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Tiefbrunnen bohren – Aufbau und Kosten

Gartenbrunnen mit Pumpe

Hinter dem etwas altertümlich klingenden Begriff Wasserfassung versteckt sich ein Sammelbegriff, der unterschiedliche bauliche Maßnahmen zur Gewinnung von Wasser beinhaltet. Dabei wird das Wasser in der Regel aus Grundwasser führenden Erdschichten gewonnen, kann aber auch aus Quellen stammen. Ein Tiefbrunnen ist bei der Wasserfassung nur eine der möglichen Formen. Wer plant, einen Brunnen in seinem Garten oder auf dem Wochenendgrundstück anzulegen, sollte sich zunächst mit den örtlichen Gegebenheiten und gesetzlichen Vorschriften vertraut machen.

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Überlegungen

Wer sich für den Bau eines Brunnens im eigenen Garten entscheidet, muss zunächst einmal herausfinden, in welcher Tiefe das Grundwasser überhaupt liegt. Nach der Ermittlung des Wasserstandes entscheidet sich, welcher Brunnentyp zum Einsatz kommt.

  • Rammbrunnen, Schlagbrunnen (Wasserfassen durch Rammen, Wassertiefe bis zu 7 Meter)
  • Bohrbrunnen (Wasserfassen durch Bohren, Wassertiefe deutlich unter 7 Meter)

Tiefbrunnen

Wie der Name schon andeutet, wird bei einem Tiefbrunnen in tief liegende Wasserschichten gebohrt. Dieses Unterfangen erfordert in vielen Fällen fachmännische Unterstützung. Profis bringen sowohl die notwendigen Fachkenntnisse wie auch die erforderlichen Gerätschaften mit. Zur Bewässerung einer kleinen Gartenfläche sind Tiefbrunnen unter einer Wassertiefe von sieben Metern in der Regel nicht vorgesehen.

Genehmigungen

Grundsätzlich muss das „Schlagen eines Brunnens“ (egal ob zur Garten- oder Nutzflächenversorgung) der zuständigen Wasserbehörde angezeigt werden. Denn: Bei der Errichtung eines Brunnens muss ins Grundwasser gebohrt werden. Das birgt die Gefahr, den Grundwasserspiegel beträchtlich zu beeinflussen. Bei der Anzeige wird geprüft, ob in Abhängigkeit der Tiefe des Brunnens

  • eine wasserbehördliche Genehmigung
  • eine wasserbehördliche Erlaubnis

erforderlich wird. Möglicherweise sprechen auch andere Gründe gegen einen Brunnenbau, wie beispielsweise Altlasten oder ein Wasserschutzgebiet im betreffenden Bodengebiet. Je nach Kommune sind die Anforderungen für die Genehmigung unterschiedlich. Beispielsweise in Berlin ist ein Tiefbrunnen bis zu 15 Meter, der nicht mehr als 6000 m³ jährlich fördert, nur anzeigepflichtig und nicht genehmigungspflichtig. Deshalb sollte im Vorfeld unbedingt bei der Behörde nachgefragt werden.

Wer darf einen Brunnen bauen?

In vielen Gemeinden/Städten darf ein genehmigungspflichtiger Brunnen ausschließlich von einer Brunnenbaufachfirma errichtet werden! Schlag- oder Rammbrunnen, die nur anzeigepflichtig sind, können bis zu einer Tiefe von etwa sieben Metern und geeigneten Bodenverhältnissen auch mit einem Selbstbausatz geschlagen werden.

Kosten und Material für einen Schlagbrunnen

Ein Schlag- oder Rammbrunnen kann bis zu einer Wassertiefe von 6-7 Meter errichtet werden, wenn die Bodenverhältnisse locker und sandig sind. Diese Art Tiefbrunnen sind relativ kostengünstig mit einem Selbstbausatz aus dem gut sortierten Baumarkt auszuführen. Aus Schlagbrunnen kann kein Trinkwasser gewonnen werden, trotzdem eignen sie sich hervorragend zur Bewässerung von Gärten oder als Brauchwasser von Ferienhäusern. Sie benötigen:

  • Rammbrunnenset (Rammfilter mit Innentresse, Brunnenbaurohre 7 m), Muffen, Schlagstück, Rückschlagventil): etwa 150 Euro
  • Brunnenbohrer (Erdbohrer mit Bohrkopf, 6 m Länge): etwa 80 Euro
  • Hanf (zum Abdichten): etwa 5 Euro
  • Fermit (Dichtungsmasse, dauerelastisch): etwa 6 Euro
  • Schwengelpumpe: ab 50 Euro
  • Spülmuffe: etwa 9 Euro
  • Gesamtkosten: 300 Euro (plus Genehmigungskosten und Ausleihgebühr für Gerätschaften)
Tipp:

Beim Kauf einer elektrischen Pumpe unbedingt auf die maximale Förderhöhe achten!

Schlagbrunnen anlegen

Gartenbrunnen bohren und mauern

Der Bau eines Schlagbrunnens erfolgt mithilfe eines Stahlrohres, das ein spitzes Ende hat. An der Spitze befindet sich ein Rammbrunnenfilter. Das Stahlrohr wird so lange in die Erde gerammt, bis die Wasser führende Schicht erreicht ist. Das Anlegen eines Rammbrunnens ist stark von den örtlichen Bodenverhältnissen abhängig. Bei sehr lockerem Boden sind mit dieser Variante Tiefbrunnen maximal 6-7 Meter Schlagtiefe möglich. Die Wasserentnahme erfolgt über eine Pumpe. Diese wird oben an das Stahlrohr angeschlossen und kann entweder manuell oder elektrisch betrieben werden.

Aufbau

Ist die Wassertiefe bekannt, die Bodenbeschaffenheit geprüft und die Genehmigung eingeholt, kann es an den Bau des Rammbrunnens gehen. Der Erdbohrer wird nun an geeigneter Stelle langsam in die Erde gedreht.

Loch für den Tiefbrunnen bohren

Bevor das Wasser entnommen werden kann, muss natürlich zunächst ein Bohrloch zur Wasser führenden Schicht im Erdreich angelegt werden.

  • immer langsam per Hand drehen
  • der Bohrer darf nicht überlastet werden
  • niemals auf den Bohrer schlagen oder maschinell betreiben
  • immer nach zwei bis drei Umdrehungen herausziehen und entleeren
  • trifft man auf undurchdringliches Gestein, besser ein neues Loch bohren

Trifft man beim Bohren nach einigen Metern auf feuchten Boden, schwemmt das Loch unten leicht wieder zu oder wird gar Wasser durch das Bohrloch nach oben gedrückt, ist die Wasser führende Schicht erreicht.

Rohre zusammenschrauben

Jetzt folgt der anspruchsvolle Teil beim Brunnenbau: Die Rohrstücke müssen nun miteinander verbunden, abgedichtet und in den Boden eingeschlagen werden.

  • Rammfilter und Rohre (in der Länge des vorgebohrten Loches zusammenschrauben)
  • jedes Gewinde am Stahlrohr sorgfältig mit Hanf und Fermit eindichten
  • die Gewindegänge dürfen nur noch im Ansatz erkennbar sein
  • je zwei Rohre mit einer Muffe verschrauben
  • so weit einschrauben, dass die Rohre in der Muffe innen zusammenstoßen
  • gute Rohrzangen sind bei der Arbeit Gold wert
Tipp:

Der schwächste Punkt beim Rammen (Einschlagen) des zusammengeschraubten Rohres sind die Gewinde, die sehr leicht beschädigt werden können. Nur bei sachgemäßer Verschraubung verteilt sich die Stoßkraft gleichmäßig.

Stahlrohr einschlagen

Das vorgebaute Rohr wird nun (soweit möglich) in das Bohrloch eingelassen (mit dem Filter nach unten). Um das Gewinde des oberen Stahlrohres zu schonen, sollte der Schlagkopf bei jedem neuen Rohr, das oben angesetzt wird, bis zum Anschlag auf das Gewinde geschraubt werden. So wird dann Rohr für Rohr aufgesetzt, abgedichtet und in den Boden eingeschlagen. Das funktioniert am besten mit einer elektrischen Ramme, die im Werkzeugverleih (Baumarkt) ausgeliehen werden kann. Alternativ kann das Rohr auch manuell eingeschlagen werden.

  • Rohr in das Loch einführen
  • Schlagkopf aufschrauben
  • vorsichtig mit elektrischer Ramme bis kurz über Bodenniveau einschlagen
  • alternativ manuell einschlagen (mehrere mittelharte, mittig platzierte Schläge)
  • Vorsicht: bei Anwendung von roher Gewalt wird womöglich das Gewinde zerstört
  • Ziel: das Rohr sollte mindestens einen Meter in die Grundwasserschicht eindringen
  • die Pumpe zieht sonst bei schwankendem Grundwasserspiegel Luft

Pumpe anschließen

Ist die gewünschte Tiefe erreicht, müssen zunächst eventuelle Verschmutzungen im Rohr (wie Sand) entfernt werden.

  • Gartenschlauch bis ganz unten in das Rohr einführen und Sand hochspülen
  • Spülmuffe montieren
  • etwa 5-10 Minuten gegenspülen (entfernt Schmutz von der Filteröffnung)
  • Schwengelpumpe zunächst ohne Rückschlagventil montieren
  • in Intervallen (von 10-15 Minuten) abpumpen, bis das Wasser klar ist
  • Rückschlagventil einbauen (Gewinde sorgfältig abdichten)
  • Pumpe wieder anschließen
Tipp:

Elektrische Pumpen haben häufig das Problem, dass sie feinen Sand sehr schnell gegen den Rammfilter ziehen. Dadurch verstopft der Filter. In diesem Fall sollte die Pumpe zunächst immer nur in sehr kurzen Intervallen eingeschaltet werden.  Die Wasserförderung kann dann allmählich verlängert werden.

Kosten für die Genehmigung

Bei den Gebühren für die Tiefbrunnen-Genehmigung können die Kosten je nach Kommune variieren. Durchschnittlich ist damit zu rechnen, dass folgende Kosten erhoben werden:

  • etwa 40 Euro für die Anzeige
  • Gebühr in Abhängigkeit der Baukosten für den Brunnen
  • mögliche Gebühr für die Befreiung von etwaigen Verboten für Wasserschutzgebiete

Kosten nach Grundwassertiefe

günstige Alternative zum Wasserhahn

Liegt das Grundwasser jedoch sehr tief, so gibt es zum Bohrbrunnen keine Alternative. Hierbei wird durch ein kombiniertes Spül-Bohr-Verfahren das Brunnenrohr in den Boden eingebracht. Eine Pumpe drückt dabei das Wasser von unten nach oben. Diese Tiefbrunnen sind genehmigungspflichtig, wobei die Genehmigung von der ausstellenden Behörde nur in seltenen Ausnahmefällen erteilt wird. Zudem muss ein Brunnenbauunternehmen (meist mit Zertifikat) den Bau vornehmen. Ein Unterfangen, bei dem die Kosten schnell explodieren können.

  • Tiefbrunnen bis 7 m: etwa 500-2000 Euro
  • Tiefbrunnen bis 20 m: etwa 15.000- 20.000 Euro
  • Tiefbrunnen 150 m: etwa 200.000 Euro

Fazit

Vor dem Bau eines Tiefbrunnens müssen örtliche Gegebenheiten und gesetzliche Vorschriften unbedingt geprüft werden. Liegt der Grundwasserspiegel bei etwa fünf bis sieben Metern unter Bodenniveau, kann ein Schlag- oder Rammbrunnen im Selbstbausatz eine günstige Möglichkeit darstellen. Bei geeigneten Bodenverhältnissen (relativ locker) ist ein Tiefbrunnen schon für etwa 500 Euro zu bauen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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