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Himbeerstrauch – Pflanzen, Pflege und Schneiden

Himbeerstrauch mit gelben Beeren

Himbeer-Pflege, Pflanzen und Schneiden – bei der Himbeere als einheimischer Pflanze alles recht einfach zu bewerkstelligen; aber selbst erfahrene Gärtner profitieren manchmal noch von einem Überblick, der die besonderen Wünsche einer Pflanzenart aufzählt. Besondere Wünsche der Himbeeren gibt es, sie sind aber größtenteils unschwer zu erfüllen. Sogar der oft als kompliziert gefürchtete Schnitt von Sommerhimbeeren und Herbsthimbeeren wird ganz einfach, wenn Sie die Wachstumsbesonderheiten der normalen Himbeere (= Sommerhimbeere) kennen und das abweichende Wuchsverhalten der „Extremzucht Herbsthimbeere“ einordnen können.

Video-Tipp

Himbeerstrauch pflanzen

Himbeersträucher werden grundsätzlich wie alle normalen einheimischen Gehölze gepflanzt, für Anfänger im Himbeeranbau gibt es im Artikel „Himbeeren pflanzen – so setzen Sie Himbeerpflanzen“ eine detaillierte Anleitung. Gegenüber dem „Durchschnittsgehölz“ haben Himbeerpflanzen folgende Sonderwünsche:

  • Standort: Windgeschützt, im lichten Schatten
  • Erde: Leicht saurer, feucht, möglichst lehmhaltig
  • Bodendichte: Locker und gut durchlässig
  • Wasserspeicherfähigkeit des Bodens: Nicht zu stark ausgeprägt, Himbeeren leiden schnell in staunassem Boden
  • Bodenvorbereitung: Reifen Kompost und ev. Steinmehl untermischen
  • Boden-Oberfläche: Sollte (einige Zeit vor dem Pflanzen) von Konkurrenzbewuchs befreit und mit einer Mulchdecke bedeckt werden
  • Nährstoff- und Humusgehalt: „Je höher, desto himbeer“, durch synthetische Dünger erhöhte Nährstoffgehalte zählen nicht mit

Rund um den Pflanzvorgang ist folgendes zu beachten:

  • Himbeer-Wurzeln sind teils sehr fein und müssen auch vor dem Einpflanzen unbedingt ständig feucht gehalten werden
  • Himbeeren nicht zu eng setzen
  • Abstand von Pflanze zu Pflanze: 40 bis 60 cm
  • Abstand von Reihe zu Reihe: 1,20, wenn der Boden kaum betreten wird
  • Wenn der Boden ständig betreten wird, sollte der Abstand wegen der Verdichtung unter dem Laufweg mindestens 1,60 m betragen
  • Himbeeren sind größtenteils Flachwurzler und werden auch flach gepflanzt, Wurzeln um 5 cm mit Erde bedecken
  • Prüfen, ob ein Pflanzeschnitt notwendig ist, ggf. Ruten im oberen Bereich entsprechend kürzen
  • Nach dem Pflanzen kräftig angießen und ca. 5 cm hoch mulchen
Himbeerstrauch

Die Zuchtsorten brauchen meist eine Stütze, Himbeerpflanzen entwickeln in der Natur über zwei Meter lange, äußerst biegsame Ruten, die über einen großen Teil ihrer Länge mit Früchten besetzt sind. Die im Handel meist Sommerhimbeeren genannten Zuchtsorten, die den normalen Himbeeren nacheifern, entwickeln diese Ruten auch im Garten und an ihnen häufig (geschmacksfreie) Riesenhimbeeren, die die Ruten gen Boden zwingen. Da es Früchten generell (und sehr wasserhaltigen Riesenhimbeeren erst recht) nicht gut tut, auf feuchtem Boden herumzuliegen, müssen diese Früchte gestützt werden. Sie können bereits die einjährigen Ruten um die Querstreben der Stütze legen oder binden, wie es die Wuchsform der Rute anbietet. Herbsthimbeeren (s. u.) wachsen niedriger als die richtigen Himbeeren und brauchen meist kein Gerüst, können aber z. B. aus dekorativen Gründen an einem Spalier gezogen werden.

Apropos Zuchtsorten

Wenn Sie echtes Himbeeraroma ernten möchten, sollten Sie nur eine Zuchtsorte pflanzen, deren Früchte Sie vorher gekostet haben. Vielleicht bei Freunden/Nachbarn, dann gibt es oft auch gleich einen Ableger (ob der automatisch voller Pilze und Viren sein muss oder ob es sich bei entsprechenden Medienberichten um versteckte Verkaufsförderung für Gartencenter handelt, überlassen wir ihrer Beurteilung). Auch manche Bio-Gärtnereien wissen, wo geschmacklich empfehlenswerte Zuchtsorten wie die ‚Gelbe Antwerpener‘ (um 1800 erstmals erwähnt, älteste europäische Himbeersorte) im Eis oder in der Marmelade probiert werden können, werden vielleicht aber auch einfach raten, Original Waldhimbeeren zu pflanzen.

Himbeerstrauch pflegen

Himbeeren gedeihen mit normaler Gehölzpflege und genießen folgende Sonderbehandlung:

  • 80 % der Himbeeren suchen knapp unter der Erdoberfläche nach Wasser und Nährstoffen
  • Deshalb Wurzelbereich rund um die Pflanze nicht durch Hacken vom Unkraut befreien
  • Nahrungskonkurrenten werden durch die Mulchschicht gehindert, die den Boden unter den Himbeeren feucht hält
  • Geeignete Mulche: Beinwell, Farnkraut, Gesteinsmehl, Grasschnitt (nicht alleine), Halbverrotteter Laubkompost, Nadelholzkompost, Stroh
  • Die beim Pflanzen aufgebrachte Mulchdecke bleibt ständig liegen und bietet der Himbeeren eine Art Dauerdünger (mehr dazu s. „Himbeeren richtig düngen“)
  • Der nicht schnell genug verrottende Anteil sollte jährlich  erneuert werden (Herbst oder Frühjahr, nicht im Sommer)
  • Zuchthimbeeren entwickeln häufig nicht sehr standfeste Ruten, die eine Stütze brauchen
  • Möglich ist die Kultur als Himbeerhecke am Drahtspalier mit waagerechten Spanndrähten (3-4, bis in eine Höhe von 1,5 m)
  • Damit sind die Mindestanforderungen an eine Stütze für „schwachbeinige“ Himbeeren-Ruten auch schon umschrieben
  • Was nicht heißt, dass Sie nicht Dutzende von Anleitungen dazu lesen können, wie eine Rankhilfe für Himbeeren gebaut wird
  • Für jedes Material (Metall, Holz, Kunststoff) separate Anleitungen, gut geschrieben kleine nützliche Spalierbau-Kompendien
  • ie Sie nicht brauchen, wenn die Himbeeren an einem Zaun entlang wachsen kann
  • Geschmeidige Ruten werden nur um den Stützdraht gelegt, widerspenstige Ruten werden angebunden
  • Im Frühjahr zum Austrieb leicht düngen
  • Mit organischem Beerendünger, reifem Kompost, Holzasche oder abgelagertem Stallmist
  • Bei virengefährdeten (nicht resistenten) Himbeeren Blattläuse bekämpfen, die den Himbeermosaikvirus übertragen können

Himbeeren schneiden

Himbeeren schneiden

Empfiehlt sich bei Zuchtsorten auf jeden Fall, und das von Anfang an. Vorweg ein wenig Himbeeren-Botanik, nach der Sie die Empfehlungen für den Himbeeren-Schnitt sehr viel besser nachvollziehen können:

Die Himbeere gehört zur Familie der Rosengewächse und in dieser zur Gattung Rubus. Keine Gattung für Schlagzeilen: Die Rubus haben es im Gegensatz zu den Schwesterngattungen Malus (Äpfel), Pyrus (Birnen), Prunus (Kirschen und Pflaumen) und Rosa (Rosen) noch nicht einmal zu einem eigenen deutschen Namen gebracht; es ist eben die Gattung der Brombeeren und der Himbeeren. Dabei handelt es sich um eine ebenso vielfältige wie vielversprechende Gattung: Aktuell sind 1.568 Arten bestätigt, die fast weltweit Früchte produzieren. Wo nicht, ist schwer vorstellbar, eine Rubus arcticus gibt es auch; „zum Kennenlernen“ hier der Link zur Seite mit den 212 Rubus-Arten, die in Schleswig-Holstein wachsen: www.rubus-sh.de.

Das Schöne an den Rubus ist, dass alle bisher gekosteten Beeren von Rubus-Arten essbar und viele davon einfach köstlich sind … wie die der Himbeerpflanze Rubus idaeus. Diese Himbeerpflanze hat zusammen mit einigen anderen Rubus-Arten eine ganz besondere Lebensform entwickelt, für die die Botaniker (über Baum und Strauch usw. hinaus) die separate Gehölz-Kategorie „Scheinstrauch“ definieren mussten. Wenn Sie wissen, wie diese Lebensform funktioniert (wie der Scheinstrauch wächst), ist für Sie die Gefahr, die Früchte der nächsten oder übernächsten Saison wegzuschneiden, ein für allemal gebannt:

In der Natur blühen und fruchten Himbeeren erst im Jahr nach der Keimung (die im Frühjahr stattfindet). Da der Scheinstrauch keine verholzenden Triebe, sondern Sprossachsen aus dem Rhizom in die Höhe schiebt, stirbt die ganze von Menschen oder Vögeln abgeerntete Sprossachse (der Fruchtzweig, auch als „Rute“ bekannt) im Winter nach der Fruchtreife ab. Im Frühjahr der vergangenen Saison hatte die Himbeeren aber bereits die nächsten Sprossachsen wachsen lassen, die in der nächsten Saison die Ernte tragen werden – und so weiter und so weiter, eine laufende Rundum-Erneuerung.

Himbeeren, die in diesem normalen Rhythmus wachsen, werden als Zuchtsorte inzwischen oft „Sommerhimbeeren“ genannt (weil eine Herbst-Himbeeren gezüchtet wurde, zu der wir gleich kommen). Es sind aber die ganz normalen Himbeeren, auch die Wild-Himbeeren wachsen so; die Benennung entstand so ähnlich, wie unsere Normalzeit mit Einführung der Sommerzeit zur „Winterzeit“ wurde.

Rückschnitt bei Himbeeren

Mit diesem Wissen sind die „Sommerhimbeeren“ einfach zu beschneiden:

  • Wenn Sie im Frühjahr gepflanzt haben, setzt so manche „frühreife“ Zuchtsorte bereits in der gleichen Saison ein paar Blüten an
  • In der Saison nach dem Pflanzen sollten Sie diese Blüten besser entfernen, die Pflanze soll einfach nur wachsen
  • Klingt nach Verzicht, bringt aber im Folgejahr im Verhältnis eine um so stattlichere Ernte
  • Diese „normale Himbeere“ blüht im Frühjahr und trägt Juli bis August Beeren
  • Die Ruten, die diese Ernte getragen haben, würden im folgenden Winter absterben
  • Oft wird empfohlen, die abgeernteten Ruten gleich nach der Ernte zu entfernen
  • Sicher möglich, normalerweise ziehen Pflanzen aber aus absterbenden Pflanzeteilen Nährstoffe ein
  • • Außerdem geben diese Ruten der Pflanze im Winter ein wenig zusätzlichen Winterschutz
  • Und sie bieten Nützlingen wie Raubmilben einen sicheren Ort zum Überwintern
  • Es reicht deswegen vollkommen, wenn Sie die abgeernteten Ruten im Frühjahr vor dem Austrieb entfernen
  • Dann lassen sie sich mehr oder weniger einfach absammeln
  • Mit ein wenig Nachschnitt, die abgeernteten Ruten sollten bis dicht über dem Boden abgenommen werden
  • Die einjährigen Ruten dürfen weiterwachsen, damit sie im nächsten Jahr Früchte tragen
  • Wenn sie zu eifrig, aber eher dünn „schießen“, können sie auf ca. zwei Meter eingekürzt werden
  • Im Frühjahr werden die dann treibenden nächsten Ruten ausgelichtet
  • Mit 7-10 kräftigen Ruten eines Jahrgangs pro laufenden Meter tragen Himbeeren am besten
Tipp:

Die abgeernteten Ruten dürfen aber über den Winter nur an Himbeeren gelassen werden, die laufend ausgelichtet wurden und entsprechend locker und luftig wachsen. Wenn das nicht der Fall ist, wird die Himbeere durch das Wachstum der nächsten Generation Ruten schnell zu dicht, und dann würde es die  Ausbreitung von Pilzerkrankungen begünstigen, wenn Sie die alten/zu viele der alten Ruten überwintern lassen. Denn vor Pilzen sind am besten die Pflanzen geschützt, die zwischen den Ruten durch den Wind gut belüftet werden.

rote Himbeeren ernten

Die Herbsthimbeeren sind ein Zuchtversuch zur Modifizierung der Himbeerernte, nach Auffassung von Himbeeren-Experten mit einem Ergebnis von zweifelhaftem Wert:

  • Sie sind auf „remontierende“ und besonders späte Blüten- und Fruchtbildung gezogen
  • Diese „Herbsthimbeeren“ können vom Sommerende bis zum ersten Frost beerntet werden
  • Die Ernte beginnt im ersten Jahr, weil Herbsthimbeeren am einjährigen Holz fruchten
  • Der Grund ist unbekannt, wahrscheinlich lassen sich erst im 2. Jahr fruchtende Ruten schlecht zum Remontieren bewegen
  • Die Himbeeren wurde also genetisch von den Züchtern total „durcheinandergewirbelt“
  • Statt die Fruchtrute erst eine Saison reifen zu lassen, trägt sie gleich am frischen Holz
  • Das soll nicht unbedingt dazu beitragen, mehr Himbeeraroma in die Früchte zu bringen
  • Außerdem entwickeln Beeren Süße und Aroma im Sonnenschein
  • Und der ist im Herbst Mangelware, schon von Natur aus
  • In vielen deutschen Gärten sorgt der niedrige Sonnenstand im Herbst für zunehmende Beschattung
  • Deshalb sind die Herbsthimbeeren auch aus der Haupternte häufig keine Himbeeraroma-Bomben
  • Je nach Pflanzzeitpunkt ist es auch hier für die Gesamternte besser, in der ersten Saison die Blüten wegzuschneiden
  • Wenn die Herbsthimbeeren abgeerntet sind, können sie komplett zurückgeschnitten werden
  • Auch hier haben Sie wieder die Wahl: Sofort nach der Ernte oder erst im Frühjahr schneiden
  • Die Herbsthimbeeren sind aber schon witterungsbedingt mehr durch Pilzbefall gefährdet, hier muss noch sorgfältiger ausgelichtet werden
  • Kompromiss: Einige abgetragene und abgeschnittene Ruten bleiben über dem Winter für die Nützlinge stehen
  • Im Frühjahr werden sie vor dem Austrieb entfernt, damit die Herbsthimbeere komplett neu austreibt

In beiden Fällen kann während der Saison ein Nachschnitt fällig werden, weil bereits gekürzte Ruten als Stummel aus dem Boden oder der Basis wachsen oder Jungtriebe sich krank und schwach entwickeln. Immer in der Saison wird ein wenig Schnitt fällig, wenn Sie bemerken, dass die Himbeerpflanze verquer wachsende Ruten produziert und/oder krankheitsfördernd dicht wächst. Wenn die Himbeere insgesamt zu groß geworden ist, kann sie nach dem ersten Laufabfall oben und rundum gekürzt werden (sofort danach, damit sie die Schnittstelle bis zum ersten Frost noch verschließen kann). Dieser Frost kann der Himbeere übrigens bis zu 40 cm in die Adern kriechen, das Grundgerüst der Himbeere sollte also auch nach dem Schnitt viele erheblich längere Triebe um 1 m enthalten.

Tipp:

Mitunter wird empfohlen, die abgeernteten Ruten bei Herbsthimbeeren nur soweit wegzuschneiden, wie sie mit Früchten besetzt waren und sie ansonsten im nächsten Frühjahr einfach weiter wachsen zu lassen. Denn dann „erinnern sich die Herbsthimbeeren daran“, dass ihre Art ja eigentlich an bereits eine Saison gereiften Ruten und im Sommer Früchte trägt, und zeigen genau dieses Verhalten. Sie scheinen sich allerdings nicht so ganz genau zu erinnern, weil sämtliche Erfahrungsberichte von Gärtnern, die das ausprobiert haben, den faden, nichtssagenden Geschmack dieser kleinen verfrühten Zusatzernte beklagen. Die Haupternte im Herbst soll durch die Frühernte dann auch noch geschwächt werden, Herbsthimbeeren remontieren also eher theoretisch als praktisch nutzbar – „Schnittdesign zum Zweck einer zusätzlichen Sommerernte“ sollten Sie sich besser sparen und die Herbsthimbeeren nach der Ernte komplett zurückschneiden.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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