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Altes Wespennest im Winter entfernen – so werden Sie das Nest los

Wespennest

„Loswerden“ für sich genommen ist ein wenig unpräzise ausgedrückt, weil Sie einen Haufen Zellstoff an der Wand sicher auch ohne Beratung beseitigen können. Wenn Sie wissen möchten, wann Wespennester noch bewohnt sein könnten, ob ein Wespennest unbedingt entfernt werden muss bzw. alte Wespennester neue Königinnen zum Nestbau animieren, werden Sie nachfolgend umfassend informiert:

Video-Tipp

Kleine Wespennestkunde

Bevor Sie sich daran machen, ein irgendwo in einer versteckten Ecke Ihres häuslichen Umfelds angelegtes Wespennester zu entfernen, wäre es sicher nützlich zu wissen, ob dieses Nest leer ist. Dass der größte Teil der Wespen nicht mehr ums Nest schwirrt, ist per Blickkontrolle aus einiger Entfernung festzustellen. Aber Sie möchten vermutlich sicher sein, dass Ihnen bei der Entfernungs- und Säuberungsaktion keine einzige Wespe begegnet, weder Nachzügler noch eine überwinternde Königin.

Wie die Chancen diesbezüglich stehen, hängt davon ab, wie groß das Nest ist und wann Sie die letzten Aktivitäten rund um das Nest bemerkt haben. Kleine Nester, um die schon im Oktober eine Weile nichts mehr herumgeschwirrt ist, sind ziemlich sicher Anfang November leer und können beseitigt werden. Diese Nester werden von kurzlebigen Wespen-Völkern hinterlassen, die schon Anfang Herbst abgestorben sind. Bei diesen kleinen Nestern ist es auch gut möglich, dass Sie im Winter das Nest erstmals bemerken – die kleinen Völker oft dunkel gefärbter Wildwespen sind nicht aggressiv und gehen (fliegen) Menschen möglichst aus dem Weg.

Die auffälligen, größeren Nester, bei denen sich Gedanken darüber zu lohnen scheinen, was im Inneren dieses kunstvoll verschachtelten Gebildes los ist, sind Bauten unserer „nervigsten“ Wespenarten, der „Gemeinen Wespe“ und der „Deutsche Wespe“.  Diese Nester fallen Ihnen sicher nicht erst im Winter auf, weil dort ab Mai eine Menge los war: Im Mai hat die Königin mit dem Nestbau begonnen, über den Sommer waren immer mal wieder Wespen im An- und Ausflug zu beobachten, und im Spätsommer war dann einiges Gewimmel rund um das Nest. Aus gutem Grund, ab September/Oktober sterben die Wespen dieser Arten langsam und werden kurz vorher immer aggressiver.

Spätestens im November sollte es ruhig rund um ein Wespennest von einiger Größe geworden sein; wenn Sie mehrere Tage keine fliegenden Wespen mehr gesichtet haben und die ersten Nachtfröste vorbei sind, können Sie sicher sein, dass das Wespennest nun leer ist. Das Wespenvolk hat nun das Zeitliche gesegnet, die einzige Überlebende ist die Königin, die überwintert, um im nächsten Jahr ein neues Nest zu bauen. Bedeutet für Sie: Reine Luft, denn die Königin überwintert nicht im alten Nest, und sie nutzt das alte Nest auch nicht erneut, sondern baut immer ein neues Nest.

Hier ein paar schöne Bilder der Nestbaukunst unserer häufigsten Arten: www.aktion-wespenschutz.de/Wespenarten/Deutsche%20wespe/germanicaUnten.htm, www.aktion-wespenschutz.de/Wespenarten/Gemeine%20wespe/vulgarisIndex.htm.

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Nur noch einmal vollständigkeitshalber: Vor dem Winter, wenn das Nest noch voller Leben ist, dürfen Sie es nicht einfach entfernen. Wespen sind nützlich, für unsere Gesellschaft, weil sie Pflanzen bestäuben und Pflanzen die Grundlage unserer Ernährung sind; für Ihren Garten, weil sie dafür sorgen, dass Populationen schädlicher Insekten in vertretbaren Maßen bleiben, für Sie, weil sie im Garten für Blüten sorgen und dafür zuständig sind, dass es in Haus und Garten nicht von anderen unangenehmen Tierchen wimmelt. Deshalb stehen Wespen unter Naturschutz, nach § 39 BNatSchG ist jede mutwillige Beunruhigung von Wespen (und anderer wild lebender Tiere) verboten, Wespen dürfen ohne vernünftigen Grund nicht gefangen, verletzt oder getötet werden, ihre Lebensstätten dürfen nicht ohne vernünftigen Grund beeinträchtigt oder zerstört werden. Wann ein vernünftiger Grund vorliegt, liegt nicht in ihrem persönlichen Ermessen – aber im Konfliktfall bekommen Sie von vielen Seiten Hilfe, Ihr örtliches Umweltamt weist Ihnen im Zweifel den Weg.

Wespennest entfernen

Ein altes Wespennest kann also im Winter entfernt werden, wenn länger keine Wespen mehr in der Nähe gesichtet wurden. So geht das am schnellsten und mit dem wenigsten Schmutz:

  • Staubsauger bereitstellen, am besten natürlich mit bedienungswilligem Helfer
  • Weiter brauchen Sie eine große (blaue) Mülltüte
  • Ein scharfes Messer oder einen breiten flachen Spachtel, je nach Größe der Nestaufhängung
  • Eine Bürste, je nach Material unter dem Nest aus Draht oder Borsten/Kunststoff
  • Tüte unter dem Wespennest aufspannen
  • Wespennest abschneiden oder abstechen, sodass es in die Tüte fällt
  • Befreit vom Nachdenken über Gerüchte über im Nest verbliebene Wespen/überwinternde Königinnen
  • Möglichst viel von den verbliebenen Wespennest-Resten an der Wand/im Rolladenkasten in Tüte bürsten
  • Mülltüte entsorgen, schwerer erreichbare Reste wegbürsten + wegsaugen

Das war’s schon, anschließend können Sie den Nistbereich noch gründlich feucht reinigen, damit der vertraute Geruch nicht die nächste Königin zum Nestbau animiert. Aber schlaue Königinnen werden einzigartig gut geeignete Orte immer wieder ausfindig machen, weshalb Sie kurz darüber nachdenken sollten, ob das Nest unbedingt von einer Stelle entfernt werden muss, an der es nicht allzu sehr stört.

Altes Nest, neues Nest?

Es gäbe ein Argument dafür, das Wespennest erst im nächsten Frühjahr zu beseitigen: Die Königin überwintert irgendwo in der Nähe, und wenn sie nächstes Frühjahr daran geht, das neue Nest anzulegen, sucht sie wie letztes Mal den optimalen Platz. Wenn die beim letzten Mal ausgesuchte Stelle weit und breit die einzige Stelle ist, wo eine Wespe in Ruhe ein Nest bauen kann, würde es Sinn machen, das Nest bis Frühjahr hängen zu lassen. Denn die Biologen sind sich ziemlich sicher, dass es noch nie vorgekommen ist, dass eine Wespenkönigin ein altes Nest bezieht.

Allerdings setzt diese Entscheidung die Beurteilung des Umfelds „aus Wespensicht“ voraus. Einige Kriterien, die bei der Auswahl des Orts für das Nest eine Rolle spielen, können sich sogar Menschen denken: Schön ruhig, eine Möglichkeit, nach draußen in den Garten zu kommen, empathiebegabte Menschen haben Spaß an der Sache und überlegen noch ein wenig weiter. Wenn dabei herauskommt, dass der Rolladenkasten (mit dem alten Wespennest, um dessen Beseitigung es geht) der einzige Ort ist, an dem man als Wespenkönigin in diesem Raum vernünftigerweise ein Nest bauen kann, können Sie das Nest bis zum Frühling hängen lassen und damit sicher gehen, dass nächstes Jahr nicht schon wieder Wespen einziehen.

Wespen

Für Tierfreunde bzw. ökologisch interessierte Menschen gibt es noch ein andere Motive, ein verlassenes Wespennest nicht sofort zu entfernen:

  • Wenn Sie für „mehr Ökologie im Umfeld“ sorgen möchten, lassen Sie das Nest zur Zweitnutzung hängen
  • Viele Insekten nutzen die kunstvoll gebauten Wespennester gerne als Überwinterungsquartier
  • Meist sind es nützliche Insekten wie Florfliegen, die Hausstaubmilben und Zimmerpflanzen fressende Blattläuse vertilgen
  • Falls Sie die Wespen als Schädlingsbekämpfer bereits schätzen gelernt haben:
  • Auch wenn ins alte Nest keine neue Königin einziehen wird, verbreitet es einen „heimeligen Geruch“
  • Wenn es im Umfeld z. B. des Gartenschuppens noch mehr Möglichkeiten gibt, ein Nest zu bauen, werden möglicherweise andere Königinnen dort Nester bauen
  • Besonders wahrscheinlich ist das bei kleinen frei hängenden Nestern „nicht nervender Wildwespenarten“
  • Solche friedliebenden Wespen stören Sie auch bei mehrfacher Ansiedlung nicht, sondern vertilgen nur eifrig Insekten
  • Diese Mini-Nester z. B. der Haus-Feldwespe zeigen eine offene Bauweise
  • Bei ihnen soll es sogar vorkommen, dass die Wespen das Nest mehrere Jahre nutzen

Neuem Nestbau vorbeugen

Wenn sich das Nest nicht im Gartenschuppen, sondern im Haus befindet, die Natur aber lieber im Garten bleiben soll, kommt das Nest also weg. Nach der abschließenden Feuchtreinigung mit Hygienereiniger, die dafür sorgt, dass „fremde Wespen“ keine vertrauten Gerüche mehr erschnuppern, können Sie das betreffende Areal geruchlich so ausstatten, dass es für Wespen unattraktiv wird: Lavendel, Nelken, Weihrauch und Zitrone sollen die meisten Wespen nicht mögen; einige möglichst nicht gerade nach heimischen Pflanzen riechende ätherische Öle wie Eukalyptus, Manuka, Niauli und Patchouli sind sicher auch einen Versuch wert.

Aber Sie haben es mit lebendigen Wesen zu tun, die sich gerade um die wichtigste Aufgabe überhaupt (Arterhaltung) kümmern, wenn die von Ihnen „angebotenen“ Räumlichkeiten für Wespen super Nistplätze sind, wird sich bei freiem Zugang wohl immer wieder einmal eine Königin zu Ihnen verirren.

„Freier Zugang“ ist für eine Wespe schon bei sehr kleinen Spalten gegeben, aber Sie können natürlich versuchen, Ihr Haus ein wenig „wespendichter“ zu machen:

  • Möglichst viele Fliegengitter installieren
  • Ganz normale Modelle reichen, teure Spezial-Installationen bringen in den seltensten Fällen mehr
  • Wenn bei Ihnen im Sommerhalbjahr ein reger Menschenverkehr vom Haus in den Garten herrscht, lohnt sich die Installation automatischer Türschließer
  • Wenn die Tür zum Garten nur deshalb ständig offen steht, damit Hund oder Katze rein und raus können, ist eine Hunde- bzw. Katzenklappe vielleicht eine Idee
  • Öffnungen von Rollladenkästen lassen sich wespensicher verschließen
  • Holzträger sollen nicht mehr von Wespen zum Nistplatz erkoren werden, wenn sie lackiert werden
  • Wenn Sie das nicht möchten, könnten Sie sich nach Wespen abschreckenden Wachsen und Ölen erkundigen
  • Unterm Dachvorsprung sollen Wespen nicht nisten, wenn die Dachrinnen aus Kupfer sind
Wespe

Falls die Prävention versagt, oder die Wespen in ihrer Gegend besonders hartnäckig sind, können Sie die Ansiedlung von Wespennestern dann noch im Frühjahr stoppen: Ab Anfang April sind die Königinnen der Deutschen Wespe auf Nestsuche unterwegs, ab Mitte April die Königinnen der Gemeinen Wespe, die Königinnen anderer Wildwespenarten später im Frühling. Die Arbeiterinnen erscheinen erst im Mai, wenn das Nest fertig ist, Königinnen fliegen also einsam und alleine herum. Sie sind aber recht gut zu erkennen, nämlich „mächtige Brummer“, um 4 mm länger als normale Wespen und dick und rund.

Nun haben Sie sicher Besseres zu tun, als den ganzen Tag nach einzeln umherfliegenden Wespen Ausschau zu halten – müssen Sie auch nicht, ein wenig Aufmerksamkeit im „bedrohten“ Bereich reicht vollkommen. Denn dann wird Ihnen nicht entgehen, wenn eine Wespenkönigin mit dem Nestbau beginnt. Je schneller Sie sie entdecken, desto leichter fällt es, die angefangene Arbeit zu zerstören. Die Wespenkönigin wird dann frustiert Ihr Heim verlassen und den Nestbau an einem gastlicheren Ort erneut starten.

Fazit

Es gibt todsichere Mittel gegen Wespennester im Haus, aber die sind alle im Garten anzuwenden. Umgeben Sie Ihr Grundstück mit einem „Ring Natur“ am äußeren Rand: Hecken mit Gehölzen dazwischen, die Insekten zum Nestbau einladen, Insektenhotels davor oder dazwischen gebaut; und wenn Sie für immer Ruhe vor Wespen haben möchten, müssen Sie sich nur ein paar Hornissen zulegen. Die Bewohner eines kleinen Hornissennests, so um zwei Dutzend Tiere, sollen in einem Sommer Zehntausende Wespen verspeisen. Für Menschen sind Hornissen als reine Insektenfresser kaum lästig, ein Nest im Garten fällt häufig den ganzen Sommer über nicht auf. „Zulegen“ können Sie sich Hornissen, indem Sie ihnen ein passendes Insektenhotel bauen, oder, noch besser, das nicht mehr genutzte halb verrottete Vogelhaus hinten im Garten zum Hornissen-Appartement umbauen. Dieser Umbau geht schnell: Ein, zwei eurogroße Löcher in den Boden, und die Hornissen (die zur Temperaturregelung im Stock Durchzug in der Behausung brauchen) sind mit dem Angebot zufrieden. Hummeln und Wildbienen mögen solche Behausungen auch, die zu beherbergen ist in unseren Notzeiten für Insekten aber auch „eine gute ökologische Tat“.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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