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Springschwänze – wichtige Gliedertiere im Boden

Springschwänze (Collembola)

Nicht alle Insekten sind Schädlinge. Die Springschwänze zum Beispiel ernähren sich vor allem von zerfallenen pflanzlichen Stoffen, aber auch von Algen oder Pollen, von Aas oder sind räuberisch. Indem sie uns alles wegfressen, was sowieso übrig ist, tun sie uns etwas Gutes.

Von mehreren Arten des Springschwanzes ist bekannt, dass sie Schwermetalle aus dem Boden aufnehmen und verwerten können. Das führt dazu, dass Springschwänze zu wichtigen Erstbesiedlern kontaminierter Böden werden. Sie sind dabei sehr nützlich zum Beispiel auf Abraumhalden.

Durch gezielte Nahrungswahl sind die Springschwänze in der Lage, Mineralisierungsprozesse zu steuern und damit das Pflanzenwachstum positiv zu beeinflussen. Springschwänze können sich zum Beispiel auch als Pilzfresser nützlich machen.

Dennoch gibt es einige Arten des Springschwanzes, die schädlich sind, etwa der Luzernefloh.

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Merkmale der Springschänze & Wissenswertes

  • Springschwänze erreichen eine Körpergröße von etwa 0,2 Millimetern bis hin zu 1 Zentimeter und halten sich vorwiegend in der Humusschicht nicht zu trockener Böden auf. Sie können allerdings auch in Uferbereichen oder in Hochgebirgsböden vorkommen.
  • Diese Tiere sind flügellos, besitzen aber eine Sprunggabel, die sie in die Lage versetzt, außerordentliche Sprünge zu vollziehen. Sie springen unheimlich weit, aber weitestgehend unkontrolliert zum Beispiel bei drohender Gefahr durch Berührung.
  • Außerdem besitzen Springschwänze Mundwerkzeuge, die in einer Tasche im Mund liegen und nur bei Gebrauch sichtbar hervor treten.
  • Die Population dieser Tiere ist unheimlich hoch, sie sind gleich nach den Milben zahlenmäßig die häufigsten Gliedertiere im Boden.  

Ein gesunder Boden “lebt”

Dieser Überblick hat Ihnen sicher schon eine Ahnung davon vermittelt, dass ein von Springschwänzen bevölkerter Boden Ihren Pflanzen nicht die schlechtesten Kulturbedingungen liefert. Genauso ist es, genauer gesagt sind Ihre Pflanzen sogar darauf angewiesen, dass sich im Boden jede Menge “Leben tummelt”. Denn erst unzählige Bakterien in der Erde sorgen dafür, dass Ihre Pflanzen richtig gut gedeihen können, indem sie die Bodenstruktur stabilisieren, das Erdreich speicherfähig für Wasser machen und die Versorgung mit Nährstoffen garantieren. Die Bakterien sorgen auch zusammen mit Pilzen dafür, dass organische Reststoffe abgebaut und zu Nährstoffen verarbeitet werden, die von den Pflanzen aufgenommen werden können und für diese dringend notwendig sind. Diese kleinsten Bodenlebewesen machen rund drei Viertel der lebenden Masse im Boden aus, und sie dienen den größeren, Einzellern, Springschwänzen und Asseln, wiederum als Nahrung. In den obersten 30 cm eines Quadratmeters gesunden Gartenbodens verrichten bis zu 400.000 Springschwänze ihre wichtige Arbeit.

Die Springschwänze halten sich vor allem in den Humusschichten aller einigermaßen feuchter Böden auf, in denen sie sich bis in eine Tiefe von mehreren Metern vorarbeiten, oder bearbeiten nahe der Oberfläche verrottendes Pflanzenmaterial und verwandeln es so zu Humus. Sie sind so ziemlich überall zu finden: In Sanddünen und Wüsten, in Schneeflächen und an Ufern und in Regenwäldern; es gibt Arten, die auf Baumrinden leben und solche die Wasseroberflächen bevorzugen, Springschwänze finden sich in den Nestern von Ameisen und auf Gletschern. Die erstaunliche Fähigkeit mancher Arten Schadstoffe zu verarbeiten, wurde oben schon erwähnt, insgesamt sind die Springschwänze ein wichtiges Glied in der Kette der bodenbearbeitenden Lebewesen.
 
Wie sensibel das Gleichgewicht eines gesunden Bodens aufgebaut ist, lässt die Tatsache erahnen, dass auf einem Stück Boden immer genau so viele Springschwänze versammelt sind, wie es zur Bodenbearbeitung optimal ist. Denn die Menge der Springschwänze passt sich den Nährstoffen, der Feuchtigkeit, den Lichtverhältnissen, dem pH-Wert und der Form des Humus an, jeder Boden bekommt so die Anzahl von Springschwänzen, die er braucht. Wenn es nötig ist, sind also durchaus Massenaufkommen zu beobachten, die sich an einem bestimmten Punkt konzentrieren, z. B. bei einem Pilzbefall. Die Springschwänze helfen auch dabei, zu verstehen, warum Monokulturen und “nackte” Gartenböden so schädlich sind: Wenn Springschwänze in einer “klinisch reinen” Kulturumgebung keine zerfallenden organischen Substanzen finden, die ihre natürliche Nahrung sind, müssen sie sich etwas anderes suchen, sie fressen dann die Wurzeln der einsam wachsenden Pflanzen an …

Die Springschwänze sind ganz erstaunliche Tierchen

Nicht nur, weil sie so nützlich sind, ist ein näherer Blick auf die Springschwänze interessant, sie haben in ihrer Evolution auch einen erstaunlichen Erfindungsreichtum entwickelt: Oberirdisch lebende Springschwänze sind dunkel pigmentiert, teilweise gemustert und stark behaart, nur im Boden lebende Springschwänze sind wenig gefärbt bis transparent, weniger Augen entwickeln sie auch. Der Körper der Springschwänze ist an der Oberfläche wasserabweisend, sie sind mit einer Cuticula genannten Schutzschicht aus Wachs überzogen, über die sie auch atmen können. Diese Cuticula ermöglicht es den Tierchen auch, sich auf der Wasseroberfläche zu bewegen, außerdem überleben sie mit ihrer Hilfe Bodenüberflutungen in einer Luftblase. Ihren Namen haben die Springschwänze von ihrer dreiteiligen Sprunggabel, die in einer Art körpereigenem Hakensystem gespannt werden kann und den Springschwanz mit dem oben erwähnten kühnen Sprung aus jeder Gefahr befördert. Alle Springschwänze haben dann noch ein Ventraltubus genanntes Körperteil, mit dem sie sich auf jeder glatten Fläche anhaften und bewegen können, auch senkrecht.

Springschwänze sind ausgesprochen zäh: Sie überleben zwei Wochen auf dem Meer treibend, in dieser Zeit können sie mehrere hundert Kilometer weit getragen werden. Wahrscheinlich haben sie auf diese Art das Leben auf die bei ihrer Entstehung sterile Vulkaninsel Surtsey (im Atlantischen Ozean) gebracht. Arktische Springschwänze können eingefroren bei minus 20 Grad über 4 Jahre lang überleben.

Durch all diese erstaunlichen Fähigkeiten haben die Springschwänze es geschafft, sich unter die ältesten landlebenden Tiere unserer Erde einzureihen, es wurden 400 Millionen Jahre alte Springschwanz-Fossilien gefunden. Ist es nicht immer wieder verblüffend, welche Vielfalt und Differenziertheit unsere unmittelbare Umwelt offenbart, wenn man etwas genauer hinschaut?

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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