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Was essen und trinken Igel? Infos zur Nahrung und Fütterung

Igel

Bei uns kommen zwei Arten von Igeln vor. Vor allem der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) ist im ganzen Land stark verbreitet. Seltener ist da schon der Nördliche Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus), der lediglich in den Randgebieten Ostdeutschlands vorkommt. Igel leben als Einzelgänger und gehören zu den Insektenfressern. Die stacheligen Tiere sind typische Kulturfolger und haben sich überraschend schnell auch an urbane Lebensräume angepasst. So sind sie immer häufiger auch in Hausgärten oder Stadtparks anzutreffen.

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Lebensraum

Waren Igel früher vorwiegend in reich strukturierten Lebensräumen heimisch, so findet man sie heute überwiegend in der Nähe des Menschen. Die Tiere stellen keine hohen Ansprüche an ihre Lebensräume. Voraussetzung ist jedoch, dass sie auf engem Raum genügend Versteckmöglichkeiten und ausreichend Futter finden. Bis vor einigen Jahrzehnten stand dem Igel eine abwechslungsreiche, offene Kulturlandschaft als natürlicher Lebensraum zur Verfügung. Hecken, niedrige Gehölze und artenreiche Wiesen boten Schutz und ein reichhaltiges Nahrungsangebot.

Im Zuge der Ausbreitung von Monokulturen und fortschreitender Besiedlung ist diese Lebensgrundlage für die Tiere jedoch verschwunden.

Eine neue Heimat findet das anpassungsfähige Stacheltier in naturnahen Parks und Gärten, die die strukturelle Vielfalt bieten, die es benötigt. Stadt-Igel haben heute teils nur noch sehr kleine Reviere, ihre Nester bauen sie häufig in direkter Nähe von Menschen. Oft bemerken wir gar nicht, dass unter einer Abdeckung oder im Gebüsch ein Igel in unserem Garten sein Zuhause hat.

Nahrung

Igel sind keine Vegetarier und gehören auch nicht zu den Allesfressern, wie häufig angenommen wird. Sie haben ein breites Nahrungsspektrum, das sich vorwiegend auf wirbellose Tiere und deren Larven beschränkt. In der Natur fressen Igel:

  • Tag- und Nachtfalter
  • Regenwürmer
  • Asseln
  • Käfer
  • Raupen
  • Heuschrecken
  • Tausendfüßer
  • Schnecken
  • Spinnen
  • Vogeleier
  • gelegentlich auch kleine Säugetiere

Fallobst oder andere pflanzliche Nahrung wird höchstens im Ausnahmefall gefressen. Und wenn, dann auch nur unter der Voraussetzung, dass sie dort womöglich Maden oder Würmer finden. Am liebsten halten sich die Tiere zur Futtersuche auf extensiv bewirtschafteten Wiesen oder auch in der Nähe von Totholz auf, um sich von den darin ansässigen Insekten und Wirbellosen zu ernähren. Bis Mitte November können wir deshalb die stacheligen Tiere auf Futtersuche antreffen, danach gehen sie in den Winterschlaf.

Winterschlaf

Normalerweise halten Igel einen langen Winterschlaf, denn in der kalten Jahreszeit finden sie kein ausreichendes Nahrungsangebot. Sinken die Temperaturen auf den Gefrierpunkt, haben sich die Stacheltiere ein dickes Fettpolster angefressen. Ihr Quartier suchen sie sich beispielsweise in einem gut isolierenden Laubhaufen oder unter einem dichten Busch. Während der kalten und nahrungsarmen Jahreszeit fahren ihren Stoffwechsel auf ein Minimum zurück. Igel sind für den Winterschlaf darauf angewiesen, ein sicheres Versteck zu finden und sich eine Fettreserve anzufressen. Auch Igel in der Stadt halten einen Winterschlaf, obwohl hier die Temperaturen meist deutlich höher sind als auf dem Land.

Trinken

Einen großen Teil ihres Flüssigkeitsbedarfs decken die Tiere über ihre Nahrung. Trotzdem müssen sie auch etwas trinken. In der Natur trinken Igel Wasser aus Pfützen, Bachläufen oder Teichen. Und das sollten Sie auch im Garten bekommen. Igel mögen zwar Milch, aber sie können sie nicht verdauen. Genau wie Katzen haben die stacheligen Gartenbewohner eine Laktoseintoleranz. Sie können Milchzucker nicht abbauen und bekommen deshalb starken Durchfall, der bis zum Tod des putzigen Tieres führen kann.

Deshalb gilt:

Igel niemals mit Milch füttern.

Trinkmöglichkeiten anbieten

Bereits die ersten warmen Sonnenstrahlen wecken den einen oder anderen Igel aus seinem Winterschlaf. Da es nur wenig Futter gibt, verkriechen sie sich im Normalfall dann noch einmal in ihr Winterquartier. Erwacht ein Tier aus dem Winterschlaf, verspürt es zunächst großen Durst. Deshalb sollten bereits im Frühjahr Tränken angeboten werden. Wer keinen Platz für einen Teich im Garten hat, kann eine einfache Alternative anbieten:

  • kippsichere, flache Schale mit Wasser
  • stabiler Topfuntersetzer mit Wasser

Wichtig ist, dass die Wasserstelle sauber gehalten wird und täglich frisches Wasser eingefüllt wird. Größere Wasserstellen sollten an mindestens einer Seite eine flache Seite haben oder mit einer Ausstiegsmöglichkeit versehen werden. Nur so kommt der Igel wieder heraus, wenn er ins Wasser fallen sollte. In Gartenteichen und Bachläufen helfen große Steine oder einfach nur ein Brett, das schräg ins Wasser gelegt wird. Zwar können die stacheligen Tiere schwimmen, das hilft auf Dauer aber nicht. Sind die Wände zu hoch und steil, kann der Igel nicht wieder hinaus und wird irgendwann entkräftet untergehen.

Füttern

Igel beim Nestbau

Die Tiere sind viel unterwegs und finden in einem naturnahen Garten genügend Nahrung, um sich selbst zu versorgen. In einem Lebensraum, in dem es Hecken, Sträucher und viel Gras gibt, wird der Tisch in den wärmeren Monaten für den Igel reichlich gedeckt sein. Eine Zufütterung ist in diesem Fall nicht nur unnötig, sondern schadet mehr als sie hilft. Igelnahrung ist sehr abwechslungsreich und lässt sich nicht durch käufliches Igelfutter oder Katzenfutter ersetzen. In Gefangenschaft droht das Risiko von Mangelernährung und Verfettung. Stachelausfall und Hautprobleme gehören in diesem Fall noch zu den harmloseren Symptomen. Trotzdem gibt es einige Momente, in denen ein Igel Hilfe benötigt.

Frühling (März-April)

Steigen die Temperaturen im Frühjahr längere Zeit auf etwa 10 Grad Celsius, wacht der Igel aus dem Winterschlaf auf. Im Regelfall die Männchen ein paar Wochen vor den Weibchen. Das Aufwachen – also den Kreislauf wieder in Schwung bringen – dauert ein paar Stunden und bedeutet für das Tier einen enormen Energieverbrauch. Ein Igel verliert während des Winterschlafs etwa dreißig Prozent seines Gewichtes.

Deshalb beginnt der ausgehungerte Fleischfresser gleich mit der Nahrungssuche. Manche Igel wachen schon sehr früh im Jahr wieder auf und gehen auf Nahrungssuche. Bei mildem Wetter finden sich in der Regel genügend Insekten im Garten. Ist die Witterung jedoch noch kühl oder sehr unbeständig, sieht der stachelige Gartenbewohner mageren Zeiten entgegen.

Herbst

Eine zweite Nahrungsknappheit kann im Herbst auftreten. Zu diesem Zeitpunkt ist es aber sehr wichtig für Igel, sich genügend Winterspeck anzufressen, da sie sonst die kalte Jahreszeit nicht überleben. Betroffen sind vor allem Igelmütter, die während der Aufzucht ihrer Jungen sehr viel Energie und damit Gewicht verloren haben.

Außerdem ist es für Jungtiere, die erst spät im Jahr geboren wurden, schwierig, sich noch vor Einbruch der Kälte genügend Reserven anzufressen. Die meisten Igelkinder kommen im August auf die Welt, manche erst gegen Ende September. In beiden Zeiträumen kann es deshalb notwendig sein, Igel zu füttern.

Das richtige Igelfutter

Falls Sie im Spätherbst, Winter oder sehr zeitigen Frühjahr bei Tageshöchsttemperaturen von dauerhaft unter 6 Grad einen ausgezehrten Igel finden, sollten Sie ihm etwas zu essen und trinken anbieten. Aber nicht einfach irgendwas, sondern Nahrung, die das Tier kräftigt und gesund erhält. Ein geschwächtes Tier braucht hohe Mengen Eiweiß und Fett. Im Handel erhältliche Igelfutter sind als Alleinfutter nicht geeignet, da sie zu hohe Mengen an Kohlenhydraten enthalten. Achten Sie unbedingt darauf, dass das Futter Zimmertemperatur hat, bevor Sie es verfüttern. Am besten wechseln Sie die Zusammensetzung der Nahrung spätestens alle zwei bis drei Tage, um eine einseitige Ernährung zu verhindern.

  • Katzennahrung (Nassfutter) ohne Soße
  • Dosenfutter für Hunde (Katzenfutter enthält jedoch mehr Eiweiß)
  • ein gekochtes Ei
  • ungewürztes Rührei
  • gebratenes, ungewürztes Hackfleisch
  • dazu geringe Mengen an ballaststoffreichen Zusätzen
  • dazu gehören: Igeltrockenfutter, Weizenkleie oder Haferflocken
  • pro 100 bis 150 g Grundnahrung etwa 1 bis 2 Teelöffel zumischen

Gerade im Herbst benötigen spät geborene Jungigel und Igelmütter hochkalorienreiches Futter, um sich noch genügend Fettreserven für den nahenden Winter anzufressen. Der eine oder andere junge Igel stöbert noch bis spät in den November nach Essbarem, denn sein Instinkt sagt ihm, dass er nur mit dem nötigen Winterspeck die kalte Jahreszeit überlebt. Das schützende Winternest baut das Tier deshalb meist zu spät – und oft auch nicht ausreichend gepolstert. Aus diesem Grund sterben sehr viele Igeljungen in der kalten Jahreszeit.

Tipp:

Bringen Sie kranke und sehr stark geschwächte Igel umgehend zum Tierarzt. Sie können dem Tier im Vorfeld etwas Wasser oder Kamillentee mit einer Einwegspritze ins Maul tröpfeln, um es mit etwas mit Flüssigkeit zu versorgen.

Diese Dinge dürfen Igel nicht fressen

Igel

Füttern Sie keine selbst gesammelten Schnecken oder Regenwürmer aus Ihrem Garten. Diese können Parasiten übertragen und dem geschwächten Tier weiter zusetzen. Igel probieren im Allgemeinen alles, was man ihnen anbietet. Aber nicht alles vertragen sie auch. So sollten Sie beispielsweise niemals Milch und auch kein Obst und Gemüse an Igel verfüttern. Folgende Nahrungsmittel sollten nicht gegeben werden:

  • Nüsse und Rosinen
  • alle zuckerhaltigen Speisen
  • Obst
  • Gemüse
  • Salat
  • Milchprodukte (Quark, Joghurt, Käse)

Fütterungszeitpunkt

Füttern Sie Igel, die in der freien Natur leben, am besten abends bei Beginn der Dämmerung. Igel sind normalerweise nachtaktiv und beginnen ab Sonnenuntergang mit der Futtersuche. Halten sich geschwächte Tiere oder Jungtiere (ab Oktober) in Ihrem Garten auf, sollte ständig Nahrung zur freien Verfügung bereitgestellt werden.

Tipp:

Achten Sie auf Sauberkeit. Nicht verzehrte Nahrung, verstreute Futterreste und Kot müssen mindestens einmal täglich entsorgt, die Futterschale gereinigt und neu bestückt werden.

Falsch verstandene Hilfe

Die kleinen frechen Gesichter und die schwarzen Knopfaugen wecken vielleicht das Bedürfnis, den Tieren im Herbst zu helfen und sie ins Haus zu holen. Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen ist das aber nicht sinnvoll. In Freiheit haben sie die größeren Überlebenschancen. Gezielte Hilfe ist nur bei kranken, verletzten und extrem untergewichtigen Igeln angebracht. Finden Sie also einen gesunden Stachelhäuter im Oktober oder November in Ihrem Garten, ist es besser, ihm draußen geeignetes Futter anzubieten und abzuwarten.

Naturräume im Garten schaffen

Je vielfältiger ein Lebensraum ist, umso artenreicher ist auch das Angebot an Nahrung. In ländlichen Gegenden streifen die Tiere, die als Einzelgänger leben, sehr weit umher, um den einen oder anderen Leckerbissen zu finden. Trotzdem kann dem Igel auch ein einziger Garten reichen, insofern dieser alles bietet, was er zum Leben braucht. Einer der wichtigsten Aspekte, damit sich ein Igel wohlfühlt, ist ein durchgängiger Gartenzaun.

Ein Durchschlupf von etwa 10 bis 15 cm (etwa eine Handbreit) reicht bereits aus. Sehen Sie einen Igel im Herbst bei sich im Garten, sollten Sie ihn bei seinen Vorbereitungen für die Überwinterung unterstützen. Das können Sie ganz einfach tun, indem Sie für gute Unterschlupfmöglichkeiten sorgen. Als Schlafplatz eignen sich beispielsweise:

  • dichte Gebüsche
  • Reisighaufen
  • Komposthaufen
  • trockene Hohlräume in Holzstapeln
  • ein Raum unter einer Treppe

Lassen Sie unbedingt das abgefallene Laub und Zweige in einer Ecke des Gartens liegen, denn diese Materialien nutzen die Tiere, um ihre Nester zu bauen und zu isolieren. Ein aufgeräumter Garten bietet dem stacheligen Säugetier kaum Unterschlupfmöglichkeiten.

Fazit

Igel sollten nur dann gefüttert werden, wenn das Nahrungsangebot in der Natur nicht reichhaltig genug ist, damit die Tiere auch ohne Hilfe überleben. Das ist vor allem im Herbst bei spät geborenen Igeljungen und auch deren Müttern der Fall. Ein gesunder Igel sollte in der Regel nicht ins Haus geholt sondern lieber mit geeignetem Futter dabei unterstützt werden, sich die notwendigen Fettreserven anzufressen und in Freiheit zu überwintern.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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