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Wandelröschen durch Samen/Stecklinge vermehren und selber ziehen

Wandelröschen

Das aus Amerika und aus der Familie der Eisenkrautgewächse stammende Wandelröschen (Lantana) zählt in West-Europa zu den beliebtesten Zierpflanzen. Vor allem in Töpfen und Kübeln als Hochstamm-, Ranken- sowie Hängepflanze ziert sie mit ihren farbigen Blüten sommerliche Terrassen und Balkone geschmackvoll. Ein Blütenmeer aus Wandelröschen lässt sich einfach durch Vermehrung schaffen. Die Experten-Anleitung zeigt Schritt für Schritt, wie es geht.

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Vermehrung

Wenngleich Wandelröschen sehr pflegeleicht und anspruchslos sind, zeigen sie sich in schlechter Erde sowie kleinen Töpfchen kultiviert, oft mit Wachstumshemmungen und fehlender Robustheit. Dies ist meist bei den günstigsten Topfpflanzen der Fall. Um dennoch jahrelange Freude an dieser Zierblume zu haben, lohnt sich die Vermehrung, welche auf verschiedene Arten durchgeführt werden kann. Auch müssen Sie nicht jedes Jahr unnötig Geld für den Kauf neuer Blumen ausgeben, denn auch hier sorgt die Vermehrung immer wieder aufs Neue für eine Vergrößerung Ihres Wandelröschen-Bestandes.

Durch die Vermehrung ziehen Sie aus einer bereits bestehenden Pflanze ein neues Exemplar, das unter optimalen Bedingungen zu schnell und dicht wachsenden Röschen gedeiht und durch viele Blüten sowie intensiven Farbgebung begeistert. Zu den erfolgversprechendsten Vermehrungsarten zählen der selbst geerntete Samen sowie die Stecklinge.

Samen

Samen sind zwar vor allem über das Internet abgepackt in Tütchen erhältlich, doch handelt es sich hierbei meist um exotische Produkte aus dem tropischen Ausland. Bei der Verwendung dieser ist sehr vorsichtig vorzugehen, da die Samen aus anderen Witterungsbedingungen stammen und diese beziehungsweise die daraus entstehenden Neupflanzen, Probleme mit dem europäischen Klima haben könnten. Langfristig zeigt sich die Vermehrung durch Samen erfolgversprechender, wenn diese aus europäischen Zuchtarten gesammelt und verwendet werden.

Dazu kaufen Sie einfach ein Wandelröschen, topfen dieses in ein hochwertiges Substrat mit hohem Nährstoffanteil und halten es gleichmäßig feucht. Im Mittsommer sollten sich dann kleine Beeren bilden, in denen die Samen zu finden sind. Reif zur Ernte sind die Samen allerdings erst, wenn zum Sommerende hin die Beeren schwarz gefärbt sind. Den Samen sollten Sie dann bis zu optimalen Aussaat-Termin lagern.

Samenlagerung

Damit Sie aus Samen der Wandelröschen Neupflanzen ziehen können, ist es unabdingbar, dass Sie sich an einige Lagerungsbedingungen halten:

  • Beeren vor der Lagerung aufschneiden und Samen entnehmen
  • Gleichmäßig auf Zeitungspapier oder einer Küchenrolle zum Trocknen auslegen
  • Nach circa vier bis fünf Tagen in Papiertütchen lagern – keine Kunststofftüte verwenden!
  • Samen bis zu nächsten Frühjahr trocken und dunkel lagern
  • Optimale Lagerungstemperatur circa 15 Grad Celsius
  • Aussaat
Wandelröschen

Da die Samen einige Wochen bis zur Keimung benötigen, empfiehlt es sich mit der Aussaat bereits circa vier Wochen vor dem ersten Frost beziehungsweise vor den Eisheiligen zu beginnen. Der Anfang der Aussaat wird dann im Hausinneren bei warmen Temperaturen gemacht. Gehen Sie wie folgt vor:

  • Anzuchtkasten oder geeigneten Top mit Anzuchterde füllen
  • Mit den Fingern das Substrat längs im Anzuchtkasten oder mittig im Topf leicht eindrücken
  • Samen gleichmäßig verteilen
  • Pro Zentimeter werden rund drei Samen gerechnet
  • Ausgelegten Samen circa zwei Millimeter mit Substrat/Anzuchterde bedecken, aber nicht andrücken
  • Durchsichtige Kunststofffolie über die Aussaat ziehen
  • Standort: hell mit direkter Sonnenstrahlung
  • Temperatur: zwischen 22 Grad Celsius und 28 Grad Celsius
  • Keimung: circa nach drei oder vier Wochen
  • Pikierung: spätestens bei einer Größe von fünf Zentimetern
  • Ab Außentemperaturen von mindestens 18 Grad Celsius können pikierte Neupflanze nach draußen

Stecklinge

Am optimalsten eignet sich eine ältere Pflanze für die Vermehrung durch Stecklinge. Der optimale Zeitpunkt für diese Vermehrungsart ist das Frühjahr ab Ende Mai bis Mitte Juni. Wer später Stecklinge schneidet, läuft Gefahr, dass diese für die Überwinterung noch nicht kräftig genug sind, um die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. Sie gehen dann zwar zwangsläufig nicht unbedingt ein, werden aber meist im Folgejahr mit einem Wachstumsmangel reagieren und die ersten Blüten werden länger auf sich warten lassen.

Mit der folgenden Schritt-für-Schritt Anleitung klappt die Stecklingsvermehrung fast immer:

Vorbereitung

  • Suchen Sie nur einjährige Triebe mit mindestens zwei Knospen
  • Triebe müssen zwischen zehn und zwölf Zentimeter Länge haben
  • Triebe unterhalb des letzten Blattpaares vom Hauptstamm trennen
  • Nur scharfe Messer oder Scheren für das Abtrennen nutzen
  • Untere zwei Blattpaare abschneiden, sodass nur noch vier bis sechs Blätter verbleiben
  • Stecklinge von Blütenständen befreien und Triebspitze kürzen
Tipp:

An der Mutterpflanze sollten Sie Holzkohlepulver die Schnittstellen abdecken. Dies dient zur schnellen Abtrocknung dieser und verhindert gleichzeitig, dass Bakterien ins Innere gelangen, die Krankheiten auslösen können.

Einpflanzen

  • Topf mit nährstoffarmen aber humusreichen Substrat füllen
  • Substrat mittelmäßig andrücken
  • Steckling bis etwa zwei Zentimeter unterhalb des ersten Blattpaares in das Substrat stecken
  • Etwas Substrat um den Stängel verteilen und für mehr Halt fest drücken
  • Substrat mit reichlich Wasser besprühen oder vorsichtig gießen
  • Mit transparenter Kunststofffolie den Steckling abdecken
  • Standort: hell – keine direkte Sonne
  • Temperatur: Zimmertemperatur, aber keine direkte Heizungsluft
  • Wurzelbildung: nach rund zwei Wochen
  • Vor dem Rausstellen im Frühjahr an eventuelle Temperaturunterschiede durch Abhärtung gewöhnen
Wandelröschen

Alternativ zum Einpflanzen können Wurzeln auch durch das Einstellen in ein Wasserglas entstehen. Dazu verwenden Sie idealerweise ein dunkles Glas und füllen es mit kalkfreiem (Regen-) Wasser, welches Sie mindestens alle zwei Tage wechseln müssen. In das Wasserglas stellen Sie dann den Steckling. Sobald sich einige kräftige Wurzeln gebildet haben, können Sie den Steckling einpflanzen. In der Regel dauert auch hier die Bewurzelung rund zwei Wochen.

Tipp:

Wenn der Steckling-Stängel noch weich ist, sollte das Steckloch mit ein einem Pikiermesser vorgestochen werden. Auf diese Weise verhindern sie, dass bei Einstecken des Stecklings die Stängel-Struktur reißt.

Abhärten

Um die Jungpflanze an kühlere oder schwankende Außentemperaturen zu gewöhnen, sind sie langsam daran zu führen. Dies ist notwendig, da die kleinen Wandelröschen in ihrem ersten und zweiten Jahr noch recht anfällig sind. Durch das Abhärten werden sie gestärkt und sie können dann bereits im ersten Jahr auch bei kühleren Nachttemperaturen draußen bleiben.

Um sie abzuhärten, stellen Sie sie in ihrem Topf tagsüber auf die Terrasse oder den Balkon. Anfangs sollte es ein reiner Sonnenplatz sein. Ist die Sonne weg, wird die Jungpflanze wieder ins Haus geholt. Ab der zweiten Wochen verträgt sie auch einen Platz, an dem die Sonne durch Schatten abgelöst wird. Zum kühleren Abend hin, wird sie weiterhin rein geholt.

Ab der vierten Wochen kann das neu gezogene Wandelröschen den ganzen Tag bei Wind und Wetter draußen bleiben. Nachts sollte es dann beispielsweise in die Garage oder den Keller gestellt werden, wo es kühler ist, als im Wohnraum. Ab der sechsten Woche sollte es abgehärtet genug sein, um nun rund um die Uhr draußen bleiben zu können.

Boden

Ob im Gartenbeet gepflanzt oder in einem Kübel, die Wandelröschen-Jungpflanzen benötigen ab dem ersten Jahr einen optimalen Boden, um kräftig und gesund gedeihen zu können. Folgende Voraussetzungen sollte der Boden erfüllen:

  • Nährstoffreiche Erde auf Kompostbasis
  • Durchlässig
  • Kalkarm
  • pH-Wert: neutral bis sauer

Gießen

Wandelröschen

In den ersten Wochen sollte die Jungpflanze idealerweise nur mit einem Sprüher benässt werden. Gießwasser aus einer Gießkanne kann durch einen zu harten Strahl die lockere Erde schnell vom Stängel weg schwemmen und somit der Jungpflanze an Halt im Boden nehmen. Benässen durch Sprühen ist hier vorteilhafter, wenngleich hier nicht weniger Wasser zum Einsatz kommen sollte. Die Wandelröschen benötigen auch als Jungpflanze immer einen gut feuchten Boden ab Frühjahr bis zum Sommerende. Im Winter sinkt der Wasserbedarf, aber die Erde darf dennoch nicht austrocknen.

Verwenden Sie stets kalkloses Wasser, wie es zum Beispiel Regenwasser ist. Alternativ können Sie auch Leitungswasser verwenden, nachdem es für rund zwei Tage abstehen konnte. Der Kalk setzt sich dann an den Wänden sowie dem Boden es Behältnisses ab und im Gießwasser befindet sich nur noch gering bis gar kein Kalk mehr.  

Düngen

Gedüngt wird diese Röschenpflanze im ersten Jahr nicht. Hier wird sie noch ausreichend durch nährstoffreiche Erde versorgt. Wenn sie im zweiten Jahr kräftiger geworden ist, steigt der Nährstoffbedarf und es sollte wie folgt gedüngt werden:

  • Zu Beginn der Wachstumsphase im Mai alle vier Wochen düngen
  • Ab Knospenbildung alle zwei Wochen düngen
  • Zwischen September und April alle sechs Wochen düngen
  • Normalen Flüssigdünger oder organischen Naturdünger verwenden
  • Strikt an die Dosierungsvorgabe des Herstellers halten!

Schneiden

Vor dem Herbst sollte das neu gezogene Wandelröschen zum ersten Mal geschnitten werden. Dazu kürzen Sie die Stängel gleichmäßig um maximal ein Drittel in ihrer Länge. Im zweiten Frühjahr können Sie vor dem Austreiben die Stängel nochmals um circa drei Zentimeter kürzen und vor allem die verwelkten Blüten und Blätter abtrennen, dann aber zum Herbst hin weniger schneiden.

Ab dem dritten Jahr empfiehlt sich eine Kürzung auf circa zehn Zentimeter, bevor die ersten Triebe zu sehen sind. Auf diese Weise wächst das Wandelröschen schön dicht, zieht sich auch in die Breite und entwickelt sich zu einer starken Pflanze.

Überwinterung

Zwischen Oktober und März benötigt das Wandelröschen Winterruhe. Diese erhält es bei Temperaturen zwischen fünf Grad Celsius und zehn Grad Celsius. Nur bei dieser Kühle kann es den Stoffwechsel herunterfahren und ruhen. Steht sie zu warm, können die Blätter abfallen und vor allem im nächsten Jahr mit wenig bis gar keinen Blüten sowie geringem Wachstum reagieren.

Wandelröschen

Ungefähr ab Ende Februar, wenn sich erste Vorfrühlingsblumen zeigen, ist die Jungpflanze wärmer zu stellen, damit der Stoffwechsel langsam wieder auf Touren kommt und der Austrieb angeregt wird, der einige Wochen benötigt.   

Fazit

Das Lantana zaubert durch die intensiven Farben und das Farbspiel sommerliche Frische in Gärten und auf Balkone. Es ist nicht nur sehr pflegeleicht, sondern lässt sich zudem auch einfach vermehren und so große Blütenbetten entstehen lassen. Für die Vermehrung bedarf es keiner speziellen gärtnerischen Fachkenntnis, sondern kann mit dieser professionellen Anleitung von jedem Laien unkompliziert durchgeführt werden. Das einzige was Sie benötigen, ist eine optimale Erde, den passenden sonnigen Standort und ein wenig Geduld sowie Aufmerksamkeit, damit das neu gezogene Wandelröschen nicht austrocknet. Die Vermehrung durch Samen und Stecklinge bietet eine optimale Möglichkeit, kostenlos Balkone, Terrassen und Blumenbeete mit sommerlichem Flair zu schmücken.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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