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Blauregen schneiden – durch Rückschnitt zum Blühen bringen

Der Blauregen trägt die botanische Bezeichnung Wisteria und gehört zu der Familie der Schmetterlingsblütler. Der Kletterstrauch wächst stark und kann sich bis zu acht Meter hoch winden. Die Blätter sind gefiedert und bilden im Mai Blütentrauben aus, die sortenabhängig entweder blau, rosafarben oder weiß sind. Wenn der Blauregen in stickstoffhaltigen Böden wächst, erhöht sich das Wachstum, welches jedoch oft auf Kosten der Blütenausbildung erfolgt. Um die Blüte reichlich ausfallen zu lassen, sind mindestens zwei Rückschnitte im Jahr notwendig.

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Charakteristika

An einem sonnigen Standort in einer geschützten Lage bedankt sich der Blauregen mit einem reichen Blütenschmuck. Wenn der Erdboden sehr stickstoffhaltig ist, führt dies oft zu einem starkem vegetativen Wachstumsschub, der sich allerdings negativ auf die Blütenbildung auswirkt. Darüber hinaus können die schlingenden und verholzten Triebe schnell Dachrinnen und Regenrohre verstopfen, im Extremfall sogar zusammendrücken oder Geländer komplett verbiegen. Die nachfolgenden Charakteristika sind beim Blauregen von Bedeutung:

  • Frostharte, aber wärmeliebende Kletterpflanze
  • Wuchernde Schlingpflanze mit enormer Kraft
  • Braucht als Rückhalt Mauern, extrem stabile Pergolen, massive Rosenbögen oder Zäune
  • Hängt mit Rückhalt in Blütentrauben malerisch herab
  • Blütezeit im Mai-Juni
  • Lässt sich an einer Wand als Spalier oder Hochstamm heranziehen
  • Um den Blütenflor langfristig zu erhalten, sind rigorose Rückschnitte nötig
  • Blütentragende Kurztriebe mindestens zweimal im Jahr beschneiden
  • Rückschnitt idealerweise im Spätsommer und zum Winterende ansetzen
  • Verträgt sogar radikale Rückschnitte, da aus dicken Ästen erneuter Austrieb erfolgt

Erhaltungsschnitt im Sommer

Bei bereits etablierten Pflanzen hat der Erhaltungsschnitt das Ziel, eine ungewollte Ausbreitung des Blauregens einzuschränken und die Ausbildung von möglichst vielen blühenden Kurztrieben nachhaltig zu fördern. Die folgenden Aspekte sind beim Erhaltungsschnitt im Sommer zu beachten:

  • Erhaltungsschnitt sorgt für noch reicheren Blütenflor
  • Alle Kurztriebe in zwei Schritten kürzen
  • Den ersten Schnitt im Sommer (ca. zwei Monate nach der Blütezeit) einplanen
  • Alle diesjährigen Seitentriebe auf ca. 30-50?cm zurückschneiden
  • Sollten hieraus neue Triebe entstehen, diese abbrechen, bevor es zum Verholzen kommt
  • Durch den Sommerschnitt wird das Wachstum deutlich gebremst
  • Rückschnitt regt die Bildung von neuen Blütenknospen an

Winter-/ Frühlingsschnitt

Nach dem Rückschnitt im Sommer steht der nächste Schnitt zum darauf folgenden Winterende an. Beim Blauregen befinden sich die Blütenknospen direkt an der Basis der Kurztriebe und lassen sich deshalb leicht von den Blattknospen unterscheiden, da diese nun deutlich größer und dicker sind. Mit der Zeit entwickeln sich Verdickungen, die sogenannten ‚Köpfe‘, an denen sich verstärkt Blütenknospen ausbilden. Die folgende Vorgehensweise ist beim Winter-/ Frühlingsschnitt anzuwenden:

  • Zweiten Rückschnitt während der letzten Wintertage im März ansetzen
  • Die im Sommerverlauf bereits zurückgeschnittenen Kurztriebe nun auf 2-3 Knospen einkürzen
  • Außerdem die zweijährigen, und noch grün eingefärbten, Seitentriebe beschneiden
  • Zur Förderung der Verästelung alle blütenlosen Triebe auf ein Drittel kürzen
  • Beim Nachlassen der Blütenfülle sukzessiv die ältesten Verzweigungen abschneiden
  • Herausschneiden der überalterten ‚Köpfe‘ regt die Bildung neuer und blühwilliger Kurztriebe an
Tipp:

Es ist darauf zu achten, stets über der fünften Blattknospe zu kappen, damit der Pflanzensaft ganz und gar in die Blütenknospen des gegenwärtigen Jahres fließen kann.

Verjüngungsschnitt

Der Blauregen gehört zu den extrem langlebigen Kletterpflanzen und kann enorm groß und breit werden. Normalerweise erübrigt sich bei regelmäßigen Rückschnitten ein zusätzlicher Verjüngungsschnitt. Falls die Kletterpflanze jedoch viel zu groß geworden ist, dann sollte ein erheblicher Verjüngungsschnitt erfolgen:

  • Verjüngungsschnitt schrittweise verteilt über mehrere Jahre hinweg ansetzen
  • Dabei immer nur einen der stützenden Haupttriebe herausschneiden
  • Als Ersatz einen geeigneten Rückhalt in das Pflanzengerüst einbinden
  • Im Extremfall kann sogar bis auf einen Meter Höhe zurückgeschnitten werden
  • In den nachfolgenden Jahren die Pflanzenkrone komplett neu aufbauen
Tipp:

Ein extremer Rückschnitt für die Verjüngung ist nur dann empfehlenswert, wenn der Blauregen vernachlässigt worden ist und einige Jahre gar nicht beschnitten wurde.

Erziehungsschnitt

Blauregen - Glyzinie wisteria

Jungpflanzen brauchen einen Erziehungsschnitt, um in die gewünschte Form und Richtung zu wachsen. Der Einsatz des Erziehungsschnitts hängt hauptsächlich davon ab, ob der jeweilige Blauregen als Spalier an der Wand oder an einer Pergola hoch zu ziehen ist. Wenn die Pflanze ohne eine Erziehung wachsen gelassen wird, dann verwirren und verschlingen sich die Triebe so stark ineinander, dass ein ordnender Rückschnitt schon nach nur einigen Jahren nicht mehr möglich ist. Das Festbinden des Blauregens ist wichtig, denn auf diese Weise entsteht ein Saftstau, durch den die Pflanze zur Ausbildung von Seitentrieben angeregt wird. Die nachfolgenden Schnittregeln sind so lange zu befolgen, bis der junge Blauregen ausreichende Paare bei den Seitenästen besitzt, damit das Spalier ganz ausgefüllt werden kann:

  • Gerüst aus nur wenigen Trieben aufbauen
  • Grundgerüst bleibt lebenslang erhalten, an diesem bilden sich blütentragende Kurztriebe
  • Aufbau des Gerüstes dauert mindestens 3-4 Jahre, unabhängig von der ausgewählten Wuchsform
  • Zur Pergola- oder Rosenbogen-Erziehung 2-3 der kräftigen Hauptäste an Kletterhilfe festbinden
  • Triebe um Gerüst winden, dann lösen und gleichzeitig festbinden
  • Verlängerungstrieb jährlich im Spätsommer oder Winterende auf ca. 1 m kürzen
  • Für Wandspalier-Erziehung Jungpflanze auf ca. 70-90?cm über kräftigem Auge abschneiden
  • Alle Seitentriebe entfernen, gekürzten Leittrieb stramm an Pfahl befestigen
  • Im Sommer nur 2 Seitentriebe stehen lassen
  • Restliche Seitentriebe im 45° Winkel am Spalier hoch leiten
  • Die nächsten Seitentriebe wiederum auf ca. 10-15?cm einkürzen
  • Leittrieb zum Winterende des 2. Jahres ca. 70-80?cm über oberster Verzweigung abschneiden
  • Erneut Seitentriebe um ein Drittel einkürzen und herab binden
  • Im Sommer des Folgejahres Leittrieb erneut kürzen
  • Nun nächstes seitliches Astpaar schräg nach oben leiten
  • Wiederum alle Verzweigungen der Seitenäste auf ca. 15 cm einkürzen
  • Überflüssige und unerwünschte Triebe an Basis und Haupttrieb entfernen
Tipp:

Bei veredelten Blauregen ist darauf zu achten, dass das unterliegende Holz nicht durchtreibt. Alle Triebe, welche auf der Höhe des Bodens entstehen, sind konsequent zu entfernen, denn diese sind wahrscheinlich Wildtriebe.

Schäden durch Wuchskraft

Der Blauregen ist eine extrem kraftvolle Schlingpflanze, die alles um sich herum verschlingt. Deshalb ist stets darauf Acht zu geben, dass die Nachbar-Pflanzen nicht in Bedrängnis gebracht werden. Aufgrund der enormen Kraft kann der Blauregen sogar Teile des Hauses und vor allem Dachrinnen beschädigen. Damit das nicht passieren kann, sind folgende Aspekte zu beachten:

  • Pflanzenwuchs regelmäßig auf Ausuferungen kontrollieren
  • Rankhilfen immer mit Abstand von mindestens 1 m zu Gebäudefassaden platzieren
  • Nicht über Geländer-Stäbe wachsen lassen
  • Vorsicht mit Verankerungen in der Nähe

Fazit

Der Blauregen ist eine schnell und stark wachsende Kletterpflanze, die mindestens zweimal im Jahr einen Rückschnitt braucht. Ansonsten kommt es rasch zu einem ausufernden Wachstum und im Extremfall sogar zu Schäden an der Umgebung. Da der Blauregen sehr schnittverträglich ist, lässt sich das Beschneiden ohne Probleme durchführen, kleine Schnittfehler werden rasch verziehen. Wenn die Pflanze nicht beschnitten wird, bildet sich auch die Blüte nur sehr schwach oder gar nicht aus. Wichtig ist außerdem ein niedriger Gehalt an Stickstoff im Erdboden, da dieser zwar das vegetative Wachstum fördert, sich aber nachtteilig auf die Blütenfülle auswirkt. Idealerweise werden der erste Rückschnitt zum Sommerende nach der Blüte und der zweite Rückschnitt zum Winterende angesetzt. Wenn die Pflanze lange vernachlässigt wurde, ist ein radikaler Verjüngungsschnitt durchzuführen. Um einen jungen Blauregen in Form zu bringen, sind in den ersten Lebensjahren hinweisende Erziehungsschnitte notwendig.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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