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Anzuchtsubstrat – Zusammensetzung und selber machen

Wer sich erstmalig mit der An- oder Vorzucht von Samen beschäftigt, und auf spezielle Anzuchterde verzichtet, wird oft Misserfolge verbuchen müssen. Die Samen gehen kaum auf, die Wurzeln schimmeln oder nach anfänglichen Aufgehen bleiben die Jungpflanzen in ihrer Entwicklung förmlich stecken. Denn spezielle Anzuchterde ist entscheidend für das gesunde Wachstum.

Anzuchterde bietet neben einer besonderen Zusammensetzung und Beschaffenheit, die das Keimen von Samen und die Wurzelbildung bei Stecklingen fördert, auch weitere spezielle Eigenschaften. Bei dem erfolgreichen Anziehen von Pflanzen ist sie also ein nicht zu unterschätzender Helfer. Dennoch muss nicht auf die Anzuchterde aus dem Handel zurückgegriffen werden, denn sie lässt sich auch recht einfach selber machen. Mit der folgenden Anleitung ist das sogar unerfahrenen Anfängern in der Welt von Erde und Pflanzen problemlos möglich.

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Besonderheiten

Bereits bei der Keimung stellen Pflanzen besondere Ansprüche an ihr Substrat. Hier kommt die Anzuchterde ins Spiel. Diese weist einige Unterschiede zur gewöhnlichen Garten-, Pflanzen- oder Blumenerde auf.

Dazu gehören:

  • Lockere, feinkörnige Beschaffenheit
  • Freiheit von Pilzsporen, Bakterien, Viren und Schädlingen
  • Geringer Nährstoffgehalt
  • Enthält keine Wurzeln oder Samen anderer Gewächse

Die Gründe hierfür sind recht einfach. Die lockere, feinkörnige Beschaffenheit verhindert Staunässe, da sie einen schnellen Wasserabfluss sicherstellt. Das Risiko für Fäulnis wird dadurch reduziert. Weiterhin haben es die jungen Wurzeln einfacher, sich in dem lockeren Substrat auszubreiten.

Krankheitserreger, wie Pilzsporen, Viren und Bakterien machen es den jungen Pflanzen ebenso schwer wie Schädlinge. Da viele Samen zum Keimen eine hohe Luftfeuchte und entsprechende Wärme benötigen, würden sich Erreger rasend ausbreiten und für schnelle, starke Infektionen sorgen. Das wäre verheerend für die Jungpflanzen.

Der erforderliche, geringe Nährstoffgehalt mag merkwürdig wirken. Immerhin benötigen die Pflanzen doch jede Menge Kraft, um sich aus einem winzigen Samen zu einem Gewächs zu verwandeln. Eine zu große Menge an Nährstoffen hat aber genau den gegenteiligen Effekt. Die Samen mögen schnell keimen und aufgehen, es folgt jedoch ein schwaches Wachstum. Samen enthalten in ihren Keimlingen alle notwendigen Stoffe, für das erste Keimen. Die Erde darf daher nicht auch noch gedüngt sein.

Andere Samen, Sporen und Wurzeln, die noch keimfähig sind, können unter den – für die eigentlich gewünschten Samen – erforderlichen Bedingungen schnell einen starken Konkurrenzdruck erzeugen. Wasser und Nährstoffe fehlen den Samen dann. Zudem werden sie von den anderen Pflanzen förmlich erdrückt. Es ist auch möglich, dass an den Pflanzenresten Keime und Schädlinge sitzen oder für die Samen schädliche Stoffe angelagert sind. Anzuchterde sollte also frei von derlei Fremdrückständen sein.

Grundmischung

Wer Anzuchterde selber machen möchte, benötigt dafür nicht viel. Im Grunde kommt es nur auf drei Bestandteile an. Bei besonderen Pflanzen kann es dennoch notwendig sein, dieser Grundmischung andere Stoffe beizusetzen oder sie entsprechend den speziellen Bedürfnissen abzuwandeln.

Bei den Bestandteilen handelt es sich um:

  • San
  • Ungedüngte Erde
  • Humus oder Kompost(-erde)

Der Sand sorgt für die Auflockerung der Erde und begünstigt den Wasserabfluss. Zudem hemmt er Fäulnis und sorgt für schnelleres Abtrocknen. Ungedüngte Erden, wie beispielsweise Gartenerde, Mutterboden, aber auch Balkon- oder Pflanzenerde, speichert Wasser und hat einen geringen Nährstoffgehalt. Zudem ist sie erforderlich für das Dunkelhalten der Wurzeln und deren Verankerung.

Humus oder Komposterde, die gut verrottet sein sollte, bietet einen optimalen pH-Bereich und bietet Nährstoffe, die langsam freigegeben werden. Auch dieser Bestandteil kann Wasser speichern und ist für die Wurzeln notwendig.

Die genannten Bestanteile sollte für die Grundmischung der Anzuchterde zu gleichen Teilen miteinander kombiniert werden.

Tipp:

Auf Torf – auch wenn dieser oft als Bestandteil von Anzuchterde angeführt wird, sollte der Umwelt zuliebe verzichtet werden.

Varianten

Pflanze ist nicht gleich Pflanze – das trifft auch schon auf die Ansprüche der Samen zu. So mögen es manche von Anfang an etwas feuchter, andere benötigen hingegen einen sehr trockenen, lockeren und durchlässigen Boden. Auch steinige Substrate oder Erde mit hohem Lehmgehalt können notwendig sein. Für eine erfolgreiche Keimung ist es daher erforderlich, die Anzuchterde in der Beschaffenheit anzupassen.

Für Gewächse, die später im Steingarten stehen, empfehlen sich Kies und Steine in der Anzuchterde. Der Kompostanteil sollte hingegen kleiner ausfallen.

Exotische Pflanzen mögen oft lockere Böden weicher Beschaffenheit, Kokosfaser eignet sich zu diesem Zweck optimal.

Grundsätzlich gilt, dass die Anzuchterde in ihren Grundzügen dem später erforderlichen Substrat ähneln sollte.

Tipp:

Bei Unsicherheit auf die Zusammensetzung von speziellen Anzuchtsubstraten im Handel achten, diese kann zumindest eine Orientierung sein.

Behandlung

Wird Anzuchterde selber gemacht, kommt es wie erwähnt nicht nur auf die Mischung alleine an. Auch die Behandlung ist wichtig, um das Substrat entsprechend vorzubereiten.

Drei Arbeitsschritte sind dafür erforderlich:

  1. Alle Bestandteile gründlich und fein sieben und von fremden Pflanzenteilen befreien.
  2. Alles gründlich miteinander vermengen, um Nährstoffe und auflockernde Elemente gleichmäßig zu verteilen.
  3. Flach auf einem Backblech ausbreiten und bei 150° C bis 200° C für etwa eine Stunde in den Ofen stellen.

Vor dem Einbringen der Samen ist die Anzuchterde also frei von anderen Pflanzenteilen und Krankheitserregern. Auch Schädlinge und deren Larven überstehen die Tortur nicht. Damit ist das Substrat bereits zur Aussaat.

Häufig gestellte Fragen

Wie lange eignet sich Anzuchterde als Substrat?

Wann der Wechsel des Substrats erfolgen sollte, richtet sich nach der jeweiligen Pflanzenart. Bei einigen wird allein die Höhe als Orientierung genutzt, bei anderen die Anzahl der Blätter oder die Zeit. Um eine entsprechende Entscheidung zu treffen, sollten also Informationen über die jeweilige Pflanze eingeholt werden.

Kann Anzuchterde wiederverwendet werden?

Ein wenig frischer Kompost, eine weitere Runde im Ofen und bei Bedarf erneutes Sieben – schon ist die Anzuchterde bereit für eine weitere Aussaat. Wächst auf ihr nichts mehr oder erscheint sie ausgewaschen, kann sie mit auf den Komposthaufen gegeben werden.

Tipps für Schnellleser

  • Anzuchterde ist für viele Samen und Stecklinge erforderlich
  • Weist spezielle Zusammensetzung auf
  • Enthält wenige Nährstoffe
  • Muss locker und durchlässig sei
  • Freiheit von Viren, Bakterien, Pilzsporen und Schädlingen erforderlich
  • Darf kein anderes Pflanzenmaterial oder Fremd-Samen enthalten
  • Als Basis geeignet sind zu gleichen Teilen Sand, ungedüngte Erde und Kompost
  • Kann durch Kies, Kokosfaser oder mehr Kompost an spezielle Bedürfnisse angepasst werden
  • Alle Bestandteile sind zu sieben
  • Muss gut durchmischt werden
  • Eine Stunde bei mindestens 150° C sorgt für Keimfreiheit
  • Nicht zur dauerhaften Kultur der meisten Pflanzen geeignet
  • Kann bei entsprechender Aufbereitung mehrmals hintereinander zur Anzucht verwendet werden
Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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