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Anleitung: Himbeeren richtig schneiden

Um Himbeeren richtig zu verschneiden, muss man zunächst wissen, ob es Sommer- oder Herbsthimbeeren sind, denn danach richten sich sämtliche Schnittmaßnahmen. Während Sommerhimbeeren nur im Sommer Früchte tragen, können Herbsthimbeeren von Sommerende bis zum ersten Frost beerntet werden. Beide unterscheiden sich zudem darin, dass Sommersorten ausschließlich am zweijährigen Holz fruchten und auch nur diese nach der Ernte abgeschnitten werden dürfen. Herbsthimbeeren dagegen bilden am einjährigen Holz Früchte, sodass sie im Herbst unmittelbar nach der Ernte komplett zurückgeschnitten werden können.

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Sommerhimbeeren schneiden

Wie bereits erwähnt, tragen Sommersorten am zweijährigen Holz, etwa im Juni/Juli. Unmittelbar nach der Ernte, werden diejenigen Ruten die Früchte getragen haben, bodennah abgeschnitten und vorsichtig aus dem Spalier herausgezogen, sofern sie an einem Spalier befestigt sind. Auf einen Meter lässt man etwa 8-12 diesjährige, grüne und vitale Jungruten stehen. Zu erkennen sind diese u. a. auch an neuen Blattknospen, zweijährige Triebe dagegen haben dunkle braune Stängel, die zumeist trocken und welk wirken. Bleiben zu viele Ruten stehen, kann das die Ausbreitung von Pilzerkrankungen begünstigen, weil dann keine ausreichende Belüftung zwischen den einzelnen Trieben gewährleistet ist. Die verbleibenden Ruten kürzt man bei Bedarf auf ca. zwei Meter ein und befestigt sie am Gerüst.

Tipp:

Das Befestigen an einem geeigneten Gerüst, z. B. einem sogenannten V-Gerüst, hat den Vorteil, dass man so die ein- und zweijährige Ruten leichter unterscheiden und voneinander trennen kann.

Bei Bedarf im März nachschneiden

Gelegentlich müssen Himbeeren im März des darauffolgenden Jahres noch einmal nachgeschnitten werden. Dabei sollten aus dem Boden ragende Stummel eingekürzter Ruten aus dem Vorjahr direkt über dem Boden weggeschnitten. Auch kranke und schwache Jungtriebe, die ohnehin keine Früchte mehr ausbilden, sollten im zeitigen Frühjahr entfernt werden. So kann die Pflanze mehr Kraft in die Haupttriebe investieren, sodass diese kräftiger werden und schneller wachsen. Werden kranke Triebe nicht entfernt, können sie mögliche Krankheiten auf andere Triebe übertragen.

Pflanzschnitt bei Sommerhimbeeren

Bei Sommer-Himbeeren empfiehlt sich ein sogenannter Pflanzschnitt. Bei diesem Schnitt wird eine Rute bis auf 20 oder 30 cm eingekürzt. Ist eine zweite oder dritte Rute vorhanden, werden diese bodennah abgeschnitten. Dieser Schnitt dient dazu, die Basisaugen, die jetzt noch unter der Erde liegen zum Austreiben bzw. Wachstum anzuregen.

Herbsthimbeeren schneiden

Als Herbsthimbeersorten werden die Sorten bezeichnet, die sowohl am einjährigen Holz als auch an den neuen Ruten Früchte tragen und weniger in die Höhe wachsen als Sommerhimbeeren. Sie werden als remontierende Himbeersorten bezeichnet. Ab Mitte/Ende Juni beginnt die Blütenbildung und ab August bis teilweise in den Oktober hinein, können die Beeren geerntet werden. Ebenso wie die Sommerhimbeere werden auch Herbstsorten nach der Ernte verschnitten, etwa im November oder späten Winter. Bester Zeitpunkt für den Rückschnitt ist zwischen Ende Februar und Anfang März. Dabei werden sämtliche Triebe bzw. Ruten kurz über dem Boden abgeschnitten. Eine zweite Ernte im Frühjahr entfällt dann allerdings. Aus der Basis entwickeln sich später die neuen Triebe. Experten empfehlen, nach dem Schnitt herbsttragender Beerensträucher etwa zwei abgeschnittene Ruten pro laufenden Meter auf dem Beet liegen zu lassen. Das hat den Vorteil, dass sich auf diesen Ruten nützliche Insekten wie z. B. Raubmilben oder die rote Spinne ansiedeln können, die dann im Frühjahr Schädlinge von den Pflanzen bzw. den jungen Trieben fernhalten. Kranke Ruten sollten dazu nicht genutzt und unbedingt entsorgt werden.

Schnitt für eine zweite Ernte

  • Ist eine zweite Ernte im Frühjahr gewünscht, muss anders verschnitten werden.
  • Nach den ersten Frösten schneidet man die Ruten nicht bodennah ab wie bei einem herkömmlichen Schnitt.
  • Man schneidet nur den oberen Teil der Ruten, die mit Früchten bestückt waren.
  • Die unteren Ruten- bzw. Triebteile bleiben dann für eine zweite Ernte im Frühsommer stehen.
  • Diese Ernte fällt in der Regel wesentlich geringer und kürzer aus.
  • Sinnvoller ist es, 1-2 Ruten pro Pflanze einzukürzen und alle anderen komplett zu entfernen.
  • Die verbleibenden eingekürzten Ruten bringen dann im Frühsommer einige Früchte hervor.
  • Sind diese abgeerntet, sollten auch diese Ruten unverzüglich bodennah abgeschnitten werden.
  • Allerdings stellen Ruten, die man zwecks zweiter Ernte stehen lässt, häufig eine Infektionsquelle für Krankheiten dar.
Tipp:

Aufgrund dessen, das die Himbeerpflanzen durch eine zweite Ernte deutlich geschwächt werden und weniger ertragreich sind, ist es sinnvoll, Herbst- und Sommersorten anzubauen und mit entsprechenden Abständen zueinander zu pflanzen, um sie später nicht zu verwechseln.

Regelmäßiger Schnitt schützt vor Krankheiten

Ein Schnitt unmittelbar nach der Ernte sowohl bei Sommer- als auch Herbstsorten sorgt nicht nur für ertragreiche Folgeernten, sondern kann auch einem Schädlingsbefall entgegenwirken. Da Himbeeren im Allgemeinen zu allerlei Krankheiten neigen, sollen regelmäßige Schnittmaßnahmen dafür sorgen, dass nicht zu viele Ruten stehen bleiben bzw. diese nicht zu dicht stehen. Anderenfalls macht das die Himbeeren besonders anfällig für die gefürchtete Rutenkrankheit oder Wurzelfäule. Zu Wurzelfäule kommt es häufig auf verdichteten Böden und die daraus resultierende Staunässe. Offensichtlich befallene Ruten sollten umgehend abgeschnitten und entsorgt oder verbrannt werden. Um die Anfälligkeit gegenüber Wurzelkrankheiten zu minimieren, kann es hilfreich sein, die Himbeeren in ein Hügelbeet zu pflanzen. Herbsthimbeeren haben aufgrund der recht späten Fruchtreife den Vorteil, dass sie wenig anfällig gegenüber dem gefürchteten Himbeerkäfer sind, deren Maden häufig in den Früchten der Sommerhimbeeren zu finden sind.

Tipp:

Himbeeren reagieren empfindlich auf Nahrungskonkurrenz. Deshalb ist es ratsam, sie nicht in unmittelbare Nähe anderer Pflanzen zu setzen. Auch Unkräuter stellen eine Konkurrenz dar und sollten regelmäßig entfernt werden.

Schale mit Himbeeren

Vorsicht bei Ablegern von Herbsthimbeeren!

Unter Hobbygärtnern ist es ganz normal, Pflanzen zu tauschen so auch Ableger von Beerensträuchern. Auch wenn diese nachbarschaftliche Hilfe in der Regel eine gute Geste ist, sollte man gerade bei Himbeeren besser darauf verzichten, denn diese Ableger sind sehr oft mit Pilzen infiziert und von Viren befallen. Deshalb ist es immer besser sich junge und vor allem gesunde Jungpflanzen aus dem Gartenfachhandel oder einer Baumschule zu holen.

Das richtige Gerüst für Himbeeren

Ein entsprechendes Gerüst ist vor allem für Sommer-Himbeeren empfehlenswert. Diese Himbeerruten können zwischen 200 und 220 cm hoch werden und sind äußerst biegsam, sodass sie durch die Last der Früchte bis auf den Boden herunterhängen. Die Ruten von Herbsthimbeeren werden dagegen nicht so hoch und benötigen nicht zwingend ein Gerüst. Die einzelnen Ruten von Sommerhimbeeren lassen sich mit einem entsprechenden Gerüst oder einem Spalier so in Form bringen, dass immer ausreichend Licht an die Früchte gelangen und die Luft dazwischen gut zirkulieren kann. Zudem ermöglicht ein Gerüst die Trennung ein- und zweijähriger Ruten, was den jährlichen Schnitt erleichtert.

Besonderheit Two-Timer-Himbeere

Die sogenannte Two-Timer-Himbeere ist eine robuste, gut verzweigte und kräftige Neuzüchtung mit großen, festen und süßen Früchten, die zweimal beerntet werden kann. Ab Ende Mai/Anfang Juni werden die zweijährigen und im Sommer die neuen Ruten beerntet. Ein weiterer Vorteil dieser Züchtung ist ihr säulenförmiger Wuchs, wodurch sie sich auch für eine Pflanzung im Kübel eignet. Bei der Two-Timer-Himbeere schneidet man nur die zweijährigen Ruten ab und das am besten im Frühjahr. Um zu verhindern, dass sich zu viele Ruten bilden, sollten auch hier neben dem normalen Rückschnitt überzählige Triebe regelmäßig entfernt werden. Für diese Himbeersorte eignet sich übrigens ein sogenanntes Knotengitter sehr gut.

Fazit

Himbeeren gehören zu den beliebtesten Beeren im heimischen Garten. Für welche Sorte man sich letztendlich entscheidet, hängt von dem persönlichen Geschmack und gegebenenfalls auch vom Pflegebedarf ab. Dieser hält sich jedoch in Grenzen, wobei der regelmäßige Schnitt die wichtigste Pflegemaßnahme ist, denn nur dadurch ist eine regelmäßige und üppige Ernte möglich. Wann und wie zurückgeschnitten wird, ist davon abhängig, ob es sich um Sommer- oder Herbstsorten handelt. Ansonsten macht es Sinn immer beide Arten also sowohl Sommer- als auch Herbsthimbeeren anzubauen. So kann vom Frühsommer bis in den Herbst geerntet werden, ohne die Herbstsorten durch eine zweite Ernte zu schwächen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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