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Unkrautfrei – so bekämpfen Sie typische Unkräuter ohne Chemie

Miere

Nicht nur die typischen Unkräuter werden wohl besser ohne Chemie bekämpft werden, im Artikel erfahren Sie auch, warum. Außerdem gibt es eine Übersicht über die typischen Unkräuter im deutschen Garten – allerdings gefolgt von einer Übersicht, die Ihnen verrät, wie Sie diese „Unkräuter“ nutzen können und damit einen großen Teil des Unkrautjätens in Zukunft vollkommen einsparen:

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Typische Unkräuter und ihre Bekämpfung

Die typischen Unkräuter im deutschen Garten sind erfreulicherweise auf nicht allzu viele Arten beschränkt. Viele dieser Unkräuter sind dann auch noch einjährig oder sehr kurzlebig – diese Unkräuter können Sie (meist leicht, da da nicht sonderlich kräftig/tief verwurzelt) rausreißen, es reicht aber im Zweifel auch, wenn Sie sie vor Samenreife wegschneiden oder wegmähen und dann einfach den Tod der Pflanze abwarten:

  • Aufrechter Sauerklee, Oxalis fontana
  • Bastard-Gänsefuß, Chenopodium hybridum
  • Ehrenpreis, Veronica
  • Einjähriges Berufkraut, Erigeron annuus
  • Erdrauch, Fumaria officinalis
  • Frühlingshungerblümchen, Erophila vena
  • Frühlingskreuzkraut, Frühlingsgreiskraut, Senecio vernalis
  • Fuchsschwanz, Amaranthus retroflexus
  • Gänsedistel, Sonchus
  • Gartenmelde, Atriplex hortensis
  • Gartenschaumkraut, Cardamine hirsuta
  • Gemeine Melde, Atriplex patula
  • Hirtentäschel, Capsella bursa-pastoris
  • Hundspetersilie, Aethusa cynapium
  • Kanadisches Berufkraut, Conyza canadensis
  • Kletten-Labkraut, Galium aparine
  • Kleinblütiges Knopfkraut, Galinsoga parviflora
  • Kleiner Storchschnabel, Geranium pusillum
  • Kleinköpfiger Pippau, Crepis capillaris
  • Knöterich, Polygonum oder Persicaria
  • Kreuzkraut, Senecio
  • Reiherschnabel, Erodium
  • Ruprechtskraut, Geranium robertianum
  • Schöllkraut, Chelidonium majus
  • Springwolfsmilch, Wühlmauswolfsmilch, Euphorbia lathyris
  • Stachellattich, Wilder Lattich, Lactuca serriola
  • Storchschnabel, Geranium dissectum
  • Strahlenlose Kamille, Matricaria discoidea
  • Tagblume, Commelina communis
  • Taubnessel, Lamium
  • Vogelmiere, Sternmiere, Stellaria media
  • Wegmalve, Käsepappel, Malva neglecta
  • Weicher Storchschnabel, Geranium molle
  • Weißer Gänsefuß, Chenopodium album
  • Wilde Malve, Käsepappel, Malva sylvestris
  • Wolfsmilch, Euphorbia

Neben diesen Leichtgewichten gibt es auch noch einige ausdauernde Unkräuter. Was bedeutet, dass Sie diese Unkräuter nur bekämpfen können, wenn Sie Ihnen „an die Wurzel gehen“, wenn Sie diese Pflanzen nicht „mit Stumpf und Stiel ausrotten“ (genau vom Unkraut kommt dieser Ausspruch), sind sie schnell wieder nachgewachsen:

  • Ackerwinde, Convolvulus arvensis
  • Brennnessel, Urtica dioica
  • Fadenehrenpreis, Veronica filiformis
  • Ferkelkraut, Hypochaeris radicata
  • Gänseblümchen, Bellis perennis
  • Giersch, Aegopodium podagraria
  • Gundermann, Glechoma hederacea
  • Hornsauerklee, Oxalis corniculata
  • Huflattich, Tussilago farfara
  • Hahnenfuß, Ranunculus
  • Löwenzahn, Taraxacum officinale
  • Quecke, Elymus repens
  • Scharbockskraut, Ranunculus ficaria
  • Wegerich, Plantago
  • Klee, Trifolium

Gefährliche Fremdlinge

Es gibt ein paar Unkräuter, die Sie auf jeden Fall ausrotten sollten, falls sie sich auf Ihr Grundstück verirren:

  • Ambrosie, Ambrosia, auch Beifußblättriges Traubenkraut, invasiver Fremdling, der Alllergien verursacht
  • Riesen-Bärenklau, Heracleum mantegazzianum oder giganteum, auch Herkulesstaude oder Herkuleskraut, reizende Stoffe verbreitender Neophyt

Die Ambrosia gehören ohnehin zu den meldepflichtigen Schadorganismen, und Riesen-Bärenklau sollten Sie auch nicht unbedingt alleine bekämpfen, hier ist zunächst ein Gang zum örtlichen Umweltamt angebracht, um sich beraten zu lassen. Meldepflicht besteht zwar nur für Personen, die im Rahmen ihres Berufs oder Gewerbes Umgang mit den Pflanzen haben, aber Privatpersonen wird empfohlen, bei Verdacht ihren Pflanzenschutzdienst zu informieren. Diese Unkräuter sollten auch nur von gut informierten und mit guter Schutzkleidung ausgestatteten Personen bekämpft werden, Hilfe kommt also sehr gelegen, wenn Sie das erste Mal mit  solchen Problempflanzen konfrontiert werden.

Sie bestimmen Ihr Unkraut

„Die Ackerwinde/Zaunwinde ist ähnlich wie die Ackerwinde ein ausdauerndes Unkraut mit Meter in den Boden reichenden Wurzeln, die aus diesen Wurzeln ständig und unermüdlich neu austreiben kann und das daher ziemlich schwierig zu bekämpfen ist.“ Das ist eine Ansicht, die häufiger so oder ähnlich zu lesen ist, aber wenn Sie dem unkritisch zustimmen, vergeben Sie Chancen, für Ihren Garten und für sich. Diese Definition stammt von Berufsgruppen, die bestimmte Pflanzen als störend einstufen (Landwirte z. B.), und sie wurde gerne von Berufsgruppen übernommen, die ihr Geld damit verdienen, dass Hobbygärtner alle möglichen Pflanzen in ihrem Garten als „Unkraut“ ansehen und viel Geld dafür ausgeben, um dieses Unkraut zu bekämpfen (Chemiefabriken, Gartengerätehersteller usw.). Zwingend ist diese Definition nicht, vor allem nicht, wenn Sie daran interessiert sind, dass sich in Ihrem Garten eine gut zusammenlebende Pflanzengesellschaft entwickelt. Dazu können nämlich diese Unkräuter, in Wahrheit Wildkräuter, eine Menge beitragen, als gut angepasste einheimische Pflanzen wachsen sie prächtig und locken viele Nützlinge in den Garten, die sogar von fremden empfindlichen Exoten dann die Schädlinge fernhalten. Und sehr viele dieser Wildkräuter können noch viel mehr, hier eine kleine Aufzählung des besonderen Nutzens mancher oben genannter Unkräuter und noch einiger Kräuter, die öfter mal als Unkraut verunglimpft werden:

  • Ackerglockenblume, wunderschöne Blüte: en.wikipedia.org/wiki/Campanula_rapunculoides#/media/File:Creeping_Bellflower,_Ottawa.jpg
  • Ackerminze, nicht schlechter als Pfefferminze
  • Ackersenf, Samen wie Senfsamen als Gewürz nutzbar, Bachblüte Mustard
  • Ackerwinde, im Kübel (breitet sich aus) außerordentlich hübsch
  • Zurückgebogener Amarant, Blätter als Spinat, Samen als Reis und Hirse, Wurzeln als Rote Rüben
  • Ampfer, köstlich in Suppen und Salaten, aber wegen hohem Oxalsäuregehalt nicht in Mengen
  • Brennnesseln, Lebensmittel, Färberpflanze, Faserpflanze, Schmetterlingsweide, Pflanzenstärkungsmittel
  • Ehrenpreis bietet viele wertvolle Blütenstauden
  • Fuchsschwanz wird auch als Zierpflanze kultiviert
  • Gänsedistel wird als Gemüse-Gänsedistel verspeist
  • Gänseblümchen, Knospen, Blüten und Blätter schmecken
  • Weißer Gänsefuß, Nahrungspflanze, Futterpflanze, Heilpflanze, Färberpflanze, Seifenpflanze
  • Giersch, hervorragender Wildspinat
  • Günsel wird auch als Zierpflanze genutzt
  • Gundermann, Soldatenpetersilie (viel Vitamin C), Gewürz und Heilpflanze
  • Hirtentäschel ist eine aktuell genutzte Heildroge
  • Kanadisches Berufkraut, Conyza canadensis, enthält ätherische Öle und Gerbstoffe, junge Blätter schmecken in Kräutermischungen, Kräuterbutter und -salz
  • Klatschmohn, Speisepflanze, Heilpflanze, Zierpflanze
  • Klee, Trifolium, Blüten und Blätter als Salat, Honig, Marmelade
  • Kleinblütiges Knopfkraut, Blätter als Gemüse und Salat, Gewürzkraut (kolumbisches Guascas)
  • Kletten-Labkraut, Futterpflanze, Wildgemüse, essbare Blüten, Schlankheitskraut, Entzündungshemmer und mehr
  • Knöterich, Küchenkraut, Heilkraut, Zierpflanze
  • Kratzdistel, Cirsium, Blätter, junge Triebe und Korbböden (Artischocke) schmecken
  • Löwenzahn, Blätter, Blüten, Knospen, Wurzel, Brotaufstrich, Ersatzkaffee, Gelee, Kapernersatz, Salat, Gemüse, Sirup
  • Melde, Blätter als Salat und Spinat
  • Quecke, Wurzeln zur Alkoholgewinnung, Ersatzkaffee, Mehl, Salat, Sirup, Suppe
  • Rainfarn, Duftpflanze, Färbepflanze, Heilpflanze
  • Reiherschnabel wird auch als Zierpflanze genutzt
  • Acker-Schachtelhalm ist eine aktuell genutzte Heildroge
  • Storchschnabel, Geranium, Blüten und Blätter als Salat, Heilpflanze, Zierpflanze
  • Taubnessel, junge Triebe als Gemüse
  • Vogelmiere, Blätter als Salat und Tee
  • Wegerich, junge Blätter als Salat, ältere Blätter in Eintöpfen, Calcium, Mineralien und Vitamin A

Das ist nur mal ein kleiner Vorgeschmack auf die tatsächliche Vielfalt unserer Natur, über die wir uns von gewinnorientierten Unternehmen weismachen lassen, es wären alles schlimme Unkräuter. Eigentlich jede Pflanze kann irgendetwas, selbst (in Mengen genossen) ungesunde bis giftige Kräuter vergiften wenigstens ein paar Schädlinge, wenn die gerade zu viel zu werden drohen.

Warum ohne Chemie

Beim Einsatz von Pflanzenschutzmittel und (fragwürdiger) biologischer Bekämpfung ergibt sich das Spannungsfeld, das typischerweise auftritt, wenn Menschen mit Kanonen auf Spatzen schießen:

Der Einsatz von Desinfektionsmitteln beim normalen Haushaltsputz soll 99 % der Bakterien den Garaus machen – was völliger Quatsch ist und für den Anwender dann auch tödlich wäre, das Mikrobiom des Menschen umfasst rund 100 Billionen Bakterien, unser Körper enthält deutlich mehr mikrobielle als menschliche Zellen. Aber immerhin schaffen es die Desinfektionsmittel häufiger, die Gesundheit des Anwenders zu beschädigen (www.derwesten.de/panorama/keime-duerfen-bleiben-warum-desinfektion-panikmache-ist-id10929107.html) … Vorbeugender Antibiotikaeinsatz bei der Viehmast soll Krankheiten verhindern, führt aber tatsächlich dazu, dass in der EU jährlich rund 25.000 Menschen sterben, weil ihre Infekte nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden können (www.eu-koordination.de/component/content/article/2171-antibiotika-in-der-tiermast). Mit Pflanzenschutzmitteln ist es ähnlich, auch sie stehen zunehmend in der Kritik (einen guten Überblick des aktuellen Diskussionsstands gibt www.evb.ch/themen-hintergruende/landwirtschaftbiodiversitaet/lebensmittelproduktion/pestizide. Sie könnten also Pflanzenschutzmittel gegen Unkraut einsetzen, es kann allerdings nach heutigen Kenntnisstand nicht mehr als sicher betrachtet werden, dass diese Pflanzenschutzmittel nicht auch Gesundheit und Umwelt schädigen. Bei den meisten Unkräutern wären das Pflanzenschutzmittel gegen zweikeimblättrige Unkräuter, hier die häufigsten Wirkstoffe dieser Mittel mit jeweils nur einem Zitat aus der Gefahrstoffkennzeichnung:

  • Unkraut2,4-D: Verursacht schwere Augenschäden
  • MCPA: Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung
  • Dicamba: Schutzhandschuhe / Schutzkleidung / Augenschutz / Gesichtsschutz tragen
  • Mecoprop-P: Gefahr, Gesundheitsschädlich, Umweltgefährlich, Freisetzung in die Umwelt vermeiden
  • Glyphosat: www.sueddeutsche.de/wirtschaft/umstrittenes-acker-gift-eu-verschiebt-glyphosat-zulassung-1.2648243

Andere der 221 für den Hausgarten zugelassenen Unkrautvernichter gegen zweikeimblättrige Unkräuter enthalten noch andere Wirkstoffe, viel gesünder wird es allerdings nicht. Menschen, die Lesen können und den Weg ins Internet kennen, sollten sich übrigens beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht auf Empfehlungen verlassen, sondern die einzelnen Inhaltsstoffe suchen und nachlesen, jeder einzelner dieser Wirkstoffe wird bei Wikipedia behandelt. Denn häufig enthält ein als „empfehlenswert“ bezeichnetes Mittel wie Celaflor Rasen-Unkrautfrei Weedex genau dieselben Wirkstoffe (2,4-D + MCPA + Dicamba + Mecoprop-P) wie viele andere Mittel (Bayer Garten Universal-Rasenunkrautfrei Loredo Quattro, COMPO Rasenunkraut-Vernichter Perfekt, Detia Rasen-Unkrautfrei Dicotex, DICOTEX, Dicotex Rasen Unkraut-Frei, ETISSO Rasen Unkraut-frei perfekt, gartenkraft Rasen Unkraut-Frei Dicotex, Rasenfreund Dicotex) in exakt der gleichen Zusammensetzung. Außerdem würden Sie sich natürlich mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln genau auf den Weg begeben, den die Lebensmittelindustrie uns (unter Beeinflussung der Landwirtschaft) vormacht und der nun zunehmend dazu führt, dass die Natur aus dem Gleichgewicht gerät. Während die Interessenvertreter von Chemie und Lebensmittelindustrie sich immerhin noch darauf berufen können, dass ihr Tun der Welternährung diene (was nicht stimmen soll, siehe Erklärung von Bern S. 16), haben Sie als Hausgärtner es unmittelbar in der Hand, Ihren Garten so vielseitig und natürlich zu bewirtschaften, dass selbst die verbreitungsfreudigsten Unkräuter gezähmt werden.

Fazit

Unkrautfrei – Unkraut ohne Chemie bekämpfen ist nicht nur möglich, sondern vor allem langfristig die erfolgreichste Strategie. Unkraut mit der Hand bekämpfen kann manchen Besuch im Fitnessstudio ersetzen, Unkraut „mit dem Kopf bekämpfen“ könnte dazu führen, dass Sie viele neue Nutz- und Zierpflanzen im Garten stehen haben.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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