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Himbeeren vermehren – Anleitung für alle Methoden

junge Himbeerpflanze

Wenn Sie eine Himbeerpflanze besitzen, die Beeren mit echtem Himbeeraroma trägt, könnten Sie eine Weile nach dieser naturbelassenen Himbeersorte gesucht haben. Wenn der Nachkauf schwierig wird, kann nur Vermehrung dafür sorgen, dass der echte Himbeergeschmack im Garten bleibt … Wenn Sie eine brandneue Premium-Zuchtsorte erworben haben und mit diesen Himbeeren ihr Grundstück umpflanzen möchten, würde Vermehrung auch helfen, sogar ihrem Kontostand; es ist nur leider nicht sicher, dass sich die Premium-Zuchtsorte außerhalb eines Labors gut vermehren lässt.

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Warum Himbeeren vermehren?

Vielleicht hatten Sie von Anfang an Glück und Ihre erste Himbeeren aus dem Gartencenter nebenan fühlt sich in Ihrem Garten und Gartenboden super wohl und trägt Früchte voller Himbeeraroma. Dann ist es natürlich effektiver, im Gartencenter für ein paar Euro die nächste Himbeere dieser Zuchtsorte zu kaufen. Vermehrung ist in dem Fall eher eine Option für Eltern, die ihre Kinder mit der Pflanzenwelt vertraut machen möchten oder für Häuslebauer, die lange Meter unbegrünten Zaun mit einer preiswerten Bepflanzung ausstatten möchten.

Die Karriere des durchschnittlichen Himbeer-Anbauers sieht jedoch ein wenig anders aus: Er sieht eine schön gewachsene Himbeeren z. B. in einem Katalog, die große rote Früchte trägt, deren intensiver Geschmack extra betont wird. Im Garten wächst diese Himbeeren auch ganz schön und trägt tatsächlich große rote Früchte, deren Geschmack geht aber eindeutig eher in Richtung wässrig als in Richtung „intensives Himbeeraroma“. Es folgt eine Zeit guter Ratschläge („Vor der Ernte nicht so viel gießen“, „Da fehlen Spurenelemente“, „Hast du denn Himbeeren-Dünger XY aufgebracht?“), deren Befolgung den Himbeeren auch nicht mehr Geschmack einhaucht. Dann ziehen die nächsten Zuchtsorten ein, bis irgendwann eine Himbeerpflanze darunter ist, die Früchte mit Himbeergeschmack trägt.

Diese Himbeerpflanze kommt meist nicht mehr aus dem Gartencenter nebenan, sondern als Ableger von Freunden/Nachbarn, aus einer Öko-Gärtnerei oder als Geheimtipp aus einer Pflanzen-Tauschbörse. Sie kann nicht schnell nachgekauft werden, hier kommen Sie nur über Vermehrung weiter.

Himbeerstrauch
Tipp:

Bei frisch gepflanzten Himbeeren sollten Sie mit der Vermehrung warten, bis sie volle Frucht tragen: Egal ob Sie „garantiert krankheitsresistente“ Himbeeren gekauft und gepflanzt haben oder einfach nur Himbeeren (ohne einen Gedanken an Himbeeren-Krankheiten zu verschwenden) – vor einer Vermehrung sollte die erwachsene Himbeere ganz genau auf Anzeichen von Pilz- oder sonstigen Befall untersucht werden. Bei der „garantiert krankheitsresistenten“ Himbeere wissen Sie dann, ob der Händler auch die Krankheiten in Ihrer Region meinte, bei der „Einfach-So-Himbeere“, ob sie ein Glücksgriff war oder Pilze geradezu anzieht; vermehren sollten Sie auf jeden Fall nur geprüft gesunde Pflanzen.

Himbeeren selbst vermehren

Wenn eine moderne Himbeeren-Zuchtsorte vermehrt werden soll, sind Sie auf vegetative Vermehrung angewiesen; d. h. Sie müssen versuchen, der Pflanze einen Klon abzugewinnen.

Die modernen Zuchtsorten entstehen heute meist im Labor oder in Zuchtauswahl im Schnellverfahren, wichtige Pflanzeneigenschaften bleiben hier öfter auf der Strecke. Stark gefährdet sind die Widerstandsfähigkeit und die Fähigkeit zur Ausbildung sekundärer Pflanzenstoffe (die mit für den „echten Geschmack“ verantwortlich sind), weil beide auf vielen verschiedenen Genen sitzen; häufig ist auch die Fortpflanzungsfähigkeit der Pflanze betroffen. Die Zuchtpflanzen bilden manchmal überhaupt keine Samen mehr, manchmal entwickeln sich diese nicht richtig, und manchmal keimen sie zwar prächtig, bringen aber nicht unbedingt Pflanzen der zu vermehrenden Zuchtsorte hervor (wenn eine Zuchtsorte als F1-Hybride beworben wurde, ist das sicher, dieser erste Kreuzungsschritt ist für traditionelle Züchter nicht mehr als der erste Schritt auf dem langen Weg zur sortenreinen Zuchtpflanze; mehr zur modernen Zucht erfahren Sie weiter unten).

Also muss die moderne Zuchtsorte ungeschlechtlich vegetativ (über das Wachstum) vermehrt werden, was Sie nicht stören wird, wenn es Ihnen nur um mehr Ernte der gleichen Himbeeren geht. Pflanzen lassen sich aus verschiedene Teilen „klonen“, für Himbeeren bieten sich folgende Methoden an:

 1. Vermehrung durch Absenker

Absenken ist hier wörtlich gemeint, vor allem Herbsthimbeeren sollen zur Produktion neuer Pflanzen zu überreden sein, indem Sie eine Rute auf den Boden legen, dort fixieren und die Stelle mit Erde bedecken.

Wenn sich Wurzeln bilden, bilden sich bald darauf auch neue Blätter, die kleine Himbeere kann dann im Frühjahr ausgestochen und an ihren eigenen Standort gepflanzt werden. Wenn eine Zuchtsorte Absenker bildet, können Sie die Vermehrung das ganze Gartenjahr über starten.

2. Vermehrung durch Stecklinge

Die Stecklingsvermehrung funktioniert bei der Himbeere etwas anders, als die erfahrenen Gärtner unter Ihnen gewohnt sind, weil Sie von der Pflanze selbst keine Stecklinge schneiden können. Die Triebe der Himbeeren sind keine normalen Zweige, sondern oberirdische Fortsetzungen der als Rhizome bekannten Erdsprosse, die nach dem Fruchten absterben; zur anderweitigen Vermehrung bzw. Wurzelbildung sind sie nicht gedacht (weswegen Himbeeren eigentlich auch nicht über Absenker vermehrt werden; weil sie so anders sind, werden die Triebe der Himbeeren vom Fachmann „Ruten“ genannt).

Himbeeren vermehren

Also wird der Steckling hier von der Wurzel genommen, mehrere ca. 10 cm lange Teilstücke mit mindestens einem Auge oder einfach ein Stück Wurzel, das vom Wurzelstock der Himbeere im Spätherbst abgestochen wird. Die Pflanzenteile kommen in ein Anzuchtbeet mit humoser, durch Sand locker eingestellter Erde und werden mit einer Mulchschicht bedeckt. Nach spätestens einer Saison sollten sich aus den Teilstücken neue Pflanzen entwickelt haben, die Sie an Ihren Wunsch-Standort verpflanzen können.

Tipp:

Vermehrung über wurzelnde Pflanzenteile gehört für die meisten Pflanzen unseres Planeten zum täglichen Brot, z. B. zum Überleben, bis die evolutionssichernde geschlechtliche Fortpflanzung geglückt ist. Sie war bis vor kurzer Zeit auch das tägliche Brot der Hausgärtner (statt Frühjahrs-Großeinkauf im Gartencenter), ist bei den modernen Zuchtsorte aber nicht mehr in jedem Fall ein erfolgreicher Weg. Wenn bei „Fast-and-Dirty-Zuchten“ grob ins Genom eingegriffen wurde, bildet die moderne Züchtung vielleicht kaum mehr Ausläufer, kann dafür aber aus Wurzelteilen keine neue Pflanze entstehen lassen. Oder Absenker bewurzeln artuntypisch, wachsen sich aber nie zu fruchtbaren Pflanzen aus. Da das Verhalten kaum vorhersehbar ist, sollten Sie bei solchen Sorten verschiedene Methoden der vegetativen Vermehrung ausprobieren, bis eine klappt.

Himbeeren vermehren lassen

Wenn Sie schon ein paar Erfahrungen mit Himbeeren gesammelt haben, sind Sie wahrscheinlich bereits bei den genetisch kaum (weil händische Zuchtauswahl) veränderten alten Himbeersorten oder sogar bei der Original Waldhimbeere gelandet.

Die Original Waldhimbeere vermehrt sich immer auch durch Wurzelausläufer, die alten Zuchtsorten tun es ihr selbstverständlich nach. Früher freute man sich, wenn man ohne Griff zum Portemonnaie zu neuen Nutzpflanzen kam, momentan nehmen die Gärtner rasant zu, die eine solche Sichtweise ebenfalls vernünftig finden.

Wenn Sie alte Himbeersorten oder Waldhimbeeren kultivieren, sollten Sie wie Ihre Gärtner-Vorfahren von vornherein darauf achten, den Himbeeren einen Standort zuzuweisen, an dem Ausläufer erst einmal eine Weile nicht stören und einfach groß werden dürfen.

Falls Sie wegen des Himbeergeschmacks zu den alten Sorten/Waldhimbeeren gefunden haben, ohne an Ausläuferbildung zu denken, ist das kein Beinbruch. Sie können die Selbstläufer ausreißen oder nutzen, auch an einem besser passenden Standort. Warten Sie dann, bis der Ableger erste eigene Himbeerblätter über der Erde entwickelt hat, das ist das Zeichen dafür, dass er genug eigene Wurzeln ausgebildet hat. Die beste Zeit zum Umsetzen an einen neuen Platz ist auch für diese Ausläufer der Herbst.

Wenn Sie mehrere Himbeersorten im Garten haben, setzen Sie möglicherweise einen Ableger einer Sorte um, die Sie gar nicht vermehren wollten. Auch kein Beinbruch, der könnte wieder beseitigt werden, fordert Sie aber zu einer Entscheidung darüber auf, sich endgültig darüber klar zu werden, welche Himbeere in Ihrem Garten bleiben und in Ihrem Nachtisch und in Ihrer Marmelade landen darf.

Und was ist mit Samen?

Theoretisch vermehren sich auch Himbeerpflanzen durch Samen, zumindest die frei im Wald wachsenden Himbeeren tun das noch, und die noch viel ursprüngliches Genmaterial in sich tragenden (alten) Zuchtsorten können es meist auch noch. Die Vermehrung ist aber nichts für ungeduldige Gärtner, echte Pflanzenvermehrung, mit Anpassung der Gene im Sinne der Evolution usw. ist gegenüber der Bewurzelung eines Pflanzenteils ein eher gemächliches Geschäft. Die Jungpflanze baut sich von Grund an auf; bis sich ein stattlicher Himbeerstrauch entwickelt hat und dieser in erwähnenswertem Maß Früchte trägt, kann es Jahre dauern.

Triebe einer jungen Himbeere

Das Ergebnis könnte Sie überraschen, und das nicht durch „die eine Generation Evolution“. Wenn Sie frei befruchtete Himbeersamen aus der Ernte gepult haben, könnten die Insekten bei der Bestäubung alle möglichen Fremdhimbeeren „untergemischt haben“. Ob das Ergebnis Sie geschmacklich befriedigen wird, hängt also davon ab, was für Himbeeren im Umfeld wachsen und wie gut sich die Gene dieser Himbeeren mit den Genen Ihrer Himbeeren verstehen bzw. vermischen. Immer ein reizvolles Experiment, Sie dürfen nur keine zu festgelegten Erwartungen an dessen Ausgang haben.

Himbeeren und Sortenschutz

Sortenschutz ist im deutschen Recht geregelt und im europäischen Recht, und wenn Sie eine der neuen Himbeer-Zuchtsorten gepflanzt haben, richtet sich der Sortenschutz möglicherweise nach amerikanischem Recht. In all diesen Gesetzen gibt es auslegungsfähige Rechtsbegriffe, für alle möglichen Konstellationen haben sich die verschiedensten Gerichte mehr oder weniger festgelegte Meinungen gebildet, internationaler Sortenschutz kann durch internationale Verträge und/oder Händlervereinbarungen geregelt sein – wenn Sie sich über Sortenschutz informieren möchten, brauchen Sie sehr viel Zeit und müssen vermutlich von vorn anfangen, wenn Sie gerade fertig sind, weil sich dauernd was ändert.

In manchen Sortenschutzgesetzen ist der private Anbau ausdrücklich ausgenommen, nach manchen müssten Sie schon für die Wurzelteilung Lizenzgebühren bezahlen, nach deutschem Sortenschutzgesetz dürften Sie sogar mit geschützten Sorten züchten; wer Sortenschutzverletzungen geltend machen will, muss das aktiv tun und beweisen – rein faktisch sind sie in Sachen Sortenschutz solange sicher, solange Sie Pflanzen, die mit vollem Namen Rubus idaeus ‚Annamaria‘, ‚Elida®‘, ‚Himbo-Top®‘, ‚Malling Promise‘ oder ‚Pokusa‘ heißen, nur für Ihrem Garten vervielfältigen und nicht vorhaben, mit den Ergebnissen einen flotten Handel aufzuziehen.

Himbeeren mit Namen Rubus idaeus können sie unbehelligt vermehren, züchten und bei Beachtung der sonstigen Gesetze auch verkaufen; Rubus ist der botanische Name der Gattung und idaeus der botanische Name der Art Himbeeren. Die Art selbst, die eigentliche ursprüngliche originale Pflanze, kann nicht als Sorte geschützt werden; bei Gemeinschaften wie z. B. Freie-Saaten.Org. e.V. (werden.freie-saaten.org) können Sie sich weiter nach den vielen alten Himbeersorten erkundigen, die nicht (mehr) dem Sortenschutz unterliegen.

Himbeer-Vermehrung begrenzen

Je mehr Zuchtsorten einer Pflanzenart existieren, desto schwieriger ist sorgfältige Zuchtarbeit (die es natürlich auch noch gibt) von Zucht-Schnellschüssen abzugrenzen, die nur den Mehrgewinn aus teurerem Verkauf der geschützten Sorte abkassieren wollen. Dagegen helfen dem Hobbygärtner gute Beziehungen zu einer mit Leidenschaft betriebenen Gärtnerei und immer häufiger der schlichte Griff zum Original … zum Beispiel bei den Himbeeren, wenn er über den inzwischen über 1.000 Sorten verzweifelt ist.

Wenn dieser Hobbygärtner bis dahin die Sorten mit den besten Marketing-Namen gesammelt hat und mit der Standortwahl für die Wildhimbeere einen Volltreffer landet, könnte er eine überraschende Erfahrung machen: Er lernt die Wuchskraft einer Pflanze kennen, die in Jahrtausende langer Entwicklung auf ein bestimmtes Umfeld optimiert wurde und in eben diesem Umfeld (die Himbeeren gehört zu  den einheimischen Pflanzen) wächst. Kann ziemlich mächtig werden, wuchern bis in einem Umkreis von ca. zwei Metern, unter Verdrängung schwächerer Pflanzen.

Samen von Himbeeren nehmen

Wenn die Waldhimbeere (oder die alte Himbeersorte mit ähnlicher Wuchsfreude) nicht an einen Standort gesetzt werden konnte, an dem sie sich ruhig ein wenig ausbreiten kann, können Sie sie von vornherein an ihrem Platz „festnageln“. Folgende Methoden können das bewirken:

  • Pflanzen Sie die Himbeeren in Reihe („Himbeerhecke“) und legen Sie eine Wurzel- oder Rhizomsperre drumherum
  • Sie sollte über die gesamte Breite des Wurzelraumes von gut 1 m gehen und wird am besten vor dem Pflanzen eingebracht
  • Nachrüsten ist möglich, aber eine ziemlich unangenehme Buddelei, auch nach bereits ausgebüxten Wurzeln
  • Die Wurzeln einer Himbeere lassen sich mit Bambus-Rhizomsperrfolie, dicker Teichfolie oder speziellen verzinkten Profilen „einsperren“
  • Die Recyclingvariante verwendet alte Dachziegel oder Wegplatten, der fachkundige Heimwerker gießt eine schmale Betonkante um den Stellplatz
  • Nachteil: Undurchdringliche Wurzelsperren unterbrechen den Feuchtigkeitsausgleich des Bodens
  • Wenn Sie nicht sorgfältig gegensteuern, vertrocknet die Himbeere im nächsten heißen Sommer oder die Wurzeln verfaulen im Nässebad
  • Alternative: Sie setzen die Himbeerpflanzen in Kübel von mindestens 25 Liter Fassungsvermögen (oder in die guten alten Mörtelkübel)
  • Nachteil: Himbeeren im Kübel brauchen im Winter Frostschutz und den wärmsten Platz im Garten, z. B. an einer schützenden Hauswand
  • Alternative Nr. 2: Sie stechen zu vorwitzige Ausläufer regelmäßig ab, um sie dann samt Wurzel auszureißen
Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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