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Hochmoortorf als Blumenerde verwenden – Was ist zu beachten?

Die Kriterien für Kaufentscheidungen haben sich gewandelt. Neben Preis und Eigenschaften des Produkts spielen auch Umweltaspekte zunehmend eine wichtige Rolle. So wird auch die meiste handelsübliche Blumenerde nicht mehr als bedenkenlos angesehen. Sie enthält große Anteile an Hochmoortorf. Hochmoore aber erfüllen eine ökologische Funktion und sollten unangetastet bleiben. Doch die Vorliebe für Torf hält sich hartnäckig. Ist er wirklich unersetzbar?

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Was ist Hochmoortorf überhaupt?

Moore sind wassergesättigte und sauerstoffarme Landschaften. Unter diesen Gegebenheiten können Mikroorganismen das tote Pflanzenmaterial nur sehr langsam in seine Bestandteile zersetzen. Das nur teilweise zersetzte Pflanzenmaterial sammelt sich mit der Zeit immer mehr an und bildet so den Torf. Ein Hochmoor hat keine Anbindung ans Grundwasser mehr und wird lediglich aus Niederschlägen mit Feuchtigkeit gespeist.

Die ersten Stufen der Zersetzung ergeben den Weißtorf, der eigentlich hellbraun ist. In ihm sind Pflanzenreste noch gut zu erkennen. Schwarztorf ist die letzte Zersetzungsstufe, die noch die Eigenschaften einer lockeren Erde hat. Da getrockneter Torf brennbar ist, wurde es früher viel zum Heizen verwendet. Daher ist es auch heute noch gängig, Torf nach Heizwert einzuteilen. Je höher der Wert ist, umso stärker ist das Pflanzenmaterial zersetzt.

Eigenschaften von Hochmoortorf

Für Blumenerden wird meist Weißtorf verwendet, weil er eine gröbere Struktur hat als Schwarztorf. Dadurch ist das Pflanzsubstrat lockerer. Seltener ist auch Schwarztorf darin enthalten. Beide Torfarten sind nährstoffarm und sauer. So niedrig ist ihr pH-Wert:

  • Weißtorf hat einen Wert zwischen 3 und 4
  • Schwarztorf hat einen Wert zwischen 5 und 6

Warum Torf verwendet wird?

Alle Pflanzen benötigen für ihr Wachstum Nährstoffe und zumeist ein nicht allzu saures Milieu. Torf hat beides nicht zu bieten. Deswegen verwundert es, warum er so eine starke Verbreitung gefunden hat. Er ist allerdings Jahrzehnte lang günstig im Preis, was ihn für den Handel attraktiv macht. Hinzu kommen der mühelose Abbau sowie einfache Verpackung und Transport. Für seine Verwendung werden noch diese Gründe angeführt:

  • guter Ausgangsstoff, durch einheitliche Zusammensetzung
  • seine Strukturstabilität gibt Pflanzenwurzeln halt
  • kann Wasser und Nährstoffe speichern und wieder abgeben
  •  ist weitestgehend frei von Krankheitserregern und Samen
  • die lockere Struktur bietet gute Sauerstoffversorgung
Hochmoortorf

Nähstoffarmut und niedriger pH-Wert stellen für die Industrie kein unlösbares Problem dar. Nährstoffe werden einfach in gewünschter Zusammensetzung und Konzentration beigemischt. Und durch die Zugabe von Kalk wird die Säure neutralisiert.

Hinweis:

Für die Zerstörung der Hochmoore leisten die Abbaubetriebe keinen finanziellen Ausgleich.

Selbstgemischtes Pflanzsubstrat

Wenn Sie Ihre Erde daheim selber zusammenmischen und dafür Torf verwenden, können ihre Pflanzen von seinen physikalischen Eigenschaften wie Lockerheit und Strukturstabilität profitieren. Sie müssen aber auch für das „saure“ Problem und die Nährstoffarmut selbst eine Lösung finden. Das erfordert die Verwendung weiterer Materialien bzw. zusätzlichen Dünger sowie Kalk zur Neutralisierung der Säure. Da wir alle keine Chemielaboranten sind, wird eine optimale Zusammensetzung kaum exakt erreicht.

Die Kritikpunkte der Umweltschützer

Es bedarf etwa tausend Jahre, bis sich aus Pflanzenresten Torf gebildet hat. Die Torfmoorschicht wächst jährlich um nur einen Millimeter. Dagegen sind wir Menschen beim Abbau Rekordhalter in Schnelligkeit. Das Moor wächst zwar, kann aber den Abbau nicht annähernd und zeitnah kompensieren. Folglich schrumpfen Hochmoorflächen und verschwinden unwiederbringlich.

Warum ist das Moor aber so wichtig? Das sind die Gründe:

  • die Moorflächen betragen etwa 3 % der Erdoberfläche
  • sie speichern aber 30 % des erdgebundenen CO2
  • das ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz
  • Moore speichern Wasser
  • sie geben es nur langsam ans Grundwasser ab
  • das wirkt Hochwasser entgegen
  • das Moor ist ein wertvoller Lebensraum
  • auf ihn spezialisierte Pflanzen und Tiere können nur dort existieren
Hinweis:

Torf wird vor allem in Osteuropa günstig abgebaut. Den langen Weg zu uns muss er auf LKWs zurücklegen. Dabei wird zusammen mit anderen umweltschädlichen Stoffen auch eine Menge klimaschädliches CO2 Gas ausgestoßen.

Torfreduzierte Produkte

Inzwischen gibt im Handel Erde, die mit einem reduzierten Torfanteil angeboten wird. Damit sollen auch umweltbewusste Käufer zufriedengestellt und zum Kauf animiert werden. In der Tat ist der Torfanteil reduziert, doch die enthaltene Torfmenge ist immer noch enorm hoch. Statt 100 % sind es halt „nur“ noch 80 %. Es möge jeder selbst entscheiden, ob er diese Reduzierung für ausreichend hält oder das Ganze als reinen Marketingschachzug betrachtet.

Was muss ein Ersatzstoff bieten?

Rindenhumus als Alternative zu Hochmoortorf

Alternative Inhaltsstoffe für Pflanzerde sollten natürlich selbst umweltfreundlich und nachhaltig sein. Darüber hinaus sollten sie insbesondere die Eigenschaften bieten, für die der Torf so geschätzt wird. Dazu gehört die Fähigkeit, für eine lockere Pflanzerde zu sorgen. Des Weiteren wird eine nährstoffarme Erde für die Anzucht benötigt. Für Gewächse, die einen sauren Boden bevorzugen, muss sich der niedrigere pH-Wert anderes erreichen lassen.

Torffreie Erde aus dem Handel

Es gibt sie auch, wenn aktuell auch mit bescheidenem Marktanteil: die komplett torffreie Blumenerde. Ihre Zusammensetzung besteht aus folgenden natürlichen Materialien, die den Torf überflüssig machen:

  • Rindenhumus
  • Fasern aus Holz, Kokos, Chinaschilf oder Hanf
  • mit Zugaben von Lavagranulat, Sand oder Tonmineralen
Tipp:

Anbaugebiete von Kokospalmen liegen weit von uns entfernt. Der lange Transportweg ist alles andere als klimafreundlich. Umweltbewusste Gärtner verzichten auch auf Blumenerden, die diesen Stoff enthalten.

Alternativen für Torf

Blumenerde muss nicht immer teuer und zeitintensiv im Gartencenter besorgt werden. Ein gutes Pflanzsubstrat kann jeder daheim zusammenmischen. Die Zusammensetzung richtet sich nach dem Verwendungszweck. Viele Empfehlungen erfordern allerdings die Beigabe von Torf. Je nachdem, welche Funktion der Torf erfüllen soll, kann jedoch ein Alternativstoff zum Einsatz kommen.

  • eine Portion Sand lockert feste Böden auf
  • auch Xylit oder Rindenmulch eignen sich dafür
  • Kompost bringt zusätzlich reichlich Nährstoffe mit hinein
  • Traubenester senkt den pH-Wert
  • alternativ spezieller, saurer Kompost
  • Blähton versorgt mit Wasser und durchlüftet

Für die Anzucht wird meist eine nährstoffarme Pflanzerde benötigt. Diese lässt sich durch Beigabe von Perlit und Kokoshumus erreichen.

Tipp:

Achten Sie nicht nur auf torffreies Substrat. Auch andere Produkte wie kleine Anzuchttöpfe können aus Torf gefertigt sein.

Torf wohlüberlegt einsetzen?

Hier könnte die Empfehlung stehen, Torf nur ausnahmsweise und nur in geringen Mengen zu nutzen. Doch angesichts dessen, dass Torf ersetzbar ist, besteht dafür keine Veranlassung. Natürlich können und dürfen wir bereits gekauften Torf aufbrauchen. Rhododendren und Azaleen beispielsweise werden von ihm profitieren, da sie einen sauren Boden mögen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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