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Ist der Olivenbaum winterhart/winterfest? So viel Kälte hält er aus

Olivenbaum - Olea europaea

Die pauschale Klassifizierung als winterharte Pflanze bis – 10 Grad Celsius, kann für den Olivenbaum lediglich als grobe Richtmarke bewertet werden. In der Tat nehmen verschiedene Faktoren maßgeblichen Einfluss auf den Grad der Frosthärte Ihres Olivenbaumes. Hierzu gehören unter anderem die regionale Lage des Gartens als Makrostandort, das lokale Mikroklima, das Alter sowie die Konstitution der Pflanze. Damit Sie objektiv einschätzen können, wie viel Kälte Ihr Olea europaea faktisch aushält, beleuchten wir im Folgenden alle Einflussfaktoren im Detail. Profitieren Sie von unseren Tipps, wie Sie die natürliche Winterhärte Ihrer Olive optimieren.

Video-Tipp

Winterhärtezone dient als Orientierung

Wenn Sie Ihren Olivenbaum auspflanzen oder im Freien überwintern möchten, darf es keinen Zweifel daran geben, dass er die Kälte gesund und munter übersteht. Ein genauer Blick auf den Standort des Gartens und dem dort herrschenden Winterklima dient als wichtiger Anhaltspunkt. Da die Erfahrungen der vergangenen ein oder zwei Winter als Entscheidungsgrundlage zu unsicher sind, greifen erfahrene Hobbygärtner auf historische Wetterdaten zurück. Nach dem Vorbild der USA wurde Europa Anfang der 1980er Jahre in geografische Winterhärtezonen eingeteilt.

Innerhalb der Skala von Z1 bis Z10 umfasst jede Zone einen Temperaturbereich von 5,5 Grad Celsius. Dabei steht Z1 für ein winterliches Temperaturminimum von unter – 45,5 Grad Celsius und Z10 für – 1,1 Grad Celsius bis + 4,4 Grad Celsius. Der für Mitteleuropa interessante Bereich von Z5 bis Z8 wird weiterhin differenziert nach Halbzonen a und b.

Die Einzelheiten im Überblick:

  • Z5a: -28,8 °C bis -23,4 °C
  • Z5b: -26,0 °C bis -23,4 °C
  • Z6a: -23,3 °C bis -20,6 °C
  • Z6b: -20,5 °C bis -17,8 °C
  • Z7a: – 17,7 °C bis -15,0 °C
  • Z7b: -14,9 °C bis -12,3 °C
  • Z8a: -12,2 °C bis -9,5 °C
  • Z8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Auf der dazugehörigen, farblich nach Winterhärtezonen markierten Karte, ist nachzuvollziehen, dass die zentralen Habitate des Olivenbaumes innerhalb der Zone Z8 (- 6,7 bis 12,2) liegen. Interessanterweise werden Regionen im westlichen Nordrhein-Westfalen, im Rheintal oder entlang der Mosel ebenfalls diesen milden Winterhärtezonen zugerechnet. Befindet sich Ihr Garten in diesen oder ähnlichen Lagen, können Sie davon ausgehen, dass Ihr Olivenbaum den Winter unter freiem Himmel verbringen kann.
Makrostandort und Mikroklima stecken die Grenzen ab

Die Zuordnung zu einer passenden Winterhärtezone ist indes nur ein Kriterium, wenn Sie die Frostfestigkeit Ihres Olivenbaumes einschätzen möchten. Die Tabelle kann lediglich auf der Basis empirischer Durchschnittswerte agieren, wovon der tatsächliche Verlauf des Winters deutlich abweichen kann. Immerhin ist eine Lage innerhalb von Z8 oder dem westlichen Rand von Z7 ein guter Ausgangspunkt für eine fundierte Entscheidung. Ergänzend dazu ist das Mikroklima innerhalb Ihres Gartens von Relevanz. Diese Faktoren signalisieren, dass Ihr Olivenbaum auch innerhalb nächst kälteren Zone Z7a und Z7b winterfest ist:

  • Lage innerhalb eines Talkessels
  • Standort an einem Südhang
  • Plätze in Nischen, Ecken oder geschützt durch Trockenmauern

Olivenbaum  - Olea europaea

Hier ist eine detaillierte Sichtweise gefordert, insbesondere außerhalb wintermilder Zonen von Z8 und höher. Ein Olivenbaum, der an einem geschützten Terrassenhang strengem Frost die Stirn bietet, geht ein paar Meter weiter entfernt in einer zugigen Ecke zugrunde. Es ist also sehr hilfreich, wenn Sie die Bedingungen in Ihrem Garten genau kennen und wissen, wo der Schnee schon früh schmilzt oder die Erde bis weit ins Frühjahr gefroren bleibt. Allerdings ist es lediglich frommes Wunschdenken, auf ein mildes Mikroklima zu setzen und einen Olivenbaum in der Winterhärtezone Z6 und kälter als winterharte Pflanze zu behandeln.

Tipp:

Der Grad seiner Frosthärte verliert am Olivenbaum an Relevanz, wenn es um den Erziehungs- und Erhaltungsschnitt geht. Schneiden Sie die Krone im Frühjahr erst dann in Form, wenn die Meteorologen keine Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mehr erwarten.

Sonstige Faktoren im Überblick

In einem Garten innerhalb der richtigen Winterhärtezone und mit dem geeigneten Mikroklima, sind wesentliche Kriterien erfüllt, um einen Olivenbaum als winterharte Pflanze zu kultivieren. Da es sich um einen kostbaren Exoten handelt, gehen Sie bei der Einschätzung seiner Frostverträglichkeit auf Nummer sicher, wenn Sie die folgenden Faktoren mit einbeziehen:

  • In regionalen Baumschulen herangezogene Jungbäume sind frostfester, als adulte, importierte Exemplare
  • Eine Lage mit sukzessive absinkenden Temperaturen im Herbst und Winter härtet die Pflanze optimal ab
  • Regionen mit sehr frühen und sehr späten Frösten reduzieren die Winterhärte erheblich

Darüber hinaus gibt es viele Hundert Olivensorten, die aufgrund ihrer Herkunft von Natur aus mehr oder minder ausgeprägt winterhart sind. Wissenschaftler der Universitäten in Madrid und Cordoba haben unter diesem Blickwinkel genaue Untersuchungen durchgeführt. Dabei konnten sich einige Sorten als explizit winterfest herauskristallisieren. Hierzu zählen Cornicabra (winterhart bis – 13 Grad Celsius), Arbequina (winterhart bis – 11,8 Grad Celsius), Hojblanca (winterhart bis – 9,9 Grad Celsius) und Empeltre (winterhart bis – 9,5 Grad Celsius).

Winterschutz optimiert Überlebenschancen im Beet

Nördlich der Alpen wird ein Olivenbaum nicht nur mit frostigen Temperaturen konfrontiert. Darüber hinaus beeinträchtigt das nass-kalte Winterwetter seine Winterhärte, dass die mediterrane Pflanze so nicht kennt. Indem Sie einen ausgepflanzten Olivenbaum im Beet mit folgendem Winterschutz ausstatten, ist er für die Strapazen der kalten Jahreszeit besser gerüstet:

  • Die Baumscheibe abdecken mit einer hohen Schicht aus Herbstlaub und Reisig
  • Krone und Stamm mit atmungsaktivem, lichtdurchlässigen Vlies umhüllen
  • Den Wintermantel winddicht zusammenbinden

Ungeeignet als Winterschutz ist Folie jeglicher Art. Darunter kann kein Luftaustausch stattfinden, woraufhin sich Kondenswasser bildet. Die stabilste Winterhärte läuft ins Leere, wenn ein Olivenbaum infolge von Fäulnis und Schimmel abstirbt.

Tipp:

Im Kübel ist der Wurzelballen aufgrund seiner exponierten Position weniger winterhart, als ein Olivenbaum im Beet. Indem der Topf mehrfach mit Noppenfolie umwickelt und auf einen Holzblock gestellt wird, hält die Pflanze am windgeschützten Standort Kälte aus bis – 10 Grad Celsius.

Kalium senkt Gefrierpunkt im Zellwasser

Vorbeugende Maßnahmen, wie Winterschutz im Beet und Kübel, federn die Unwägbarkeiten äußerer Witterungseinflüsse auf die Winterhärte gut ab. Ergänzend können Sie einen Olivenbaum von innen heraus für winterliche Wetterkapriolen wappnen. Das gelingt, indem Sie im Herbst gezielt mit Kalium düngen. Dieser Nährstoff ist unter anderem in der Lage, die Zellwände zu stärken. Darüber hinaus senkt Kalium im Zellwasser den Gefrierpunkt. Mit Produkten, wie Patentkali oder Thomaskali wird somit im August/September die Nährstoffversorgung entsprechend modifiziert. Im naturnah bewirtschafteten Ziergarten, fungiert Beinwelljauche als organischer Kaliumlieferant.

Olivenbaum  - Olea europaea

Fazit

Die Subsumierung der Winterhärte eines Olivenbaumes auf die Winterhärtezone Z8 und ein Temperaturminimum von -10 Grad Celsius wird der komplexen Thematik nicht gerecht. Um fundiert einschätzen zu können, wie viel Kälte der kostbare Exot tatsächlich aushält, sollten die hier erläuterten Faktoren mit einbezogen werden in die Entscheidung. Makrostandort, Mikroklima, Witterungsverlauf und Olivensorte sind wichtige Kriterien, die entscheidenden Einfluss auf die Frostfestigkeit nehmen. Fernerhin besteht die Option von Winterschutz-Maßnahmen, die im Kübel umfangreicher ausfallen, als im Beet. Fernerhin können Sie das Temperaturminimum positiv beeinflussen, indem Sie Ihren Olivenbaum mit Kaliumdünger im Herbst wappnen für die Strapazen des Winters.

Autor Heim-Redaktion

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