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Pfirsichbaum züchten – Pflanzen aus Kern ziehen in 7 Schritten

Pfirsichbaum - Prunus persica

Es dauert ein paar Jahre, bevor ein Pfirsichbaum, der aus einem Kern gezogen wurde, Früchte trägt. In einigen Fällen setzt der Baum niemals Früchte an. Ob ein Samen-Pfirsichbaum eine reiche Ernte liefert, hängt vor allem von der Pfirsichsorte ab, von der die Steinfrucht stammt. Das Gleiche gilt, wenn es darum geht, ob der Kern überhaupt keimt oder nicht. Wie Sie erfolgreich einen Pfirsichbaum züchten können, erklären wir Ihnen in 7 einfachen Schritten.

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Samen

Der Pfirsichbaum, botanisch Prunus persica genannt, ist ein bis zu drei Meter hoher Baum, der wohlschmeckende Früchte trägt. Der Pfirsich gehört wie viele andere bekannte Obstbäume zu den Steinobstgewächsen innerhalb der Familie der Rosengewächse. Das Gehölz bildet charakteristische Früchte, in deren Fruchtfleisch ein fest verankerter Steinkern sitzt. Möchte man die Pflanze vermehren, kann ein solcher Kern in Erde gepflanzt werden. Jeder dieser Steinkerne enthält genau einen Samen.

Welche Sorten eignen sich?

In jedem einzelnen Kern steckt ein Pfirsichbaum. Weil eine Kreuzbestäubung zwischen den einzelnen Sorten jedoch sehr unterschiedliche Ergebnisse liefern kann, werden Äpfel, Birnen und andere Obstbäume in der Regel nicht durch Samen (Kerne) vermehrt. Die mandelförmigen Kerne von Pfirsichen hingegen liefern jedoch häufig die erwünschten Eigenschaften. Zwar lassen sich aus den Kernen fast aller Pfirsichsorten Pflanzen ziehen, an den meisten werden Sie aber nicht viel Freude haben, denn diese Gewächse bleiben meist ziemlich klein und tragen nur selten Früchte.

Um tatsächlich nach einiger Zeit auch Früchte ernten zu können, benötigt man eine sogenannte kernechte Pfirsichsorte. Kernecht heißt, dass sich die verschiedenen Eigenschaften der Mutterpflanze auch auf den Sämling übertragen. Das ist bei den heutigen Zuchtsorten nicht unbedingt der Fall, denn häufig handelt es sich um Hybriden, deren Samen entweder keine überlebensfähigen Pflanzen oder völlig andere Eigenschaften hervorbringen. Kreuzungen zwischen zwei Bäumen, die bei der Bestäubung durch Insekten entstehen, führen auch oft zu wenig wünschenswerten Ergebnissen. Kernechte Sorten werden auch als wilde Pfirsiche bezeichnet.

Kernechte Sorten

Viele Pfirsiche, die von Natur aus weißes Fruchtfleisch haben, sind kernecht und daher gut zur Vermehrung der Pflanze geeignet. Hierzu gehören vor allem folgende Sorten:

  • Naundorfer Kernechter (Fruchtreife: Ende August bis Mitte September)
  • Roter Ellerstädter/Kernechter vom Vorgebirge (Reife Mitte bis Ende September)
  • Weißer Ellerstädter (Ernte ab Ende August, Anfang September)
  • Proskauer Pfirsich (Ernte Ende August bis Mitte September)
  • Ussurischer Wildpfirsich (späte Sorte)

Pfirsichbaum aus Kernen ziehen – Schritt-für-Schritt-Anleitung

Damit aus einem Pfirsichkern ein stattlicher Baum wird, ist einiges zu beachten und sehr viel Geduld gefragt. Im Gegensatz zu manch anderem Samen lässt sich ein Pfirsichkern nicht einfach in einen Topf mit Anzuchterde pflanzen und keimt innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen. Prinzipiell kann man natürlich einen Pfirsichkern im Herbst direkt in den Gartenboden pflanzen und einfach abwarten, ob er im Frühjahr keimt. Eine höhere Erfolgsquote erzielen Sie jedoch, wenn Sie den Kern bis zum Winter aufbewahren und dann im Haus vorziehen.

Schritt 1: Frucht auswählen

Pfirsichbaum - Prunus persica

Nicht nur die Sorte, sondern auch der Zeitpunkt, zu dem der Pfirsich geerntet worden ist, entscheidet darüber, ob der Versuch, einen Pfirsichbaum aus einem Kern zu ziehen, Erfolg hat oder nicht. Der Same (also auch die Frucht) muss zum Zeitpunkt der Ernte bereits reif sein. Unreife Pfirsichkerne sind meist nicht in der Lage, zu keimen. Wer einen eigenen Pfirsichbaum im Garten hat, den er vermehren möchte, wartet einfach so lange, bis die Früchte reif sind. Das ist ganz einfach daran zu erkennen, dass der Baum diese Früchte von alleine abwirft. Etwas schwieriger wird es schon, wenn die Pfirsiche in einem Discounter gekauft werden. In der Regel werden die Früchte unreif vom Baum geholt und reifen dann später noch in einer klimatisierten Halle nach. Greifen Sie deshalb nur auf solches Obst zurück, das zur regulären Erntezeit im Laden angeboten wird. Die meisten dieser weißfleischigen Sorten sind ab Ende August erntereif. Besser noch ist es, die Pfirsiche auf dem Markt bei einem lokalen Anbieter zu erwerben.

  • die besten Samen stammen aus reifen Früchten
  • vermeiden Sie Samen aus früh reifenden Sorten
  • bevorzugen Sie lokale Sorten und Früchte

Es ist immer sicherer, Früchte aus lokalem Anbau auszuwählen. Zum einen ist die Chance größer, dass das Obst reif geerntet wurde, zum zweiten hat sich diese Sorte bereits bei uns etabliert. Kaufen Sie Obst aus südlichen Ländern oder Übersee, ist das nicht unbedingt der Fall.

Tipp:

Da viele Pfirsichkerne gar nicht keimen und einige Jungpflanzen das erste Jahr nicht überleben, ist es sicherer, gleich mehrere Samen zur Vermehrung heranzuziehen.

Schritt 2: Fruchtfleisch entfernen

Bevor eine Vermehrung überhaupt gestartet werden kann, ist es wichtig, das Fruchtfleisch vom Kern zu entfernen. Bei längerer Lagerung würde das zuckerhaltige, saftige Fleisch beginnen zu faulen oder zu schimmeln, sodass im Ernstfall auch der Kern in Mitleidenschaft gezogen wird. Essen Sie also im Herbst einen Pfirsich, können Sie den Kern danach mit einer Bürste unter fließendem Wasser reinigen. Anschließend wird er für ein paar Tage zum Trocknen auf eine Zeitung oder ein Stück Küchenkrepp gelegt.

Schritt 3: Holzige Schale entfernen oder nicht?

Manchmal ist der Pfirsich schon so reif, dass sich der Kern bereits von selbst gespalten hat und den Samen im Inneren freilegt. Es ist sicherlich nicht erforderlich, dass Sie die äußere Hülle (holzige Schale) um den eigentlichen Samen entfernen, auch wenn einige Hobbygärtner damit Erfolge erzielen. Die Gefahr, den empfindlichen Samen im Inneren zu verletzen, ist bei dieser Prozedur sehr groß, da das Holz ziemlich hart ist. Der Samen keimt von Natur aus auch problemlos, wenn er in der Schale bleibt. Sollten Sie sich dafür entscheiden, die holzige Schale zu entfernen, gehen Sie folgendermaßen vor:

  • Kern für einige Wochen im Haus trocknen lassen
  • durch diese Prozedur schrumpft der Samen im Inneren etwas ein
  • so löst er sich von der Schale
  • außerdem wird das Holz spröder und ist einfacher zu knacken
  • am besten mit dem Nussknacker vorsichtig öffnen
Tipp:

Behandeln Sie den freigelegten Samen mit Vorsicht. Er ist nicht nur sehr empfindlich, sondern enthält auch hohe Mengen an Cyaniden. Cyanide (Salze der Blausäure) sind sehr giftig und bereits in geringen Konzentrationen tödlich (beim Verzehr). Lassen Sie die Samen deshalb niemals unbeaufsichtigt herumliegen, wenn andere Menschen, Tiere oder sogar Kinder im Haushalt leben, die sie versehentlich essen könnten.

Schritt 4: Kälteperiode (Stratifizieren)

Viele Samen sind mit einer sogenannten Keimhemmung ausgestattet. Damit soll verhindert werden, dass der Samen in einer ungünstigen Jahreszeit (Herbst oder Winter) keimt und die junge, empfindliche Pflanze den Frost nicht übersteht. Zu den sogenannten Kaltkeimern gehört auch der Pfirsichbaum. Damit die Samen keimen, benötigen sie nicht unbedingt Frost, allerdings Temperaturen unter 8 Grad.

Variante 1

Wer in einer Region wohnt, in der die Winter lang und kalt sind, kann seinen Pfirsichkern bereits im Herbst oder Winter direkt in den Gartenboden pflanzen. Warten Sie aber, bis die sommerliche Hitzeperiode vorbei ist.

  • schattiger Standort (darf nicht durch die Wintersonne erwärmt werden)
  • geschützt
  • humos-sandiger Boden
  • muss gut durchlässig für Wasser sein
  • leicht feucht halten (nicht nass!)
  • Einpflanztiefe 2 bis 4 cm
  • mit Reisig, Stroh oder Laub zum Schutz vor Starkfrösten abdecken
Pfirsichbaum - Prunus persica

Diese Methode bedarf außer dem gelegentlichen Gießen, damit der Boden leicht feucht bleibt, keinerlei weitere Maßnahmen und ist daher sehr einfach. Nachteil: Ist die Kältephase zu kurz oder wird sie durch eine milde Wetterlage unterbrochen, kann sich die Keimung im ungünstigsten Fall um ein Jahr verzögern.

Tipp:

Wenn Sie Eichhörnchen in Ihrem Garten haben, sollten Sie einen Drahtkorb oder ein Hasengitter über den Kern stülpen.

Variante 2

Die sicherste Methode ist, den Pfirsichkern (oder gleich mehrere) einer künstlichen Kälteperiode auszusetzen. In wärmeren Gebieten ist das sogar unbedingt notwendig. Legen Sie dazu den Kern in einen Beutel oder Gefäß mit feuchtem Sand und verschließen ihn. Der Trick liegt darin, die Kerne leicht feucht zu halten, ohne dass sich Schimmel oder Mehltau auf ihnen bildet. Bevor Sie die Kerne in den Beutel stecken, sollten Sie Pfirsichkerne, die sich noch in der holzigen Schale befinden, über Nacht in lauwarmem Wasser einweichen.

  • Zeitpunkt: zwischen Dezember und Anfang Januar
  • bis zum Frühjahr im Gemüsefach des Kühlschranks lagern
  • Zeitraum: mindestens 8 Wochen
  • alternativ in einen dunklen, kühlen Keller oder die Garage legen (maximal 7 Grad)
  • nicht in der Nähe von Früchten lagern
Tipp:

Samen, die im Keller überwintern, sollten durch ein feines Drahtgitter gegen Mäusefraß geschützt werden.

Schritt 5: Kern einpflanzen

Im Frühjahr, wenn der Pfirsichkern die wochenlange Kälteperiode überdauert hat, wird er in humoses, durchlässiges Substrat gepflanzt. Überwachen Sie Kerne bereits während der Stratifizierung, denn in dem einen oder anderen Fall kann es bereits jetzt schon zu einer Keimung kommen. In diesem Fall wird der Keimling natürlich sofort in Substrat eingepflanzt.

  • Zeitpunkt: ab März (im Haus)
  • Substrat: Kakteenerde, Anzuchterde
  • darf keine hohen Nährstoffmengen enthalten
  • Einpflanztiefe: etwa 2 bis 4 cm
  • Standort: warm und hell (ohne direkte Sonne)
  • Erde stets leicht feucht halten
  • eventuell Topf in einen Plastikbeutel stellen
  • gelegentlich lüften
  • Keimzeit: mehrere Wochen bis mehrere Monate

Bereits während der Kälteperiode gekeimte Pflänzchen sollten Sie sehr vorsichtig behandeln. Legen Sie den Kern auf die humose Erdmischung, die Sie bis 4 cm unterhalb des Randes eingefüllt haben. Achten Sie dabei auf die Einpflanzrichtung. Natürlich muss die Wurzel nach unten, der Trieb nach oben eingepflanzt werden. Ragt lediglich eine kleine grüne Spitze aus der holzigen Schale, positionieren Sie diese nach unten. Denn normalerweise wächst zuerst die Wurzel und erst deutlich später der eigentliche Trieb auf der anderen Seite.

Schritt 6: Vorzucht der Keimlinge

Haben sich kleine Pflänzchen aus den Pfirsichkernen entwickelt, sollten diese in einen etwa 15 cm großen Topf gepflanzt und zunächst an einem östlichen oder nördlichen Fenster im Haus kultiviert werden, bis der Stamm leicht holzig ist und eine Mindestgröße von etwa 30 cm hat. Holen Sie auch die im Freiland ausgesäten Keimlinge zunächst wieder nach drinnen ins Haus, bis die Temperaturen dauerhaft warm sind. Damit die junge Pflanze gesund und kräftig wächst, ist es not wendig, dass sie sehr hell steht, dabei aber die Temperaturen nicht zu hoch sind. Umgekehrt, also bei hohen Temperaturen und wenig Licht, neigt der Sprössling dazu, sehr lang und dünn zu werden. Das sind schlechte Voraussetzungen, um einen stabilen Stamm auszubilden. Je langsamer also die Jungpflanze wächst, umso härter wird ihr Stamm und umso besser wird sie später Wind und Wetter trotzen.

Schritt 7: Auspflanzen

Haben Sie gleich mehrere Kerne zum Keimen gebracht, suchen Sie sich die kräftigste (nicht unbedingt größte) Pflanze aus und pflanzen Sie sie direkt in den Garten. Die restlichen Jungpflanzen können Sie verschenken oder entsorgen, wenn nicht genügend Platz sein sollte. Legen Sie sehr viel Wert darauf, den passenden Standort auszusuchen und den Boden im Vorfeld mit Kompost oder anderem organischen Material aufzubereiten. Schwere Böden sollten mit einer guten Portion Sand oder Split durchlässiger für Wasser gemacht werden.

  • Zeitpunkt: frühestens Mitte Mai
  • es dürfen keine Spätfröste mehr auftreten
  • zunächst langsam ans Freiland gewöhnen
  • für etwa zwei Wochen halbschattig bis schattig aufstellen
  • täglich etwas mehr Sonne
  • Substrat: humoser, gut durchlässiger Boden
Tipp:

Bis aus Kernen gezogene Pfirsiche erste Blüten ansetzen und damit Früchte bilden, dauert es mindestens vier Jahre.

Auslese der besten Pflanzen

Pfirsichbaum - Prunus persica

Keimen die Pflanzen im Frühjahr, so hat man bereits im Vorfeld die Möglichkeit, besonders großfruchtige Varianten von denen zu unterscheiden, die nur kleine Früchte in geringer Anzahl tragen werden. Denn je breiter die Blätter der Jungpflanze sind, umso schönere Früchte kann man erwarten.

Standort

Wer zahlreiche und große Pfirsichfrüchte ernten möchte, sollte den Keimling an einen möglichst sonnigen und warmen Standort pflanzen. Besonders gut lassen sich Pfirsichbäume in Weinbaugebieten kultivieren. In Regionen mit sehr kalten oder extrem feuchten Wintern ist keine reichhaltige Ernte zu erwarten.

Weitere Pflegemaßnahmen

Die größte Hürde ist überwunden, wenn der Pfirsichkern bereits gekeimt hat. Die weitere Anzucht ist nicht mehr schwer, insofern der optimale Standort für den Baum ausgewählt wurde. Sorgen Sie in der ersten Zeit dafür, dass die Jungpflanze gut anwachsen kann. Dazu ist es notwendig, für mindestens drei bis vier Wochen, den Boden auf Feuchtigkeit zu kontrollieren. Ist die obere Schicht bereits gut abgetrocknet, muss gegossen werden. Die Wurzeln der jungen Pflanze benötigen einige Zeit, um in die umliegenden Erdregionen zu wachsen. Deshalb vertrocknen viele Pflanzen direkt nach dem Auspflanzen ins Freiland, wenn sie nicht regelmäßig gewässert werden.

Fazit

Mit der richtigen (kernechten) Sorte ist es gar nicht schwer, einen Pfirsichbaum aus einem Kern zu ziehen – allerdings etwas zeitaufwendig. Hat der Kern erst einmal gekeimt, ist das Gröbste bereits überstanden. Einige Pfirsichkerne keimen schnell und leicht, andere brauchen etwas länger oder keimen gar nicht. Was auch immer der Fall sein mag, geben Sie nicht auf. Denn mit ein wenig Beharrlichkeit und dem Versuch mit unterschiedlichen Sorten können auch unerfahrene Gärtner eine Pflanze aus einem Pfirsichsamen ziehen. Auch wenn die ersten Früchte mindestens vier Jahre auf sich warten lassen – die Geduld wird belohnt.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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