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Nematoden – Wissen über die nützlichen Fadenwürmer

Nematode auf Sellerieblatt
Quelle: Steppeland, Rondworm01, Bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 3.0

Nützlinge sind nicht nur in Bio-Gärten auf dem Vormarsch. Als Gegenspieler der zahlreichen Schadinsekten sorgen sie für ein biologisches Gleichgewicht im Garten. Als Nützlinge gelten natürliche Feinde der Gartenschädlinge, welche die Schädlinge ohne einen Einsatz von Chemie beseitigen. Dazu gehören Nematoden.

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Was sind Nematoden?

Nematoden sind wirbellose Fadenwürmer. Sie sind unter einem Millimeter groß und lassen sich mit einer Lupe gut erkennen. Es gibt rund 20.000 Arten verschiedener Nematoden. Einige Arten sind nützlich. Sie siedeln sich in tierischen Organismen an und zerstören diese. Sie werden daher als Nützlinge bezeichnet. Andere Arten rufen Krankheitssymptome bei Menschen, Tieren und Pflanzen hervor. Diese werden nicht zum Pflanzenschutz eingesetzt.

Einsatz von Nematoden

Die Nützlinge zeichnen sich durch eine natürliche Tilgung der Schädlinge aus. So wirkt auch der Einsatz der Nematoden. Schädlinge werden vollkommen biologisch bekämpft. Im Boden als auch in den Pflanzen verbleiben keine Rückstände. Es gibt keine Nebenwirkungen wie Wartezeiten oder Resistenzbildungen. Die behandelten Flächen stehen jederzeit zur Verfügung.

Welche Schädlinge werden mit Nematoden bekämpft?

Nematoden haben ein sehr breites Einsatzspektrum. Sie dezimieren:

  • Asseln
  • Apfelwickler
  • Bananentriebbohrer
  • Dickmaulrüssler
  • Dungkäfer
  • Erdraupen
  • Feldmaikäfer
  • Gartenlaubkäfer
  • Haarmücken
  • Junikäfer
  • Pilzmücken
  • Purzelkäfer
  • Trauermücken
  • Schadzünsler
  • Schnecken
  • Wiesenschnaken
  • Wurzelbohrer

Die Nematoden werden gegen die Larven als der Schadinsekten eingesetzt. Zum Einsatz kommen die Stämme:

  • HM Nematoden (Heterorhabditis bacteriophora)
  • SC Nematoden (Steinernema carpocapsae)
  • SF Nematoden (Steinernema feltiae)
  • PH Nematoden (Phasmarhabditis hermaphrodita)

Jeder Stamm wirkt nur gegen eine ganz bestimmte Schädlingsart. Deshalb muss das Schadinsekt vor einem Einsatz mit Nematoden genau bestimmt werden.

Entwicklungszyklus Nematoden

Ein Lebenszyklus der Nützlinge besteht aus mehreren Stadien. Das erste Stadium besteht aus dem Ei. Im zweiten Stadium entwickelt sich daraus im Wirtstier eine Larve. Im dritten Stadium sucht die Larve selbstständig nach Wirtstieren. Für die Bekämpfung von Gartenschädlingen werden Nematoden im dritten Entwicklungsstadium eingesetzt. Die Nematoden dringen über Körperöffnungen in das Wirtstier ein und setzten eine Bakterie, Xenorhabdus spec., frei. Die Bakterie verhindert die Verwesung des Wirtstieres und hilft den Nematoden bei der Überwindung der Immunabwehr des befallenen Körpers. Ein befallenes Insekt wie eine Larve des Dickmaulrüsslers färbt sich rot-braun. Die Nematoden vermehren sich, bis das Wirtstier komplett aufgezehrt ist. Im Wirtstier erreichen die Nematoden das vierte Entwicklungsstadium. Sie werden zum fortpflanzungsfähigen Weibchen und Männchen. Jedes Weibchen kann über 1500 Eier legen. Ein Zyklus dauert zwischen einer Woche und drei Wochen, bevor sich die Nematoden ein neues Wirtstier suchen.

Einsatz der Nematoden

Der Einsatz der Nematoden erfolgt immer über einen längeren Zeitraum während des Entwicklungszyklus des Schadinsektes. Er kann sich über mehrere Monate, ein Quartal oder auch über Jahre hinziehen. So werden Dickmaulrüssler erfolgreich zwischen April und Anfang Juli bekämpft. Gegen überwinternde Larven des Apfelwicklers werden die Fadenwürmer nach der Ernte der Äpfel ausgebracht. Im Gewächshaus lassen sich Nematoden ganzjährig anwenden. Wie bei Feldmaikäfern stellt sich ein Erfolg nur ein, wenn die jungen Larven über drei Jahre lang bekämpft werden. Auf einen Quadratmeter wird mit einem Einsatz von rund 500.000 Nematoden gerechnet. Einige Nematoden, wie die Heterorhabditis bacteriophora, suchen gezielt nach ihren Wirtstieren. Andere, wie die Steinernema carpocapsae, warten still, bis ein Wirtstier vorbei kommt. Steinernema feltiae verfolgt beide Strategien, um ein Wirtstier zu finden.

Ausbringen der Nützlinge

Der Handel liefert Nematoden in einem Ruhestadium aus. Das in Plastikbeuteln erhältliche Pulver enthält die Nematoden und Tonminerale. Ist eine Packung eine angebrochen, dann muss sie innerhalb weniger Tage verbraucht werden, da die Nematoden austrocknen. Feuchtigkeit ist auch beim Ausbringen wichtig. Von Vorteil ist ein bedeckter Himmel oder Nebel, da UV-Strahlung die Fadenwürmer schädigen kann. Der zu behandelnde Boden muss feucht sein. Staunässe vertragen die Nützlinge nicht. Das Ausbringen ist auch von der Bodentemperatur abhängig. Sie variiert von Art zu Art. Nematoden werden mit viel Feuchtigkeit als Spritzmittel, in der Gießkanne, als Tröpfchenbewässerung und mit Pumpen erfolgen. Das Pulver lässt sich mit Düngergaben, Insektiziden und Fungiziden kombinieren. Der behandelte Boden darf für zwei bis drei Wochen nicht austrocknen.

Tipp:

Entfernen Sie in den Gefäßen für die Nematodenmischung alle Siebe. Rühren Sie die Flüssigkeit um, da sich die Nematoden im Gefäß absetzen. Der Druck von Pumpen darf 4 bar nicht übersteigen. Die Gießöffnung muss größer als 1 mm sein. Leeren Sie die Behälter mit der Mischung vollständig aus.

Vorteile und Nachteile

Nematoden haben keine Nebenwirkungen. Gewächshäuser können jederzeit begangen werden. Die Ausbringung der Nützlinge gestaltet sich einfach. Nematoden sind gegenüber chemischen Pflanzenschutzmitteln relativ unempfindlich. Ein Nachteil besteht in der kurzen Lagerfähigkeit und der Lagertemperatur bei vier bis sechs Grad Celsius. Eine angebrochene Packung muss umgehend verbraucht werden. Auf jeder Packung ist ein Verfallsdatum aufgedruckt.

Häufig gestellte Fragen

Sind Nematoden schädlich?

Die eingesetzten Arten schaden weder Menschen, Tieren, Pflanzen oder Mikroorganismen im Boden.

Gibt es Rückstände?

Nematoden können völlig rückstandsfrei angewendet werden. Es gibt keine Rückstände in Früchten und Gemüse. Wartezeiten sind nicht notwendig. Nematoden sterben bei einer Temperatur über 35 °C ab.

Wie werden Nematoden ausgebracht?

Das Pulver mit den Nützlingen wird in Wasser verdünnt ausgebracht.

Wie lange ist die Einsatzdauer?

Der Einsatz von Nematoden passt sich dem Entwicklungszyklus des Schadinsektes an.

Wissenswertes zu Nematoden in Kürze

Nematoden sind Fadenwürmer und einer der artenreichsten Stämme des Tierreiches. Meist handelt es sich um kleine, weiß bis farblose, fädige Würmchen, welche in feuchten Medien leben. Ohne Lupe sind sie kaum zu erkennen. Nematoden können sesshaft oder herumwandernd sein.

Nematoden als Nützlinge

Nematoden werden verstärkt als Nützlinge gegen Schnecken, Dickmaulrüßler und andere Pflanzenschädlinge eingesetzt. Sie bekämpfen mit Hilfe von Bakterien, die sie mit sich führen, Schädlinge und ihre Larven. Viele wirken auch bei der Humusbildung mit und machen sich so nützlich. Sie leben im Boden und ernähren sich von Algen, Bakterien und Pilzen.

Nematoden als Schädlinge

  • Sie können aber auch Schäden anrichten. Wenn sie Gemüse und Zierpflanzen befallen, verursachen sie Flecken und Gallen. Die meisten Nematoden bevorzugen Pflanzen, die ihre Vermehrung fördern.
  • Es gibt Nematoden, die stechen mit ihrem Mundstachel das Pflanzengewebe an. Dabei geben sie Speichelsekret ab. Das führt zu einer Veränderung am Gewebe, meist bei Gemüse. Manchmal hilft es, die Anbaufläche zu wechseln. Rosen, Erdbeeren, Kartoffeln und Tomaten werden besonders häufig befallen. Blätter und Stengel krümmen sich, sind gekräuselt. Bei starkem Befall können sie zusammen mit den Wurzeln absterben.
  • Durch das Saugen können Bakterien und Viren übertragen werden. Damit entstehen noch größere Schäden.

Gegenmaßnahmen

  • Befallene Pflanzen müssen vernichtet werden. Sie dürfen nicht kompostiert werden. Vor einer Bepflanzung eine Gründüngung mit Kamille und Borretsch durchführen. Eine übermäßige Düngung mit Stickstoff sollte vermieden werden.
  • Bei Nematodengefahr kann man Tagetes nana, Kamille, Ringelblume und Sonnenhut großflächig aussäen. Sind Tomaten befallen, kann man Zinien dazwischen setzen.
  • Kornrade scheidet giftige Saponine aus, welche die Nematoden töten.
  • In Gewächshäusern hilft meist nur, den gesamten Boden auszutauschen. Gartenwerkzeuge müssen gut gereinigt und desinfiziert werden.
  • Kurzflügler, Pilze, Raubmilben und Raubnematoden sind natürliche Feinde der Nematoden. Mykorrhiza-Pilze können vorbeugend eingesetzt werden, um im Boden ein Abwehrsystem an den Nutzpflanzen zu errichten.
  • Pflanzenschutzmittel, die gegen Nematoden eingesetzt werden, bezeichnet man als Nematozide.
  • Nematoden können auch den Menschen befallen. Die Infektionen sind aber meist harmlos. Am häufigsten tritt ein starker Juckreiz im Bereich des Afters auf. Behandelt wird man mit Medikamenten gegen Würmer. Man sollte verstärkt auf Hygiene achten.
Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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