeit, diese Schnittflächen mit Baumwachs, Paste oder Dispersionsfarbe zu versiegeln. Warum trotz Wundverschluss die Rhododendren und andere Gehölze erkrankten oder gar abstarben, blieb lange Zeit ein Rätsel. Intensive Forschungen erbrachten die Erkenntnis, dass genau im Wundverschluss die Krux liegt. Die Heilung von Schnittwunden verläuft am Holz vollkommen anders, als bei menschlicher Haut. Ein Pflaster behindert die Selbstheilungskräfte Ihres Rhododendrons und ebnet Krankheitserregern und Pilzen erst den Weg.

Entlang der Schnittränder befindet sich unterhalb der Rinde teilungsfähiges Zellgewebe, das Kambium. Das Kambium bildet bei Schnittverletzungen Wundgewebe (Kallus), das die offene Fläche überwallt. Tragen Sie Wundverschluss auf die Schnittfläche auf, kommen gleich zwei schädliche Prozesse in Gang. Das Kambium wird daran gehindert, die Wunde mit frischem Gewebe zu überwallen und zu heilen. Zugleich finden unter der luftdichten Schicht aus Baumwachs Mikroorganismen ideale Lebensbedingungen. Das gilt auch dann, wenn Sie Wundverschluss-Mittel mit Fungiziden verwenden. So behandeln Sie Schnittflächen am Rhododendron richtig:

  • Schnittwunden stets mit einem scharfen, desinfizierten Messer glätten
  • Im Frühling, Sommer und Herbst die Selbstheilungskräfte gewähren lassen
  • Nach einem Winterschnitt lediglich die Wundränder mit Wundverschluss bestreichen
Rhododendron

Erfolgt im Spätwinter ein radikaler Verjüngungsschnitt, befindet sich ein Rhododendron in seiner Saftruhe. Das Kambium kann in dieser Phase kein Wundgewebe wachsen lassen, um damit die Schnittfläche zu überwallen. Da das wertvolle Zellgewebe frei liegt, ist es von Frost und Trockenheit bedroht. Mit einer dünnen Schicht aus Wundverschluss schützen Sie das Kambium bis zum Beginn der Vegetationsperiode.

Tipps für die Pflege nach dem Schnitt

Ein Verjüngungsschnitt bedeutet einen tiefen Eingriff in das Wachtum Ihres Rhododendrons. Damit er sich wieder in einen opulenten Blütenstrauch verwandelt, benötigt er in der Folgezeit etwas mehr Zuwendung. Mit dem folgenden Pflegeprogramm startet der Zierstrauch wieder durch:

  • Regelmäßig gießen, sobald die Erde an der Oberfläche angetrocknet ist
  • Das Wasser aus der Kanne unmittelbar auf die Wurzelscheibe laufen lassen
  • Vornehmlich Regenwasser oder entkalktes Leitungswasser verwenden
  • Die Wurzeln beschatten mit einer Mulchschicht aus Laub, Pinienrinde oder Rindenmulch
  • Nach einem Rückschnitt düngen mit Kompost und Hornspänen oder speziellem Rhododendron-Dünger
  • Ab Ende Juni nicht mehr düngen, damit die Triebe vor dem Winter ausreifen

Als Flachwurzler ist ein Rhododendron bei Trockenheit auf regelmäßiges Gießen angewiesen. Das gilt auch bei winterlichem Kahlfrost. Scheint die Wintersonne bei klirrender Kälte tagelang vom wolkenlosen Himmel, ohne dass Schnee fällt, gießen Sie den Zierstrauch an milden Tagen. Eine mindestens 5 cm hohe Mulchschicht beugt ebenfalls Trockenstress wirksam vor.

Fazit

Rhododendren sind pflegeleichte Blütenschönheiten für den üppigen Frühlingsgarten. Diesem Ruf werden die Ziersträucher gerecht, ohne dass sie in jedem Jahr geschnitten werden. Lediglich verwelkte Blüten können im Juni ausgeputzt werden. Wenn ein Rhododendron im fortgeschrittenen Alter verkahlt, wirkt ein Verjüngungsschnitt wahre Wunder. Der perfekte Zeitpunkt für den radikalen Rückschnitt ist im Januar bis Ende Februar. Diese Terminwahl trägt zugleich den strengen Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes Rechnung, das umfangreiche Schnittmaßnahmen zwischen 1. März und 30. September untersagt. Worauf ansonsten beim Schnitt des Zierstrauchs zu achten ist, bringt diese Anleitung auf den Punkt.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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