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Unkrautvlies – welche Stärke kaufen? Tipps zum Verlegen

Auf den ersten Blick scheint Unkrautvlies eine der besten Erfindungen der Neuzeit zu sein: Einfach auf unerwünschte Pflanzen schmeissen, eine Weile liegen lassen, fertig. Auf den zweiten Blick ist es differenzierter, undurchlässiges Unkrautvlies aus Kunststoff tötet den Boden, durchlässiges Vlies aus Kunststoff muss mit Mulche beschwert und später entfernt werden, Naturvlies bleibt liegen und verrottet (dann können Sie gleich nur Mulche nehmen) – ein wenig ordnender Überblick kann nicht schaden:

Video-Tipp

Wie funktioniert eigentlich Unkrautvlies?

Pflanzen brauchen Wasser, Luft, Licht und die Nährstoffe im Boden, die sie aber erst aufschließen können, wenn ihnen Wasser, Luft, Licht zur Verfügung stehen. Vor allem Licht brauchen Sie, für die Photosynthese, durch lichtundurchlässiges Unkrautvlies hungern Sie Pflanzen bis zum Absterben aus. Schwarzes Kunststoff-Unkrautvlies grillt die Pflanzen dann noch in der Sonne.

Klingt irgendwie widersinnig, im Garten, Ort Pflanzenhege und -pflege, Pflanzen verhungern zu lassen und parallel dazu gleich noch zu grillen – Pflanzen sind auch Lebewesen, verhungern und Grillen sind Folter? Ja, schon, aber Pflanzen sollen nach heutigem Stand der Wissenschaft keine Schmerzrezeptoren haben, wäre auch Quatsch, Evolution lässt auf Dauer nur Sinnvolles überleben, und dazu gehören schreiend vor Weidetieren oder erntebereiten Menschen wegrennende Pflanzen bis heute jedenfalls nicht. So manches Unkraut fordert es sicher auch geradezu heraus, gefoltert zu werden … Widersinnig ist die Abdeckung mit Vlies oft trotzdem, für die Pflanzen und den Boden, dazu später, jetzt erst einmal zum klassischen Unkrautvlies:

Welches Unkrautvlies

Bevor Gedanken über die Stärke eines Unkrautvlies angebracht sind, lohnen sich ein paar Gedanken darüber, aus welchem Material Ihr künftiges Unkrautvlies sein soll bzw. darf. Das klassische Unkrautvlies ist aus Kunststoff, wobei erst einmal der Begriff Vlies definiert werden soll: Vlies ist jedes Material aus stoffähnlich verbundenen Fasern, das nicht wie Stoff hergestellt wird. Gewebtes, gestricktes, geklöppeltes, geflochtenes oder getuftetes Material ist ein Stoff und kein Vlies. Verdichteter und getrockneter Zellstoff oder Holzstoff ist Papier, dünn gegossenes, gepresstes oder gewalztes Metall/Kunststoffmaterial ist eine Folie. Alle anderen flexiblen Flächengebilde, egal, wie und aus welchem Material hergestellt, sind ein Vlies.

Diese Definition sagt auch gleich, dass Vlies kann aus allem möglichen bestehen kann, auch aus allem möglichen umweltschädlichen Material. Die Gefahr, dass kritische Stoffe im Vlies sind, droht immer dann, wenn in der Produktbeschreibung nicht genau gesagt wird, aus welchem Material ein Unkrautvlies besteht (und steigt meist noch, wenn es aus fernen, unbekannten Ländern importiert wird). Unkrautvlies wird auch als Unkrautfolie, Wurzelschutzvlies oder -folie angeboten. Der Unterschied zwischen Vlies und Folie ist, dass Folie dicht ist (Vlies ist aber auch nicht unbedingt durchlässig für Wasser oder Luft usw.). Übliches Unkrautvlies (Wurzelschutzvlies, Unkrautfolie, Wurzelschutzfolie) besteht aus schwarzem Kunststoff oder Gewebe mit Kunststoffummantelung, es kann aus Polypropylen, EPDM, Weich-PVC und Polyethylen bestehen, und noch aus einigem anderen. All diese Kunststoffe haben in Bezug auf Schadstoffe und Ökobilanz durchaus eine unterschiedliche Wertigkeit, über die Sie sich informieren könnten, sehr informativ informiert www.plastic-planet.de über das Gesamtproblem. Wenn es trotzdem Kunststoff sein soll, kommt es vor allem darauf an, dass Sie mit dem Unkrautvlies keinerlei schädliche Stoffe einkaufen, im Zweifel sollten Sie diesbezüglich sicher besser auf ein Zertifikat pochen.

Einen Nachteil hat das Kunststoff-Unkrautvlies meistens, es ist schlichtweg hässlich, es gibt aber heute hübschere und ökologisch bessere Alternativen:

Anstatt Kunststoff: Jute, Hanf, Sisal, Flachs

Wenn Sie keine Produkte in Ihrem Garten sehen wollen, die auf Rohölbasis hergestellt werden, könnten Sie umwelt- und bodenverträgliches Unkrautvlies einsetzen oder überlegen, ob Sie vielleicht ganz ohne Unkrautvlies auskommen. Beides ist möglich, und besser für den Garten. Ein nach alten Regeln des Berufs ausgebildeter Gärtner würde entsetzt aufschreien, wenn ihm jemand vorschlägt, seinen schönen und lebendigen Gartenboden mit einer bodenschädigenden Schicht Plastik abzudecken. Denn sobald ein Vlies oder eine Folie aus Kunststoff so dicht sind, dass sie Pflanzen das Leben kosten, sind sie auch so dicht, dass sie Bodenorganismen das Leben kosten.

Alternative zu Unkrautvlies

– aus unbedenklichem Material, aus Naturfasern oder abbaubaren Regeneratfasern –

  • Zu den Regeneratfasern gibt es Medienberichte über kritische Inhaltsstoffe/Herstellungsverfahren
  • Hier müssten Sie sich also wieder genauer informieren, wenn Sie Schadstoffe ausschließen wollen
  • Gut gelingen wird Ihnen das sicher bei www.eco-bio-systems.de, der ein Marken-Mulchvlies anbietet
  • Sie können sich die ganze Information auch sparen und gleich auf Naturfaservlies setzen
  • Aus Flachsfasern oder Hanffasern oder Sisalfasern, aber auch einfache Jute deckt ab
  • Interessant sind Flachsschäben als Mulch- und Abdeckmaterial, unterstützen beim Abbau das Pflanzenwachstum und wehren Schnecken ab, gibt es bei www.waldland.at
  • Eine Mulchmatte aus 100% Naturfaservlies aus hochwertiger Schafwolle, 1 x 2 m für rund 10,- €, gibt es bei www.bellaflora.at
  • Universal-Abdeckrolle aus Hanf und Jute gibt es beim biogartenversand.de
  • Universal-Mulchfolie auf Basis von Getreidemehl und biologisch abbaubar, 1,30 x 8 m, 8,90 € gibt es beim biogartenversand.de, und mehr
  • Aber Vorsicht, PP-Vlies aus Polypropylen wird ungerührt als Bio-Vlies angepriesen, mehrfach!
  • Auch wenn es Geo-Vlies ist, dass ohne chemische Behandlung hergestellt wird, bleibt Öl der Rohstoff

Welche Stärke?

Welche Stärke Unkrautvlies Sie kaufen müssen, kann nicht pauschal beantwortet werden. Die „offiziellen“ Angaben für Kunststoff-Vliese:

  • Normales Unkrautvliese mit einer Stärke von 50 g pro qm wird für leichten Unkrautbewuchs empfohlen
  • Aber nur bei Bedeckung mit Rindenmulch/Holzhäckseln und nur auf Flächen, die nicht begangen werden.
  • 80 g/qm sollen mäßigem Unkrautwuchs Herr werden (bei Bedeckung mit Rindenmulch/Holzhäckseln oder auf begangenen Flächen)
  • 120 g/qm Qualität ist für stärkeren Unkrautwuchs zuständig
  • Die leichten Vliese sollen auch zweilagig verlegt werden können

„Inoffiziell“ ist dazu zu sagen: Wenn ein Kunststoff-Vlies in einer Stärke verlegt wird, dass es den Unkrautbewuchs „schafft“ – erledigt es auch die Bodenorganismen, zurück bleibt ein toter Boden, den Sie gleich auf die Kippe fahren können oder mühevoll wiederbeleben müssen. Die richtige Stärke für Naturmaterial kann ebenso wenig genau angegeben werden, ist aber auch unwichtig: Da das Naturmaterial einfach auf der Erde liegen bleibt, bis es von den Bodenorganismen zerlegt und den inzwischen auf das Beet gepflanzten Zier- oder Gemüsepflanzen „verzehrt wurde“, könnten Sie auf dem Beet Jutesäcke gen Himmel stapeln, es dauert dann eben nur länger, bis diese verarbeitet sind.

Tipps zum Verlegen

Da Sie schon groß sind (auch wenn Kids das lesen – ab Erreichen der Lesefähigkeit ist man auch groß genug, um Folie auszulegen), wird Ihnen jetzt nicht wirklich erzählt, wie Sie eine Folie entfalten oder ausrollen und auf die Erde schmeissen. Gerade bei solchen Arbeiten, die sich vermeintlich so schön nebenbei erledigen lassen, während man über die Welt und das Leben und den Garten sinniert, sind aber viele kleine Dinge zu beachten. Und es ist viel bequemer, diese Punkte einmal in Ruhe zu lesen als durch Erfahrung zu erarbeiten, damit man beim Auslegen wirklich entspannt die Gedanken schweifen lassen kann:

  • Wenn Sie mit dünnem Kunststoff-Vlies arbeiten, legen Sie irgendetwas zum Beschweren in erreichbare Nähe
  • Diese Vliese flattern beim leisesten Lufthauch durch die Gegend, endlos nervig
  • Wenn das Unkrautvlies wirklich was bringen soll, ist umfassende Vorarbeit notwendig
  • Der dichte Abschluss, der Pflanzen sicher tötet, klappt nämlich nur, wenn das Vlies kein Löchlein hat
  • Also müssen vor der Verlegung sorgfältig alle spitzen Äste, Steine, alte trockene Wurzeln etc. entfernt werden
  • Kunststoff-Vlies nicht genau neben der einmaligen Lieblingsrose verlegen
  • Die könnte unter der eingeschränkten Versorgung des Bodens nämlich auch leiden
  • Beim Vlies aus Naturfaser ist die Verlegung eher unkompliziert: In gewünschter Stärke auf die Erde schmeissen
  • Da es später zur Verrottung im Garten verteilt werden kann, durchaus auch einmal ein wenig dicker übereinander
  • Das hat ein naturnah arbeitender Gärtner aber eigentlich nur nötig, wenn sich einmal ein absolutes Problemunkraut eingeschlichen hat

Wegen einem normalen (Un)Kraut verlegt naturnah arbeitender Gärtner nämlich nichts, dem schmeisst er höchstens Biomasse auf den Kopf, wenn es zu frech wird:

Anstatt Vlies: Natürliche Abdeckung

Für das normale Kunststoff-Unkrautvlies wird empfohlen, es unmittelbar nach dem Verlegen abzudecken. Je nach Einsatzgebiet und Wünsche an die Optik mit Rindenmulch oder Holzhäckseln, Kies oder Ziersplit, Sand oder Stroh, damit der Boden feucht gehalten wird, als Erosionsschutz und Temperaturregulation, als Schutz vor Verwehungen und Beschädigungen. Immerhin ein Schritt in Richtung natürliches Gärtnern, den Sie aber auch ganz ohne Kunststoffvlies unternehmen können. Denn genau das, die Abdeckung des Bodens, ist das traditionelle Verfahren, das ein Vollblut-Gärtner seinem Boden angedeihen lässt, wenn er unerwünschten Bewuchs verhindern will.

Der Vollblut-Gärtner ist ja interessiert daran, seinen Gartenboden gesund zu erhalten, in dem tut sich nämlich eine Menge:

  • Der ganze Boden ist ein eigenes Ökosystem, in dem Humus eine essentielle Bedeutung hat
  • Der Humus ist es, der den Boden vor Erosion schützt, Humus sorgt für eine körnige Bodenstruktur, Humus speichert Wasser und gleicht Temperaturschwankungen aus.
  • Humus ist ein beständiger Nährstofflieferant für Pflanzen, aber auch für Bodenorganismen, die ihn im Gegenzug „herstellen“.
  • Wenn keine Bodenlebewesen vorhanden sind, gibt es auch bald keinen Humus mehr, der Vollblut-Gärtner ist also sehr auf ihren Schutz bedacht
  • Diese Lebewesen zerkleinern jede anfallende organische Substanz, Reste von Pflanzen ebenso wie Ausscheidungen von Tieren
  • Sie ernähren sich davon und verwandeln die Biomasse durch Verstoffwechslung in Humus
  • Mit Kunststoff abgedeckte Bodenlebewesen leiden unter der Abdeckung ähnlich wie die absterbenden Pflanzen
  • Beim Mulchen passiert das nicht, im Gegenteil, während den Pflanzen die Lebensgrundlage entzogen wird, geht es den Bodenorganismen prächtig
  • Und den abgestorbenen Bewuchs verarbeiten sie unter der Mulchdecke auch gleich zu Humus

Mulchen kommt vom englischen „mulch“, der Begriff für gerade verrottendes organisches Material, das als Abdeckung benutzt wird. Durch diese Abdeckung wird unerwünschter Konkurrenzbewuchs an der Entwicklung gehindert, ohne dass der Boden in seiner natürlichen Entwicklung gestört werden muss. Mulchen ist ein ziemlich bequemer und gleichzeitig schlauer Umgang mit dem Gartenboden, und Mulchen ist in mehrfacher Hinsicht eine Bodenpflege, die für langfristigen Erhalt (in manchen Ziergarten: Herstellung) von Bodenfruchtbarkeit und Bodengare wichtig ist. Mulchen können Sie mit (fast) jedem pflanzlichen Rest. Wenn Sie sich einen guten Häcksler anschaffen (oft in Siedlungen als Gemeinschaftsgerät vorhanden), sieht das ziemlich ordentlich aus, und sie helfen den Bodenlebewesen.

Fazit

Bodenabdeckung mit (verrottender) Biomasse tut dem Gartenboden immer gut, in erheblicher Stärke kann sie auch unerwünschten Bewuchs minimieren. Bodenabdeckung mit (undurchlässigem) Kunstoff tut Niemandem gut, dem Gartenboden nicht, weil das Bodenleben leidet oder abstirbt, dem Gärtner nicht, weil er erst kaufen und dann entsorgen muss, der Umwelt nicht, weil beim Recycling Schadstoffe entstehen und unseren fossilen Rohstoffreserven auch nicht.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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