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Unkraut jäten leicht gemacht – so bleibt der Garten unkrautfrei

Unkraut jäten ist wirklich weniger ein Hexenwerk, obwohl es Unkrauthexen gibt, die Urtica dioica (Brennnesseln) als Zauberpflanzen benutzen, und der Zauberei verdächtiges Unkraut wie Hexenringe im Rasen (und zauberhaftes Unkraut gibt es auch, dazu unten). Wie, wo und wann Jäten spielt allerdings schon eine Rolle:

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Unkraut jäten leicht gemacht

Wenn sich bei Ihnen unerwünschter Fremdbewuchs breit macht, lohnt sich schon ein kurzes „Probejäten“, von jeder Fremdpflanze eine, um zu ergründen, wie Sie mit dem jeweiligen Kraut am besten umgehen:

  • Erst einmal eine der fremden Pflanzen so entnehmen, dass Sie die Wurzel möglichst komplett in der Hand haben
  • Was sich einfach und komplett entfernen lässt, ist eher umkompliziert zu jäten
  • Was nur schwer komplett zu entnehmen ist und sichtbare Ausläufer im Boden hinterlässt, sollte bestimmt werden
  • Hier muss jede Wurzel entfernt werden, bei Zeitmangel lieber erst eine Pflanze entfernen und die anderen markieren
  • Auf jeden Fall wissen Sie nach dem Probejäten, wie die Wurzeln der Unkräuter aussehen
  • Und damit auch, welches Arbeitsgerät Ihnen helfen könnte, denn es gibt einige:
  • Der Unkrautkuli (auch „Schuffel“ genannt) kratzt zarte Unkräuter aus dem Boden, deren Wurzeln nicht tief gehen
  • Bei manchen Unkräutern stirbt die Wurzel dann ab, bei anderen sollte sie entfernt werden, was nach ein paar Tagen trocknen leicht geht
  • Der Unkrautstecher rückt Unkräutern mit Pfahlwurzel zu Leibe
  • Die aber Ausläufer haben können, die nach ein paar Tagen z. B. mit einer Unkrautzange gezogen werden können
  • Die Garten-Disk schneidet Pflanzen einfach genau über dem Boden ab, für manche Unkräuter nach 2, 3 Behandlungen das Ende
  • Die dreieckige Japan-Hacke entfernt mit der gebogenen Form und den scharfen Kanten auch ziemlich tief liegende Wurzeln
  • Ein Sauzahn kommt auch mitten in einer Bepflanzung an tiefliegende Wurzeln
  • Unkraut aus Plattenfugen entfernt am besten ein Fugenkratzer
  • Eine Art Allzweckwaffe ist die Doppelhacke, mit vier Zinken auf der einen und einem Schneideblatt auf der anderen Seite
  • Und die Sternfräse mit Jätmesser, eine Art Minipflug, die jedem Bewuchs auf einem Streifen Land den Garaus macht (nur in absoluten Ausnahmefällen empfehlenswert, s. gleich unten)

Auch nicht unwichtig beim Unkraut jäten ist die Zeit bzw. der Bodenzustand. Auch hier gibt es kein Pauschalrezept, Unkräuter, „die ihre Wurzeln zusammenhalten“, werden am besten gejätet, wenn der Boden nach einem kräftigen Regen schön weich ist; wenn Unkräuter durch mehrfaches Abstechen der über der Erde wachsenden Pflanzenmasse beseitigt werden können, kann das besser funktionieren, wenn der Boden schön hart und trocken ist.

So bleibt der Garten auf Dauer unkrautfrei

Unkraut wächst, wenn der Garten sein Wachstum erlaubt, und ob er das tut, liegt in Ihrer Hand. Das „alltägliche Unkraut“, das zwischen den Pflanzen in den Beeten auftaucht, kann abgehalten werden, wenn Sie ihm einfach keinen Platz für seine Entwicklung lassen. Pflanzen Sie eine Mischkultur, die den ganzen Boden oder den größten Teil des Bodens bedeckt, Kräuter zwischen Gemüse oder Bodendecker zwischen Zierblumen, oder mulchen Sie den nackten Boden. Es gibt einen berühmten Tomatenbauer, der zwischen den Tomatenpflanzen mit dicken Strohschichten mulcht, den Tomaten bekommt das prächtig. Wenn ein Stück Boden in einer Saison nicht bepflanzt werden soll – sollte es doch bepflanzt werden, denn ein nackt und bloß daliegender Boden wird mit Sicherheit von allem Möglichen durchwurzelt werden, aber dadurch nicht unbedingt besser.

Es gibt jedoch Pflanzen, die den Boden pflegen, hier ein paar Vorschläge abseits der üblichen Gründüngung und mit Nutzwert:

  • Sähen Sie eine einjährige Blütenmischung an, da frostempfindlich, erst Ende April oder Anfang Mai
  • Oder eine mehrjährige Kräutermischung, die kann im Frühling oder im Herbst ausgesät werden
  • Bei Herbstaussaat können Sie mit locker ausgebrachtem Heumulch (300 – 400 g/m²) oder Grasschnitt (1 – 2 kg/m²) Frostschäden vermeiden
  • Blüten und Kräuter sollten Wildblumen und Wildkräuter sein, einheimische Pflanzenarten
  • Die haben sich im Laufe jahrtausendelanger Entwicklung an die Umwelt bei uns angepasst
  • Sie kommen mit unseren Witterungs- und Bodenverhältnissen zurecht, sind konkurrenzstark und bieten Wildtieren Nahrung
  • Saatgut mit Füllstoff mischen (Sand, Sägespäne, Sojaschrot), für eine lockere Aussaat (10 – 20 g/m2 inklusive Füllstoff)
  • Wichtig beim Saatgutkauf: Detaillierte Artenliste angegeben,  keine Kulturpflanzen, breitwüchsige Gräser, Klee, Grasanteil unter 50 %
  • Verwenden Sie Saatgut aus Deutschland, am besten aus Ihrer Region (sogenanntes autochthones Saatgut)
  • Das bekommen Sie z. B. bei Mellifera e.V., http://www.mellifera.de/blog/nbl-blog/wildpflanzen-regiosaatgut.html
  • Oder bei Appels Wilde Samen GmbH, www.appelswilde.de, Rieger-Hofmann GmbH, www.rieger-hofmann.de, Natura-Saaten, www.natura-saaten.de
  • Wenn die Wiese länger bleiben soll, wird sie ein bis zweimal jährlich gemäht
  • Sie können auch Kartoffeln setzen und die Zwischenräume gut mulchen
  • Oder Hokkaido Kürbis, oder Hülsenfrüchte, oder Mais, darüber 3 bis 5 cm Mulch ausbreiten, die gesäten Pflanzen wachsen hindurch

Wenn ein Stück Boden bereits nicht bepflanzt wurde, offen dalag und nun voll Unkraut ist, können Sie dieses Land durch eine dicke Schicht Mulch wieder in einen schönen, unbewachsenen Gartenboden verwandeln, Näheres siehe Artikel „Unkraut großflächig entfernen“.

Unkraut? Gewürzkraut, Heilkraut, Nutzkraut, Salatkraut, Zierkraut!

Ob bei Ihnen im Garten Unkraut oder Gewürzkraut, Heilkraut, Salatkraut, Zierkraut wächst, liegt übrigens auch in Ihrer Hand. Hier die Talente unserer häufigsten „Un-“ Kräuter:

  • Ackerminze, Mentha arvensis, kann wie die verwandte Pfefferminze eingesetzt werden
  • Ackersenf, Sinapis arvensis, Samen können ähnlich genutzt werden wie echte Senfsamen, z. B. als Gewürz, auch als Bachblüte Mustard bekannt
  • Ackerwinde, Convolvulus arvensis, hübsch und hübsch blühend, an geeigneten Standorten (ggf. im Kübel, breitet sich aus) sehr dekorativ
  • Zurückgebogener Amarant, Amaranthus retroflexus, Blätter als Spinat, glutenfreie Samen wie Reis und Hirse, Wurzeln wie Rote Rüben
  • Ampfer, Rumex, z. B. als Sauerampfer lecker in Suppen, nur nicht zu viel und dauernd wegen der enthaltenen Oxalsäure (ähnlich Rhababer)
  • Beifuß, Artemisia vulgaris, das wichtigste Gewürz an einem guten Gänsebraten
  • Breitwegerich, Plantago major, junge Blätter als Salat, ältere Blätter gekocht in Eintöpfen, enthält Calcium, andere Mineralien und Vitamin A
  • Brennnesseln, Urtica, Lebensmittel und Färberpflanze, zur Fasergewinnung, als Schmetterlingsweide und Pflanzenstärkungsmittel
  • Ehrenpreis, Veronica, vielseitige Staudengattung, in der sich wertvolle Blütenstauden mit vielerlei Verwendungsmöglichkeiten finden
  • Fuchsschwanz, Alopecurus, soll als Wiesen-Fuchsschwanz der Ausbildung von Allergien vorbeugen, wird auch als Zierpflanze kultiviert
  • Gänsedistel, Sonchus, wird als Gemüse-Gänsedistel gekocht oder im roh im Salat gegessen
  • Gänseblümchen, Bellis perennis, Blütenknospen, geöffnete Blüten und Blätter sind essbar, lecker nussig bis leicht säuerlich
  • Weißer Gänsefuß, Chenopodium album, Nahrungspflanze, Futterpflanze (auch als Vogelfutter), Heilpflanze, grüner Farbstoff, milder Seifenersatz
  • Giersch, Aegopodium podagraria, deutlich besserer Wildspinat als die laschen Grünblättchen aus dem Laden, hilft gegen Gicht und mehr
  • GünselGünsel, Ajuga, z. B. vom Kriechenden Günsel werden einige Sorten als Zierpflanzen in Parks und Gärten gepflanzt
  • Gundermann, Glechoma hederacea, wurde wegen des Vitamin C-Gehalts als Soldatenpetersilie bekannt, würzt und hilft gegen einige Leiden
  • Hahnenfuß, Ranunculus, früher gegen Rheuma und Nervenschmerzen eingesetzt, aber frisch schwach giftig, es gibt heute bessere Alternativen
  • Hirtentäschel, Capsella, wird aktuell als Heildroge eingesetzt
  • Hundspetersilie, Aethusa cynapium, wurde früher als Heilkraut benutzt, aber Vorsicht: Giftig
  • Klatschmohn, Papaver rhoeas, Speisepflanze, Heilpflanze, Zierpflanze
  • Kletten-Labkraut, Galium aparine, Futterpflanze für Insekten, Wildgemüse, essbare Blüten, „Schlankheitskraut“ und Entzündungshemmer, u. a.
  • Knopfkraut, Galinsoga, Blätter schmackhaft als Gemüse und Salat, in der Urheimat Kolumbien als Guascas-Gewürzkraut bekannt
  • Knöterich, Persicaria, wird in vielen Arten und Sorten als Küchenkraut, Heilkraut und Zierpflanze kultiviert
  • Kratzdistel, Cirsium, von diversen Arten werden Blätter, junge Triebe und Korbböden (wie bei der Artischocke) roh oder gegart gegessen
  • Kreuzkraut, Senecio, Vorsicht, in allen Arten giftig, braucht man nicht unbedingt im Garten, siehe Artikel zum Jakobskreuzkraut
  • Acker-Lichtnelke, Silene noctiflora, hübsche kleine weiße Nelke, die ihre Blüten gegen Abend öffnet und bei uns bereits gefährdet ist
  • Löwenzahn, Taraxacum sect. Ruderalia, Blätter, Blüten, Knospen, Wurzel, als Brotaufstrich, Ersatzkaffee, Gelee, Kapernersatz, Salat, Sirup
  • Melde, Atriplex, junge Blätter im Salat und als Spinat
  • Schwarzer Nachtschatten, Solanum nigrum, Vorsicht: Giftiges Nachtschattengewächs
  • Quecke, Elymus, Wurzel, Ausläufer zur Alkoholgewinnung und als Ersatzkaffee, Mehl, Salat, Sirup, Suppe
  • Rainfarn, Tanacetum vulgare, Duftpflanze, Verwendung in der Pflanzenheilkunde, Färbepflanze
  • Gemeiner Rainkohl, Lapsana communis, junge Blätter als Salat, Spinat, Würzkraut
  • Reiherschnabel, Erodium, einige Arten und Sorten schmücken Gärten und Parks als Bodendecker, in Steingärten oder in Mauerspalten
  • Rispengras, Poa, etliche Arten, vor allem Wiesen-Rispengras Poa pratensis, sind wichtige Rasen-, Wiesen- und Futtergräser
  • Acker-Schachtelhalm, Equisetum arvense, wird als Blasentee, Blutreinigungstee, Hustentee, Nierentee und Rheumatee verkauft
  • Gemeine Schafgarbe, Achillea millefolium, Blätter und Triebe als Salat, Pflege- und Heilpflanze
  • Scharbockskraut, Ranunculus ficaria, Salat, Quarkgewürz, Zierpflanze
  • Spitzwegerich, Plantago lanceolata, siehe Breitwegerich
  • Storchschnabel, Geranium, Blüten und Blätter als Salat, Heilpflanze
  • Taubnessel, Lamium, junge Triebe als Gemüse
  • Beifußblättriges Traubenkraut/Beifuß-Ambrosie, Ambrosia artemisiifolia, Vorsicht: invasiver Fremdling, Alllergie-Unkraut, s. Artikel Ambrosia
  • Gewöhnliche Vogelmiere, Stellaria media, Blätter als Salat und Tee
  • Weiß-Klee/Kriech-Klee, Trifolium repens, Blüten und Blätter als Salat, Honig, Marmelade
  • Wiesen-Klee/Rot-Klee, Trifolium pratense, s.o.
  • Wicke, Vicia, Blüten und Blätter als Salat
  • Sonnenwend-Wolfsmilch, Euphorbia helioscopia, Vorsicht, in allen Arten giftig, braucht man nicht unbedingt im Garten

Heilpflanzen wurden hier nur die bekanntesten genannt (fast jedes Kraut hilft gegen irgendwas, 87 % unserer aktuell eingesetzten Medikamente gehen auf pflanzliche Ursprünge zurück, die Anwendung muss aber ohnehin immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen), und viele Kräuter können in ganz anderen Richtungen noch viel mehr. Wenn man sich diese Liste einmal in Ruhe zu Gemüte führt, könnte vor dem geistigen Auge eines misstrauischen Zeitgenossen schon das Bild eines runden Tischs mit Vertretern börsennotierter Konzerne auftauchen: Lebensmittelproduzenten, Pharma-Referenten, Pflanzenmittelhersteller und Inhaber von Großgärtnereien, die grinsend in einem teuren Restaurant darüber beraten, wie sie den Konsumenten sämtliche bei uns ganz von alleine wachsenden Nutz- und Heilpflanzen als Unkraut verkaufen. Damit die Konsumenten vor allem aus Fett, Stärke und Zucker bestehende künstliche „Lebensmittel“ im Supermarkt, teure pharmazeutische Heildrogen (mit Inhaltsstoffen dieses Unkrauts) in der Apotheke und importierte oder gezüchtete, empfindliche und schädlingsanfällige Zierpflanzen + Pflanzenschutzmittel im Gartencenter zu kaufen.

Fazit

Wenn Sie auf zeitintensive und möglicherweise in mehrfacher Hinsicht schädliche chemische Vernichtung verzichten, ist Unkraut jäten leicht: Erde aufbuddeln, Pflanze raus, Erdloch zubuddeln. Wenn der Garten auf Dauer unkrautfrei bleiben soll, könnte das arbeitsintensiver werden – zumindest so lange, bis Sie Ihren Garten in ein natürliches Gleichgewicht gebracht haben, in dem sich Pflanzen gegenseitig im Zaum halten und Sie so viele Informationen gesammelt haben, dass Sie jedem Kraut etwas Gutes abgewinnen können.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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