
Planungsarbeiten und Grundriss
Die verschwenderische Natürlichkeit eines Bauerngartens erfordert eine detaillierte Planung. Diese sollte während der Winterzeit bis zur Entscheidungsreife vorangetrieben werden. Auf diese Weise kann mit den Bodenarbeiten sogleich begonnen werden, wenn die Erde im Frühjahr aufgetaut ist. Dank dieser Umsicht geht keine wertvolle Pflanzzeit verloren. Alle wichtigen Aspekte für eine gekonnte Planung werden im Folgenden näher beleuchtet:Standort
Die geballte Pracht aus Zier- und Nutzpflanzen entfaltet sich im Bauerngarten nur dann, wenn Sie einen Standort wählen mit folgenden Rahmenbedingungen:- Sonnige bis halbschattige Lage
- Kleinere, schattige Nischen sind kein Hinderungsgrund
- Warm und luftig, ohne eine ausgeprägte Windexposition
- Nährstoffreiches, humoses Erdreich
- Frisch-feucht bis mäßig trocken, ohne Gefahr von Staunässe
Tipp: Erfüllen die Bodenverhältnisse nicht die Idealbedingungen, gleichen Zuschlagstoffe die Defizite aus. Sandiges Erdreich wird optimiert mit Kompost, Lauberde oder Rindenhumus. Zu festem Boden verleihen Sand, feiner Splitt oder Perlite mehr Durchlässigkeit.
Skizze für den Grundriss anlegen

- Das Grundgerüst bilden 4 gleich große, rechteckige oder quadratische Beete
- Der Zugang zu den Beeten erfolgt über ein Wegekreuz
- Jedes Beet verfügt über eine eigene Einfassung
- Ein Rondell markiert als Herzstück die Kreuzung der Wege
- Ein umlaufender Weg ermöglicht den Zugang zu jedem Beet von außen
- Eine Einfriedung mit 1 oder 2 Eingängen fungiert als Grenze
- Zwischen umlaufendem Weg und Umzäunung bietet ein Abstand von 60-100 cm Raum für weitere Pflanzen
Tipp: Damit die Pflegearbeiten im fertigen Bauerngarten ungehindert durchgeführt werden können, sollte für die Wege eine Breite von mindestens 60 cm, respektive einer Schubkarrenbreite, eingeplant werden. Diese Mindestbreite gilt ebenfalls für den oder die Eingänge.
Anleitung für die Bauarbeiten
Sobald im Frühjahr der Frost aus dem Boden gezogen ist, können die Arbeiten für das Grundgerüst des Bauerngartens beginnen. Idealerweise wurde das Areal bereits im Herbst umgegraben und dabei von alten Wurzeln, Steinen und anderen Verunreinigungen befreit. Die Einarbeitung von Kompost oder die Ausbringung einer Gründüngung bereitet den Boden perfekt vor für die spätere Bepflanzung. Bei Bedarf können diese Arbeiten im Februar/März den eigentlichen Bauarbeiten vorgeschaltet werden. So schaffen Sie die perfekte Ausgangsbasis für Ihren Bauerngarten:- Das Gelände gründlich harken und jäten
- Gemäß der Planungszeichnung Beete, Wege, Zentrum und Umzäunung markieren mit Pflöcken und Schnüren
- Entlang der Wege den Boden 20 bis 30 cm tief ausheben
- Verfüllen mit Rindenmulch, Zierkies oder Splitt
- Alternativ ein feines Saatbeet anlegen, um Rasen auszusäen oder Rollrasen zu verlegen als Wegebelag
Ideen für die Einfriedung

- Staketenzaun aus unlasiertem Eichen- oder Kastanienholz, ohne Querbalken, verbunden durch verzinkten Draht
- Trockenmauer aus Natursteinen
- Flechtzaun aus naturbelassener Weide
- Lattenzaun aus unbehandeltem Holz
- Jägerzaun aus Kiefern- oder Fichtenholz
Tipps für die Beetumrandung
Als Klassiker für die formschöne Beetumrandung ist der Buchsbaum auf dem Rückzug, da sich der hartnäckige Buchsbaum-Zünsler explosionsartig ausbreitet. Gleichwohl sollten Sie nicht darauf verzichten, die einzelnen Beete im Bauerngarten abzugrenzen. Diese Maßnahme verfolgt nicht nur einen optischen Zweck. Vielmehr soll im Rahmen der Mischkultur sichergestellt werden, dass sich die Pflanzen nicht gegenseitig überwuchern oder invasive Arten sich unkontrolliert ausbreiten. Statt Buxus stehen Ihnen mannigfaltige und pflegeleichte Optionen zur Verfügung, wie die folgende Auslese beweist:- Zierlicher Frauenmantel (Alchemilla epipsila)
- Blaukissen (Aubrieta)
- Polster-Phox (Phlox subulata oder douglasii)
- Lavendel (Lavendel officinalis)
- Thymian (Thymus)
- Bergilex (Ilex Crenata)
- Buchsblättrige Berberitze (Berberis buxifolia)
- Zwergliguster (Ligustrum vulgare)
Beispiele für die Gestaltung des Zentrums
Im Herzstück des Bauerngartens laufen die Wege zusammen zum Knotenpunkt, der alle Blicke auf sich zieht. Damit das Zentrum die Erwartungen als optisches Highlight erfüllt, bietet sich eine Vielzahl schöpferischer Gestaltungsmöglichkeiten an. Typischerweise ist das Kernstück rund geformt. Es spricht indes nichts dagegen, ihm eine rechteckige oder quadratische Prägung zu verleihen. Wir haben uns in Deutschlands Bauerngärten umgeschaut und die folgenden Beispiele als Anregung für Sie zusammengestellt:- Ein Rosen-Rondell, umrahmt von niedrigen, immergrünen Bergilex
- Ein mit blühenden Kletterpflanzen bewachsener Obelisk
- Eine steinerne Statue, unterpflanzt mit Polsterstauden oder Beetrosen
- Ein Springbrunnen mit Miniteich
- Ein solitärer Obstbaum, Holunderstrauch oder Blütenstrauch
- Eine Kräuterspirale

Anregungen für den Pflanzplan
Die Bepflanzung übernimmt im neu angelegten Bauerngarten naturgemäß eine Schlüsselfunktion. Auf der Basis einer Mischkultur nach der 4-Felder-Wirtschaft, bleibt der Pflegeaufwand im überschaubaren Rahmen, um das erhoffte Ziel zu erreichen. In einer Mischkultur werden Pflanzen vergesellschaftet, die sich gut vertragen. Konkret bedeutet dies, dass sie sich durch Wurzelausscheidungen, unterschiedliche Nutzung von Wasser- und Nährstoffvorräten sowie Verwurzelungstiefen gegenseitig positiv beeinflussen. Auf diese Weise lassen sich auf engstem Raum optimale Ergebnisse erzielen hinsichtlich Ernteertrag und Blütenfülle. Optimiert wird das Resultat, indem die Beete jährlich wechselnd bepflanzt werden mit stark-, mittel- und schwach-zehrenden Nutz- und Zierpflanzen. Das vierte Beet wird wahlweise genutzt als Kräuterbeet und Obstgarten oder bietet Standort-treuen Pflanzen genügend Raum.Beispiel für einen Selbstversorger Bauerngarten mit dekorativer Note
Auf seinem historischen Werdegang durchlief der Bauerngarten zahlreiche Modifikationen, die stets eine Anpassung an den Zeitgeist nachvollzogen. Der moderne Hausgärtner hat ein Faible entwickelt für eine Mischung aus ökologisch angebauten Nutzpflanzen und verschwenderischen Blumen. Das folgende Beispiel konkretisiert, wie es gelingt:Beet 1 - Starkzehrer
Die folgenden Nutzpflanzen kommen für das Starkzehrer-Beet im Bauerngarten infrage:- Broccoli (Brassica oleracea)
- Kartoffeln (Solanum tuberosum)
- Gurken (Cucumis sativus)
- Tomaten (Solanum lycopersicum)
- Melonen (Cucumis melo)
- Kohlrabi (Brassica oleracea var. gongylodes)
- Rittersporn (Consolida ajacis)
- Federmohn (Macleaya cordata)
- Chrysanthemen (Chrysanthemum)
- Sonnenblumen (Helianthus)

Beet 2 - Mittelzehrer
Im Beet für die Mittelzehrer haben Sie die Qual der Wahl, denn eine Vielzahl köstlicher und prächtiger Gartenpflanzen rückt hier in den Fokus. Die folgende Auswahl möchte einen Einblick gewähren in das breit gefächerte Spektrum:- Aubergine (Solanum melongena)
- Chinakohl (Brassica rapa subsp. pekinensis)
- Rote Beete (Beta vulgaris subsp. vulgaris var. conditiva)
- Endivie (Cichorium endivia)
- Radicchio (Cichorium intybus var. foliosum)
- Stangenbohnen (Phaseolus vulgaris ssp. vulgaris var. vulgaris)
- Spinat (Spinacia oleracea)
- Purpurglöckchen (Heuchera)
- Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)
- Bergenien (Bergenia cordifolia)
- Goldfelberich (Lysimachia vulgaris)
Tipp: Bei der konkreten Zusammenstellung der Pflanznachbarn sollten - neben dem Nährstoff- und Wasserbedarf - die Wuchshöhe und -breite mit einbezogen werden in die Überlegungen.
Beet 3 - Schwachzehrer
Im Beet für Gemüse- und Zierpflanzen mit geringem Nährstoffverbrauch fühlen sich die folgenden- Feldsalate (Valerianella)
- Radieschen (Raphanus sativus var. sativus)
- Buschbohnen (Phaseolus vulgaris ssp.vulgaris var. nanus)
- Erbsen (Pisum sativum)
- Portulak (Portulaca oleracea)
Beet 4 - Optionen
Das vierte Beet im Reigen ist nicht festgelegt auf seine Funktion als Kräuterbeet. Sofern Sie sich für eine Kräuterspirale als Mittelpunkt des Bauerngartens entschieden haben oder nur geringen Bedarf an Kräutern haben, steht Ihnen diese Fläche als gärtnerische Spielwiese zur Verfügung. Was sich an dieser Stelle so alles nützlich macht, zeigt Ihnen die folgende Liste auf:- Erdbeeren (Fragaria)
- Spargel (Asparagus)
- Rhabarber (Rheus)
- Basilikum (Ocimum basilicum)
- Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
- Petersilie (Petroselinum crispum)
Beispiel für einen historischen Bauerngarten
Liegt es in Ihrem Bestreben, einen urwüchsigen, nostalgischen Bauerngarten anzulegen, der bereinigt ist vom Zeitgeist? Dann werfen Sie einen Blick zurück auf die historischen Anfänge. Im frühen Mittelalter wurden die Bauern aufmerksam auf die klug angelegten Klostergärten mit einem großen Kreuzgang, einem Baumobst-Garten sowie einem Gemüse- und Kräutergarten. Um ebenfalls reiche Ernte einzufahren, kopierte die Landbevölkerung das Konzept insofern, dass alle vier Gärten zusammengefasst wurden zu dem bis heute geltenden Grundriss.Dank der Landgüterverordnung Karls des Großen sowie der Niederschrift des St. Gallener Klosterplans aus dem 9. Jahrhundert, wissen wir heute, wie die damalige Bepflanzung zusammengesetzt war. Eine Fülle von Aufgaben war abzudecken. Hierzu gehörte ein Beitrag zur Ernährung in Form von Gemüse und Obst. Ebenso die Gesunderhaltung mit Heilpflanzen sowie die Abwehr von Schädlingen mit Gift- und Duftpflanzen. Einbezogen wurden Pflanzen zum Stärken oder Färben von Wäsche. Nicht zuletzt legten die damaligen Bauern Wert auf schöne Blumen mit Erholungswert und zur Ausstaffierung von Altären an kirchlichen Feiertagen. Diese Pflanzen generieren Ihren historischen Bauerngarten:
Auszug aus der Pflanzenliste Karls des Großen von 812:
- Gemüse: Kohl, Lauch, Möhren, Saubohnen, Große (Dicke) Bohnen und Salat
- Obst: Äpfel, Pflaumen, Kirschen, Pfirsiche, Holunder, Stachelbeeren
- Kräuter und Gewürze: Bärlauch, Knoblauch, Diptam, Amarant, Salbei
Tipps für eine ansprechende Dekoration

- Bepflanzte Weidenkörbe inmitten der Beete aufstellen
- Selbstgebastelte Vogelscheuche als Blickfänger platzieren
- Eine Zinkwanne vom Flohmarkt mit Ablauflöchern versehen und bepflanzen
- Eine ausgediente Schubkarre zum Pflanzgefäß umfunktionieren
- Eine steinerne Bank mit Rosenbogen zum lauschigen Sitzplatz gestalten
Fazit
Damit der Traum vom idyllischen Bauerngarten Gestalt annimmt, kommt es auf eine kompetente Planung an. Bevor Sie sich an die Bau- und Pflanzarbeiten begeben, sollte der Grundriss skizziert und der Boden fachgerecht vorbereitet sein. Die schlichte Grundstruktur aus Wegekreuz, 4 gleichgroßen Beeten, einem umlaufenden Weg und einer Einfriedung stellt die Weichen. Für die Umsetzung der Ideen kommen einzig natürliche Materialien zum Einsatz, wie Holz und Stein. Der Pflanzplan basiert auf dem Prinzip der Mischkultur in Verbindung mit der 4-Felder-Wirtschaft. Diese Anleitung zeigt anhand zwei konkreter Beispiele auf, wie Sie das Konzept des Bauerngartens mit Blick auf den Zeitgeist modifizieren. Alternativ blenden Sie die lange Entwicklungsgeschichte des Gartenstils aus und legen einen historischen Bauerngarten an, wie unsere Vorfahren ihn nach der Vorgabe von Karl dem Großen kultivierten. Malerische Dekorations-Elemente, wie Weidenkörbe, Vogelscheuchen und Zinkwannen runden das nostalgische Erscheinungsbild kreativ ab.