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Moos gegen Schnecken – so hilft Moosextrakt bei der Abwehr

Nacktchnecken

Schnecken können Gärtner in den Wahnsinn treiben. Doch wer sich zur Natur hingezogen fühlt, greift anstatt zur Chemie lieber auf biologische Methoden zur Schneckenbekämpfung zurück. Eine effektive Methode zeigt die Schneckenabwehr mit Moos oder Moosextrakt. Doch nicht alle Moosarten sind geeignet. Erfahren Sie hier alles Wissenswerte über die Moose, wie Sie selbst das Extrakt herstellen und Schnecken langfristig bekämpfen können.

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Moos-Wirkung

Moose dienen nur in den wenigsten Fällen als Nahrung für Tiere und gleichzeitig auch nicht als Nährboden für Pilze. Dies beruht auf der Tatsache, dass sie einen Wirkstoff in ihren Zellwänden produzieren. Dabei handelt es sich unter anderem um den Stoff Oxylipine, der sich in der Regel bei einer Moosverletzung bildet.

Fressen nun die Schnecken eine Pflanze an, die mit einer Moospflanze bedeckt ist, verletzen sie dieses und die für die Tiere abwehrende Stoffe werden produziert sowie freigesetzt. In der Folge verderben sie ihnen den Appetit und knabbern nicht weiter. Soweit die Theorie, denn dieses Prinzip funktioniert nur bedingt, denn manch eine Schnecke schreckt dies weniger ab, weil die Stoffe nicht in hoher Menge abgesondert werden und deshalb einige Exemplare sich davon nicht weiter beirren lassen. Deutlich wirksamer sind hingegen Mittel mit Moosextrakten.

Moosextrakt-Wirkung

Während Moose nur bedingt Schnecken abhalten, weil sie nur wenige Abwehrstoffe bei Verletzungen pro Zentimeter produzieren, haben Moosextrakte den Vorteil der direkt die Abwehrstoffe auf eine Pflanze aufzutragen. Dadurch kommt es zu einer deutlich höheren Wirksamkeit, als bei reinen Moosen.

Die Universität Bonn hat in verschiedenen Studien die Wirkungseffizienz von Moosen beziehungsweise Moosextrakten untersucht. Dabei wurden Salatblätter mit dem Extrakt beträufelt und unterschiedlichen Schneckenarten zum Fressen vorgelegt. In allen Testreihen wurden lediglich die unbehandelten Salatblätter angefressen und um die mit Moosextrakten präparierten Blättern ein größt möglicher Abstand gehalten.

Großflächeneignung

Nun wäre es ein Leichtes, den Garten mit Extrakt zu „umzäunen“ und auf diese Weise eine effektive Schneckenabwehr für den gesamten Garten zu erreichen. An dem ist es allerdings nicht, denn selbst die wissenschaftliche Forschung hat bisher kein Rezept zum Synthetisieren entwickelt, welches das Extrakt in größeren Mengen produzieren ließe, denn bisher sind Unmengen von Moosen notwendig, um kleinste Mengen des Extrakts herstellen zu können. Damit würde das Produkt auf dem Markt wirtschaftlich unrentabel und für große Flächen ungeeignet sein. Dennoch besteht für den Hobbygärtner die Möglichkeit der Selbstherstellung, wozu aber nicht jede Moosart effektiv wirkt, um Schnecken erfolgreich bekämpfen zu können.

Lebensmitteltauglichkeit

Schnecken

Vor allem im Bereich von Lebensmitteln wie Gemüse und Obst, spielt der eventuell gesundheitsgefährdende Faktor eine große Rolle. Moose besitzen lediglich für Tierchen wie beispielsweise Schnecken eine Abwehrfunktion. Diese Form der Schneckenbekämpfung ist für Menschen und Haustiere nicht giftig und somit gesundheitlich unbedenklich, sofern sie in normaler Dosierung verwendet werden. Sie sollten lediglich vor der Verwendung beziehungsweise dem Verzehr von mit Extrakt behandeltem Obst und Gemüse diese sorgfältig abwaschen. Das hat aber mehr einen hygienischen als einen gesundheitlichen Grund.

Lebermoos

Das Lebermoos eignet sich am besten als Schneckenabwehr, so wie in einigen Experimenten der Universität Bonn von renommierten Wissenschaftlern mit Nacktschnecken belegt wurde. Es gibt unzählige Lebermoosarten, wobei die meisten beblättert sind und sich so von vielen anderen Moosarten unterscheiden lassen. Sie wachsen in feucht-warmen Gebieten und sind in Mitteleuropa weit verbreitet. Mit ein wenig Glück wächst Lebermoos auch in Ihrem Garten. Falls nicht, ist es vielfach in Wäldern zu finden, wo es sich an Baumstämmen in Richtung Sonnenseite hochragt.

Torfmoose

Torfmoos würde sich theoretisch ebenfalls eignen, aber hier ist zu berücksichtigen, dass diese Moosart in Deutschland eine geschützte Pflanze ist und nicht gesammelt beziehungsweise zur Schneckenbekämpfung benutzt werden darf. Sollte Sie dabei ein Umweltschützer oder der Förster entdecken, kann dies hohe Strafen nach sich ziehen. Also heißt es hier: KEIN TORFMOOS!

Rasenmoos

Alternativ zum Lebermoos, bietet sich Rasenmoos an. Nicht jeder möchte sich die Mühe machen, Wälder nach Lebermoos abzusuchen und sich vorab genau über die Identifizierung erkundigen. Da gestaltet sich eine Schneckenabwehr durch Rasenmoos einfacher, da dieser leicht im Rasen zu erkennen ist.

Rasenmoos ist allerdings nicht so effektiv in der Wirkung wie Lebermoos, aber dennoch einen Anwendungsversuch wert. Dazu steht es meist nach jedem Vertikutieren des Rasens zu Verfügung und muss nicht mühsam aus dem Boden gezogen werden.

Laubmoos

Ob Laubmoos zur Schneckenbekämpfung dienlich ist, darüber gibt es unterschiedliche Erfahrungswerte. In manchen Fällen wirkt es, in anderen weniger. Einige Fachexperten sind der Meinung, Laubmoos würde nicht ausreichend der nötigen Wirkstoffe enthalten, wie Leber- und Rasenmoos. Wenn Sie die Möglichkeit haben Leber- oder alternativ Rasenmoos zu erhalten, sollten Sie diese dem Laubmoos vorziehen, bevor sich all Ihre Bemühungen als umsonst erweisen könnten.

Kaufen

Wer sich die Mühe nicht machen möchte, kann sowohl im Internet als auch im lokalen gut sortieren Gartenfachhandel Moosextrakt von verschiedenen Herstellern kaufen. Von Jean Pütz wird es beispielsweise als Pflanzenstärkungsmittel angeboten. In der Regel wird es nicht direkt zur Abwehr von Schnecken vermarktet, sondern wie bereits erwähnt, als Pflanzenstärkungsmittel, das gegen Schädlings-, Pilz- und Bakterienbefall sowie zu dessen Behandlung einzusetzen ist. Hier werden je nach Produkt, entweder wenige Milliliter des Moosextrakts in einen Liter Wasser gegeben oder es kann direkt als Fertiglösung in einer Sprühflasche verwendet werden.

Selbst-Herstellung

Schnecken

Zur Herstellung stehen verschiedene Möglichkeiten zu Verfügung. Aber alle haben drei Dinge/Prozesse gemeinsam: stets frisches Moos verwenden und es zerkleinern. Letzteres hat den Sinn, dass sich durch das „Verletzen“ die natürlichen Abwehrstoffe bilden, durch welche Sie letztendlich die Schnecken bekämpfen können. Leider erzeugen Sie nicht mehr der Stoffe, je mehr Sie die Moose zerkleinern. Hier macht es die Moosmenge, welche über die Stoffmenge entscheidet. Hinzu kommt die jeweilige Konzentration, wenn Sie die gewonnenen Bestandteile zu einem Extrakt vermischen. Nach dem Zerkleinern lassen Sie die frische und zerkleinerte Moospflanze am besten an der frischen Luft gut abtrocknen.

  • Kaltwasserherstellung
  • Verwenden Sie kaltes Wasser
  • Wasser in einen Eimer schütten und Trockenmoos hinzufügen
  • Wasser-Trockenmoos Verhältnis: 1:10
  • Gut umrühren
  • Mindestens einen Tag ziehen lassen
  • Eimerinhalt aussieben
  • Sud in eine Sprühflasche füllen
  • Anfällige Pflanzen jeden zweiten oder dritten Tag vorbeugend mit dem gebildeten Extrakt/Sud einsprühen
  • Extrakt für maximal zehn Tage haltbar
Tipp:

Sie sollten das Extrakt nie bei direkter Sonnenstrahlung aufsprühen, da es dann zu Verbrennungen an den Blättern kommen kann. Besser ist früh morgens, abends oder an einem schattigen Platz die Anwendung vorzunehmen.

  • Alkohol
  • 50 Gramm Trockenmoos mit 100 Milliliter 30 prozentigen Alkohol vermischen
  • Ein oder zwei Stunden ziehen lassen
  • Anschließend Mischung mit Wasser auf 20 Liter auffüllen
  • Moosmischung ausfiltern oder aussieben
  • Sud in eine Sprühflasche füllen
  • Direkt auf die Pflanze sprühen und alles besprühen
  • Anfangs circa zweimal in der Woche anwenden
  • Danach ist eine Anwendung einmal im Monat ausreichend
  • Extrakt ist für einige Wochen haltbar

Warmwasserherstellung

  • Zylinderförmiges Gefäß zu einem Viertel mit Trockenmoos und drei Viertel mit Wasser auffüllen
  • Wasser sollte mindestens Zimmertemperatur, besser zwischen 23 Grad Celsius und 27 Grad Celsius haben
  • Mischung nicht umrühren
  • Einen Tag ziehen lassen
  • Danach kurz umrühren und nochmals circa 30 Minuten ziehen lassen
  • Moosreste absieben beziehungsweise ausfiltern
  • Extrakt/Sud in ein Sprühbehältnis füllen
  • Pflanzen tropfnass besprühen
  • In der ersten Woche jeden zweiten Tag anwenden
  • Ab der zweiten Woche einmal wöchentlich anwenden
  • Bei viel Regen eventuell zweimal wöchentlich besprühen

Vor- und Nachteile

Das Moosextrakt hat neben der Bekämpfung von zahlreichen Schneckenarten auch den positiven Effekt, Pflanzen zu stärken und gegen verschiedene Erkrankungen sowie Schädlinge zu wirken. Dazu ist es als vorbeugende Maßnahme ebenso wie auch als direkte Behandlung im Akutfall geeignet.
Dazu zählen zum Beispiel:

  • Falscher und echter Mehltau an Rosen
  • Grauschimmelfäulnis
  • Knollen- und Krautfäulnis an Wurzelgemüsearten
  • Frucht- und Blattfäulnis
  • Spinnmilben
  • Blattläuse

Als einen negativen Punkt ist allerdings zu erwähnen, dass das Extrakt aus Moosen nicht bei allen Schnecken zu Erfolg führt. Einige Exemplare bleiben unbeeindruckt und lassen sich dadurch nicht von ihrer Nahrungsaufnahme abhalten. Doch ist es ein Mittel, das dennoch zuverlässig überwiegend bei den besonders gefräßigen Nacktschnecken hilft und keine umweltbelastenden Rückstände im Erdreich hinterlässt. Mit den hier genannten Rezepturen zur Selbstherstellung stehen die Chancen sehr gut, erfolgreich die Plagegeister von Ihren Pflanzen fern zu halten.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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