Startseite » Garten im Winter » Pflanzen überwintern » Frostschäden am Olivenbaum – was tun, wenn er nicht austreibt?

Frostschäden am Olivenbaum – was tun, wenn er nicht austreibt?

Olivenbaum - Olea europaea

Alle Vorkehrungen für die Überwinterung laufen ins Leere, wenn ein Olivenbaum strengen Frost von unter – 10 Grad Celsius erdulden muss. Es sind vornehmlich drei Arten von Frostschäden, die ein unerwartet heftiger Winter an dem mediterranen Obstgehölz verursachen kann. Abhängig davon, ob Wurzeln, Stamm und Zweige oder das Kambium in Mitleidenschaft gezogen werden, können Sie den edlen Baum mit gezielten Maßnahmen retten. Dieser grüne Leitfaden erklärt Ihnen Schritt für Schritt, was zu tun ist, wenn ein Olea europaea nicht mehr austreibt.

Video-Tipp

Überwinterung im Garten – eine klimatische Gratwanderung

Olivenbäume gedeihen und fruchten nur dort, wo sich die Temperaturen im Winter zumindest für kurze Zeit dem Gefrierpunkt nähern. In tropischen Ländern mit dauerhaft heißem und feucht-schwülem Klima werden Sie daher nach Olivenplantagen vergeblich Ausschau halten. In seinen Habitaten rund um das Mittelmeer erträgt ein Echter Ölbaum im trockenen Winterklima daher Frost von bis zu – 10 Grad Celsius. Für eine Überwinterung im deutschen Garten gilt diese Vorgabe nur bedingt. Nördlich der Alpen sind die Winter geprägt von lang anhaltender Kälte und reichlich Nässe.

Hinzu kommen wiederholte Wechsel zwischen Frost- und Tauwetter, was die mediterranen Olea europaea an den Rand ihrer Belastbarkeit bringt. Unter diesen Einflüssen sind Frostschäden selbst innerhalb der Winterhärtezone Z8 keine Seltenheit, die eigentlich eine Überwinterung unter freiem Himmel erlaubt. Betroffen sind vor allem junge Olivenbäume, da sich die Frostverträglichkeit bis zum Temperaturminimum von – 10 Grad Celsius erst sukzessive aufbaut.

Drei Arten von Frostschäden

Oliven-Gärtner und Botaniker unterscheiden die folgenden 3 Arten von Frostschäden, die mit adäquaten Maßnahmen behoben werden können:

  • Frostschäden am Kambium
  • Frostrisse am Stamm und an den Ästen
  • Erfrierungen im Wurzelbereich

Das Ausmaß dieser Kälteschäden hängt ab von verschiedenen Kriterien, wie den lokalen Licht- und Temperaturverhältnissen oder der Oliven-Sorte. Frostschäden ausschließlich am Temperaturminimum zu verankern, reicht folglich nicht aus. Weitere Faktoren sind zu berücksichtigen, wie der konkrete Temperaturverlauf, die Temperatur-Spreizung zwischen Plus- und Minus-Graden oder die tatsächliche Dauer des Frostwetters. Fernerhin spielen die Bodenqualität, die lokalen Lichtverhältnisse und die Konstitution der Olive eine wichtige Rolle. Wie Sie die tatsächlichen Frostschäden identifizieren und Ihren Echten Ölbaum wieder zu einem Austrieb motivieren, beleuchten wir im Folgenden im Detail.

Frostschäden am Kambium

Die Zerstörung des Kambiums durch Frost stellt für Olivenbäume im Garten das größte Problem dar. Das gilt für Oliven im Kübel und Beet gleichermaßen. Als Kambium wird die Wachstumsschicht zwischen äußerer Rinde und dem physiologisch aktiven Splintholz oder Xylem bezeichnet. In diesem Bereich befinden sich die Leitungsbahnen für Wasser und Nährstoffe. Somit obliegt dem Kambium vornehmlich eine wichtige Schutzfunktion. Zugleich leistet es einen Beitrag zum Dickenwachstum von Stamm und Trieben.

Lässt Ihr Olivenbaum nach einer bitterkalten Winternacht seine Blätter herabhängen oder wirft sie schlimmstenfalls ab, ist ein befrorenes Kambium an zwei Merkmalen zu identifizieren. Die darüber befindliche Rinde lässt sich nicht mehr einfach abschälen, da der Frost den Stoffwechsel dermaßen gestört hat, dass sie mit dem Kambium verklebt ist.

Kratzen Sie ein wenig Borke ab, ist die erste Schicht darunter dunkelbraun bis schwarz verfärbt. Fatalerweise kann die Rinde zu diesem Zeitpunkt noch ein unbeschädigtes Bild aufzeigen, da sie als chlorophylltragende Schicht erst allmählich eine ungesunde, braune Verfärbung entwickelt. Werfen Sie daher bei Verdacht auf jeden Fall einen Blick auf das darunter liegende Kambium. Mit diesem Maßnahmenplan beheben Sie das Problem:

  • Mit einem Rückschnitt abwarten bis Mitte/Ende Juni, um den neuen Austrieb gut zu erkennen
  • An allen blattlosen Zweigen einen Vitalitätstest durchführen, indem die Rinde stellenweise abgekratzt wird
  • Wo sich kein grünes Gewebe mehr erkennen lässt, ist ein Trieb abgestorben
  • Mit einer scharfen, sauberen Schere den Zweig einkürzen bis ins gesunde, grüne Holz
  • Vollständig abgestorbene Äste auf Astring auslichten
Olivenbaum - Olea europaea

Wird ein Olivenbaum mit Frostschäden radikal bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten, zeigt er eine andere Reaktion, als nach einem regulären Form- und Erhaltungsschnitt. In der Regel treiben unterhalb einer Schnittstelle zwei gegenüberliegende Zweige aus. Nicht so bei einem frostgeschädigten Exemplar. Hier verlagert sich der Neuaustrieb auf die Regionen in Bodennähe. Dieses Verhalten ermöglicht somit einen Neuaufbau der Krone, wie er bereits einmal mit einem Erziehungsschnitt am jungen Olivenbaum gelang.

Tipp:

Nach einem umfassenden Rückschnitt infolge von Frostschäden greifen Sie dem gestressten Olivenbaum mit einer umsichtigen Pflege unter die Arme. Eine Stickstoff-betonte Düngung und bedarfsgerechtes Gießen am sonnigen, warmen Standort bringen das Wachstum wieder in Schwung.

Frostrisse an Stamm und Ästen

Frostrisse treten zumeist im Spätwinter auf. Zu dieser Zeit fallen die Temperaturen in der Nacht noch unter den Gefrierpunkt, während am Tag die Intensität der Sonnenstrahlen zunimmt. Als Folge daraus setzen die Temperaturschwankungen die Rinde unter Spannung. Nimmt diese Belastung überhand, reißt die Borke der Länge nach auf. Wo es zu diesem Frostschaden kommt, besteht unmittelbarer Handlungsbedarf. Sollte Wasser an den Rissen eindringen und gefrieren, wird sich Ihr Olivenbaum davon kaum noch erholen. Krankheiten und Schädlinge nutzen diese Wunden als willkommene Angriffsfläche. So gehen Sie fachgerecht vor:

  • Risse von weniger als 5 cm Länge umwickeln mit wasserabweisendem, atmungsaktivem Vlies oder Strohband
  • Größere Risse in der Rinde zeitnah mit einem Wundverschlussmittel behandeln, wie Malusan Wundverschluss von Neudorff
  • Das Präparat auf dem Rand bis maximal 5 cm in die Wunde hinein verstreichen
  • Lose Rindenstücke nicht abreißen, sondern mit kleinen Nägeln wieder am Stamm befestigen

Die Verwendung von Wundverschlussmitteln wird unter Experten kontrovers diskutiert. Tatsache ist, dass es bislang an wissenschaftlichen Nachweisen fehlt, dass diese Mittel eine Besiedlung des Baumes mit holzzerstörenden Krankheitserregern und Schädlingen verhindern. Gleichwohl ist die Anwendung nach einem Frostriss nicht nutzlos.

Wundverschlussmittel üben auf das lebenswichtige Kambium eine effektive Schutzfunktion aus. Auf diese Weise verschaffen sie dem Baum genügend Zeit, um die Wunde zu überwallen. Das gilt insbesondere für Frostschäden, da diese zu einer Zeit erfolgen, wenn sich Ihr Olivenbaum noch in der Vegetationsruhe befindet. Aus dieser Erkenntnis heraus empfehlen wir, einen Riss in der Rinde nicht vollflächig, sondern lediglich entlang der Wundränder mit dem Mittel zu bestreichen.

Tipp:

Frostrisse an Bäumen sind auch bekannt als ‚Labello-Effekt‘. Trockenheit lässt nicht nur Lippen bei Kälte und Sonneneinstrahlung aufreißen. Indem Sie Ihren immergrünen Olivenbaum auch im Winter ab und zu gießen, beugen Sie Frostrissen wirksam vor.

Erfrierungen an den Wurzeln

Olivenbaum - Olea europaea

Von Frostschäden im Wurzelbereich ist in erster Linie ein Olivenbaum im Kübel betroffen. In seiner exponierten Position hinter den Gefäßwänden ist ein Wurzelballen sehr viel angreifbarer für Kälte, als im Schutz des Gartenbodens. Im Gegensatz zu Beschädigungen am Kambium oder an der Rinde, werden Erfrierungen an den Wurzeln erst nach Beginn der Wachstums- und Blütezeit offenbar. Blattverlust und welkende Blüten signalisieren, dass die Versorgung über die Wurzeln beeinträchtigt ist. Alarmierend ist, wenn Sie den Olivenbaum bereits mit leichtem Zug aus dem Substrat heben können. So handeln Sie richtig:

  • Den Ballen mit den frostgeschädigten Wurzeln austopfen
  • Das Substrat vollständig abschütteln, um freie Sicht auf das Wurzelsystem zu erhalten
  • Abgestorbene, braune, verfaulte Wurzelstränge herausschneiden
  • Den Olivenbaum eintopfen in frisches Substrat und angießen

Abhängig vom Umfang des Wurzelschnitts, kann es erforderlich sein, die Triebe proportional dazu einzukürzen. Fällt die Hälfte des Wurzelvolumens weg, stellt ein entsprechender Rückschnitt der Zweige um etwa 30 Prozent das Gleichgewicht wieder her. Eine Reduzierung des Wurzelballens um ein Drittel oder weniger kann Ihr Olivenbaum inmitten der Vegetationsperiode selbst regulieren. Die Gabe von einem Pflanzendünger für mediterrane Gehölze wirkt sich förderlich auf die Regeneration aus.

Fazit

Im mitteleuropäischen, nass-kalten Winter kann ein Olivenbaum im Garten bereits bei Temperaturen um den Gefrierpunkt erhebliche Schäden davontragen. Fällt die Quecksilbersäule deutlich unter das Temperaturminimum von – 10 Grad Celsius, bleibt kaum ein Olea europaea verschont. Frostschäden treten vornehmlich auf am Kambium, an Stamm und Zweigen sowie im Wurzelbereich. Damit das mediterrane Zier- und Obstgehölz wieder austreibt, sollte sich das Maßnahmenpaket an der tatsächlichen Schadstelle orientieren. Ein frostgeschädigtes Kambium erfordert einen radikalen Rückschnitt bis ins gesunde Holz im Frühsommer. Frostrisse sind hingegen unverzüglich zu behandeln, um den Schaden einzudämmen. Für größere Wunden sind spezielle Verschlussmittel empfehlenswert, während an kleineren Rissen bereits ein wasserabweisender, atmungsaktiver Verband genügt. Erleidet ein Olivenbaum im Kübel Erfrierungen an den Wurzeln, wird der Schaden durch einen Wurzelschnitt behoben, verbunden mit Umtopfen in frisches Substrat.

Autor Heim-Redaktion

Erfahre mehr über Pflanzen überwintern

Zum Thema Pflanzen überwintern

Scroll Up