Startseite » Gartenpflege » Gehölzschnitt » So sollte man Orchideen schneiden – Blüten, Luftwurzeln & Co

So sollte man Orchideen schneiden – Blüten, Luftwurzeln & Co

Erst ein sachgemäßer Rückschnitt komplettiert die erfolgreiche Pflege von Orchideen. Unerfahrene Hobbygärtner schrecken häufig davor zurück, ihren tropischen Blütenschönheiten mit einer Schere zu Leibe zu rücken. Für die Erhaltung von Blütenfülle und Vitalität ist ein Schnitt gleichwohl unverzichtbar. Ungeachtet einer atemberaubenden Arten- und Sortenvielfalt, gelten für Blüten, Luftwurzeln & Co. erfreulicherweise klar definierte Maxime. Wie diese konkret zu handhaben sind, erläutern die folgenden Zeilen. Die präzise Schnittführung für die vier beliebtesten Orchideen-Arten Cattleya, Oncidium, Phalaenopsis und Dendrobium rundet diese Anleitung sinnvoll ab.

Video-Tipp

Vor dem Schneiden

Um empfindliche Orchideen ohne Fehl und Tadel zu schneiden, sind die folgenden Vorbereitungsarbeiten von ebenso großer Bedeutung, wie der Vorgang selbst. Es gilt, mithilfe adäquater Vorkehrungen eine Infektion durch Pilzsporen, Viren, Bakterien und Parasiten zu vermeiden.

  • Messer und Schere sorgfältig schärfen
  • Sämtliches Schneidewerkzeug penibel desinfizieren
  • Geeignete Desinfektionsmittel sind hochprozentiger Alkohol oder Spiritus

Alternativ werden alle Keime auf den Werkzeugen abgetötet, indem diese vor dem Schneiden über eine offene Flamme gehalten werden. Diese Technik birgt den Vorteil, dass nach dem Schnitt mit einem noch heißen Messer die Wunde selbsttätig schließt und die Infektionsgefahr minimiert.

Tipp:

Die Desinfektion des Werkzeugs wird während des Rückschnitts mehrfach wiederholt, indem Einmal-Tücher mit Alkohol getränkt und anschließend entsorgt werden.

Grundsatz

Unabhängig von der kultivierten Art und Sorte, gilt für das Schneiden von Orchideen die folgende Faustformel: Geschnitten werden ausschließlich verwelkte oder verdorrte Blüten, Luftwurzeln oder andere Pflanzenteile. Dieser Grundsatz gilt auch, wenn eine Orchidee zu groß wird. Selbst dann greifen kundige Hobbygärtner erst zur Schere, wenn die fraglichen Pflanzenteile zumindest verblüht sind.

Zeitpunkt

Orchideen investieren ihre ganze Kraft darin, die herrliche Blütenpracht hervorzubringen. Damit sie über mehrere Jahre diese Meisterleistung vollbringen, benötigen sie zwischen den Blühperioden eine Ruhepause von mehreren Wochen bis zu einem halben Jahr. Führen Sie einen Rückschnitt einzig während dieser Wachstumspause durch. Abhängig von der Orchideen-Art, findet diese Periode zu unterschiedlichen Jahreszeiten statt. Die Blume signalisiert den Eintritt in diese Phase unverkennbar durch Abwurf ihrer Blüten. Zugleich stellt sie den Austrieb neuer Knospen ein.

Bulben schneiden

Alle Orchideen verfügen als Speicherorgane über Verdickungen, die dem Rhizom entspringen. Diese werden als Bulben oder Pseudobulben bezeichnet. Sie erreichen in der Regel eine Größe von 15-20 cm und bringen einige Blätter hervor sowie einen Blütenschaft. Nachdem eine Bulbe geblüht hat, stirbt sie allmählich ab. Mehr als fünf dieser Pseudobulben sollten sich nicht an einer Orchidee tummeln. Überzählige Exemplare werden mit einem scharfen Messer abgeschnitten, sobald sie keine Blätter mehr aufweisen.

Tipp:

Abschneiden von ausgedienten Bulben, regt das Wachstum und die Blütenfülle von Orchideen an.

Luftwurzeln

Zahlreiche Orchideen gedeihen in freier Natur als Aufsitzerpflanzen von Bäumen. Dabei entwickeln sie Luftwurzeln, mit deren Hilfe sie Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Dabei streben sie in alle Richtungen, bilden Schlingen oder verharken sich untereinander. Dieses Verhalten zählt zu den einzigartigen Charaktereigenschaften dieser exotischen Schönheiten und sollte durch einen voreiligen Schnitt nicht beeinträchtigt werden. Gänzlich ohne Schneiden geht es in dieser Hinsicht gleichwohl nicht. Unter diesen Voraussetzungen sollte man die Luftwurzeln an Orchideen schneiden:

  1. Von einer offensichtlich faulen oder kranken Wurzel ein Stückchen abschneiden.
  2. Ist der Strang im Inneren braun, kann die Wurzel an der Basis abgeschnitten werden.
  3. Eine weiße bis cremefarbene Luftwurzel ist gesund und bleibt vom Rückschnitt verschont.

Alternativ sprühen Sie eine verdächtige Wurzel mit Wasser an. Färbt sich diese daraufhin nicht grün, ist sie abgestorben und wird abgeschnitten.

Tipp:

Jegliche Schnittwunde an Orchideen wird mit Holzkohlepulver versiegelt als Prävention gegen Krankheiten und Schädlinge.

Blätter

Unabhängig davon, ob sich eine Orchidee in der Ruhe- oder Vegetationsperiode befindet, kann das eine oder andere Blatt verwelken. Da die tropischen Gewächse Translokation betreiben, sollten alle verdorrenden Pflanzenteile möglichst lange an Orchideen verweilen. Mit diesem Fachbegriff umschreiben Botaniker eine besondere Form der Nährstoffverwertung. Dabei ziehen die Bulben aus absterbenden Blättern alle verbliebenen Nährstoffe ein, um diese zu nutzen. Ein Schneiden von Orchideen-Blättern kommt daher nur unter folgenden Voraussetzungen infrage:

  • auf einem Blatt bilden sich braune und schwarze Verfärbungen
  • mit einer Schere nur diese schadhaften Stellen herausschneiden
  • gesunde Teile des Blattes bleiben unberührt

Ein vollständig verwelktes Blatt hat alle Nährstoffe abgegeben. Es ist so locker mit der Pseudobulbe verbunden, dass es ganz einfach ausgezogen werden kann.

Blüten

Einzelne Orchideen-Blüten werden zu keinem Zeitpunkt geschnitten. Sie fallen nach der Welke ab und geben bis dahin ihre restlichen Nährstoffe an andere Pflanzenteile ab. Wie ein kompletter Blütenstängel richtig zu schneiden ist, hängt ab den der individuellen Beschaffenheit der kultivierten Art und wird im Folgenden näher erläutert.

Blütenstiele an Cattleya-Orchideen schneiden

Bezaubernde Cattleya-Orchideen gedeihen überwiegend epiphytisch als Aufsitzerpflanzen. Sie zählen zu den populärsten Arten, da sie ausnehmend große Blüten hervorbringen. Diese gedeihen in Trauben oder einzeln am Ende der Blütenstängel, von denen Cattleya-Arten mehrere Exemplare aus den Bulben hervorbringen. Ihre Blütezeit erstreckt sich über den Herbst und Winter. Somit empfiehlt sich für den Schnitt die sommerliche Ruhezeit. So gehen Sie dabei vor:

  1. Alle Blüten sind restlos verwelkt.
  2. Der Stängel beginnt damit, sich gelb zu verfärben.
  3. Die grüne oder papierartig braune Knospenscheide suchen, welcher der Stängel entsprießt.
  4. Den Blütenstiel und die Knospenscheide mit zwei Fingern einer Hand erfassen.
  5. Mit der anderen Hand beide Teile knapp über das Basis abschneiden.

Wichtig zu beachten ist, dass weder Blätter noch Bulbe beschädigt werden.

Blütenschaft an Oncidium-Orchideen schneiden

Edle Oncidium-Orchideen bestechen mit einem wahren Blütenrausch an geraden oder gebogenen Stängeln. Die lange Blütenzeit erstreckt sich von Mitte Oktober bis in den Februar hinein. Demzufolge öffnet sich das Zeitfenster für den Rückschnitt im zeitigen Frühjahr, wenn alle Blüten verdorrt sind.

  1. Der Ansatzpunkt des Blütenschaftes befindet seitlich einer Bulbe.
  2. Mit einer Hand den Stängel erfassen.
  3. Den Schnitt knapp oberhalb der Bulbe durchführen.

Idealerweise verbleiben maximal 2 bis 2,5 cm des Blütenstängels an der Bulbe. Die Bulbe selbst wird nicht geschnitten.

Blütenstamm an Phalaenopsis-Orchideen verschneiden

Die Gattung der Phalaenopsis-Orchideen gilt als ausgesprochen pflegeleicht und hat sich weltweit als ein Klassiker für Anfänger etabliert. Ihren wunderschönen Blütenstand präsentiert die tropische Bilderbuchschönheit an kurzen Seitenverzweigungen. Ein herausragendes Merkmal ist die zweimalige Blüte pro Jahr. Darauf abgestimmt, gilt folgende Handhabung des Rückschnitts als empfehlenswert:

  1. Im Anschluss an die erste Blüte den Schaft bis zur dritten schlafenden Knospe abschneiden.
  2. Ein inaktives Auge ist als kleine Erhebung auf dem Stängel zu erkennen.
  3. Nach dem Abwurf der zweiten Blüte den Stamm einkürzen bis kurz vor der Bulbe.

Schenken Sie beim Schneiden dieser Orchideen den Luftwurzeln Beachtung. Diese dürfen nicht mit dem Schneidewerkzeug in Berührung kommen.

Den Stiel an Dendrobium-Orchideen zurückschneiden

Die epiphytische Orchideen-Gattung erfreut den Hobbygärtner im Frühling und Sommer mit einer herrlichen Blütenpracht. Diese sitzen entweder entlang der sehr kurzen oder bis zu 1 Meter langen Blütenschäfte. Im Herbst warten Sie ab, bis alle Pflanzenteile verwelkt sind, um die Orchidee wie folgt zu schneiden:

  1. Den Blütenstiel knapp über dem kleinen Stamm (Bulbe) abschneiden.
  2. Die Blätter, die aus dem Stamm gedeihen, nicht beschneiden.

Fazit der Redaktion

Orchideen zu schneiden, ist weit weniger kompliziert, als es angesichts des exotischen Habitus erscheinen mag. Wer die oberste Direktive beherzigt und ausschließlich vollständig verwelkte Pflanzenteile schneidet, kann kaum noch etwas falsch machen. Die Blüten sollten ohnehin von selbst abfallen, wenn sie verblüht sind. Orchideen-Blätter verweilen so lange an der Pflanze, bis sie sich auf leichten Zug hin ausputzen lassen. Luftwurzeln machen erst dann Bekanntschaft mit der Schere, wenn sie restlos verfault sind. Die Behandlung von Blütenstängeln und Bulben ist nach dieser Anleitung ebenfalls kein Mysterium mehr.

Wissenswertes zum Orchideen schneiden

Grundsätzliches zum Thema Schnitt

  • Ausschließlich sehr scharfe und saubere Messer und Scheren benutzen!
  • Diese vor dem Benutzen desinfizieren, damit keine Keime oder Pilze eindringen können!
  • Am besten nutzt man ein Messer, damit der empfindliche Stamm nicht gequetscht wird.
  • Verwelkte Blüten nicht abschneiden, sie fallen allein ab!
  • Auch Blätter an der Pflanze belassen, bis sie selbst abfallen!
  • Keine grünen Pflanzenteile schneiden!
  • Nur abgestorbene Stängel, Wurzel und Triebe zurückschneiden!

Man unterscheidet zwei Schnittarten, dem Schnitt nach der Blüte und den Schnitt nach dem Absterben von Teilen der Orchidee.

Schnitt nach der Blüte

  • Dieser Schnitt soll eine weitere Blüte anregen.
  • Wenn alle Blüten abgefallen sind und nur noch der leere Blütenstängel steht, kann dieser über dem dritten Auge abgeschnitten werden.
  • Wenn man den Stängel stehen lässt, treibt die Orchidee aus der obersten Knospe der abgeblühten Rispe aus. Das ergibt einen langen, nackten Stängel mit einigen Knospen am oberen Ende.
  • Schneidet man unten, treibt die Pflanze dort auch wieder neu aus. Das sieht einfach besser aus.

Rückschnitt

  • Meist welken nach der zweiten Blüte einige Blätter. Dann ist der richtige Zeitpunkt für einen Rückschnitt gekommen.
  • Vergilbte Blätter der Pflanzen abzupfen, vertrocknete Stängel zurückschneiden!
  • Verfaulte Wurzeln wegschneiden!
  • Gesunde Wurzeln aber keinesfalls verletzen!
  • Die meisten Orchideen machen nach einem Rückschnitt eine Pause, bevor sie neu durchstarten.
Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

Erfahre mehr über Gehölzschnitt

Zum Thema Gehölzschnitt

Scroll Up