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Anleitung: Winterschnitt bei Obstbäumen und Sträuchern

Ein regelmäßiger Erhaltungsschnitt stellt an Obstgehölzen sicher, dass sie vital gedeihen und eine reiche Ernte liefern. Zugleich werden Bäume in ihrem Höhenwachstum kontrolliert, um das Obst mit der Hand ernten zu können. Je harmonischer die Krone geformt ist, desto zahlreicher entwickeln sich reich tragende Fruchttriebe. An Obststräuchern liegt der Fokus auf dem Erhalt eines sowohl kompakten als auch luftigen Wachstums, ohne die Gefahr einer Vergreisung. Die folgende Anleitung zeigt praxisnah auf, wie der Winterschnitt bei Obstbäumen und Sträuchern gelingt.

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Terminwahl und Materialbedarf

Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Schnitt in der Zeit von Oktober bis Januar einen besonders starken Austrieb im Frühjahr hervorruft. Streben Sie hingegen ein geringeres Wachstum an, weil das Gehölz die gewünschte Höhe erreicht hat, kommt ein Tag im Februar oder März in Betracht. Zu dieser Zeit stieg bereits ein Teil der Säfte auf von den Wurzeln in die Zweige und wird mit dem Rückschnitt erfasst. Wichtig zu beachten ist, dass die Witterung frostfrei und bedeckt ist. Darüber hinaus sollte das Holz trocken sein. Folgende Materialien sind erforderlich:

  • Einhandschere mit Arretierung und Gummidämpfern an den Griffen
  • Astschere mit Getriebeübersetzung
  • Bügelsäge mit Revolvergriff
  • Messer zum Glätten von Schnittwunden
  • Leiter mit Gütesiegel
  • Seile und Gurte zum zusätzlichen Sichern der Leiter

Zudem sind ein Abziehstein und Alkohol zum Desinfizieren unverzichtbare Bestandteile der Ausrüstung für einen erfolgreichen Winterschnitt bei Obstbäumen und Sträuchern.

Anleitung für Jungbäume

Im zweiten Standjahr erhalten junge Obstbäume ihren ersten Schnitt. In diesem frühen Stadium des Wachstums zielt dieser ab auf den Aufbau einer wohlgeformten Krone. Der Leittrieb ist ebenso definiert, wie drei oder vier kräftige Tragäste, die dem Stamm an versetzten Stellen entsprießen. In diesen Schritten gehen Sie vor:

  • Alle Seitentriebe oberhalb der Tragäste bis knapp vor dem Stamm abschneiden
  • Die drei oder vier tragenden Äste um die Hälfte zurückschneiden
  • Die Triebenden müssen am Ende auf gleicher Höhe stehen für die optimal Saftwaage
  • Den Leittrieb nur soweit einkürzen, dass er um 20 Zentimeter die Saftwaage überragt

Die perfekt geformte Krone eines jungen Obstbaumes weist von der Seite betrachtet die Form einer Pyramide auf. Bis zum Alter von etwa 5 Jahren werden der Aufbau und das Höhenwachstum mit jedem Winterschnitt gepflegt. Am Ende verfügt der Obstbaum über ein Grundgerüst, bestehend aus Hauptstamm und Hauptästen. Darauf verteilen sich – je nach Art und Sorte – die fruchtenden Äste mit einer angemessenen Anzahl an Seitenzweigen.

Tipp:

Steigen die Astwinkel leicht an, fördert dieser Umstand das Wachstum zu gesunden, stabilen Zweigen. Selbst bei schwerem Fruchtbehang müssen sie später nicht abgestützt werden.

Anleitung für den Erhaltungsschnitt

Hat sich die Krone eines Obstbaumes zufriedenstellen entwickelt, mündet die Phase des Aufbaus in die Erhaltung. Der Winterschnitt erfolgt etwa ab dem fünften Jahr nach diesen Prämissen:

  • Sämtliches Totholz auslichten
  • Alle steil aufwärts gerichteten Konkurrenztriebe an der Basis kappen
  • Zu lange, schwache Triebe einkürzen bis auf 4 oder 5 Augen
  • Zweige, die sich abwärts richten, auf einen jungen und vitalen Trieb zurückschneiden
  • Sich kreuzende oder reibende Äste komplett entfernen
  • Ins Kroneninnere gerichtete Triebe beseitigen

Ein Tragast sollte nicht mehr als drei Seitenäste aufweisen, die einen Abstand von 100 Zentimetern zueinander aufweisen und leicht schräg aufwärts gerichtet sind. Die Fruchtäste in den Zwischenräumen sind idealerweise nur halb so lang, wie die Seitenäste. Im Laufe der Jahre steht es Ihrer Entscheidung frei, ob Sie ein Höhenwachstum zulassen. In diesem Fall wird der Stamm nicht eingekürzt, um eine zweite Serie an Tragästen aufzubauen. Das Kronenvolumen verdoppelt sich auf diese Weise ebenso, wie der Ernteertrag. Von Nachteil dürfte die schlechtere Erreichbarkeit des Obstes sein, das nun mitunter auch aus Fallobst besteht.

Einflussnahme auf die Wuchsrichtung

Je waagerechter ein Seitenast gedeiht, desto besser entwickeln sich daran Fruchttriebe. Wollen sich diese Zweige nicht von selbst in die waagerechte Stellung begeben, helfen Sie mit einem Kniff ein wenig nach. Ausgediente Plastiktöpfe in verschiedenen Größen werden mit Beton ausgegossen, in den ein gekrümmter Draht gesteckt wird. Auf diese Weise erhalten Sie nach dem Aushärten unterschiedliche Gewichte, um den störrischen Zweigen den Weg in die gewünschte Richtung zu weisen. An besonders wüchsigen Obstbäumen bedienen sich erfahrene Hobbygärtner dieser Technik, um die Geschwindigkeit des Zuwachses zu drosseln. Mit den Gewichten beschwerte Seitenäste wachsen kaum noch in die Länge. Stattdessen entwickeln sie verstärkt die erwünschten Fruchttriebe.

Richtige Schnitt-Technik

Neben der Kenntnis über die ideale Schnittführung bei einem Aufbau- und Erhaltungsschnitt, möchte diese Anleitung Ihnen das Rüstzeug vermitteln für die optimale Schnitt-Technik an Obstbäumen.

  • Die eine Hand hält das Schneidwerkzeug, die andere den zu entfernenden Ast
  • Den Zweig unter Spannung zu setzen, reduziert den erforderlichen Kraftaufwand
  • Keine Stummel (Kleiderhaken) stehen lassen, weil diese Fäulnis verursachen
  • Leichte Schräghaltung von Schere oder Säge lässt Regenwasser rascher ablaufen

Mächtige Äste werden in Etappen entfernt. Zunächst den Ast in einer Entfernung von 30 Zentimetern von der angestrebten Schnittstelle von unten ansägen. Anschließend in 40 Zentimetern Abstand von oben ansägen, damit der Ast abbricht. Das verbliebene Stück wird nun auf Astring, also unmittelbar am Stamm, abwärts gerichtet abgesägt. Die Wahl der Schnittstelle am Zweig nimmt wesentlichen Einfluss auf die spätere Wuchsrichtung der Triebverlängerung. Setzen Sie den Schnitt knapp oberhalb eines nach außen gerichteten Auges an, erfolgen Verzweigung und Wachstum genau in diese Richtung. Wiederum ist eine Schräghaltung von Vorteil, in einem Winkel von etwa 45 Grad zum Ast.

Winterschnitt bei Obst-Sträuchern

Für Obst-Sträucher gilt ebenfalls der Winterschnitt als empfehlenswert, da kein Laub den freien Blick auf die Triebe behindert. Bis Ende Februar sollte der Rückschnitt erfolgt sein, weil der diesjährige Austrieb in den Startlöchern steht. Die überwiegende Mehrheit an Beerensträuchern fruchtet bestens an den ein- bis dreijährigen Zweigen. Diese entsprießen als Verzweigung den Haupttrieben, die in den ersten Jahren aufgebaut wurden nach dieser Strategie:

  • Nach der Pflanzung 3-4 vitale Triebe heranziehen mit einem Alter von 1-2 Jahren
  • Alle anderen Zweige im ersten Schnitt nach dem Pflanzjahr abschneiden
  • So fortfahren, bis je 1 Paar ein-, zwei-, drei- und vierjährige Haupttriebe gedeihen

Im Anschluss an die Aufbauphase treten Sie ein in die Erhaltungsphase. Hierbei zielt der Winterschnitt ab auf die Stärkung von Vitalität und Ernteertrag. In diesen Schritten gehen Sie dabei vor:

  • Die Sträucher sorgfältig auslichten
  • Nach innen gerichtete und schwache Triebe abschneiden
  • Die beiden ältesten Leittriebe an der Basis kappen
  • Zweige, die im Vorjahr fruchteten, auf 2-4 Augen einkürzen
  • Von den neuen Zweigen die beiden kräftigsten Exemplare stehen lassen
  • Diese bei Bedarf um maximal ein Drittel abschneiden

Am Ende gelangen Luft und Sonnenschein in alle Regionen der Beerensträucher. Darüber hinaus gedeihen an jedem Leitast 2-3 Seitenäste, die sich zu Fruchttrieben entwickeln. Überzählige Seitenäste werden eingekürzt bis auf 2 Knospen, damit sie im übernächsten Jahr fruchten. Findige Hobbygärtner markieren die Zweige gemäß ihrem Alter mit unterschiedlich gefärbten Ringen.

Tipps zur Wundbehandlung

Schnittwunden mit einem Durchmesser von 20 Millimetern und mehr bedürfen einer besonderen Beachtung. Damit sich hier keine Krankheitserreger oder Schädlinge Zugang verschaffen, ist die folgende Wundbehandlung ratsam:

  • Mit dem Messer die Wundränder glätten
  • Die Schnittfläche mit Baumwachs oder einem anderen Wundverschlussmittel bestreichen
  • Dabei einige Millimeter der darunter befindlichen Rinde mit einbeziehen

Da zu beobachten war, dass sich unter der Versiegelung Fäulnis bilden kann, favorisieren erfahrene Hobbygärtner eine abgewandelte Vorgehensweise. Nicht die gesamte Wundfläche wird bestrichen, sondern lediglich die Ränder. Der innere Wundbereich wird lediglich mit Holzkohleasche oder Urgesteinsmehl bestäubt.

Fazit

Lassen Sie sich nicht demotivieren von der Behauptung, der Rückschnitt an Obstgehölzen sei eine komplizierte Wissenschaft. Tatsächlich sind einzig der gesunde Gärtnerverstand und diese Anleitung erforderlich, um den Winterschnitt bei Obstbäumen und Sträuchern vorbildlich zu meistern. Einen jungen Obstbaum oder Beerenstrauch erziehen Sie nach Ihren individuellen Vorstellungen, wenn einige wenige Grundlagen beherzigt werden. An einem vollständig ausgewachsenen Baum oder Strauch leisten Sie mit der richtigen Technik und Schnittführung einen wichtigen Beitrag für eine reiche Ernte über viele Jahre.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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