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Kartoffelkrankheiten: Kartoffelfäule und Kartoffelschorf bekämpfen

Rund 5000 verschiedene Kartoffelsorten gibt es weltweit die sich erheblich in Aussehen, Form und im Geschmack unterscheiden. Im Supermarkt finden Sie die köstlichen Raritäten allerdings nicht, stattdessen können Sie die Knollen im eigenen Garten anbauen. Damit Ihre Ernte jedoch nicht von häufigen Kartoffelkrankheiten wie der Kartoffelfäule oder dem Kartoffelschorf bedroht wird, sollten Sie bereits vor der Pflanzung wirksame Gegenmaßnahmen ergreifen.

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Kartoffelschorf – unschön, aber kontrollierbar

Kartoffelschorf ist eine häufig auftretende, aber für den Menschen ungefährliche Pflanzenkrankheit. Die charakteristischen, schorfigen Stellen entstehen als Abwehrreaktion der Kartoffelpflanze gegen Angriffe bestimmter sauerstoffliebender, im Boden lebender Bakterien. Im Grunde handelt es sich um vernarbte Wunden, die an der Knollenschale auftreten und einen rein optischen Mangel darstellen. Ertrag, Geschmack oder Keimfähigkeit werden durch den Kartoffelschorf hingegen nicht beeinflusst. Ärgerlich kann lediglich der erhöhte Schälabfall werden, je nachdem, wie tief der Schorf in die Schale eingedrungen ist.

Kann man befallene Knollen noch essen?

Mit Schorf befallene Kartoffelknollen können problemlos gegessen werden, Sie sollten lediglich die schorfigen Stellen herausschneiden.

Tipp:

Am einfachsten geschieht dies, indem Sie die befallenen Kartoffeln wie Pellkartoffeln kochen und sie erst im gekochten Zustand pellen. Der Schorf löst sich zusammen mit der Schale restlos ab.

Grundsätzlich ist auch eine Verwendung befallener Kartoffeln als Saatkartoffeln möglich, da das verursachende Bakterium nicht an der Kartoffelschale, sondern nur im Boden überleben kann. Eine Neuinfektion durch verschorfte Knollen ist also nicht möglich. Dennoch raten Experten von einer Verwendung ab, da die Krankheit leicht mit anderen, ansteckenden Kartoffelkrankheiten verwechselt werden kann. Dies ist bei Pilzkrankheiten – wie beispielsweise durch den Phytophthora-Pilz verursacht – der Fall.

Kartoffelschorf erkennen

Kartoffelschorf lässt sich erst bei der Ernte erkennen, da lediglich die Knollen befallen sind und am Kraut selbst nichts zu sehen ist. Befallene Kartoffelknollen sind mit warzigen, braunen und mit Rissen durchzogenen Flecken zu erkennen, die bei einem umfassenderen Befall zu größeren, zusammenhängenden Flächen verschmelzen können. In der Regel sind die Verschorfungen oberflächlich und dringen lediglich wenige Millimeter in das Fruchtfleisch hinein. Manchmal sinkt der Schorf jedoch kraterartig tiefer in die Knolle ein, dann spricht der Fachmann von so genanntem Tiefschorf.

Diese Formen von Kartoffelschorf werden unterschieden:

  • Flachschorf: flach auf der Knolle aufliegende, pustelartige Befallsstellen
  • Buckelschorf: pustelartige Befallsstellen befinden sich erhöht auf der Knollenoberfläche, darunter Bildung neuen Gewebes
  • Tiefschorf: kraterartig in die Knolle eingesunkene Befallsstellen

Mit Flach- und Buckelschorf versehene Kartoffelknollen verursachen nur unwesentlich mehr Abfall beim Schälen als gesunde Kartoffeln, bei auftretendem Tiefschorf jedoch müssen Sie oft sehr viel wegschneiden. In diesem Fall kann auch die oben beschriebene Pellkartoffel-Methode zur Vermeidung von Schälabfall nicht angewendet werden.

Tipp:

Tiefenschorf tritt nur selten auf, erfahrungsgemäß jedoch vor allem an späten Kartoffelsorten.

Ursache ist im Boden lebendes Bakterium

Solanum tuberosum - Kartoffel

Verursacher des Kartoffelschorfs in das im Boden lebende, aerobe Bakterium Streptomyces scabies. Es ist auf die Versorgung mit Sauerstoff aus der Luft angewiesen, weshalb die Krankheit vornehmlich beim Anbau auf lockeren, durchlässigen und sandigen Böden auftritt. Beinhaltet dieser auch noch einen großen Anteil nicht verrotteten organischen Materials – welches etwa bei der Düngung mit Stallmist vorhanden ist – und ist das Wetter über Wochen eher trocken, findet Streptomyces scabies perfekte Lebensbedingungen vor.

So infizieren sich die Knollen mit Kartoffelschorf

Besonders zur Zeit der Kartoffelblüte sind diese Umstände gefährlich. Zu diesem Zeitpunkt beginnt das Dickenwachstum, wobei die Schalen der noch jungen Knollen zart, dünn und damit sehr anfällig für das Eindringen eines Schadpilzes wie Streptomyces scabies sind. Kartoffelschorf entsteht immer zum Zeitpunkt des Knollenansatzes, weshalb vorbeugende Maßnahmen bereits im Vorfeld bzw. zu diesem Zeitpunkt wirksam sind. Ist die Schutzbarriere – die die Schale schließlich darstellt – der Knolle erst einmal durchdrungen, kann der Kartoffelschorf nicht mehr bekämpft werden.

Die Entstehungsbedingungen für Kartoffelschorf im Überblick:

  • gut durchlüfteter, lockerer, durchlässiger Boden
  • (sandige) Böden mit pH-Werten über 5,5
  • Böden mit hohen Anteilen nicht verrotteter organischer Materialien (frischer Stallmist, Wurzeln…)
  • Trockenheit und hohe Temperaturen zur Zeit der Kartoffelblüte / des Knollenansatzes

Vorbeugen und Bekämpfen

Da eine aktive Bekämpfung im laufenden Gartenjahr nicht mehr möglich ist, sobald der Kartoffelschorf erst einmal aufgetreten ist, können Sie lediglich auf vorbeugende Maßnahmen setzen. Dazu gehört, es den Bakterien durch eine Unterbrechung der Sauerstoffversorgung das Leben so schwer wie möglich zu machen:

  • Boden vor der Aussaat / im Jahr vor der Aussaat nicht kalken
  • Kartoffeln nicht auf frisch umgegrabenem Grasland anpflanzen
  • Boden nicht direkt vor der Aussaat umgraben
  • Boden bereits im vorhergehenden Herbst umgraben
  • gut verrotteten Kompost oder Stallmist untergraben
  • Einarbeiten von Gesteinsmehl mit hohem Silizium-Anteil
  • keinen frischen Mist oder halb verrotteten Kompost verwenden!
  • auch Gründüngung mit Phacelia oder Senf beugt vor
  • Kartoffelpflanzen gut anhäufeln / wenig hacken
  • Kartoffeln bei Trockenheit beregnen
Tipp:

Außerdem kann es helfen, den pH-Wert des Bodens durch eine gezielte Düngung möglichst niedrig zu halten. Hierzu eignet sich beispielsweise schwefelsaures Ammoniak oder Mangansulfat.

Widerstandsfähige Sorten in der Übersicht

Effektiv im Einsatz gegen Kartoffelschorf ist zudem die Verwendung von weitestgehend widerstandsfähigen Kartoffelsorten:

  • ‚Aula‘: späte, mehlig kochende Sorte, widerstandsfähig auch gegen Kartoffelfäule und andere Krankheiten
  • ‚Birgit‘: mittelfrühe, gegen Schorf und andere Kartoffelkrankheiten resistente Sorte
  • ‚Clivia‘: mittelfrüh, vorwiegend festkochend, hohe Resistenz gegen Schorf und andere Krankheiten
  • ‚Dunja‘: mittelfrüh, vorwiegend festkochend
  • ‚Grata‘: mittelfrüh, festkochend, hohe Resistenz gegen Schorf und andere Krankheiten
  • ‚Hela‘: frühe Sorte, vorwiegend festkochend, hohe Resistenz gegen Schorf
  • ‚Palma‘: mittelfrüh, vorwiegend festkochend
  • ‚Prima‘: frühe Sorte, vorwiegend festkochend, hohe Resistenz gegen Schorf und andere Krankheiten
  • ‚Revelino‘: frühe, festkochende Sorte, hohe Resistenz gegen Schorf und andere Krankheiten
Tipp:

Auch das Vorkeimen vor der eigentlichen Aussaat hat sich bei der Vermeidung von Kartoffelschorf als vorteilhaft erwiesen.

Kartoffelfäule bedroht die Ernte

Solanum tuberosum - Kartoffel

Die Kartoffelfäule – oft auch als Braunfäule oder Krautfäule bezeichnet – ist eine der häufigsten pilzlichen Kartoffelkrankheiten. Verursacher ist derselbe Pilz, der die Kraut- und Braunfäule an Tomaten verursacht. Es handelt sich um eine ernste Krankheit, die auch Hobbygärtnern einen großen Teil der Ernte kosten kann und unter anderem als Hauptursache der Großen Hungersnot in Irland des 19. Jahrhunderts gilt. Hier starben etwa eine Million Menschen, weitere zwei Millionen retteten sich durch Auswanderung. Heute ist allerdings ein anderer Erreger im Umlauf, der in den 1980er aus Mexiko nach Europa gelangte und als aggressiver gilt.

Kartoffelfäule erkennen

Die ersten Symptome der Kartoffelfäule zeigen sich bereits an den Stängeln und Blättern der Kartoffelpflanze. Hier breiten sich, ausgehend von den Blatträndern, rasch dunkelbraune Flecken aus. Diese vergrößern sich insbesondere bei feuchter Witterung und starker Taubildung sehr schnell. Typischerweise bildet sich an der Blattunterseite ein pilziger Rasen, der einem Schimmelbelag ähnlich sieht.

Hier befinden sich die so genannten Sporenbehälter, von denen sich die Sporen bei Nässe ausbreiten. Außerdem dringen sie tief ins Pflanzengewebe ein und befallen nicht nur die oberirdischen Pflanzenteile, sondern auch die Knollen. Hier zeigt sich ein Befall durch graublau verfärbte Flecken an der Schale, während das Innere braun und ungenießbar wird.

Sobald die Braunfäule die Knollen befallen hat, können diese nicht mehr gegessen werden. Auch von einer Verwendung als Saatkartoffeln ist abzuraten.

Verursacher ist ein weit verbreiteter Pilz

Der Verursacher der Kartoffelfäule ist der Pilz Phytophtora infestans, der in gelagerten Kartoffelknollen überwintert. Sofern diese als Pflanzkartoffeln verwendet werden, ist eine Infektion der gesamten Anpflanzung wahrscheinlich. Die Pilzerkrankung findet bei einer hohen Luftfeuchtigkeit (mindestens 80 Prozent) bzw. feuchter / regnerischer Witterung und Temperaturen zwischen acht und zwölf Grad Celsius ideale Wachstumsbedingungen.

Kühle und feuchte Witterung begünstigt Infektion

Bei Umgebungstemperaturen von mehr als 21 Grad Celsius entwickelt sich der Pilz jedoch nicht weiter. Eine Epidemie, die großflächig ganze Kartoffelbestände vernichtet, ist durch die spezielle Form der Vermehrung nicht unwahrscheinlich: Der Pilz vermehrt sich sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich, außerdem werden zahllose keimende Sporen durch Wind und Regen weithin verbreitet. Die für eine geschlechtliche Vermehrung notwendigen Paarungstypen sind mittlerweile in fast jedem Kartoffelanbauland vertreten.

Wie aus der Kraut- eine Knollenfäule folgt

Zunächst beschränkt sich die Erkrankung auf das Kraut, eine Infektion der Knollen erfolgt meist während der Ernte durch kontaminierten Boden, verschmutzte Gerätschaften oder erkrankte Pflanzenteile. Außerdem kann die Krankheit durch starken Regen in die Knollen weitergetragen werden, indem die Sporen aus dem Kraut in die Erde und damit zu den Kartoffelknollen gespült wird.

Vorbeugen und Bekämpfen

Für eine akute Bekämpfung der Kartoffelfäule eignen sich im Hausgarten vor allem Kupferspritzmittel. Allerdings ist eine Behandlung mit Kupferhydroxid nur zu einem frühen Zeitpunkt der Infektion wirksam und sollte deshalb so früh wie möglich erfolgen. Wird das Mittel dagegen zu spät ausgebracht, hilft es nicht mehr. Stattdessen können Sie aber auch vorbeugend spritzen, was vor allem dann wichtig ist, wenn die Kartoffelfäule schon einmal an derselben Stelle oder in einem benachbarten Garten aufgetreten ist. Des Weiteren helfen Pflanzenstärkungsmittel, die Abwehrkräfte der Kartoffelpflanzen zu unterstützen. Insbesondere Extrakte aus Schachtelhalm und Salbei sowie Gesteinsmehl haben sich hier als wirksam erwiesen.

Solanum tuberosum - Kartoffel

Am besten helfen jedoch vorbeugende Maßnahmen, die eine Kartoffelfäule gar nicht erst entstehen lassen:

  • ausschließlich gesunde Pflanzkartoffeln verwenden!
  • Pflanzkartoffeln vorkeimen und frühzeitig auspflanzen
  • Überdüngung, vor allem mit Stickstoff, vermeiden
  • organische Düngemittel wie reifen Kompost oder verrotteten Stallmist bevorzugen
  • Pflanzfläche gut mulchen, z. B. mit Rasenschnitt
  • großzügigen Pflanzabstand einhalten
  • bei der Ernte keine aussortierten Kartoffeln liegen lassen
  • Tomaten und Kartoffeln nicht nebeneinander pflanzen

Um bei vorhandener Krautfäule eine Infektion der Kartoffelknollen während der Ernte zu vermeiden, sollten Sie diese erst nach dem vollständigen Absterben des Krautes ausgraben – und zwar frühestens zwei Wochen danach. Alternativ können Sie das Kraut auch abschneiden, sollten es jedoch auf keinen Fall auf dem Kompost entsorgen. Hacke und andere Gartengeräte sind vor und nach jedem Gebrauch sorgfältig zu desinfizieren.

Widerstandsfähige Sorten in der Übersicht

Als wirksamste Waffe gegen die gefürchtete Kartoffelfäule hat sich die Verwendung weitestgehend widerstandsfähiger bzw. resistenter Kartoffelsorten erwiesen:

  • ‚Aula‘: späte, mehlig kochende Sorte, auch gegen Kartoffelschorf resistent
  • ‚Christa‘: sehr frühe, vorwiegend fest kochende Sorte
  • ‚Cosima‘: sehr späte, vorwiegend festkochende Sorte mit hoher Resistenz
  • ‚Datura‘: sehr späte, mehligkochende Sorte mit hoher Resistenz
  • ‚Désirée‘: mittelfrühe, vorwiegend fest kochende Sorte mit roter Schale
  • ‚Dunja‘: mittelfrüh, vorwiegend festkochend, auch gegen Kartoffelschorf resistent
  • ‚Granola‘: mittelfrühe, vorwiegend fest kochende Sorte
  • ‚Hertha‘: frühe, mehligkochende Sorte mit hoher Resistenz
  • ‚Miriam‘: frühe, vorwiegend festkochende Sorte mit hoher Resistenz
  • ‚Nicola‘: mittelfrühe, festkochende Sorte
  • ‚Ostara‘: frühe, festkochende Sorte mit hoher Resistenz gegen Knollenfäule (nicht jedoch gegen Krautfäule)
  • ‚Palma‘: mittelfrüh, vorwiegend festkochend, auch gegen Kartoffelschorf resistent
  • ‚Roxy‘: mittelfrühe, vorwiegend festkochende Sorte mit hoher Resistenz
Autor Heim-Redaktion

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