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Wann und wie sollte man einen Apfelbaum beschneiden?

Wann sollte man den Apfelbaum beschneiden, im Frühjahr oder Herbst? Und immer wieder die Frage, welche Äste werden beschnitten und wie weit? Wie erkenne ich Fruchtholz und Wassertriebe? Die beste Herangehensweise: sich einen kleinen theoretischen Überblick verschaffen und dann einfach loslegen. Ein paar Fehler beim Schnitt verzeiht jeder Apfelbaum. Am besten „learning by doing“. Das ist für eine gute Ernte allemal erfolgversprechender, als gar nichts zu tun, aus Angst, etwas falsch zu machen.

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Zeitpunkt

Über den Zeitpunkt des Hauptschnittes besteht weitestgehend Einigkeit. Am besten geeignet sind die Monate Februar und März. Zu diesem Zeitpunkt ist das Wasser noch nicht vollständig in die Äste aufgestiegen. Außerdem kann sich der Apfelbaum noch von den Schnittwunden regenerieren, bevor es zur Blüte kommt. Aufgrund des Vogelschutzes gibt es genaue Vorgaben, wann Gehölze zurückgeschnitten oder auf den Stamm geschnitten werden dürfen. Meistens ist dies der Zeitraum von März bis September. In dieser Zeit sind nur noch leichte Korrekturschnitte erlaubt. Bis wann genau stärkere Rückschnitte erlaubt sind, sollte man vorab in seiner Kommune erfragen. Im Herbst, ab September, kann man abgestorbene, morsche Äste entfernen. Je stärker ein Apfelbaum wächst, desto später im Frühjahr sollte er beschnitten werden. Ein später Schnitt hemmt den Wuchs, aber fördert die Bildung von Kurztrieben, an denen später die Früchte heranreifen.

Tipp:

Während der Schneidearbeiten im Frühjahr sollten die Temperaturen nicht unter -5°C liegen. Das Holz ist dann zu brüchig für einen gesunden Beschnitt.

Form

Welche Äste beschnitten oder abgeschnitten werden, hängt unter anderem von der Form des Baumes ab. Grundsätzlich unterscheidet man beim Apfelbaum zwei Typen, die Rundkrone und die Spindel. Oft ist dieses Grundgerüst beim Kauf schon vorgegeben. Eher schwachwüchsige Bäumchen mit waagerechten Äste werden beim Erziehungsschnitt als Spindel geformt. Die starkwüchsigen Sorten auf einen hohen Stamm mit runder Kronenform.

Rundkrone

Bei der Rundkrone lässt man die Bäume auf einem Stamm in die Höhe wachsen. Auf einem hohen oder auch niedrigen Stamm sitzt dann eine formschöne, runde Krone. Meistens ist die Krone aus drei starken Leitästen aufgebaut. Diese Äste zeigen schräg nach oben und bilden das Grundgerüst. Die Krone selbst darf nicht zu dicht werden, die Äpfel benötigen Licht und Luft, um saftig und gesund zu reifen. Das Hauptaugenmerk beim Rückschnitt liegt auf die Auslichtung der Krone. Konkurrenzäste zu den Leitästen müssen rechtzeitig erkannt und entfernt werden. Von Fall zu Fall kann es in den ersten Jahren auch notwendig werden, die Leitäste in die gewünschten Richtungen festzubinden. Im Idealfall bilden sie einen 45° Winkel zum Stamm. Am weitesten verbreitet ist die klassische Rundkrone. Sie eignet sich sowohl für niedrige als auch hochstämmige Bäume.

Spindel

Bei einer Erziehung zur Spindel geht es darum, den Baum klein zu halten und früh dazu zu bringen, viele Früchte zu tragen. In der Form stehen locker um einen Stamm herum, viele waagerechte Äste mit üppigem Blütenansatz. Zu stark werdende Konkurrenztriebe müssen Jahr für Jahr entfernt werden. Die früchtetragenden Äste werden verkürzt und waagerecht fixiert. Der Schnitt für eine Spindel ist recht anspruchsvoll und muss jedes Jahr fachgerecht durchgeführt werden.
Schnitt

Erziehungsschnitt

Der Erziehungsschnitt, auch Aufbauschnitt genannt, erfolgt in den ersten vier bis fünf Jahren. Auf jeden Fall solange, bis die Leitäste stark genug sind, dass sie sich nicht mehr verbiegen. Folgende Arbeitsschritte fallen dabei an:

  • Wildtriebe (Wassertriebe) und Wurzelausschläge werden vollständig entfernt.
  • Konkurrenztriebe zu den Leittrieben werden ebenfalls vollständig entfernt.
  • Mitteltrieb und Leittriebe werden ein wenig eingekürzt.
  • Seitentriebe (Kurztriebe) an den Leittrieben werden nicht geschnitten.
  • Kontrolle der Position der Leitäste. Beim jungen Baum lassen sie sich gegebenenfalls noch in die gewünschte Richtung biegen und fixieren.
  • Jedes Jahr mit dabei ist die Auslichtung. Das heißt, Triebe die nach innen wachsen und sich kreuzen oder berühren werden entfernt.   
Tipp:

In den ersten Jahren die Triebe ruhig kräftig kürzen. Um viele Äpfel zu tragen sind sie sowieso noch zu schwach. Lieber in den Anfangsjahren stärker zurückschneiden, um später ein kräftiges Grundgerüst zu erhalten.

Verjüngungsschnitt

Der Verjüngungsschnitt erfolgt, wenn der Erziehungsschnitt beendet ist und der Baum mit starken festen Leitästen eine harmonische Krone bildet. Es ist gleichzeitig auch ein Pflegeschnitt. Jetzt geht es darum, die Krone für Licht und Luft durchlässig zu halten, damit die Früchte unter optimalen Bedingungen heranreifen können. Die Äste eines Apfelbaumes bestehen immer aus dem Grundgerüst und dem Fruchtholz. Das Grundgerüst wird jetzt nur noch geschnitten, wenn es um eine Höhen- oder Formbegrenzung geht. Folgende Arbeiten fallen bei einem Verjüngungsschnitt an:

  • Konkurrenztriebe zu den Leittrieben und Wassertriebe werden, wie gehabt, entfernt.
  • abgestorbene Äste werden entfernt.
  • Früchte trägt der Apfelbaum an zweijährigem Holz. Also sollte das einjährige Holz beim Rückschnitt nicht vollständig entfernt werden, sonst gibt es im Folgejahr keine Ernte.
  • Einjährige Triebe erkennt man an ihrem helleren Holz.
  • Nach innen weisende und sich kreuzende Triebe werden entfernt.
  • Am Fruchtholz wird nicht viel herumgeschnitten. Lediglich Äste, die stark nach unten wachsen werden eingekürzt.
  • Wenn Äste lediglich gekürzt werden, dann immer oberhalb eines Auges, das nach außen gerichtet ist.

Wie stark nun ein Apfelbaum beschnitten werden sollte, richtet sich auch nach der Vorjahresernte. Gab es im Vorjahr eine weniger ertragreiche Apfelernte, kann man ruhig beherzt zuschneiden, um das Wachstum vieler neuer Triebe zu unterstützen. Nach einer reichen Ernte im Vorjahr, kann behutsamer geschnitten werden.

Anders herum ausgedrückt: Starker Schnitt, bedeutet stärkeres Wachstum und weniger Blütenknospen und das heißt weniger (aber meist dickere) Äpfel. Dementsprechend ergibt ein schwacher Schnitt, ein schwächeres Wachstum, aber mehr Blüten und einen höheren Ertrag. Allerdings oft bei geringerer Fruchtgröße.

Schnitttechnik

  • Wasserschosse und vollständig zu entfernende Äste werden direkt am Ursprung abgeschnitten.
  • Zu kürzende Äste werden immer oberhalb einer nach außen weisenden Knospe schräg nach außen in Wuchsrichtung abgeschnitten.
  • Nicht zu schräg schneiden, um die Schnittfläche nicht unnötig zu vergrößern.
  • Dickere Äste werden mit einer Klappsäge oder einer leistungsstarken Astschere durchtrennt.
  • Ab einem Astdurchmesser von 3 cm sollte man die Schnittwunden mit einem speziell im Fachhandel erhältlichen Wundbalsam für Bäume bestreichen, um Infektion zu vermeiden.
  • Immer mit scharfen Werkzeugen, glatte Schnitte durchführen.

Fachbegriffe

Im Zusammenhang mit dem Schnitt von Apfelbäumen begegnet man immer wieder einigen Fachbegriffen. Nachfolgend eine einfache Erklärung:

Saftwaage

Beim Schnitt sei auf die Saftwaage zu achten, heißt es in vielen Anleitungen. Für die Praxis heißt das, gleichrangige Äste sollten immer in gleicher Höhe abschließen. Das betrifft vor allem das Grundgerüst mit den Leittrieben. Damit sorgt man dafür, dass das aufsteigende Wasser im Frühjahr gleichmäßig in alle Teile der Krone gelangt.

Alternierende Fruchtfolge

Je nach Apfelsorte erfolgt eine mehr oder weniger stark alternierende Fruchtfolge. Das bedeutet, ein Baum, der in einem Jahr eine reiche Ernte gebracht hat, wird im darauffolgenden Jahr weniger Äpfel hervorbringen. Ein wenig lässt sich durch gekonnte Schnitttechnik auf eine allzu stark alternierende Fruchtfolge Einfluss nehmen.

Ableiten

Von Ableiten spricht der Fachmann meistens dann, wenn die Krone insgesamt verkleinert werden soll. Dabei werden die Leitäste gekürzt, und zwar immer über einem abzweigenden Seitentrieb.

Spindel

Bei der Apfelspindel gibt es einen Mitteltrieb, aus dem sich die Fruchttriebe seitwärts abzweigen. Meistens sind sie nicht höher als drei Meter. Sie benötigen wenig Standraum und sind einfach zu beernten. Für einen langfristig guten Ertrag ist ein regelmäßiger Schnitt zwingend erforderlich.

Wasserschoss

Ein Wasserschoss, auch Wassertrieb oder Wasserreiser genannt, ist ein frischer Sommertrieb, der meistens schnurgerade aus altem Holz hervor wächst. Normalerweise werden sie entfernt. Sie können aber im Notfall, bei einer Astschädigung oder für eine Verjüng, als Ersatztrieb zum Einsatz kommen. Morphologisch besitzt ein Wasserschoss den gleichen Aufbau wie die jungen grünen Triebe.

Fazit

Neben dem Formschnitt für eine ausgeglichene Krone ist das Hauptziel des jährlichen Schnitts eine reiche Ernte. Genau dieses Ziel vor Augen, lässt sich relativ leicht entscheiden, welche Triebe im Vorfrühling zu entfernen sind und welche nicht. Die Krone benötigt auch in ihrem Inneren genügend Licht und Luft um Blüten zu bilden. Also lieber etwas radikaler als zu schüchtern beim jährlichen Schnitt vorgehen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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