
Geschichtliche Entwicklung bringt Licht ins Dunkel
Die überwiegende Mehrheit an Gartenkonzepten basiert auf einer eindeutigen Definition. Paradebeispiel sind die Japanischen Gärten, die nach präzisen Vorgaben gestaltet werden. Das gilt nicht für den Bauerngarten. Hier treffen Sie auf eine gewachsene Gartenform, die sich aus einer langen, geschichtlichen Entwicklung herauskristallisierte. Je besser Sie mit dieser Historie vertraut sind, desto stilsicherer legen Sie Ihren individuellen und authentischen Bauerngarten an.Germanen machten den ersten Schritt
Seinen Ursprung nahm der Garten bereits unter den Germanen. Hier wurde ein Stück Nutzland umfriedet, um darauf Gartenpflanzen zu kultivieren, die als Nahrungsmittel, Heilkräuter und zur Vertreibung böser Geister verwendet wurden. Dreh- und Angelpunkt war der Holunderbusch, dem unsere Vorfahren magische Kräfte nachsagten. Ferner wurden Erbsen, Bohnen, Rüben und Getreide angebaut sowie mindestens ein Apfelbaum. Da in jener Zeit die Felder, Wiesen und Wälder Besitz der Allgemeinheit waren, nahm die Einzäunung des Ur-Gartens einen hohen Stellenwert ein. Der geflochtene Zaun sollte nicht nur Wild von den Pflanzen fernhalten. Zugleich signalisierte die Bauernfamilie, dass dieses abgesteckte, umzäunte Stück Land ihr privates Eigentum war.Römer bringen Farbe in den Bauerngarten
Den Römern waren die schmucklosen, tristen Bauerngärten der Germanen ein Dorn im Auge. Als sie nach der Zeitenwende die Herrschaft übernahmen, brachten sie nicht nur mediterrane Kräuterpflanzen und Obstsorten mit, wie Dill, Senf, Anis, Pflaumen, Pfirsiche, Mandeln und Weinreben. Zugleich plädierten die Eroberer für die Einbeziehung dekorativer Elemente in die Gartengestaltung, wie Lilien, Rosen und andere Blumen, die sich neben Gurken, Sellerie und Kürbis farbenprächtig in Szene setzen sollten. Die praktisch veranlagten Germanen folgten diesen Vorgaben indes nur sehr zögerlich.Klöstergärten überzeugen mit ausgereiftem Konzept
Die Völkerwanderung vom 2. bis 6. Jahrhundert nach Christus setzte diesen ersten Ansätzen bis ins Mittelalter hinein ein Ende. Erst zu Zeiten Karls des Großen nahm die deutsche Gartenkultur mit der Landgüterverordnung Capitulare de villis vel curtis imperii wieder Fahrt auf. Die zeitgleich entstehenden, prachtvollen Klostergärten mit ihrem durchdachten und effektiven Konzept weckten das Interesse der Bauern. Insbesondere der St. Galler Klosterplan (826 - 830) diente ihnen als praxisnahe Vorlage, um eigene Gärten anzulegen, die ebenso reichliche Ernte lieferten auf eng begrenzter Fläche. Die vier tragenden Säulen des mittelalterlichen Bauerngartens haben bis heute Bestand:- Der Garten des großen Kreuzgangs
- Der Obstgarten
- Der Kräutergarten
- Der Gemüsegarten
Historischer Grundriss gilt nach wie vor
Im modernen Bauerngarten rückt die Selbstversorgung als zentrale Funktion in den Hintergrund. Heute dominiert der Wunsch nach einem dekorativen Erscheinungsbild in Verbindung mit unbeschwertem Naschvergnügen, auf der Basis einer ökologisch orientierten Bewirtschaftung. Erhalten geblieben für die Umsetzung ist der ursprüngliche Grundriss, der in den mittelalterlichen Klöstergärten seinen Anfang nahm. Die Funktionsweise ist denkbar einfach:- Schwerpunkt bilden 4 quadratische Beete
- 3 Beete für Gemüse und 1 Beet für Kräuter- und Heilpflanzen
- Angeordnet sind die Beete um ein großes Wegekreuz
- Ein Rondell, Brunnen oder Obstbaum dient als Zentrum
- Ein umlaufender Weg und die Einfriedung markieren die Grenze nach außen
Tipp: Damit im Frühjahr die Pflanzzeit optimal genutzt werden kann, sollten die Planungsarbeiten für den Bauerngarten am Ende des Winters fertiggestellt sein.
Das gehört in den authentischen Bauerngarten

Wie Sie die Umzäunung konkret aufbauen, unterliegt verschiedenen Kriterien, wie Stilgefühl, handwerklichem Geschick, Zeitkapazität und natürlich dem finanziellen Budget. Als populär haben sich die folgenden Varianten erwiesen:
- Ein unbehandelter Staketenzaun
- Ein originärer Weide-Flechtzaun
- Ein naturbelassener Lattenzaun
- Eine Natursteinmauer
- Eine blühende oder immergrüne Hecke
Tipp: Sparfüchse unter den Hobbygärtnern umzäunen den Bauerngarten mit einem preisgünstigen Maschendrahtzaun, der durch schnell wachsende Kletterpflanzen innerhalb kurzer Zeit den Blicken entzogen wird.
Beeteinfassungen im Einklang mit der Natur
Da im originalen Bauerngarten die Mischkultur regiert mit dem dazugehörigen, natürlichen Chaos, sorgen Beetumrandungen für Ordnung und unterstreichen die symmetrische Anordnung. Fernerhin hindert die lokale Einfassung Pflanzen verschiedener Beete an einem Eroberungszug durch den Garten. Traditionell übernimmt Buxus diese Aufgabe. Seit der Buchsbaumzünsler diese Gehölze an den Rand des Ruins treibt, rücken folgende Pflanzenarten in den Fokus:- Grasnelke
- Lavendel (Lavandula officinalis)
- Blaukissen (Aubrieta)
- Purpur-Schnittlauch (Allium schoenoprasum 'Forescate')
- Steinkraut (Alyssum)
- Tagetes (Tagetes)
Tipp: Ein Bauerngarten erfüllt nur dann die hohen Erwartungen, wenn er sich an einem sonnigen bis halbschattigen Standort befindet. Die überwiegende Mehrheit der typischen Pflanzen favorisiert darüber hinaus einen nährstoffreichen, humosen, durchlässigen Boden, frisch-feucht bis mäßig-trocken und mit einem pH-Wert um 6,5.
Durchdachtes Wegesystem
Das Wegekreuz gibt die Anordnung der Pfade vor. Es liegt auf der Hand, dass als Belag Beton oder Asphalt tabu sind. Stattdessen kommen Materialien zur Anwendung, die Regen durchlassen und mit der Schubkarre problemlos zu befahren sind. Rindenmulch ist für diesen Zweck ausgezeichnet geeignet. Dekorativer wirkt Pinienrinde, was indes mit einem höheren Preis zu Buche schlägt. Zierkies ist ebenfalls häufig anzutreffen im Bauerngarten. Natürlich schön wirkt Rasen als Wegbelag unterbrochen mit einzelnen Natursteinplatten.Damit Sie ungehindert die anfallenden Pflegearbeiten durchführen können, sollten die Wege im Bauerngarten eine Breite von 60 bis 100 cm aufweisen. Ist jedes Beet von allen Seiten mit der Schubkarre gut zu erreichen, haben Sie alles richtig gemacht.
Naturverbundener Naschgarten mit dekorativer Note

Starkzehrer-Beet
Das erste Beet ist vorgesehen für stark zehrende Gemüse- und Zierpflanzen, die eine lange Zeit für das Wachstum in Anspruch nehmen. Die folgende Auswahl gibt einen repräsentativen Einblick, was im Bauerngarten an dieser Stelle wachsen und gedeihen sollte:- Kürbis (Cucurbita ssp.)
- Kohlrabi (Brassica
- Kartoffeln (Solanum tuberosum)
- Melonen (Cucumis melo
- Tomaten (Solanum lycopersicum)
- Broccoli (Brassica oleracea
- Gurken (Cucumis sativus)
Mittelzehrer-Beet
Dieses Beet bietet den Mittelzehrern unter Ihren favorisierten Gartenpflanzen Platz. Geeignete Kandidaten für den Gaumen- und Augenschmaus sind:- Chicorée (Cichorium intybus)
- Endivie (Cichorium endivia)
- Möhren (Daucus carota subsp. sativus)
- Lauch (Allium ampeloprasum subsp. ampeloprasum)
- Salat (Lactuca sativa)
- Spinat (Spinacia oleracea)
Schwachzehrer-Beet
Die Auswahl an schwach zehrenden Nutz- und Zierpflanzen ist deutlich beschränkter, als bei den Stark- und Schwachzehrern. Die folgenden Pflanzenarten kommen in Betracht:- Buschbohne (Phaseolus vulgaris ssp.vulgaris var. nanus)
- Feldsalat (Valerianella ssp.)
- Erbsen (Pisum sativum)
- Radieschen (Raphanus sativus var. sativus)
- Portulak (Portulaca oleracea)
Kräuter und Standort-treue Pflanzen

- Petersilie (Petroselinum crispum)
- Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
- Basilikum (Ocimum basilicum)
- Erdbeeren (Fragaria ssp.)
- Spargel (Asparagus)
- Rhabarber (Rheum hybridum)
Deko-Elemente mit Mehrwert
Die Liebe zur Natur wird groß geschrieben im modernen Bauerngarten. Werden Deko-Elemente in den Gestaltungsplan integriert, dienen sie nicht nur der Zierde, sondern erfüllen zugleich einen umweltfreundlichen Zweck. Zaunpfähle werden beispielsweise geschmückt mit umgedrehten Keramiktöpfen. Diese sind mit Holzwolle gefüllt, um Käfern und anderen nützlichen Insekten einen Rückzugsort zu bieten. In eine ähnliche Richtung zielen morsche Baumstämme oder Laubhaufen.Um das Zentrum im Bauerngarten zu einem naturverbundenen Blickfang formen, wird das Rondell mit blühenden Schmetterlings- und Bienenweiden bepflanzt. Wer sich für ein Rosenrondell entscheidet, verwendet als Unterpflanzung Nektar-reiche Blumen, wie Kapuzinerkresse. Eine ebenso kreative wie sinnvolle Idee für das Herzstück im Bauerngarten ist die Kräuterspirale. Das schafft Platz im vierten Beet, ohne auf die aromatischen Küchen- und Heilpflanzen zu verzichten.
Fazit
Auf die Frage, was ein Bauerngarten eigentlich ist, gibt es keine Antwort auf die Schnelle. Um diesen beliebten Gartenstil vollumfänglich zu begreifen und authentisch zu realisieren, bringt der Blick auf seine Historie Klarheit. Hervorgegangen aus den Klostergärten des Mittelalters durchlief das Konzept auf dem Weg in die Moderne zahlreiche Modifikationen. Erhalten geblieben sind der Grundriss mit vier Beeten und einem Kreuzgang sowie einer naturbelassenen Einfriedung. Auf der Basis einer Mischkultur zielt der Pflanzplan heute nicht mehr ab auf die Selbstversorgung, sondern strebt eine dekorative Kombination aus Naschgarten und Blumenrabatten an.