Blackbox Gardening

huw

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Hallo ihr Lieben,

ich bin vor ein paar Tagen auf das sehr schöne Buch "Blackbox Gardening" (Jonas Reif, Christian Kreß) gestoßen. Davon mal abgesehen, dass vieles an diesem Konzept - so man es denn konsequent und im größeren Stil verfolgen möchte - mehr an gärtnerischer Kenntnis und Zuwendung erfordert, als ich mir anfangs vorgestellt hatte, scheint mir doch das Offene und Spielerische an der Idee verführerisch, und die Autoren weisen gleich zu Beginn darauf hin, dass es sich leicht auch im kleinen beginnen ließe.
Mich würde interessieren, ob jemand von euch sich schon mit dem Thema theoretisch oder praktisch befasst hat und welche Erfahrungen/Meinungen ihr damit/dazu habt.

Viele Grüße
huw
 
  • Stupsi

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    Hi, jetzt musste ich erst mal nachlesen was das genau ist, hatte jetzt erwartet schwarze Boxen mit unten Fischen und oben Pflanzen oder so was :D

    Ich habe das schon so oft gelesen und beobachtet das wenn man Pflanzen aussamen läßt und die sich ihr eigenes Plätzchen suchen dürfen die viel besser wachsen, gesünder und auch komischerweise viel weniger Wasser brauchen.

    Bestes Bsp. ich hatte eine Schafgarbe von einem Feldrand mitgenommen weil ich die auf dem Balkon haben wollte als Futter für meine damaligen Mäuse und für mich (Tee).
    In einem Jahr wurde die so groß das ich gut 2/3 davon in den Garten gesetzt habe.
    Dort ist sie einfach an der Stelle verschwunden aber in einer Ritze zwischen Steinen wieder aufgetaucht und fast unverwüstlich obwohl Gärtner die immer abschneiden, auch steht sie da den ganzen Tag in praller Sonne ohne das sie jemand gießt und blüht und sieht immer gesund aus.

    Hab dann ein bisschen davon wieder ausgegraben weil es mir so leid tat das sie da immer abgeschnitten wurde beim Rasen mähen und sie wieder in ein Beet gepflanzt, mal an anderer Stelle wo es auch vollsonnig ist und Steine liegen.

    Sie mag es wieder nicht, mickert wenn ich da nicht gieße schlappt sie obwohl sie da viel mehr Erde zu Verfügung hat als in dieser kleinen Steinritze.

    Es muss also was dran sein an diesem Blackbox Gardening.
    Das kann man wirklich bei ganz vielen Pflanzen beobachten.
    Ich habe mich damit abgefunden das ich sie machen lasse....warum eingreifen wenn sie es selber besser wissen und einen mir viel schöneren Blüten und Wachstum überraschen.
     

    Pyromella

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    Damit sich nicht jeder erst mal schlau lesen muss, was sich hinter diesem hippen Begriff verbirgt: Beim Blackbox Gardening lässt man vor allem Pflanzen, die sich versamen, ihren Standort selber suchen. - Passt das, wie ich das System kurz zusammengefasst habe?

    Für einige Pflanzenarten betreiben wir in unserer Familie das System seit Jahrzehnten, ohne den Begriff dafür zu kennen. So wandern Akelei, Glockenblume, gelber Waldscheinmohn, Dill, Frauenmantel, Fingerhut, Ringelblume, Kapuzinerkresse und noch so einiges munter durch die Beete und werden nur dort rausgezogen oder umgepflanzt, wo sie wirklich stören.

    Besonders Sonnenblumen, die aus dem Vogelfutter stammen und irgendwo sich dann selbst angesät haben, sind enorm kräftig. Auch der Dill ist deutlich kräftiger als der, den man absichtlich irgendwo in die Reihe sät.

    Bei den meisten unserer Wanderpflanzen fehlt mir der Vergleich, wie sie in bewusst ausgesät und auf einen Fleck unserer und nicht ihrer Wahl gesetzt, reagieren.

    Diese Art des Gärtnerns erfordert eine gewisse Flexibilität des Gärtners, der dann in aufkommende Lücken andere Dinge Pflanzen sollte. So stehen die Dalien jedes Jahr in anderen Lücken und gedeihen auch gut. Für Leute, bei denen der Garten jedes Jahr exakt gleich aussehen muss, taugt das nicht.

    Wichtig ist auch, dass man seine Wanderpflanzen auch schon in frühem Jungstadium erkennt, damit man sie nicht aus Versehen jätet. Mit einer gewissen Offenheit kann man auch Neuzugänge begrüßen, bei denen nicht klar ist, wo sie herkommen. So haben wir seit zwei Jahren Jakobsleiter im Garten, und die hat bewusst niemand mitgebracht.

    Ich mag dieses leichte Zufallssystem. Dadurch ist der Garten auch sehr eingewachsen, es bleibt nicht viel Raum für ungewünschte Beikräuter und es sieht nicht sofort unordentlich aus, wenn mein nun doch etwas älter werdender Vater nicht so ganz mit der Arbeit hinterherkommt (und wir Kinder und Enkel zu selten zum Helfen aufkreuzen.)
     
  • huw

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    Danke Stupsi, danke Pyromella,

    ich denke auch, man kann natürlich vermuten, dass hinter dem Begriff nur alter Wein in neuen Schläuchen steckt, halt mal wieder ein neuer Trend wie Guerilla Gardening, Urban Gardening, New German Style ... Und wie ich gesehen habe, werden natürlich inzwischen online auch schon spezielle gärtnerische Angebote bereitgehalten. Deswegen kann es ja trotzdem anregend und hilfreich sein, seine Gartenphilosophie mal speziell unter diesem Aspekt zu betrachten. Und so schön, gegliedert und zusammengefasst habe ich es bisher noch nicht gefunden. Hier mal noch andere Meinungen zum Buch und Konzept (ich weiß, ihr könnt alle selbst googeln, aber manchmal verleitet es so schneller ...)

    Meinungen:
    https://www.amazon.de/Blackbox-Gardening-versamenden-Pflanzen-G%C3%A4rten-gestalten/dp/380017538X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1502443651&sr=8-1&keywords=blackbox+gardening#customerReviews
    Bilder:
    https://www.google.it/search?q=Blackbox+gardening&client=firefox-b-ab&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwi8k8aF7M7VAhULfRoKHeUyBi4Q_AUICigB&biw=1366&bih=614

    Viele Grüße
    huw
     
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  • elis

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    Hallo !

    Zu dem Thema kann ich auch was sagen. Praktiziere es schon lange, besonders mit Mohn und Verbena bonarienis, Mutterkraut u. Verbena hastata. Ich kenne den Christian Kreß, das ist die Staudengärtnerei "Sarastro" in Ort im Innkreis. Das ist ein wirklich toller Staudengärtner und der Jonas Reif ist verantwortlicher Redakteur von der Gartenzeitung "Gartenpraxis". Also wirklich gute Spezialisten. Habe das Buch auch. Der Jürgen Becker ist der Fotograf.

    lg elis
     

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    huw

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    Hallihallo,

    Jahre später ... Ich sympathisiere immer noch mit dieser Einstellung zum Garten, komme jedoch bisher aus zeitlichen Gründen nicht groß dazu. Habe aber inzwischen eine weitere Buchempfehlung in dieser Richtung - Kern, Simone: Der antiautoritäre Garten.

    Viel Spaß damit
    huw
     
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