Es wurde jetzt mehrfach geschrieben, dass die Doppelstegplatten ziemlich dünn seien.
Wie dick sollten denn die Platten idealerweise sein?
Ich rate von Stegplatten mit 4mm Dicke grundsätzlich ab. Ich hab noch keine 4mm Stegplatte in guter Qualität gesehen und die Hersteller der Stegplatten raten idR davon ab, 4mm Stegplatten für Konstruktionen zu verwenden, die mechanischer Belastung ausgesetzt sind, also z.B. Gewächshäuser.
6mm gibt es in guter Qualität. Beckmann verbaut z.B. solche (u.a. beidseitig UV geschützt). Verbaut man 6mm Stegplatten mit kleinen Unterkonstruktionsabständen wie 60cm, mit eher kurzen Plattenlängen von ca. 1,5m und fasst sie 4-seitig stabil in Aluprofile ein, dann könne die durchaus sturmsicher sein. Nur sehr hohe Schneelasten würde ich den 6mm Platten nicht zumuten.
Mit 10mm hat man etwas mehr Stabilität, 16mm ist bzgl. Stabilität dann Standardware, das geht dann auch bis 1m oder 1,2m Plattenbreite. Es gibt da aber innerhalb der "Klasse" auch erhebliche Unterschiede, gerade bei den 16mm Typen gibt es eine riesen Vielfalt.
Bzgl. Dämmung geben sich die nicht so wahnsinnig viel, 4mm Stegplatten liegen bei rund 4W/m²*K, 16mm Stegdoppalplatetn aus Polycarbonat idR bei ca. 2,7W/m²*K, 6mm und 10mm irgendwo dazwischen.
Dämmend wirken vor allem die Übrgangsschichten zwischen Luft und Material, weniger die Dicke der frei zirkulierende Luftschicht an sich.
Wichtig ist bei Stegplatten, dass die offenen Seiten abgedichtet sind, entweder konstruktiv oder mit Spezialklebebändern. Wenn nicht, dann zirkuliert die Luft und die Dämmwirkung ist reduziert, außerdem hat man dann reichlich Tiere in den Kammern sowie Wasser, Dreck, Moss, Algen.
Je kleiner die Kammern, umso mehr davon. 4mm und 6mm Stegplatten mit freien Stirnseiten sind bevorzugte Habitate von Ohrwürmern, diversen Wildbienen, vielen sich verpuppenden Raupen und anderen. Üblicherweise verenden die Tiere dann in den sich aufheizenden Kammern.
Kondenswasser lässt sich in Stegplatten nicht vermeiden, Wasserdampf diffundiert nun mal langsam aber sicher durch den Kunststoff hindurch. Kondensfrei sind nur Doppelverglasungen mit Dichtung und Trocknungsmittel im Rahmen.
Der Hauptnachteil von Polycarbonat Stegplatten ist die Lichtdurchlässigkeit und das gilt für Platten aller Stärken (außer Plexiglas PMMA Platten).
Deshalb werden Polycarbonat Stegplatten im professionellen Gewächshausbau idR nicht verwendet, obwohl sie sehr billig wären, im Neuzustand sehr stabil sind und beim Brandschutz Vorteile haben. Es geht einfach zu wenig Licht durch.
Das Datenblatt liest sich meistens so übel nicht, da steht idR was von 80% Lichtdurchlässigkeit, was ja gut klingt.
Das gilt aber nur im Neuzustand mit direktem Licht senkrecht auf die Platte.
Die Realität ist eine andere, da fällt Licht seitlich rein und man hat auch viel diffuses Licht, die 80% sind real eher 60%
10% geht für die Gewächshauskonstruktion weg -> 54%
10% geht bei Polycarbonat nach einer Weile nochmal für die Alterung weg -> 49%
und über kurz oder lang gehen nochmal 10-20% für die Verschmutzung weg und damit meine ich gesäuberte Platten, keine völlig verdreckten, und damit landet man dann irgendwo bei ca. 40% Lichteinfall gegenüber dem Freiland.
In der Praxis sieht es oft noch düsterer aus.
Bei einem Glashaus ist es eher so:
Verglasung 90% Datenblatt, real 80% durchlässig
10% für die Gewächshauskonstruktion -> 72%
Alterung gibt es nicht
3-5% für die Verschmutzung (Bei Glas muss das Licht nur durch 2 gut zu putzende Oberflächen, bei Stegplatten im idealfall durch 4, oft aber auch durch 6 oder 8, wenn das Licht auch noch durch die inneren Stege durch muss.)
und damit landet man bei ca. 70% Lichteinfall
Im Sommer ist das relativ egal, da gibt es bei uns genügend Licht, aber im Winterhalbjahr von Oktober bis März und auch in trüben April und Maitagen wäre jedes Prozent Licht kostbar.
Auch beim Aroma kann man Unterschiede wahrscheinlich schmecken, ich hab nur noch keinen echten 1:1 Vergleich gesehen/geschmeckt.
Fazit: Es kommt drauf an. Prinzipiell kann man gute Gewächshäuser auch mit hochwertigen 6mm Stegplatten bauen, aber man kann auch Müll bauen. Bei 4mm Häusern hab ich die letzten Jahre nur Müll gesehen.
Ob Dämmung wichtig ist muss man für sich selber raus finden.
Mein Gewächshaus ist aus Glas und 6mm Stegplatten im Dach. (in mäßig brauchbarer Konstruktion, aber ich hab selber nachgebessert) und ich werde dieses (warme) Frühjahr seit dem 13. April rund 20kWh damit verheizt haben, viel mehr wird es laut Wetterbereicht auch nicht mehr. Das sind 6 Euro. Vielleicht sind es in kalten jahren dann auch mal 20 Euro. In Relation zum Kaufpreis nahezu vernachlässigbar.
Die Kulturen davor im Gewächshaus brauchten keine Heizung, die brauchten Licht.
Unter diesen Bedingungen muss man über Dämmwerte nicht groß nachdenken.
Beheizt man aber schon ab Februar oder ganz ganzjährig sieht die Welt wieder ganz anders aus.
Kurz und gut: Es ist viel komplizierter und vor dem Kauf sollte man sich zumindest die Anleitung genau anschauen oer jmd geben, der sich damit auskennt, denn viele Details werden verschwiegen.
Wie bei so vielen reduzieren die meisten Leute den Kauf auf Stegplattendicke vs Euro. Das führt dazu, dass im Billigsegment (fast?) nur noch Schrott auf dem Markt ist, weil eine gute 6mm Stegplatte kostet nun mal mehr als eine schlechte 6mm Stegplatte, aber der Käufer sieht es nicht (ein).
Wenn ich mir in unserer Gartenanlage anschaue, dass manche 4mm Gewächshäuser hier quasi jährlich ihre Stegplatten verlieren und nach 3-4 Jahren beginne die Platten bereits sich aufzulösen und den Garten mit Mikroplastik vollzumüllen, dann ist es sehr traurig, dass dafür Geld ausgegeben wurde.
Umgekehrt stehen die Glashäuser aus DDR Zeiten überwiegend noch. Da springt halt hin und wieder mal eine Scheibe, das ist halt noch kein gehärtetes ESG Glas, aber eine 40 Jahre alte Glasscheibe ist genauso gut wie eine nagelneue. Da hat der mit den billigen "Schrott"-Stegplatten schon 10x neu gekauft.
Die schlechteste Qualität hab ich bisher bei Frühbeeten (bei anderen) erlebt, ich vermute, das war nicht mal Polycarbonat, sondern irgendwas anderes (eher weißlich). Die Dinger waren nach einem (1!) Sommer zerfallen. Aber was will man erwarten, wenn man so ein Ding für 30 Euro Neupreis bestellt? Das kann nicht gut sein, zu dem Preis ist das einfach nicht möglich.
Es gibt übrigens heute im Profibereich qualitativ exzellete Gewächshausfolien mit vorzüglichen Eigenschaften wie UV-A/B Durchlässigkeit, hohen Haze faktor, NIR Blockade, Anti-Tau und vielem mehr. meist mit 5-10 Jahren Lebensdauer (bei ETFE über 30 Jahre Lebensdauer, aber die sind auch sehr teuer) und sehr guter Lichtdurchlässigkeit.
Für Selberbauer wäre das ein interessante aber quasi unbekannte Möglichkeit statt Glas, Polycarbonat oder Plexiglas.
MfG