
Forever Erdbeeren, und das gratis
Erdbeerpflanzen verausgaben sich ziemlich bei der Erzeugung der dicken roten Blütenböden, die Insekten zur Bestäubung anlocken sollen (und von uns als Erdbeeren verspeist werden). So richtig gut schaffen sie das meist nur zwei, drei Jahre lang (alte Sorten können ausdauernder sein, dazu kommen wir noch), dann lässt die Ernte nach und die erschöpfte Erdbeerpflanzen sollte ersetzt werden.Ohne Griff zum Portemonnaie kommen Sie zu neuen Erdbeeren, indem Sie die vorhandenen Erdbeerpflanzen vermehren. Das ist kein Problem, Sie haben meist sogar die Wahl zwischen vegetativer Vermehrung (Klonen) oder geschlechtlicher Vermehrung aus Samen:
1. Ableger
Die meisten Erdbeeren bilden in Höhe der Erdoberfläche Ausläufer, die Sie solange zugunsten der Fruchtentwicklung wegschneiden, wie die Erdbeerpflanzen gut trägt. Wenn sie nicht mehr gut trägt, können Sie die Ausläufer wachsen lassen, um aus ihnen neue Erdbeerpflanzen zu gewinnen.Eine Aufgabe, die Sie nicht überfordern wird:
- Erdbeeren lassen sich leicht vermehren, wenn sie "vorschriftsmäßig" Ausläufer bilden
- Die sehen bald deutlich aus wie Junior-Erdbeeren
- Nach einiger Zeit Ernährung durch die Mutter zeigen sie gewöhnlich Wurzelansätze
- Mitsamt der Blätter im oberen Bereich sind es nun Pflanzen, die zu autarker Ernährung durch Photosynthese fähig sind
- Die Ausläufer können mit einem scharfen Messer von der Mutterpflanze getrennt werden
- Und sollten zunächst zu zweit oder dritt in einen Topf mit Komposterde gepflanzt werden
- Denn sie müssen noch starke Wurzeln ausbilden und Kraft sammeln, bevor sie im Freiland bestehen können
- Dazu werden die Nachwuchs-Erdbeeren ein paar Wochen an einen sonnigen, windgeschützten Ort gestellt
- Wenn Sie die Ausläufer sehr früh eintopfen, bleibt die "Nabelschnur" zur Mutterpflanze zunächst erhalten
- Denn dann funktioniert die Fähigkeit zu autarker Ernährung noch nicht sicher
- Oder noch gar nicht, neue Wurzeln bilden Ausläufer erst bei Erdkontakt
- Zu dem Sie außen am Topf hängenden Ausläufern erst durch Eintopfen verhelfen müssen
- Die Töpfe werden während der Zeit der Wurzelbildung rund um die Mutter aufgestellt
- Wenn die Jungpflanzen schön kräftig wirken und die ersten neuen Blätter bekommen, dürften sie genug neue Wurzeln gebildet haben
- Meist ist es nach zwei oder drei Wochen soweit
- Ob sich der Wurzelballen gut entwickelt hat, können Sie sehen, wenn Sie die Pflanzen zum Auspflanzen austopfen
- Wenn Sie ein nettes Gewirr von feinen und frisch wirkenden weißen Wurzeln vor sich haben, ist alles in Ordnung
- Wenn nicht, bleibt die Pflanze noch ein wenig länger im Topf

Sie können bis September bewurzelte Jungpflanzen auspflanzen, müssen dann aber bei der Ernte im nächsten Jahr mit Ertragseinbußen rechnen. Warum Sie davon ausgehen können, dass auch die spät gesetzten Erdbeeren im nächsten Jahr blühen und fruchten (und die Anleitungen, die vor totalem Ernteausfall im Herbst gepflanzter Erdbeeren warnen, ignorieren können), können Sie im Artikel "Balkonerdbeeren" im Abschnitt zum Überwintern nachlesen.
Falls die Jungpflanzen noch in der gleichen Saison erste Blüten zeigen, sollten Sie diese entfernen, damit sich erst einmal die Pflanzen gut und kräftig entwickeln, um im nächsten Jahr gute Ernte zu bringen.
Gewöhnlich wird empfohlen, Erdbeeren an einen Standort zu setzen, der die letzten drei Jahre keine Erdbeeren beherbergt hat. So soll der Bodenmüdigkeit vorgebeugt werden, die die Pflanzenentwicklung hemmt, wenn Erdbeerpflanzen (und andere Rosengewächse, diese Pflanzenfamilie ist für ihre Schwierigkeiten mit der Bodenmüdigkeit berühmt) länger am selben Standort kultiviert werden.
Wenn Sie über genug Gartenfläche verfügen, um die Erdbeeren "hin und her zu verpflanzen", können Sie dieser Empfehlung folgen, ohne sich irgendwelche Gedanken über die Mysterien der Bodenmüdigkeit zu machen. Auch im kleinen Garten lassen sich Erdbeeren recht einfach alle paar Jahre an einen neuen Standort setzen, wenn Sie noch andere Nutz- und Erntepflanzen kultivieren. Andere Pflanzenfamilien freuen sich auch, wenn sie ein Stückchen umziehen dürfen, meist etabliert sich eine Art Ringtausch der Nutzgewächse (Erdbeeren beziehen z. B. gerne ein ehemaliges Bohnenbeet, weil die von den Bohnenwurzeln hinterlassenen Stickstoffknöllchen ihnen gut tun).
Wenn Ihre Gartenfläche begrenzt und kostbar ist und die Erdbeerpflanzen neben ein paar Kräutern eigentlich Ihre einzigen Nutzpflanzen sind (für die auch kein anderer Standplatz vorgesehen ist), könnte es eng werden für die neuen Erdbeeren. Dann können Sie entweder die Fläche halbieren und die Erdbeerpflanzen abwechselnd umziehen (und dabei vielleicht ein paar Erdbeeren in Kästen oder Kübel auslagern, siehe Artikel "Balkonerdbeeren"), oder der Bodenmüdigkeit mit Kreativität und Bodenkenntnissen entgegenwirken, mehr dazu im Artikel "Erdbeeren richtig düngen".
Tipp
Wenn Sie lesen, dass "Erdbeerpflanzen möglichst jährlich auszuwechseln sind", müssen Sie das nicht glauben. Erdbeeren sind
Sie sollten sogar dem Ratschlag misstrauen, Erdbeeren nicht länger als zwei bis drei Jahre am gleichen Standort zu kultivieren. Das mag bei den modernen Zuchtsorten so sein, viele von denen sind auf "Verausgabung im ersten Standjahr" gezogen und werden danach entsorgt. Wenn Sie auf alte Sorten setzen, haben Sie es mit einer etwas robusteren Kategorie von Pflanzen zu tun. Viele alte Erdbeeren, z. B. die berühmte 'Mieze Schindler' und ihre nahen Verwandten, tragen erst im vierten Standjahr am besten und können mit ein wenig Bodenpflege (siehe "Erdbeeren richtig düngen") jahrelang am selben Platz stehen.
2. Samen

So leicht die Vermehrung aus Samen ist – deren Gewinnung könnte ein wenig diffizil werden. Denn die Erdbeere ist botanisch keine Beere (mit einem Samen in der Mitte wie die "Dattelbeere" oder mehreren Samen wie die "Panzerbeere Kürbis"), sondern eine "Sammelnussfrucht" mit wohlschmeckendem verdicktem Blütenboden (die "Erdbeere") und vielen kleinen gelben Nüssen auf dessen Oberfläche. Diese Nüsse sind so winzig und zart, dass die meisten von uns bewusst noch nie einen Erdbeersamen gesehen oder auf der Zunge gespürt haben (pro Erdbeere verschlucken Sie rund 100 Samen).
Tipp
Nach dieser Story finden auch "Krabbeltiere ablehnende Stadtkinder" Ameisen sympathisch: Ameisen schleppen ganze Erdbeeren in ihren Bau, um ihre Larven mit "Erdbeeren ohne Sahne" zu erfreuen. Da die Larven die für sie riesigen und harten Samen ebenso wenig mitessen wie wir den Dattelkern, bleiben die Samen-Nüsschen übrig – und werden von den Ameiseneltern ganz brav (oder routinemäßig beim täglichen Hausputz, oder in Ausübung "vorausschauender Vorratshaltung") wieder aus dem Bau in die Natur befördert, damit sie zu neuen Erdbeeren keimen können ... Wenn die Ameisen im Erdbeer-Schlaraffenland überhand nehmen, können Sie ihnen z. B. mit Wermutjauche oder starkem Pfefferminztee den Appetit verderben, gewöhnlich ziehen sie nach einer solchen Sturmflut (zum Nachbarn) um.
Diese winzigen gelben Nüssen enthalten in noch winzigeren Abmessungen alles, was die "Keimfabrik Samen" braucht: Samenschale, (hoffentlich) den durch Bestäubung der Eizelle + Zellteilung entstandenen Embryo + Nährgewebe im Embryosack; die komplette Ausstattung, um zu keimen und zu überleben, bis die heranwachsende Pflanze durch Entwicklung photosynthesefähiger Wurzeln und Blätter in Sachen Ernährung autark wird.
Der Versuch, die Samen mit Fingernagel/Zahnstocher von der frischen Erdbeere zu pulen, endet deshalb in vielen Fällen mit "abrissreifer Beschädigung der Keimfabrik"; so klappt es besser:
- Vollreife Erdbeere halbieren
- Mit der Schnittseite auf Zeitungspapier trocknen lassen
- Zeitungspapier hin und her ruckeln, bis die meisten Samen abgefallen sind
- Restliche Samen mit der stumpfen Seite eines Messers vorsichtig von der Außenhülle stupsen

- Einen bis drei Monate vor geplanter Anzucht Saatgut stratifizieren
- Bedeutet: Keimruhe brechen, macht normalerweise die Natur mit Winterkälte
- Ersatzweise muss der Kühlschrank ran (oder das Fensterbrett außen, die ungeheizte Garage)
- Ein Monat Kälte reicht gewöhnlich, nur bei seltenem Saatgut sollten Sie auf Nr. sicher gehen
- Aussaatbereit darf/sollte das Saatgut frühestens Mitte Februar sein
- Früher gesäte Keimlinge erreichen das Beet nicht stärker, sondern meist gar nicht:
- Sie gehen wegen Lichtmangel ein oder entwickeln unbrauchbare Geiltriebe
- Bis Anfang März sollten Erdbeerpflanzen für normale Ernte Juni//Juli im Aussaattopf sein
- Später ausgesäte Samen verschieben die Ernte nach hinten (oder ins nächste Jahr)
- Kurz vor der Aussaat Samen ein paar Stunden in lauwarmem Wasser vorquellen
- In Schalen/Töpfe mit magerer (sandiger, nicht nährstoffreicher) Anzuchterde ausstreuen
- Andrücken, max. 3 mm hoch übersieben, nass sprühen und transparent abdecken
- Hell (Sonne nur indirekt) aufstellen, mindestens jeden 2. Tag lüften
- Mindesttemperatur 16 °C, bei optimalen 20 °C keimen die Samen schneller
- Die Keimdauer hängt ansonsten von der Sorte ab, Durchschnittswerte 2 bis 6 Wochen
- Wenn Keimlinge zu sehen sind, Abdeckung entfernen
- 2 cm hohe Keimlinge pikieren oder mit der Schere ausdünnen
- Mit einer Wuchshöhe von ca. 5 cm dürfen die Zöglinge "ab ins Beet"
Handels-Erdbeeren und echte Erdbeeren
Im Massenhandel (Konzern-betriebene Gartencenter, Pflanzen-Discounter, Baumärkte, Frühlingsangebote Lebensmittel-Discounter, mit allem handelnde Internet-Plattformen) bekommen Sie gewöhnlich Erdbeeren-Jungpflanzen/Samen von Erdbeersorten, die für gewerblichen Erdbeeranbau gezogen wurden. Die werden ohnehin in industriellem Maßstab produziert, die "Hobbygärtner-Versorgung" lässt sich problemlos abzweigen und an geeignete (oder nicht so geeignete) Verkaufsstellen weiterleiten.Diese Erwerbsobstsorten haben als Zuchtziel die "optimal verkaufsfähige Frucht", was dem Hobbygärtner nicht nur Vorteile bringt: Diese Zuchtsorten müssen eine ganze Reihe von Eigenschaften aufweisen, zur Anerkennung für den gewerblichen Anbau prüft das Bundessortenamt um 40 verschiedene Kriterien – der Geschmack zählt nicht dazu. Er bleibt deshalb auch oft genug auf der Strecke; immer wieder kann man Erfahrungsberichte lesen, in denen das "herrliche Aroma" einer Verkaufsbeschreibung als "nichtssagend" bezeichnet wird, aus "ungewöhnlich intensiv" wird "geschmacklich nicht so prickelnd", das "sehr feine Aroma" ist zu fein, um es zu finden.
Die Vermehrung moderner Zuchtsorten hat dann auch noch häufig Glücksspiel-Charakter: Einige Zuchtsorten der Gartenerdbeeren und die meisten Monatserdbeeren (zum "Dauerträger" gezüchtete Kulturformen der Walderdbeere) bilden keine Ausläufer mehr, Samen im Labor gemixter oder im Schnellverfahren gezüchteter Sorten bringen nicht unbedingt Pflanzen hervor, die der Mutterpflanze ähneln (mehr dazu siehe "Erdbeeren säen und vorziehen").

Kaufen Sie bei Händlern, die Sie persönlich über ihre Erdbeeren bzw. die Entstehung der Erdbeersamen oder Jungpflanzen ausfragen können, bei denen Sie die Elternpflanzen wachsen sehen können und vielleicht sogar die Früchte (als Marmelade) kosten können. Dann vermehren Sie Erdbeeren, die Früchte mit echtem Erdbeergeschmack tragen (oder Besonderheiten wie Dufterdbeeren und Gewürzerdbeeren).
Dann bringt die Vermehrung schon viel mehr Spaß, neugierige Hausgärtner sind schnell noch ein Stück weiter und experimentieren mit den weiteren Erdbeersorten herum, die von Menschen kultiviert werden: Aromatisch fremdelnde Aprikosen-Erdbeeren und besonders intensiv schmeckende Chile-Erdbeeren; doch wieder Ausläufer bildende Monatserdbeeren oder Moschuserdbeeren aus dem italienischen Piemont, für die Feinschmecker zur Erdbeerzeit extra anreisen; vielleicht auch eine Scharlacherdbeersorte namens 'Little Scarlett', die seit 1750 angebaut wird und (heute) nicht unter 10,- € pro Marmeladenglas zu haben ist ... Viel Spaß und guten Erdbeerhunger!