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Kakteen pfropfen – Anleitung zur Veredelung / Vermehrung

Die erfolgreiche Veredelung von Kakteen gilt als Ritterschlag unter Hobbygärtnern. Nach einer traditionellen Technik werden ein Edelreis und eine solide Unterlage zusammengefügt. Das Resultat ist eine Edelsorte, die über eine erstklassige Widerstandsfähigkeit verfügt und eine wunderschöne Blüte entfaltet. So manche aussterbende Art konnte dank dieser sachkundigen Vermehrung gerettet werden. Sukkulenten, die ansonsten erst nach vielen Jahren blühen, erfüllen den Wunsch bereits nach kurzer Zeit. Nach der folgenden Anleitung zur Veredelung, ist Ihnen die Vorgehensweise rasch vertraut, Kakteen zu pfropfen.

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Die besten Propfunterlagen

Längst nicht jeder Kaktus hat das Zeug zur Unterlage. Die folgenden Gattungen und Arten haben sich ausgezeichnet in dieser Funktion bewährt, weil sie sowohl schnellwüchsig, als auch robust sind:

  • Pereskiopsis (Gattung): für Sämlinge
  • Selenicereus (Gattung): speziell für junge Kakteen
  • Echinopsis pachanoi: bestens geeignet für ältere Kakteen
  • Trichocereus pachanoi: forciert das Wachstum
  • Hylocereus undatus: fördert Chlorophyl-arme Sukkulenten
  • Eriocereus jusbertii: treibt die Blüten- und Dornenbildung voran

Darüber hinaus hält der Fachhandel verschiedene Opuntien bereit sowie spezielle Unterlagen für Fortgeschrittene. Besonders weichfleischige Edelreiser werden beispielsweise auf Myrtillocactus geometrizans, eine mächtige, baumförmige Kakteenart.

Pfropfen auf Dauerunterlage

Die gängigste Form der Vermehrung mittels Pfropfen erfolgt auf eine Dauerunterlage. Nach der folgenden Anleitung werden Stecklinge, Ableger oder Jungpflanzen so vermehrt, dass sich ein späteres Umpfropfen erübrigt. Die beste Zeit für diese Arbeit sind die Monate von Mai bis August. Edelreis und Unterlage befinden sich im Zenit des Wachstums, was beste Voraussetzungen schafft für einen erfolgreichen Verlauf der Prozedur.

  • Einige Tage vor Beginn beide Kakteen gut wässern
  • Den Kopf von der Unterlage mit einem geraden, glatten Schnitt trennen
  • Dabei knapp unter dem Neuaustrieb ansetzen
  • Die Kanten an den Rippen ca. 5 mm dick schräg abschneiden
  • Nun den Edelreis von der Mutterpflanze trennen
  • Hier gleichfalls die Rippen abkanten

Im Anschluss an diese Vorbereitungsarbeiten schieben Sie den Edelreis von der Seite auf die Unterlage. Dort wird er so positioniert, dass die Saftbahnen, bzw. Leitbündel möglichst präzise aufeinander liegen. Um den Pfröpfling auf der Unterlage zu fixieren, spannen Sie ein Gummiband vom Topfboden aus. Bei größeren Kakteen schaffen 2 überkreuz gezogene Gummibänder die erforderliche Stabilität. So gehen Sie weiter vor:

  • Den veredelten Kaktus für 1 bis 2 Wochen am hellen, nicht vollsonnigen Platz aufstellen
  • Temperaturen um 20 Grad Celsius sind ideal

Während beide Pflanzenteile zusammenwachsen, gießen Sie im normalen Rhythmus. Wichtig zu beachten ist, dass kein Wasser von außen an die Veredelungsstelle gelangt. Der Vorgang wird beschleunigt, indem der Sukkulent unter eine transparente Haube kommt. Das Material darf indes nicht die Epidermis berühren. Verwenden Sie Pereskiopsis als Unterlage, ist die Schaffung eines feucht-warmen Mikroklimas für den erfolgreichen Verlauf unverzichtbar.

Tipp:

Penible Sauberkeit ist oberste Pflicht beim Pfropfen. Nach jedem einzelnen Schnitt wird das Messer mit Spiritus oder Waschbenzin desinfiziert.

Sämlingspfropfung

Wer sich als Hobbygärtner eine große Sammlung eigenhändig gezüchteter Kakteen anlegen möchte, wird sich automatisch für die Sämlingspfropfung interessieren. Diese folgt im unmittelbaren Anschluss an die Aussaat und punktet mit dem Vorteil, die erste Blüte der eigenen Kreuzungen frühzeitig erkennen zu können. Die folgende Anleitung setzt daher bereits bei der Aussaat an, aus der die Sämlinge hervorgehen, die auf einer geeigneten Unterlage veredelt werden.

Aussaat von Samen

Für die Ernte der Samen, pflücken Sie im Herbst die reifen Früchte der befruchteten Elternpflanzen und entnehmen hier das Saatgut. Gereinigt in einer Schale mit Wasser, breiten Sie die Samen auf Löschpapier zum Trocknen aus. Bis zur Aussaat im nächsten Frühjahr, bewahren Sie das Saatgut trocken, dunkel und luftdicht auf. So säen Sie die Samen im April aus:

  • Die Samen in kalkarmem Wasser oder Kamillentee für 4-6 Stunden einweichen
  • Eine Saatschale füllen mit Torf-Sand, Perlite oder Bims
  • Das Substrat anfeuchten mit einer feinen Brause aus zimmerwarmem Regenwasser
  • Darauf die Samen ausstreuen
  • Die Lichtkeimer maximal samendick mit feinem Sand oder Vermiculit übersieben
  • Das Saatgefäß mit Glas oder Klarsichtfolie bedecken

Am halbschattigen Fensterplatz bei 20 bis 25 Grad Celsius setzt die Keimung – abhängig von der Art und Sorte – innerhalb weniger Tage, Wochen oder Monate ein. Bis dahin lüften Sie die Abdeckung täglich. Zeigen sich die ersten Blättchen, hat die Haube ihre Schuldigkeit getan.

Tipp:

Saaterde mit organischen Bestandteilen wird vor der Verwendung sterilisiert, um etwaige Pilzsporen oder Insekteneier abzutöten. Dies gelingt im Backofen innerhalb von 30 Minuten bei 150 Grad Ober- und Unterhitze oder in der Mikrowelle innerhalb von 10 Minuten bei 800 Watt.

Anleitung zur Veredelung von Sämlingen

Kurz bevor oder kurz nachdem ein Sämling die Samenhülle abwirft, ist die Zeit gekommen für die Pfropfung. Als Unterlage kommen jetzt Spezialisten infrage, wie Pereskiopsis. Diese Kakteen sind schmal genug, um die zarten Jungpflanzen aufzunehmen. Die Unterlage mehrere Tage vor der Veredelung nicht gießen, damit der Pfröpfling nicht überschwemmt wird. Mit reichlich Fingerspitzengefühl geht es in dieser Abfolge weiter:

  • Mit einem desinfizierten Skalpell von der Unterlage das Kopfstück abtrennen
  • Vom Sämling das untere Drittel einschließlich der Wurzeln abschneiden
  • Ohne den Minikaktus zu quetschen, auf die Unterlage setzen

Eine Fixierung erübrigt sich in diesem Fall, da Edelreis und Unterlage innerhalb weniger Stunden miteinander verkleben. Bis dahin ist eine niedrige Luftfeuchtigkeit von Vorteil. Im weiteren Verlauf sollte die junge Kaktee in ein Zimmergewächshaus verbracht werden, damit der Pfröpfling nicht vertrocknet. Bei Temperaturen von 20 bis 24 Grad Celsius, setzt die Wachstum innerhalb von 14 Tagen ein, signalisiert durch eine intensive Stachelbildung. Es ist kein Grund zur Beunruhigung, wenn sich der Sämling vorübergehend rot färbt. Es handelt sich dabei um ein Übergangsphänomen, das die Veredelung nicht negativ beeinflusst.

Sofern Unterlagen, wie Pereskiopsis zum Einsatz kommen, ist im Laufe der nächsten Monate ein Umpfropfen erforderlich. Sollten Sie erkennen, dass die Unterlage nicht mitwächst, ist eine solche Maßnahme empfehlenswert. Wechseln Sie in diesem Fall auf eine wüchsigere Kakteen-Art, wie Eriocereus jusbertii oder verwenden diese vom Start weg.

Pflege nach der Veredelung

Verlief die Pfropfung wunschgemäß, halten Sie eine vitale Jungpflanze in Händen, ausgestattet mit einer robusten Konstitution. Damit das so bleibt, ist eine umsichtige Pflege unerlässlich. Der folgende Überblick nennt alle relevanten Aspekte:

  • Während des Hauptwachstums von März bis September regelmäßig gießen
  • Das Substrat sollte zwischen den Gießdurchgängen antrocknen
  • Von Anfang Oktober bis Ende Februar weniger gießen
  • Gesammeltes Regenwasser eignet sich besonders gut

Stark wüchsige Kakteen erhalten von März bis August alle 14 Tage eine Dosis flüssigen Kakteendünger. Alle anderen Exemplare begnügen sich mit einer monatlichen Gabe von Nährstoffen. Während der winterlichen Wachstumsruhe erhalten die Sukkulenten keinen Dünger.

Fachgerechtes Umtopfen

Haben die veredelten Kakteen ihren Topf vollständig durchwurzelt, steht das Umtopfen in ein größeres Gefäß auf dem Programm. In Betracht kommt ein kleiner Kübel, dessen Durchmesser einem Drittel der Wuchshöhe entspricht und der über eine Bodenöffnung als Wasserablauf verfügt. Darüber legen Sie eine Drainage aus groben, anorganischen Materialien an, damit keine Staunässe entsteht. Als Substrat kommt nun eine Mischung für adulte Kakteen zum Einsatz, mit organischen und mineralischen Komponenten. Wichtig zu beachten ist, dass der Kaktus nach dem umtopfen exakt so tief steht, wie bisher. Veredelte Sukkulenten schrittweise immer tiefer einzupflanzen, um die Unterlage aus dem Sichtfeld zu nehmen, wird unter Hobbygärtnern kontrovers diskutiert. Die erhöhte Gefahr der Fäulnisbildung ist hier nicht von der Hand zu weisen.

Ein umgepflanzter Kaktus wird frühestens nach 3 Tagen zu ersten Mal wieder gegossen. Sofern das Substrat vorgedüngt ist, entfällt für die folgenden 3-4 Monate die Gabe von Dünger.

Fazit

Wenn Sie Kakteen pfropfen, profitieren Sie von zahlreichen Vorteilen. Die Methode dient als sichere Vermehrung, da ein schwaches Edelreis mit einer vitalen Unterlage verbunden wird. Eine vom Aussterben bedrohte Art kann auf diese Weise gerettet werden. Sukkulenten, die unter normalen Rahmenbedingungen erst nach etlichen Jahren blühen, präsentieren sich nach kurzer Zeit in vollster Blüte. Züchter schwören auf die Sämlingspfropfung, weil sie das Resultat ihrer Bemühungen sehr viel schneller begutachten können. Nach dieser Anleitung ist auch für unerfahrene Hobbygärtner die Veredelung von Kakteen kein Mysterium mehr.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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