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Schädlingsfrei richtig anwenden – das ist zu beachten!

Schädlingsfrei anwenden

Nicht jeder Befall mit Schädlingen ist auch wirklich bekämpfungswürdig und häufig gibt es Alternativen, die biologisch unbedenklich sind. Gärtner können bereits bei der Anlage eines Gartens sehr viel tun, um die Pflanzen gesund zu halten. Das geht beispielsweise durch die Auswahl von Pflanzensorten, die wenig anfällig für bestimmte Krankheiten und Schädlinge sind. Zudem ist es wichtig, günstige Standort- und Bodenbedingungen zu schaffen. Und nicht zuletzt die Fruchtfolge und die richtige Mischkultur schützen Gewächse im Nutzgarten gegen Schädlinge und Krankheiten.  Manchmal ist es dennoch erforderlich, Schädlingsfrei im heimischen Garten einzusetzen.

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Was ist Schädlingsfrei eigentlich?

Schädlingsfrei werden Produkte verschiedener Hersteller genannt, die als Pflanzenschutzmittel gegen saugende oder fressende Schädlinge an Pflanzen wirkten. Die Wirkstoffe in Schädlingsfrei gehören zu den Akariziden und Insektiziden. Akarizide sind Pestizide oder Biozide zur Bekämpfung von beißenden und saugenden Insekten. Beide Stoffgruppen sind nicht nur beim direkten Kontakt mit dem Schädling tödlich, sondern dringen nach der Anwendung in die Pflanze ein und bleiben dort über längere Zeit erhalten. Die Pflanze kann den Wirkstoff entweder über die Blätter aufnehmen oder auch über die Wurzeln. Deshalb gibt es Schädlingsfrei zum einen als Spritzmittel, zum anderen als Gießlösung. Häufige Wirkstoffe in Schädlingsfrei sind:

  • Abamectin
  • Acetamiprid
  • Azadirachtin (Neem-Produkte)
  • Pyrethine (Pyrethrum)
  • Thiacloprid

Diese Stoffe haben eine neurotoxische Wirkung auf Insekten. Das Nervensystem (sowohl motorische als auch sensorische Nerven) der Insekten arbeitet nicht mehr ordnungsgemäß und die Schädlinge sterben.

Welche Schädlinge werden bekämpft?

Eine ganze Reihe an saugenden und fressenden Insekten und deren Larven gehören zu den Schädlingen, die mit Schädlingsfrei bekämpft werden können. Je nachdem, welcher Wirkstoff oder welche Wirkstoffkombination eingesetzt wird, sind das beispielsweise:

  • Blattläuse
  • Blatt fressende Käfer und deren Larven
  • Bodenschädlinge (wie Larven von Dickmaulrüsslern)
  • Buchsbaumzünsler
  • Frostspanner
  • Gespinstmotten
  • Miniermotten
  • Schildläuse
  • Schmetterlingslarven
  • Schmier- und Wollläuse
  • Sitkafichtenlaus
  • Spinnmilben
  • Thripse
  • Weiße Fliegen
  • Wespenlarven (Blattwespe und Blattrollwespe)
  • Zikaden
Tipp:

Da nicht alle Sorten Schädlingsfrei gegen alle Schädlinge wirken, muss der Schädling eindeutig identifiziert werden. Welches Produkt am besten wirkt, können Ihnen die Fachberater sagen.

Vor der Anwendung

Ist ein Pflanzenschutzmittel der einzige Ausweg im Kampf gegen die Schädlinge, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Anwendung. Je nachdem, welche Schädlinge auf welcher Pflanze parasitieren und ob die Pflanze im Innen- oder Außenbereich steht, sind unterschiedliche Anwendungsmethoden sinnvoll. Schädlingsfrei gibt es in folgenden Varianten:

  • als fertige Lösung zum Aufsprühen auf die Blätter und Blüten
  • Mittel zum Einsprühen, das vorher noch mit Wasser gemischt werden muss
  • als Produkt, das über das Gießwasser verabreicht wird
  • sogenannte Kombistäbchen, die in die Erde gesteckt werden und zusätzlich Dünger enthalten
  • Kombigranulat: wie Kombistäbchen, nur andere Darreichungsform

Gebrauchsanleitung lesen und befolgen

In der Gebrauchsanleitung der Hersteller steht alles, was zum vorschriftsmäßigen und sicheren Umgang mit Schädlingsfrei notwendig ist. Besonders zu beachten sind folgende Punkte:

  • persönliche Schutzmaßnahmen
  • Dosierung
  • Wartezeit bis zur Ernte (bei Obst und Gemüse)

Witterungsverhältnisse prüfen

Da Schädlingsfrei nur bei optimalen Witterungsverhältnissen effektiv wirkt, sollte im Vorfeld unbedingt geprüft werden, ob die Wetterbedingungen für die Anwendung von Schädlingsfrei geeignet sind. Vor allem bei Spritzmitteln gibt es ein paar Punkte zu beachten:

  • nicht anwenden, wenn Regen zu erwarten ist (dann können die Wirkstoffe nicht genügend einwirken)
  • es sollte möglichst windstill sein (denn so driften die Sprühnebel nicht ab)
  • Mindesttemperatur: Einige der Mittel können bereits ab einer Temperatur von 5 Grad eingesetzt werden, andere entfalten ihre optimale Wirkung erst ab etwa 15 Grad
  • ab einer Tagestemperatur von 25 Grad oder direkter Sonneneinstrahlung nicht anwenden
  • Anwendung im Freiland nur von März bis September

Checkliste für den Umgang mit Schädlingsfrei

1. Sachkundiger Umgang

Jeder, der ein Insektizid wie Schädlingsfrei anwendet, muss sich im Vorfeld mit dem sachkundigen Gebrauch des Mittels und eventuellen Besonderheiten beim Umgang vertraut machen. Deshalb ist bei allen Herstellern von Schädlingsfrei eine ausführliche Gebrauchsanweisung enthalten, die vor der Anwendung sorgfältig gelesen und bei der Anwendung strikt befolgt werden sollte. Nur so ist eine effektive Wirkung zu erzielen und Schäden für Mensch, Tier und Umwelt zu verhindern.

2. Geeignete Schutzkleidung

Die Schutzkleidungspflicht beginnt bereits beim Ein- und Umfüllen sowie beim Ansetzen des Schädlingsfrei-Präparates. Dabei gilt das Motto: Jeden unnötigen Kontakt mit Schädlingsfrei vermeiden! Grundsätzlich ist für die Anwendung das Tragen folgender Schutzausrüstungen erforderlich:

  • festes, geschlossenes Schuhwerk (bei großflächiger Anwendung Gummistiefel)
  • lange Kleidung (an Beinen und Armen)
  • wasserundurchlässige Einmal- oder Universalhandschuhe tragen

3. Einkauf von Schädlingsfrei

Vorratskäufe von großen Mengen Schädlingsfrei sind nicht im Sinne des Pflanzenschutzes, auch wenn dies manchmal aus Preisgründen sinnvoll erscheint. Der Kauf sollte immer situationsbedingt angepasst sein. Für den Haus- und Kleingarten sind lediglich Pflanzenschutzmittel zugelassen, die dies explizit auf der Verpackung deklarieren.

4. Befüllen und Reinigen von Geräten

Beim Befüllen von Gießkannen oder Spritzgeräten ist immer darauf zu achten, dass nicht versehentlich die Schädlingsfrei-Lösung auf befestigte Untergründe oder in die Kanalisation gelangt. Das Gleiche gilt für die Reinigung der Gerätschaften, die nach der Benutzung mehrfach mit klarem Wasser ausgespült werden. Da bei großflächigem Ausbringen von Schädlingsfrei auch die Sohlen der Schuhe mit dem Mittel kontaminiert sein können, empfiehlt sich das Tragen von Gummistiefeln, die nach der Anwendung abgewaschen werden müssen.

Tipp:

Am besten werden Gerätschaften gleich vor Ort mit dem Gartenschlauch gereinigt. Das Waschwasser wird auf das Erdreich über die Wurzeln der behandelten Pflanzen gegossen. Nicht über die behandelten Blätter spülen.

Richtige Anwendung

Sind im Vorfeld alle Schutzmaßnahmen durchgeführt worden und die Gebrauchsanweisung sorgfältig gelesen, geht es nun ans richtige Ausbringen von Schädlingsfrei.

1. Sprühlösung

Sprühlösungen sind entweder direkt gebrauchsfertig erhältlich oder müssen mit Wasser angemischt werden. In beiden Fällen müssen die angegebenen Dosiermengen strikt eingehalten werden.

  • nur die benötigte Menge an Sprühlösung ansetzen
  • Witterungsverhältnisse prüfen
  • am besten morgens oder am späten Nachmittag anwenden
  • regenfreien Tag wählen ohne besonders heiße Temperaturen
  • möglichst an windstillen Tagen arbeiten
  • nicht an windigen Tagen sprühen
  • auf die Windrichtung achten (immer mit der Windrichtung sprühen)
  • langsam und gleichmäßig über die Pflanzen sprühen
  • nur tatsächlich befallene Pflanzen einsprühen
  • ausreichenden Abstand zu Gewässern einhalten (mindestens 5 m bei Windstille)
  • Kinder und Haustiere bei der Anwendung außer Reichweite bringen
Tipp:

Das Motto „Viel hilft viel“ kann fatale Folgen haben. Deshalb sind Mengenangaben auf der Verpackung exakt einzuhalten.

2. Gießlösungen

Produkt nach Gebrauchsanleitung mit Wasser verdünnen oder in Wasser auflösen. Dabei Hautkontakt unbedingt vermeiden. Nach dem gründlichen Umrühren kann die Lösung direkt mit der Gießkanne auf den Wurzelballen der betroffenen Pflanze aufgebracht werden. Die Wirkstoffe werden von der Pflanze aufgenommen und wirken nach etwa zwei bis vier Tagen gegen die Schädlinge.

3. Kombistäbchen

Sogenannte Kombistäbchen enthalten neben dem eigentlichen Schädlingsfrei auch Dünger, um die Pflanzen gleichzeitig gegen die Schädlinge zu stärken. Die etwa 2 cm langen Stäbchen werden je nach Hersteller mit einem Eingeber geliefert, mit dem die Stäbchen ohne Hautkontakt tief in die Wurzeln der befallenen Pflanze gesteckt werden. Ansonsten unbedingt Handschuhe tragen.

  • eignen sich besonders für Zimmerpflanzen und Balkonpflanzen
  • nicht für den großflächigen Einsatz geeignet
  • lösen sich durch die Feuchtigkeit im Boden auf
  • nach dem Eingeben gut angießen
  • Wirkstoffe werden über die Wurzeln aufgenommen
  • Wirkung setzt nach 2-4 Tagen ein
  • hält bis zu 8 Wochen an
  • ganzjährig einsetzbar

Anwendung dokumentieren

Manchmal ist es notwendig, Schädlingsfrei noch einmal anzuwenden. Je nach Wirkstoff darf Schädlingsfrei maximal zwei- bis dreimal jährlich während der Wachstumsperiode gesprüht werden. Um die Wartezeiten bis zu Ernte und die Häufigkeit der Behandlung besser einschätzen zu können, ist es sinnvoll, zu dokumentieren, wann welches Mittel zum Einsatz gekommen ist.

Lagerung

Wird Schädlingsfrei noch nicht gleich eingesetzt oder sind Reste übrig, muss sichergestellt sein, dass keine Gefahr für Mensch und Umwelt von dem Produkt ausgeht. Schädlingsfrei ist daher immer abgeschlossen und außerhalb der Sicht- und Reichweite von Kindern und Tieren aufzubewahren. Zudem sollte Schädlingsfrei in der Originalverpackung inklusive Gebrauchsanweisung gelagert werden. Das Abfüllen in unbeschriftete Gefäße oder gar Getränkeflaschen birgt eine nicht zu unterschätzende Unfallgefahr. Der Lagerort sollte vor Frösten und hohen Temperaturen geschützt sein.

Entsorgung

Leere Pflanzenschutzmittelflaschen und -behälter werden sauber gespült. Das Spülwasser darf nicht in die Kanalisation gelangen, da die Wirkstoffe gefährlich für Wasserorganismen und Fische sind. Deshalb wird das verdünnte Spülwasser am besten auf die vorher mit Schädlingsfrei behandelte Fläche gegossen. Nicht verwendete Reste sollten bei der Sonderabfallsammelstelle abgegeben werden (Recyclinghof oder Umweltmobil). Falls nicht anderes auf der Verpackung steht, ist Schädlingsfrei etwa zwei Jahre haltbar.

Fazit

Die Anwendung von Schädlingsfrei ist nicht wirklich schwierig. Allerdings sollte das Mittel immer mit Bedacht und Vorsicht angewendet werden. Dazu gehören beispielsweise die eindeutige Identifikation des Schädlings und die Suche nach möglichen, biologischen Alternativen. Wer Schädlingsfrei anwendet, sollte sich im Vorfeld immer ganz genau die Gebrauchsanweisung durchlesen und alle Hinweise exakt befolgen. Nur so kann Schädlingsfrei effektiv wirken und eine für Mensch, Tier und Umwelt sichere Anwendung garantieren.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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