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Obstbaumschnitt – Grundlagen zum Schneiden von Obstbäumen

Körbeweise saftige Äpfel und süße Kirschen aus eigener Ernte ist ein Traum, den sich jeder Hausgärtner erfüllen kann. Ein sachkundiger Obstbaumschnitt ebnet den Weg zum Ziel von der Pflanzung bis zur Vollertragsphase. Dieser Lehrpfad für Einsteiger erläutert alle Grundlagen zum Schneiden von Obstbäumen. Machen Sie sich hier vertraut mit allen wichtigen Aspekten. Vom besten Zeitpunkt über das richtige Werkzeug bis hin zur idealen Schnittführung in jeder Lebensphase von Stein- und Kernobstbäumen. So schneiden Sie Hochstämme und Spindelbäume mit Sachverstand.

Video-Tipp

Warum soll man Obstbäume schneiden?

Ökologisch orientierte Gärtner überlassen in ihrem Garten größtenteils Mutter Natur die Regie im Pflanzenwachstum. Korrigierende Eingriffe beschränken sich auf Bodenbearbeitung, Jäten, den Wasser- und Nährstoffhaushalt, bedarfsweise biologischen Pflanzenschutz sowie gelegentliche Formschnitte an Ziergehölzen. Im Obstgarten stößt diese Strategie hingegen an ihre Grenzen, wenn eine reiche Ernte einwandfreier Früchte anvisiert wird. Lassen Sie Ihren Apfel-, Kirsch-, Pflaumen- oder Birnbäumen im Wachstum freie Hand, werden Sie mit enttäuschenden Erträgen hadern. Indem Sie die hier erläuterten Grundlagen zum Schneiden von Obstbäumen praktizieren, profitieren Sie von diesen Vorteilen:

  • Aufbau einer stabilen Krone, die dichten Fruchtbehang trägt und Schneedruck standhält
  • Früherer Beginn der Ertragsphase
  • Ernte von großen Früchte in bester innerer und äußerer Qualität
  • Leichtere Pflege und Ernte
  • Bessere Kontrolle über Höhenwachstum und Kronenvolumen
  • Entwicklung langlebiger, gesunder und leistungsfähiger Obstbäume

Ein regelmäßig und fachmännisch geschnittener Baum ist überdies für negative Witterungseinflüsse besser gewappnet. Gegenüber ungeschnittenen Obstgehölzen werden Sie an korrekt geschnittenen Obstbäumen seltener über Ernteschwankungen zu klagen haben.

Aufbau von Obstbäumen

Der sachkundige Obstbaumschnitt zielt ab auf die Erziehung und Erhaltung von Bäumen, die so aufgebaut sind:

  • Wildart oder robuster Sämling als Unterlage für das Wurzelsystem
  • Dominierender Mitteltrieb als Stamm mit einer Stammverlängerung
  • 3 bis 4 Leitäste bilden mit der Stammverlängerung das Kronen-Grundgerüst
  • Verzweigungen und Seitentriebe der Leitäste gedeihen als Fruchtholz
Kirschbaum schneiden - Süßkirsche

Wie dieser Aufbau verdeutlicht, setzt sich ein Obstbaum zusammen aus Unterlage und Veredelung. Die Qualität der Unterlage bestimmt maßgeblich über die Wuchskraft von Stamm und Krone sowie über die Größe der Früchte. Aus stark wachsenden Unterlagen gehen standfeste Hoch- und Halbstämme hervor mit einer langen Lebenserwartung von bis zu 100 Jahren. Das kraftvolle Wachstum verursacht allerdings eine lange Wartezeit bis zur ersten Ernte von durchschnittlich 7 Jahren. Schwächere Unterlagen punkten mit kompaktem Wachstum, größeren Früchten und einem früheren Beginn der Ertragsphase bereits nach 2 bis 3 Jahren. Als Nachteile sind eine geringere Standfestigkeit und kürzere Lebensdauer festzuhalten.

Tipp:

Beim Erwerb junger Obstbäume sollte die Qualität der Unterlage stets in die Kaufentscheidung einbezogen werden. Aus der schwachwüchsigen Unterlage M9 wird sich niemals ein majestätischer Apfelbaum entwickeln. Demgegenüber gedeihen Edelreiser auf der Unterlage MM111 so kräftig, dass die daraus hervorgehenden Apfel-Hochstämme einzig für großflächige Obstwiesen und Parkanlagen in Betracht kommen.

Gesetzmäßigkeiten im Wuchsverhalten – ein Grundkurs

Obstbäume halten sich an fundamentale Wachstumsregeln, die für alle Arten und Sorten Gültigkeit haben. Wer sich auskennt mit den folgenden Gesetzmäßigkeiten, kann im Zweifel die richtige Entscheidung über eine vorteilhafte Schnittführung treffen. Das ist vor allem dann von Vorteil, wenn Ihr Obstbaum im Laufe der Jahre individuelle Charaktereigenschaften entwickelt, die Sie nicht im Lehrbuch nachlesen können. Indem Sie sich auf die folgenden Wuchsgesetze besinnen, beugen Sie Schnittfehlern wirksam vor:

Spitzenförderung

In den Triebspitzen eines Obstbaumes ist das Wachstum am stärksten. Übertragen auf die Relation der Zweige untereinander, ist folgender Effekt erkennbar: Es findet dort der kräftigste Zuwachs statt, wo sich die Endknopse auf dem höchsten Stand befindet oder der Ast selbst die ranghöchste Position einnimmt am Stamm oder an seinem Leitast. Daraus folgt die Faustformel:

  • Am senkrechten Trieb wird die Spitzenknospe kräftiger austreiben, als die zweithöchste Knospe und so fort.

Oberseitenförderung

Gedeiht ein Trieb leicht geneigt, verteilen sich die Nährstoffe auf seine Knospen an der Oberseite. Im Gegensatz zur Spitzenförderung ist das Wachstum zwar weniger ausgeprägt. Immerhin ist die Intensität so auffallend, dass sie bei der Schnittführung als Gesetzmäßigkeit eine Rolle spielt. Hier gilt somit die Faustformel:

  • Auf der Oberseite von Ästen findet ein stärkerer Austrieb statt, als auf der Unterseite.

Scheitelpunktförderung

An bogenartig gewachsenen Obstbaum-Zweigen bestimmt das Gesetz der Scheitelpunktförderung den Grad des lokalen Austriebs. Es werden stets diejenigen Augen im Zuwachs dominieren, die sich am Scheitelpunkt befinden. Dieses Wuchsgesetz ist indes nicht immer von Vorteil aus Sicht des Obstgärtners. Aufgrund ihrer Lage benachteiligte Knospen beenden früher ihr Wachstum und können noch während der aktuellen Saison Blüten hervorbringen. Die folgende Faustregel fasst diese Eigenart zusammen:

  • Bogenartig geformte Äste mit abgesenkter Triebspitze treiben im Scheitelpunkt am stärksten aus.

Blütenförderung

Apfel - Malus - Blüte

Mehrheitlich legen Obstbäume bereits im Frühsommer die Blütenknospen für das nächste Jahr an. Folglich finden Triebwachstum und Blütenbildung ab Juni parallel statt. Hierbei gehen die Interessen von Obstbauern und Bäumen auseinander. Eine reiche Ernte resultiert aus möglichst zahlreichen Blüten. Deren Bildung vernachlässigt der Baum, solange er noch Chancen auf weiteres Längenwachstum wittert. Gemäß der oben erläuterten Gesetzmäßigkeiten stellen flacher ausgerichtete Triebe ihr Wachstum noch im gleichen Jahr ein und bilden Blütenknospen. Zu den Grundlagen im Obstbaumschnitt gehört demnach diese Faustformel:

  • Obstbäume mit flacher stehenden Ästen kommen schneller in die Ertragsphase

Abgerundet wird der Reigen praxisrelevanter Regeln im Wachstum durch das Gesetz der Blattmasse. Je mehr Blattmasse eine Astpartie mit allen ihren Zweigen trägt, desto stärker erweist sich der jährliche Zuwachs. Dieses Kriterium erleichtert Ihnen die Entscheidung über den Umfang einer Schnittmaßnahme, wenn innerhalb der Krone ein Ungleichgewicht zwischen einzelnen Partien zu regulieren ist.

Schnitt-Termine im Überblick

Die Wahl des besten Zeitpunktes für den Obstbaumschnitt hängt von mannigfaltigen Kriterien ab. Hierzu zählen die Obstart, das Alter, die Erziehungsform sowie die Witterung. Die folgende Übersicht nennt praxiserprobte Schnitt-Termine für den Rückschnitt von Obstbäumen im Hausgarten:

  • Januar bis März: Kern- und Steinobst, wie Apfel, Birne, Pflaume, Zwetschge
  • Juni bis August: Kirschen sowie alle Spindelbäume und -büsche nach der Ernte
  • Winterschnitt bei frostfreier Witterung nicht kälter als – 4 Grad Celsius
  • Sommerschnitt bei bedecktem Himmel
  • Pflanzschnitt unmittelbar nach der Pflanzung im Herbst oder Frühjahr

Junge Kernobstbäume schneiden Sie in den ersten fünf Standjahren bitte erst Ende Februar/Anfang März. Bis dahin ist das junge Holz nach einem Schnitt noch so anfällig für strengen Frost, dass schlimmstenfalls ein Totalausfall zu befürchten ist.

Tipp:

Schwach wachsende Obstbäume werden im November oder Dezember geschnitten. Ein Rückschnitt im Spätherbst ruft einen verstärkten Austrieb im nächsten Frühjahr hervor. Um die Wuchskraft zu reduzieren, hat sich im Obstbaumschnitt ein Termin im Februar/März oder später bewährt, wenn der Saftfluss bereits eingesetzt hat.

Werkzeuge und Materialien – Tipps zur Grundausstattung

Apfel Baumschnitt

Damit Sie als Einsteiger in den Obstbaumschnitt gut ausgerüstet sind, empfehlen wir die folgende Grundausstattung. Geben Sie dabei Scheren mit Bypass-Funktion den Vorzug gegenüber Amboss-Scheren. Erstere verfügen über zwei scharfe Klingen, die beim Schnitt aneinander vorbeigleiten. Regelmäßig geschliffen, entstehen glatte Schnittwunden. Amboss-Scheren pressen hingegen den Zweig auf eine stumpfe Unterlage, sodass es häufig zu Quetschungen kommt, die pathogene Erreger als Angriffsfläche nutzen.

  • Bypass-Schere für den Einhand-Betrieb
  • Ast-Schere mit Getriebeübersetzung und Teleskop-Griff
  • Stichsäge mit ergonomischem Griff
  • Bügelsäge mit verstellbarem Sägeblatt
  • Messer (Hippe) zum Glätten größerer Schnittwunden
  • Abziehstein
  • Handschuhe und Schutzbrille
  • Spiritus und Lappen zum Desinfizieren
  • Stabile Leiter oder Bock mit TÜV oder GS Zeichen

Im Obstanbau zählen verunreinigte Messer und Scheren als Hauptüberträger von Krankheiten und Schädlingen. Schneiden Sie Ihre Bäume daher erst zurück, wenn Sie das Werkzeug mit Spiritus desinfiziert haben. Wiederholen Sie die Reinigung jedesmal, wenn Sie von einem Obstbaum zum nächsten wechseln.

Schnittgesetze für Einsteiger

Sind Ihnen die Gesetze des Wachstums geläufig, machen Sie sich bitte noch vertraut mit den wichtigsten Schnittgesetzen. Der Umfang einer Schnittmaßnahme bestimmt maßgeblich über das folgende Wachstum. Die folgenden drei Faustformeln fassen die vegetative Gesetzmäßigkeit zusammen, die für jede Art von Obst relevant ist:

  • Starker Rückschnitt führt zu starkem Austrieb
  • Schwacher Rückschnitt führt zu schwachem Austrieb
  • Ungleichmäßiger Rückschnitt führt zu ungleichmäßigem Austrieb

Auf jede Aktion mit der Schere folgt eine Gegenreaktion des Baumes. In welchem Ausmaß die Gegenreaktion stattfindet, unterliegt Ihrem Einflussbereich. Schneiden Sie einen Zweig oder die gesamte Baumkrone um zwei Drittel zurück, setzen Sie ein vehementes Wachstum in Gang. Entfernen Sie lediglich ein Drittel der Trieblänge, hält sich der nachfolgende Zuwachs in überschaubaren Grenzen. Das Alter des Obstbaumes spielt ebenfalls eine Rolle. An einem uralten Obstbaum werden Sie mit einem starken Rückschnitt weniger bewirken, als an einem jungen Apfelbaum, der gerade erst in seine Ertragsphase eintritt.

Schnitt-Technik – eine Einführung

Das fein austarierte System aus Gesetzmäßigkeiten im Wachstum von Obstbäumen erfordert eine präzise Schnitt-Technik. Sie profitieren erst dann von Ihrem Grundlagen-Wissen, wenn Sie Schere und Säge richtig ansetzen. Die folgenden drei Aspekte stehen im Fokus:

Auf Knospe schneiden

Frische Triebe gedeihen nicht wahllos am Stamm, den Leitästen oder Seitenzweigen. Vielmehr erfolgt der nächste Austrieb aus einem Vegetationspunkt unter der Rinde, auch als Auge oder Knospe bezeichnet. Setzen Sie die Schere oder Säge in einer zu großen Distanz zum Auge an, trocknet das Holz bis zum nächsten Vegetationspunkt zurück. Ob sich durch das Totholz daraufhin noch ein frischer Trieb durchsetzen kann, ist fraglich. Dieser Unwägbarkeit gehen Sie aus dem Weg, indem Sie jeden Schnitt in kurzem Abstand (1-3 mm) zu einer nach außen gerichteten Knospe ansetzen. Richten Sie die Schere leicht schräg vom Auge weg aus, steht dem Wachstum nichts mehr im Wege.

Keine Stummel stehen lassen

Wenn Totholz ausgelichtet oder überzählige Zweige vollständig entfernt werden, dürfen keine Stummel am Stamm oder Leitast stehen bleiben. Diese Huthaken bieten Fäulnis und Schimmel eine willkommene Angriffsfläche. Schneiden Sie daher den Trieb bis kurz vor dem Astring ab. Der Astring ist erkennbar als Verdickung oder Wulst am Astansatz. Der Astring selbst darf nicht verletzt werden, damit die Schnittwunde rasch verheilt.

Obstbaum schneiden- Astschnitt

Lassen Sie ebenfalls keine Stummel stehen, wenn Sie einen älteren auf einen jüngeren Ast ableiten. Setzen Sie in diesem Fall die Schere unmittelbar an der Verzweigung zwischen beiden Trieben an. Schneiden Sie den alten Zweig schräg ab, ohne das Holz am verbliebenen Ast zu verletzen oder einen Haken übrig zu lassen.

Große Äste etappenweise schneiden

Zu den tragenden Säulen im erfolgreichen Obstbaumschnitt zählt die korrekte Entfernung großer Äste. Mithilfe der folgenden Schnitt-Technik stellen Sie sicher, dass ein dicker Ast nicht abbricht oder die Rinde irreparable Schäden erleidet. So machen Sie es richtig:

  • In 30 cm Entfernung zur geplanten Schnitt-Stelle die Säge ansetzen
  • Von unten den Ast bis zur Mitte ansägen
  • Im Versatz von 10 cm den Ast nun von oben sägen, bis er bricht
  • Den verbliebenen Stummel auf Astring abschneiden oder -sägen

Wenn Sie das letzte Holzstück auf Astring entfernen, stützen Sie den Stummel von unten mit der Hand. Achten Sie bitte genau darauf, dass die Rinde am Wulst nicht verletzt wird.

Tipp:

Im modernen Obstbaumschnitt sind Wundverschlussmittel auf dem Rückzug. Lediglich im Winter sollten die Wundränder dünn mit Baumwachs verstrichen werden, um das wertvolle Kambium-Holz unter der Rinde vor Frostschäden zu bewahren. Schnittwunden nach einem Sommerschnitt werden lediglich mit der Hippe geglättet und mit Holzkohleasche bestäubt.

Vier Schnittarten – Leitfaden für Einsteiger

In seinem Leben durchläuft ein Obstbaum verschiedene Phasen, die begleitet werden von adäquaten Schnittmaßnahmen. Unmittelbar nach der Pflanzung findet der erste Rückschnitt statt. Die Phase der Erziehung erstreckt sich über 3 Jahre bei schwach wachsenden Obstbäumen bis zu 7 Jahre bei mächtigen Hochstämmen. Es folgt der Erhaltungsschnitt, der nicht an jeder Obstart jährlich stattfindet. Ein Verjüngungsschnitt kommt bedarfsweise in Betracht, um einen vergreisenden Obstbaum wieder in Schwung zu bringen.

Pflanzschnitt

Im unmittelbaren Anschluss an die Pflanzung legen Sie mit dem Pflanzschnitt das Grundgerüst Ihres Obstbaumes fest. Wählen Sie am dominanten Mitteltrieb als Stamm 3 bis 4 Leitäste aus. Diese sollten an verschiedenen Stellen dem Stamm entspringen in einem idealen 45-Grad-Winkel. Alle anderen Zweige schneiden Sie ab. Die wenigen Tragäste reichen vollkommen aus, um sich zu einer harmonischen Krone zu formieren. Ein schlechter Austrieb frisch gepflanzter Obstbäume ist häufig darauf zurückzuführen, dass sich der Gärtner nicht dazu durchringen konnte, die überzähligen Triebe zu entfernen. So verfahren Sie weiter:

  • Alle Leitäste zurückschneiden
  • Einen kräftigen Ast um ein Drittel einkürzen
  • Einen schwächeren Leitast um die Hälfte abschneiden
  • Gleich starke Tragäste im gleichen Umfang zurückschneiden

Den Mitteltrieb schneiden Sie soweit zurück, dass sich seine Endknospe etwa 20 cm oberhalb der Leitäste befindet. Um die Winkel-Ausrichtung zu erzielen, binden Sie den betroffenen Tragast auf oder spreizen ihn mit einer Schnur ab.

Erziehungsschnitt

Obstbaum schneiden Grundlagen

Ab dem zweiten Standjahr setzt sich die Schnittpflege fort mit der Erziehung stabiler Leitäste und erster Fruchtruten. Solange sich das Wachstum in die Höhe und Breite noch fortsetzen soll, sind diese Schnittmaßnahmen erforderlich:

  • Konkurrenztriebe zum Stamm bodennah abschneiden
  • Stammaustriebe unterhalb der Krone entfernen
  • Leittriebe auf die gewünschte Länge einkürzen, um eine Pyramidenkrone zu formen
  • Kurztriebe an den Tragästen als Fruchtäste nicht schneiden
  • Steil aufwärts oder nach innen gerichtete Zweige auf Astring entfernen
  • Von sich reibenden Trieben den schwächeren auslichten

Achten Sie beim Rückschnitt der Leittriebe bitte auf eine gleichmäßige Höhe. Die Saftwaage berücksichtigt das Gesetz der Spitzenförderung. Damit Nährstoffe gleichmäßig auf die Tragäste verteilt werden, darf sich kein Trieb in einer höheren Position als seine Nachbarn befinden. Solange ein Leitast allerdings schwächer wächst, bleibt die Saftwaage während der Erziehung unbeachtet. Um das Wachstum zu forcieren, schneiden Sie zu schwache Tragäste um die Hälfte zurück. Andernfalls können die Triebe ihre süße Last nicht stemmen und brechen ab. Erst wenn alle Leittriebe über eine identische Stabilität verfügen, rückt das Kriterium der Saftwaage in den Fokus.

Erhaltungsschnitt

Die Erziehung ist abgeschlossen, wenn ein Obstbaum regelmäßig Früchte trägt und eine gleichmäßige, reich verzweigte Pyramidenkrone entwickelt hat. Um die Ertragskraft zu erhalten, schneiden Sie Ihre Obstbäume moderater. Die meisten Früchte bilden sich an Apfel und Birnbäumen jetzt an den 20 cm langen Kurztrieben und den daran sprießenden 5 cm kurzen Fruchtspießen. Lichten Sie die Krone in jedem Winter gründlich aus. Inwiefern Sie den Mitteltrieb einkürzen, unterliegt Ihrer individuellen Entscheidung. Wahlweise erziehen Sie einen zweiten oder dritten Satz aus Leitästen. Erfahrungsgemäß leidet darunter die Qualität der Früchte. Überdies wird die Ernte zu einer gefährlichen Kletterpartie.

Wichtige Maßnahmen rund um den Erhaltungsschnitt ist die Beseitigung von steil aufwärts gerichteten Trieben, da diese alle Nährstoffe für sich beanspruchen. Wildtriebe aus der Unterlage reißen Sie ab. Jeder Trieb, der sich in Konkurrenz zum Stamm begibt, wird konsequent und restlos abgeschnitten. Nehmen Sie während der Vollertragsphase einen Rückschnitt an den Leitästen vor, sollte die Saftwaage gewahrt bleiben. Kürzen Sie Seitentriebe ein, werden diese in der Länge stets ihrem Leitast unterordnet. Wichtig zu beachten ist, dass Sie waagerechte Zweige gezielt fördern, weil sich hier Blüten und Früchte bilden.

Verjüngungsschnitt

Lässt ein Obstbaum sichtlich im Ertrag nach oder liefert zusehends kleinere Früchte, beheben Sie das Problem mit einem Verjüngungsschnitt. Mit Ausnahme von Kirschbäumen findet dieser Schnitt idealerweise während der winterlichen Saftruhe statt. Diese Vorgehensweise hat sich im privaten Obstanbau bewährt:

  • Den Stamm mit seinen 3 bis 4 Leittrieben heraussuchen
  • Alle anderen Zweige, Konkurrenztriebe und abgetragene Fruchtruten auf Astring abschneiden
  • Leitäste um ein Drittel oder die Hälfte zurückschneiden
  • Wasserschosser und Wildtriebe auslichten
Obstbaum Auslichtungsschnitt Verjüngungsschnitt

Sind an einem vollkommen vergreisten Obstbaum keine Knospen mehr erkennbar, schneiden Sie einfach an einer beliebigen Stelle. Die nicht sichtbaren, schlafenden Augen werden in diesem Fall zum Leben erweckt und treiben aus. Als weitere Reaktion auf einen Verjüngungsschnitt werden Sie im ersten und zweiten Folgejahr mit zahlreichen Wasserschossern konfrontiert. Entfernen Sie die Steiltriebe laufend. Ab dem dritten Jahr mündet der Obstbaumschnitt dann wieder in den altbewährten Erhaltungsschnitt.

Tipp:

In jedem Wasserschoss steckt die Potenzial zum Fruchttrieb. Mangelt es Ihnen nach einem Verjüngungsschnitt an vitalem Zweig-Material für den Aufbau einer neuen Krone, während zahlreiche Wasserschosser sprießen? Dann wählen Sie den vitalsten Steiltrieb aus und binden ihn sukzessive in eine waagerechte Wuchsrichtung.

Sonderfall Spindelbäume

Wenn im Hausgarten Platz Mangelware ist, bietet sich die Kultivierung von Obst in Form von Spindelbäumen und -büschen an. Konkret handelt es sich hierbei um eine Veredelung von Äpfeln, Kirschen oder Birnen auf einer schwachwüchsigen Unterlage. Als Resultat gedeihen schlanke Obstbäume mit einer maximalen Höhe von 250 cm. Mit 300 cm beträgt der empfohlene Pflanzabstand weniger als die Hälfte der erforderlichen Distanzen für Halb- und Hochstämme. Aufgrund einer bedingten Standfestigkeit sind Spindelbäume permanent auf einen Stützpfahl angewiesen. Vorteile dieser Veredelungsvariante sind die geringen Platzansprüche sowie ein früher Beginn der Ertragsphase nach 2 bis 3 Jahren.

Die enge Vergesellschaftung von Spindelobst erfordert in punkto Schneiden ein Umdenken. Hier hat sich im privaten und gewerblichen Anbau der Sommerschnitt für alle Obstarten durchgesetzt. Was für Kirschen bereits obligatorisch ist, gilt bei Spindelbüschen auch für Äpfel, Birnen und Pflaumen. Ursache für die Termin-Änderung ist primär die Regulierung von Höhe und Ausdehnung. Fernerhin wird die Beschattung der Früchte durch das dichte Blätterkleid unterbunden. Äpfel, Kirschen, Birnen und Pflaumen können nicht richtig ausreifen, wenn sie vom Laub abgeschirmt werden. Schneiden Sie Ihre Spindelbäume daher bitte so:

  • Süßkirschen: im Spätsommer zurückschneiden, auslichten, Wasserschosser und Stammtriebe abreißen
  • Sauerkirschen: ältere, abgetragene Triebe einkürzen bis zu einer einjährigen Verzweigung und auslichten
  • Pflaumen, Zwetschgen: lediglich 3 Jahre und ältere Fruchttriebe zurückschneiden bis zu einer zweijährigen Verzweigung
  • Pfirsiche, Aprikosen: nach der Ernte um bis zu zwei Drittel einkürzen und gründlich auslichten

Äpfel und Birnen erhalten als Spindelbäume einen kräftigen Sommerschnitt im August. Entfernen Sie alle Langtriebe mit mehr als 50 cm oder kürzen diese soweit ein, dass die reifenden Früchte nicht mehr beschattet werden. Nach innen oder abwärts gerichtete Zweige werden auf Astring entfernt. Damit sich der daraus folgende frische Austrieb in Grenzen hält, lassen Sie bitte in jedem Jahr ein Drittel der Zweige stehen.

Kirschbaum Spindel

Im Gegensatz zu Äpfeln und Birnen, werden Pflaumen und Zwetschgen auch im Sommer zurückhaltend geschnitten. Da diese Steinobstarten am zwei- und dreijährigen Holz fruchten, könnte ein stärkerer Rückschnitt wertvolle Knospenanlagen entfernen. Demgegenüber fruchten Pfirsiche und Aprikosen am einjährigen Holz, sodass sie ähnlich wie Äpfel und Birken als Spindeln im Sommer unmittelbar nach der Ernte umfangreich in Form geschnitten und ausgelichtet werden dürfen.

Fazit

Sind Ihnen die Grundlagen geläufig, bereitet Ihnen der sachkundige Obstbaumschnitt ab sofort kein Kopfzerbrechen mehr. Berücksichtigen Sie die Gesetzmäßigkeiten für Wachstum, Schnittführung und Schnitt-Technik, werden Sie mit einem reich tragenden Obstbaum und Früchten in Premium-Qualität belohnt. Bedenken Sie bitte stets, dass jeder Schnitt bei Ihren Obstbäumen eine adäquate Gegenreaktion auslöst. Welche das Ist, bestimmen Sie selbst im Rahmen der konkreten Ausführung mit Schere und Säge. Den einen oder anderen Anfängerfehler können ganz einfach korrigieren, indem Sie sich auf die Anleitungen in diesem Grundkurs besinnen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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