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Vogelmilben: Vogelmilbenbefall beim Menschen – was Sie tun können

Vogelmilbe
Gilles San Martin from Namur, Belgium, Dermanyssus cfr gallinae (5021757436), bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 2.0

Dermanyssus gallinea, wie die Rote Vogelmilbe in der Fachsprache genannt wird, gehört zu den am häufigsten zu findenden Parasiten nicht nur an Vögeln, sondern allgemein an Mensch und Tier. Die blutsaugenden Tiere verursachen stark juckende Stichquaddeln und können Krankheiten übertragen. Aufgrund ihrer typischen Lebensweise sind sie nur schwer zu bekämpfen, weshalb insbesondere stark gefährdete Geflügelhalter ein vermehrtes Augenmerk auf die Vorbeugung richten sollten.

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So erkennen Sie die Rote Vogelmilbe

Aufgrund ihrer geringen Größe ist die den Raubmilben zugeordnete Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) mit bloßem Auge kaum zu erkennen, zumal sie sich lediglich für die kurze Zeit der Nahrungsaufnahme auf ihrem Wirt aufhält und sich ansonsten in Ritzen oder Hohlräumen versteckt. Männliche, adulte Tiere sind etwa 0,6 Millimeter lang, weibliche mit 0,7 bis 0,8 Millimetern werden etwas größer. Zudem können die Weibchen durch die Blutaufnahme über einen Millimeter lang werden. Die Rote Vogelmilbe gehört zu den Spinnentieren und hat, wie alle Vertreter dieser  Klasse, als adulte Form acht Beine. Lediglich im Larvenstadium besitzen Milben sechs Beine. Typischerweise ist Dermanyssus gallinae weißlich bis grau gefärbt (und wird aus diesem Grund manchmal auch als „Graue Vogelmilbe“ bezeichnet), erscheint nach der Blutaufnahme jedoch rot bis bräunlich. Durch den Laien ist sie kaum von anderen, ähnlich aussehenden Milbenarten zu unterscheiden.

Vorkommen und Lebensraum

Die Rote Vogelmilbe ist auf der ganzen Welt zu finden. Sie ernährt sich vorzugsweise von Vogelblut und zwar sowohl von Haus- und Ziergeflügel als auch von Wildvögeln bzw. verwilderten Tieren. Vor allem Hühner, Tauben und Gänse werden befallen, aber auch andere Wirtstiere. Die Vogelmilbe lebt nicht direkt auf ihrem Wirtstier, sondern in dessen näherer Umgebung wie beispielsweise in geschützten Nischen, in Ritzen, Spalten und anderen kleinen Versteckmöglichkeiten. Diese befinden sich häufig in den Vogelnestern sowie in ihren Käfigen (etwa an den Sitzstangen), aber auch an der Wand, auf dem Boden oder in Futterbehältnissen.

Ernährung und Verhalten

Die Larven der Roten Vogelmilbe nehmen noch kein Blut auf, lediglich die Nymphen – eine Entwicklungsstufe über den Larven – sowie die erwachsenen Tiere benötigen das Blut ihrer meist gefiederten Wirte. Vor allem direkt vor einer Häutung oder der Eiablage suchen die Milben das Wirtstier zwecks Nahrungsaufnahme auf.  Bevorzugt saugen die Milben an den weichen Hautpartien im Nacken, um die Schulter, in der Kniekehle sowie am Rücken. Eine erwachsene Milbe braucht etwa eine halbe bis eine Stunde zur Nahrungsaufnahme.

Vogelmilbe
Daktaridudu, Dermanyssus mite of birds, bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 4.0

Die Rote Vogelmilbe ist ab Temperaturen von mindestens 10 °C aktiv, vermehrt sich jedoch besonders bei warmer Witterung zwischen 20 und 30 °C sehr schnell. Die Tiere vermehren sich rasant, so dass sich an geschützten Orten sehr große Populationen ansammeln können. Dabei ist die Milbe nicht an ihren angestammten Ort gebunden, sie kann auf der Suche nach einem Wirt auch etwas entferntere Orte aufsuchen. Die Rote Vogelmilbe sucht ihren Wirt bevorzugt in der Nacht auf, kann aber in manchen Fällen auch tagsüber aktiv werden. Bei Temperaturen unter 10 °C überleben die Tiere bis zu neun Monate ohne jegliche Nahrung.

Fortpflanzung

In typischen Geflügelhaltungen – beispielsweise einem Hühnerstall – herrschen ganzjährig nahezu ideale Lebensbedingungen für die Rote Vogelmilbe vor. Optimale Bedingungen zum Überleben sowie zur Fortpflanzung finden die Spinnentiere bei Temperaturen zwischen 20 und 30 °C sowie einer Luftfeuchtigkeit von etwa 70 % vor – hier konnten Wissenschaftler beobachten, wie sich innerhalb von nur sieben Tagen aus einem Ei ein adultes Tier entwickelte. Bei Temperaturen zwischen 15 und 25 °C kann es dagegen bis zu 28 Tage dauern, bis eine Rote Vogelmilbe alle Entwicklungsstadien durchlaufen hat. Jede weibliche Milbe legt im Laufe ihres Lebens zwischen 30 und 100 Eier, die pro Gelege vier bis acht Eier aufweisen. Diese werden bevorzugt nicht auf den Wirten, sondern in dessen unmittelbarer Nähe – etwa in oberflächlichen Ritzen und Spalten – positioniert. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich noch nicht von Blut.

Befall beim Menschen

Hauptsächlich wenn ihre Hauptwirte nicht (mehr) verfügbar sind, stechen Rote Vogelmilben auch andere Tiere (beispielsweise Haustiere wie Hunde oder Katzen) sowie Menschen. Besonders gefährdet sind hierbei Personen, die selbst Geflügel oder Ziervögel (etwa Wellensittiche etc.) halten oder in einem Geflügelbetrieb arbeiten. Des Weiteren sollten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, wer in der Nähe größerer Ansammlungen von verwilderten Haustauben, Wildtauben oder in einer Region mit dichtem Baumbestand (beispielsweise in der Nähe eines Parks) wohnt. Dies gilt vor allem für Wohnungen in unmittelbarer Nähe von verlassenen Nestern. Häufig trifft ein Befall die Bewohner von Dachwohnungen, denn Tauben, Sperlinge, Schwalben und andere Stadtvögel nisten gern direkt unter einem Hausdach – mit der Folge, dass die Milben schnell und unkompliziert in die Wohnung gelangen können. Es gibt sogar Berichte darüber, wie die Rote Vogelmilbe über Lüftungsschächte in das Innere eines Krankenhauses gelangte.

Mögliche Gesundheitsrisiken durch Vogelmilbenbefall

Die Stiche der Roten Vogelmilbe verursachen beim Menschen starken Juckreiz, es bilden sich rote Pusteln mit einer deutlichen Einstichstelle in der Mitte. Der eigentliche Stich wird nicht bemerkt, da das charakteristische Jucken erst Stunden später in Erscheinung tritt. Durch Kratzen können Sekundärinfektionen auftreten, in dessen Folge sich die Einstichstelle entzündet. Auch eine Übertragung von Krankheitserregern wie etwa Bakterien und Viren durch die Milben auf den Menschen ist grundsätzlich möglich. Ein Befall mit der Roten Vogelmilbe wird oft mit anderen Milben oder stechenden Blutsaugern verwechselt, da die Hautreaktionen oft keine eindeutige Zuordnung erlauben und die Tiere selten zu sehen sind.

Tipp:

Geflügel- bzw. Halter von Ziervögeln können einen vermutlichen Befall mit der Roten Vogelmilbe feststellen, indem sie die Sitzstangen der Vögel mit doppelseitigem Klebeband umwickeln. Am nächsten Morgen sollten daran kleine dunkle oder auch hellere Punkte zu finden sein, die sich unter einem Mikroskop schnell als Dermanyssus gallinea identifizieren lassen.

Akuten Befall bekämpfen

Vogelmilbe
Gilles San Martin from Namur, Belgium, Dermanyssus cfr gallinae (5021758662), bearbeitet von Hausgarten, CC BY-SA 2.0

Einen akuten Milbenbefall in der Wohnung bekämpfen Sie lediglich durch eine äußerst gründliche Reinigung: Kleidung, Bettbezüge und -laken, Decken, Kissen, Kuscheltiere etc. sollten bei Temperaturen von mehr als 50 °C in der Waschmaschine gewaschen werden. Lose Gegenstände, die möglicherweise als Versteck dienen und nicht gewaschen werden können, stellen Sie dagegen über Nacht ins Gefrierfach bzw. in die Tiefkühltruhe. Hier werden die Tierchen jedoch nur bei Temperaturen ab minus 20 °C zuverlässig abgetötet. Für eine wirksame Bekämpfung sollten Sie außerdem die Quelle des Übels finden und den Tierchen hier mit den entsprechenden chemischen Mitteln den Garaus machen. Dazu gehört beispielsweise die Beseitigung von verlassenen Vogelnestern, etwa unter einer Dachrinne oder auf einem Dachboden. Bessern sich die Beschwerden nicht, sollten Sie einen professionellen Schädlingsbekämpfer zu Rate ziehen.

Tipp:

Gegen den Juckreiz an einer Einstichstelle hilft zunächst einmal ein kühlendes, linderndes Gel bzw. eine Salbe.

Vorbeugende Maßnahmen

Wer Vögel hält, sollte im Vogelstall stets für hygienische Verhältnisse sorgen. Dazu gehört nicht nur, den Käfig bzw. den Hühnerstall regelmäßig von Kot zu reinigen, sondern beides porentief sauber zu halten. Die Rote Vogelmilbe (und auch andere Plagegeister) sind übrigens der Grund, weshalb Hühnerställe früher oft „ausgebrannt“ und anschließend gekalkt wurden. Heute werden gegen Milben vor allem Biozide wie beispielsweise Akarizide eingesetzt, die jedoch in von Menschen bewohnten Wohnungen nicht angewendet werden dürfen.

Tipp:

Wurde kürzlich eine Taubenkolonie in ihrer Nähe vertrieben? Dann ist besondere Vorsicht geboten, denn anschließend machen sich zahllose Milben auf die Suche nach einem neuen Wirt.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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