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Anleitung zur Pflege: Spalierobst richtig schneiden

Apfelbaum

Auch wenn es sich manche nicht vorstellen können, kann auch Spalierobst sehr ertragreich sein, vorausgesetzt es wird entsprechend gepflegt und richtig verschnitten. Bevor man die Bäumchen überhaupt verschneiden kann, muss ein geeignetes Spalier bzw. Gerüst, beispielsweise aus Holz oder Metall errichtet werden, an dem die Triebe befestigt und der Baum zu einem ansprechenden Spalier erzogen werden kann. Der Schnitt von Spalierobst beinhaltet einen Pflanzschnitt, mehrere Erziehungsschnitte zum Aufbau von Leitästen und Fruchttrieben sowie den Erhaltungsschnitt zum Aufbau der Krone.

Video-Tipp

Pflanzschnitt im Frühjahr

Der sogenannte Pflanzschnitt, mit dem bereits die Erziehung zum Spalier beginnt, erfolgt in der Regel im Frühjahr nach der Pflanzung. Auch wenn das Bäumchen im Herbst gepflanzt wird, sollte der Pflanzschnitt erst im darauffolgenden Frühjahr durchgeführt werden. Dazu wählt man von den untersten Seitenästen die beiden kräftigsten aus und schneidet diese etwa um ein Drittel bzw. auf ein nach unten gerichtetes Auge zurück. Dann befestigt man sie an den untersten waagerechten Spanndrähten. Diese beiden Seitenäste bilden die sogenannten Leitäste und somit die erste Etage des Spaliers. Alle anderen schräg oder senkrecht wachsenden Seitenäste schneidet man bis auf kleine Stummel bzw. bis auf drei Blätter zurück. Auch der senkrechte Haupttrieb auch Leit- oder Mitteltrieb genannt, wird kurz über einer nach außen zeigenden Knospe leicht eingekürzt.

Tipp:

Zum Befestigen der Leitäste sollten ausschließlich elastische Materialien verwendet werden wie z. B. Bindeweide oder Schlauchband aus PVC. Auf starre Materialien wie Draht oder Ähnliches sollte man verzichten, denn die würden im Laufe der Zeit einwachsen und so beträchtliche Schäden an der Pflanze hervorrufen.

Erziehung im Sommer

Dem Pflanzschnitt folgt im Juli der nächste Erziehungsschnitt, der dem Aufbau sowohl der Leitäste als auch der Fruchttriebe dient und die zweite Astetage bildet. Wie beim Pflanzschnitt wählt man auch jetzt wieder zwei kräftige Seitentriebe aus und fixiert diese etwa in einem 45 Grad-Winkel am Spalier. Im Laufe des Sommers senkt man diese neuen Leittriebe nach und nach ab, bis sie sich schließlich in einer waagerechten Position befinden. Kleine steil nach oben wachsende Triebe sowie junge Triebe, die sich am Haupttrieb gebildet haben, werden entfernt. Des Weiteren werden kleinere Seitenäste bis auf 5-6 Blätter eingekürzt und die unteren Leitäste entspitzt.

Erziehung im zweiten Frühjahr

Mittlerweile verfügt das Bäumchen bereits über zwei gut ausgebildete Astetagen. Wie beim Schnitt im Sommer werden wieder alle senkrecht nach oben wachsenden Triebe entfernt. Dann werden wieder die Spitzen der Leitäste der zweiten Astetage abgeschnitten. Das soll die Verzweigung und den Austrieb des Spaliers fördern. Nun werden alle Triebe, die sich zwischen diesen beiden Etagen gebildet haben, sowie das Fruchtholz der Leitäste auf etwa vier Fruchtknospen eingekürzt. Mit den seitlichen Austrieben der zweiten Astetage kann die vierte Etage geformt werden.

Tipp:

Als Fruchtholz werden die Triebe bezeichnet, die später Blüten und Früchte ausbilden und tragen. Fruchtknospen sind daran zu erkennen, dass sie in der Regel dicker sind als Blattknospen.

Erhaltungsschnitt im Sommer

  • An den Pflanz- und Erziehungsschnitt schließt sich der Erhaltungsschnitt an.
  • Der Erziehungsschnitt soll ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Frucht- und Leitästen herstellen.
  • Es soll ein gleichmäßiger Kronenaufbau erreicht und die Fruchtbarkeit des Obstgehölzes verbessert werden.
  • Geschnitten wird zwischen Juni und August.
  • Man schneidet alle am Haupttrieb befindlichen jungen Triebe auf ca. 20 cm zurück.
  • Das gilt auch für die neuen Austriebe an den Leitästen.
  • Dieser Schnitt soll verhindern, dass die senkrecht nach oben wachsenden Äste zu stark werden.
  • Neutriebe, die direkt am Haupttrieb steil nach oben wachsen, entfernt man komplett.
  • Während dieser Zeit sollten jegliche Konkurrenztriebe kontinuierlich entfernt werden.

Erhaltung im dritten Frühjahr

Im dritten Frühjahr wird ein sogenannter Zapfenschnitt durchgeführt, bei dem alte und stark verzweigte Fruchtquirle entlang der einzelnen Astetagen zurückgeschnitten werden, und zwar bis auf 3-4 Knospen. Das hat jedoch zur Folge, dass wesentlich weniger Fruchtknospen gebildet werden und demzufolge der Ertrag auch geringer ausfällt. Aber keine Sorge, dafür sind die Früchte  größer und die Qualität der Früchte allgemein wesentlich besser.

Grundgerüst für Spalierobst

Zum Formen der Spaliere muss vor der Pflanzung ein entsprechendes Gerüst aus Holz, Metall oder Spanndrähten aufgebaut werden. Idealerweise sollten die Abstände zwischen den einzelnen Drähten und Stäben ca. 40 cm betragen. Der ideale Platz für ein Spalier ist vor einer nach Westen oder Süden ausgerichteten Hauswand. Dieser Standort bietet einen guten Windschutz und sowohl direkte (Sonne) als auch indirekte Wärmestrahlung. Zwischen Spalier und Hauswand sollte immer auf ausreichend Abstand von mindestens 10 cm geachtet werden, um eine ausreichende Belüftung und gute Entwicklung der Pflanze zu gewährleisten.
Die untersten Abzweigungen sollten sich in einer Höhe von etwa 40-50 cm befinden. Ist das Gerüst fertig, kann gepflanzt und der Pflanzschnitt vorgenommen werden. Beim Abbiegen der Triebe muss auf den richtigen Zeitpunkt geachtet werden, denn je unausgereifter die Triebe sind, desto biegsamer sind sie. Am besten geht das zwischen Mai und Juli. Etwa 10-20 cm hinter der Spitze lassen sie sich am einfachsten biegen. Spalierbäume lassen sich übrigens in unterschiedlichen Formen erziehen. Neben der waagerechten, der am häufigsten vorkommenden Form, gibt es das U- oder V-Spalier sowie das Fächerspalier und eine spezielle Form, die sogenannte Palmette.

Tipp:

Am besten kauft man Spalierobst in der Baumschule und achtet darauf, dass das Bäumchen einen möglichst kurzen Stamm hat, damit die unterste Astreihe bzw. Astetage nicht zu hoch liegt.

Vor- und Nachteile von Spalierobst

Im Handel werden neben Jungpflanzen, die man selbst zum Spalier erziehen kann, auch mehrjährige, bereits vorgezogene Spaliere angeboten. Diese haben den Vorteil, dass sie früher beerntet werden können. Aber auch sonst hat Spalierobst einige Vorteile. Gegenüber Halb- und Hochstämmen ist ihr Platzbedarf wesentlich geringer. Mit Spalieren können u. a. Hauswände begrünt werden, was auch noch einen ästhetischen Effekt hat. Frei stehende Spaliere lassen sich sehr gut als Grundstücksabgrenzung nutzen, vorausgesetzt sie werden richtig geschnitten bzw. erzogen, sodass auch eine gewisse Stabilität gegeben ist. Die Erziehung zum Spalier kann abhängig vom Schnitt und der Behandlungsdauer bei starkwüchsigen Obstgehölzen eine erhebliche Wachstumsminderung bewirken. Die Gestaltung der Krone bleibt übersichtlich und die bessere Belichtung und Belüftung der kompletten Pflanze begünstigt die Bildung von Blütenknospen für das nächste Jahr. Ansonsten wird durch den richtigen Schnitt die Qualität der Früchte in Bezug auf Inhaltsstoffe und Ausfärbung positiv beeinflussen und für eine geringere Krankheitsanfälligkeit sorgen. Nachteilig am Spalierobst ist eigentlich nur der Schnitt, denn der ist etwas aufwendig.

Geeignete Obstsorten

Grundsätzlich sind alle Apfel-, Birnen- und Kirschsorten dazu geeignet, als Spalierbaum erzogen zu werden, sie sind sozusagen die Klassiker. Aber auch Aprikosen, Pflaumen und Pfirsiche eignen sich für diese Form der Erziehung und sogar Beerensträucher wie Stachelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren oder Brombeeren. Äpfel und Birnen sind aber nach wie vor die am häufigsten angebauten Spalierobstsorten. Unter den Äpfeln sind beispielsweise die Sorte Elstar, der Rote Boskoop sowie die Kanadarenette besonders beliebt und unter den Birnen die Sorte Clapps Liebling, die Köstliche aus Charneau, die Williams Christ und die Conference. Möchte man sein Wunschspalier selber heranziehen, sollte beim Kauf unbedingt darauf achten, dass die Veredelung auf einer schwach wachsenden Unterlage erfolgt ist.

Tipp:

Für Äpfel wird die Unterlage M9 oder M27 und für Birnen Quitte A empfohlen.

Fazit

Spalierobst ist eine interessante und vor allem platzsparende Alternative zu herkömmlichen Obstbäumen. Am einfachsten ist es sicher, sich ein bereits vorgezogenes Spalier aus der Baumschule zu holen. Wer jedoch den Aufwand nicht scheut, zieht sich sein Wunschspalier selbst. Dabei sollte vor allem auf eine geeignete Veredelungsunterlage und einen möglichst kurzen Stamm geachtet werden. Zudem sollte man wissen, dass zum Aufbau eines entsprechenden Spaliers mehrere Schnitte im Jahr erforderlich sind, die dem Aufbau des Gerüstes mit Leit- und Fruchtästen und dem Kronenaufbau dienen. Ansonsten sollte auf ausreichende Abstände zu Hauswänden geachtet werden, um eine gute Hinterlüftung zu gewährleisten. Unter diesen Bedingungen sollte  einer baldigen Ernte von leckerem Obst nichts im Wege stehen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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