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Alte Tomatensorten: 16 schmackhafte und resistente Sorten

Nach Europa kam Lycopersicon esculentum, wie die Tomate in der botanischen Fachsprache bezeichnet wird, bereits als Kulturform. Azteken und Inkas bauten das Gemüse schon seit mehr als zweitausend Jahren als Nahrungs- und Heilpflanze an. Seit dem 18. Jahrhundert haben sich auch bei uns zahlreiche samenfeste Sorten entwickelt, deren geschmackliche Eigenschaften sie aus der Masse der modernen industriellen Züchtungen herausragen lassen.

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Große Tomatenvielfalt

Die legendäre „Holland-Tomate“ – industriell in riesigen Gewächshäusern angebaut, meist rot und rund sowie nahezu geschmacksfrei – ist im Supermarkt kaum noch anzutreffen. Moderne Sorten werden wieder vermehrt auf Geschmack gezüchtet, haben allerdings dennoch gravierende Nachteile: Die fehlende Vielfalt ist einer davon. Dabei hat die historische Tomatenwelt unzählige Formen, Farben und Geschmäcker zu bieten. Ob Salattomaten, Eiertomaten, Fleischtomaten, Cocktailtomaten, Soßentomaten (wie die berühmte ‚San-Marzano‘-Tomate) oder Dörrtomaten: Die Früchte können nicht nur rund sowie rot oder gelb sein. Es gibt auch gestreifte, grünbraune, violette, orange- oder rosafarbene sowie ei-, herz- oder flaschenförmige, gerippte oder abgeflachte Sorten. Sie schmecken saftig, mehlig, fruchtig, süß oder säuerlich, nach Kartoffeln, sind weich oder schnittfest, wiegen mal fünf, mal 500 Gramm.

Alte Tomatensorten bewähren sich seit Jahrhunderten

Die wahrscheinlich älteste deutsche Tomatensorte heißt ‚Lukullus‘. Die altbewährte, frühreife Sorte war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine weit verbreitete Handelssorte, besitzt aber heutzutage – wie so viele historische Tomatensorten – aus wirtschaftlichen Gründen keine Handelszulassung mehr. Ihre Samen können im Fachhandel jedoch immer noch erworben werden, auch lassen sich aus selbstgewonnenen Samen immer wieder neue Pflanzen heranziehen. ‚Lukullus‘ hat runde, rote Früchte, die etwa 150 bis 190 Tage nach der Aussaat zu reifen beginnen. Sie sind zwar nicht so fest wie heutige Sorten, aber sehr geschmackvoll und lassen sich wunderbar im heimischen Garten anbauen. Sie eignen sich sowohl für die Freilandkultur als auch für Unterglaskulturen. Bei den gelben Tomaten gehört die legendäre ‚Goldene Königin‘ wahrscheinlich zu den ältesten Sorten.

Vorteile historischer Tomaten gegenüber moderner Züchtungen

Tomatensorten

Im Englischen werden die historischen bzw. alten Tomatensorten auch als „heirloom tomatoes“ bezeichnet, was auf Deutsch so viel wie „Erbstücktomaten“ bedeutet. Diese Sorten wurden teils über Jahrhunderte von einer Generation zur nächsten weitergereicht. Sie sind immer samenecht – ein Unterscheidungsmerkmal sowie ein wesentlicher Vorteil alter Sorten gegenüber den modernen F1-Hybriden – und wurden nach Aussehen, Geschmack, Krankheitsanfälligkeit und Anbaueignung selektiert. Heute sind diese oft lokalen Kostbarkeiten sowohl ein Kulturgut aus vergangenen Tagen als auch lebendiges Genmaterial für die zukünftige Pflanzenzucht: ein wertvoller Schatz, den wir bewahren müssen.
Vorteile alter Tomaten im Überblick:

  • samenfest
  • Samen können selbst gesammelt und vermehrt werden
  • große Vielfalt in Form, Farbe, Größe und Geschmack
  • oft sehr robust gegenüber verschiedenen Krankheiten
  • über Jahrhunderte erprobt und bewährt
  • wertvolles Genmaterial
Tipp:

Viele Züchter haben schon versucht, eine gegen die gefürchtete Kraut- und Braunfäule resistente Sorte zu erschaffen. Gelungen ist es bislang noch keinem. Viele der alten Sorten halten sich zwar für einen gewissen Zeitraum, können aber in feuchten Sommern trotzdem erkranken. Gegen diese Tomatenkrankheit gibt es bislang nur ein tatsächlich wirksames Mittel: Schützen Sie die wärmeliebenden Pflanzen vor Regen und übermäßiger Feuchtigkeit.

Lokale Züchtungen

Die Tomate kam im 16. Jahrhundert aus Südamerika nach Europa und wurde viele Jahrhunderte zunächst nur als Zierpflanze angebaut. Erst etwa ab dem 18. bzw. 19. Jahrhundert wurde das Gemüse vermehrt zum Verzehr gezüchtet und angebaut. Zunächst entstanden unzählige lokale Sorten, die zum Teil lediglich in einem Landstrich oder gar nur von einer Familie gezüchtet wurde. Ein Beispiel ist etwa die großfruchtige, gelb-orange ‚Schellenberg’s Favorit‘, die von einer gleichnamigen Familie aus der Nähe von Mannheim stammt und in den Nachkriegsjahren mit amerikanischen Soldaten in die USA gelangt sein soll. Aus diesem Grund eignen sich viele der alten Sorten nicht für den Anbau in verschiedenen Klimazonen, da sie speziell für die jeweils vor Ort vorhandenen klimatischen und geografischen Bedingungen selektiert wurden und sich perfekt daran angepasst haben.

Alte Tomatensorten für jeden Standort

Doch gut, dass es so viele unterschiedliche Sorten gibt. So findet sich für jeden Standort die richtige Tomate. So sind in nicht so warmen Gegenden, in denen erst später gepflanzt werden kann, frühreifende Sorten gerade richtig. Ihre Reifezeit ist kürzer, so dass die Früchte bis zum Herbst auf jeden Fall ausreifen können. Perfekt für eher raue Regionen sowie kühle Sommer sind alte Tomaten wie beispielsweise ‚Maiglöckchen‘, ‚Early Yellow Striped‘ oder ‚Homosa‘. Übrigens schmecken Tomaten derselben Sorte bei verschiedenen Wachstumsbedingungen ganz unterschiedlich, weshalb Sie bei der Auswahl nicht nur nach der Sortenbeschreibung gehen sollten – probieren Sie ruhig verschiedene alte Tomatensorten aus, wie diese auf die bei Ihnen vorhandenen Standortbedingungen reagieren.

Besonders gesund: Wildtomaten

Wildtomaten sind züchterisch völlig unbearbeitete Sorten, die sich ihren natürlichen Charakter und Geschmack bewahren konnten. Diese Sorten sind oftmals sehr gesund, robust und wüchsig. Die Früchte werden zahlreich ausgebildet und gelangen schnell zur Reife, sind jedoch sehr klein. Ein typischer Vertreter der robusten Wildtomate ist die ‚Johannisbeertomate‘, die es sowohl mit roten als auch mit gelben Früchten gibt. Diese messen lediglich etwa einen Zentimeter im Durchmesser, sind jedoch sehr süß und besonders bei Kindern beliebt. Wildtomaten wachsen sehr üppig, werden etwa 150 bis 200 Zentimeter hoch und ebenso breit. Außerdem bilden sie viele Geiztriebe, die jedoch nicht entfernt werden müssen: Das Ausgeizen hat keinen Einfluss auf die Größe der Früchte oder die Ernte.
Weitere empfehlenswerte Wildtomaten:

  • ‚Gelbe Cocktailtomate‘: fruchtig-süße, birnenförmige Früchte, einen bis drei Zentimeter im Durchmesser
  • ‚Orange Wildtomate‘: fruchtig-süß, runde Früchte, zwei bis drei Zentimeter groß, platzfest
  • ‚Wildtomate Rosa‘: sehr kleine, fruchtig-süße Früchte, dünne Schale
  • ‚Rote Murmel‘: robuste, sehr ertragreiche Sorte mit runden, roten Früchten

Besonders schmackhafte alte Tomatensorten

Tomaten

Neben den bereits erwähnten Wildtomaten – bei denen es sich nicht um Züchtungen handelt – eignen sich die nun folgenden alten Tomatensorten aufgrund ihrer Unempfindlichkeit sowie ihres Geschmacks besonders für den Anbau im heimischen Garten bzw. im Gewächshaus. Zudem handelt es sich bei den hier vorgestellten Sorten um welche, die vergleichsweise wenig Pflege benötigen.

‚Berner Rosen‘

Ob diese sehr alte Schweizer Tomatensorte tatsächlich aus Bern stammt, ist nicht bekannt. Tatsache ist allerdings, dass ihre hocharomatischen Früchte sogar in kühlen Sommern und höheren Lagen wunderbar ausgebildet werden. Die robuste, bis etwa 160 Zentimeter hoch wachsende Stabtomate sollte möglichst im Freiland angebaut werden und benötigt ein Regendach. Die runden, etwas abgeflachten Früchte messen im Durchmesser zwischen fünf und zehn Zentimeter.

Tipp:

Die ‚Berner Rosen‘ sind nicht besonders ertragreich. Aus diesem Grund gibt es seit einigen Jahren eine gleichnamige Neuzüchtung, die deutlich mehr Ertrag abwirft. Allerdings kommt deren Aroma nicht an das der ursprünglichen Sorte heran. Achten Sie beim Kauf des Saatguts also darauf, welche der beiden Sorten Sie erwischen.

‚Brandywine Pink‘

Diese sehr alte Fleischtomate stammt aus den USA. Sie zeichnet sich durch ihren hohen Ertrag sowie die festfleischigen, großen Früchte aus. Diese können zwischen 300 und 700 Gramm schwer werden und sind sehr saftig-aromatisch.

‚De Berao‘

Hierbei handelt es sich um eine sehr robuste und gegen Kraut- und Braunfäule widerstandsfähige Sorte, die manchmal fälschlicherweise auch unter der Bezeichnung ‚Baumtomate‘ erhältlich ist. Die Stabtomate wird über drei Meter hoch und liefert zahlreiche ovale Früchte, die rot, gelb, rosafarben oder auch dunkel sein können. Erntezeit ist zwischen Mitte Juli und Ende Oktober.

‚Gelbes Birnchen‘

Diese sehr wüchsige Cocktailtomate verzweigt sich sehr stark und bildet viele Geiztriebe aus. Die länglichen, gelben Früchte werden zwischen zwei und vier Zentimeter groß und reifen in doldenartigen Fruchtständen, an denen jeweils bis zu 30 Früchte sitzen können. Die fruchtig-süß schmeckenden Tomaten reifen bereits ab Mitte Juli, neigen allerdings etwas zum Aufplatzen. Die vermutlich aus Russland stammende Sorte kann sehr hoch werden – bis zu 250 Zentimeter – und braucht daher immer eine Stütze.

‚Green Zebra‘

Diese Tomatensorte fasziniert durch ihre dekorativen, grün-hellgrün gestreiften Früchte, die je nach Reifegrad auch ins Gelborange gehen können. Das Aroma wird oft als melonenartig beschrieben und ist sehr intensiv fruchtig. Bei günstigen Bedingungen wird ‚Green Zebra‘ mehr als zwei Meter hoch und sollte entweder im Gewächshaus oder im Freiland mit einem Regendach gezogen werden. Die Erntezeit ist von Mitte Juli bis Ende Oktober sehr lang, wobei unreife Früchte auch im Herbst noch geerntet werden können. Sie reifen im Haus gut nach.

Tipp:

Es gibt verschiedene grüne Tomatensorten, die auch im reifen Zustand grüne bzw. gelbgrüne Früchte tragen. Normalerweise sind grüne Tomaten unreif und giftig, da sie Solanin enthalten. Das gilt auch für nicht ausgereifte grüne Tomaten. Sie erkennen reife und damit verzehrfähige Früchte allerdings daran, dass ihre Schale bei Druck etwas nachgibt.

Tomaten

‚Mexikanische Honigtomate‘

Diese alte Sorte mit ihren sehr aromatischen Früchten sollte auf keinen Fall mit den im Handel erhältlichen ‚Honigtomaten‘ verwechselt werden. Bei letzteren handelt es sich um nicht samenfeste Hybriden. Die ‚Mexikanische Honigtomate‘ ist sehr wüchsig und ertragreich, sollte allerdings vor Wind und Wetter geschützt im Gewächshaus kultiviert werden. Es ist sinnvoll, diese Tomate mehrtriebig an einem Rankgitter emporklettern zu lassen. Die honigsüßen, bis zu drei Zentimeter großen Früchte können schon ab Mitte Juli geerntet werden.

‚Ochsenherz‘

Es gibt verschiedene ‚Ochsenherz‘-Tomaten, die typischerweise alle sehr große und schwere Früchte hervorbringen – typischerweise sind diese bis zu 15 Zentimeter groß und bis zu einem Kilogramm schwer. Ochsenherz-Tomaten haben wenig Kerne und ein recht festes Fruchtfleisch. Die fruchttragenden Triebe sollten möglichst abgestützt werden, damit sie unter der Last nicht brechen oder knicken. Bei einer Kultur im Gewächshaus können Sie sie aber auch mit einer Stange über den Pflanzen fixieren. Alle bekannten Sorten gehen vermutlich auf eine 1901 aus Kasachstan nach Amerika importierte Züchtung zurück.
Empfehlenswerte ‚Ochsenherz‘-Sorten:

  • ‚Cur de buf‘
  • ‚Cuore di bue‘
  •  ‚Olympische Flamme‘
  • ‚Orange Russian‘
  • ‚Roter Pfirsich‘ und ‚Weißer Pfirsich‘
Ochsenherz

Hierbei handelt es sich um zwei ganz besondere Stabtomaten, deren Früchte mit einer dicken, weich behaarten Haut überzogen sind. Die bis zu zwei Meter hoch werdenden Sorten zählen zu den mittelspäten bis späten Sorten. Erst ab Anfang August werden die ersten Früchte reif. Dafür allerdings dauert die Ernte auch bei Freilandkultur etwa bis Mitte Oktober an. Die Tomaten sind sehr aromatisch mit fruchtigem, leicht süßem Geschmack. Die dicke Schale ist sehr weich.

Tipp:

Es gibt wenige behaarte Tomatensorten, die allerdings immer mit Regenschutz kultiviert werden sollten. Erfahrungsgemäß sind sie recht anfällig für Braun- und Krautfäule.

‚Russische Reisetomate‘

Diese sehr ungewöhnliche Tomatensorte wurde vermutlich schon von den Mayas in Guatemala angebaut. Bekannt ist sie allerdings aus Russland, wo sie insbesondere bei Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn als Proviant mitgenommen wird. Das Besondere an dieser Tomate ist ihre kuriose Form: Diese wirkt, als seien mehrere Tomaten aneinandergewachsen. Die einzelnen Fruchtstücke lassen sich voneinander abbrechen. Die Reisetomate wird bis zu zwei Meter hoch und wird am besten als mehrtriebige Stabtomate gezogen.

‚Tigerella‘

Die Herkunft dieser sehr alten Stabtomate ist nicht genau gesichert, vermutlich stammt sie jedoch aus Russland. ‚Tigerella‘ ist sehr robust und starkwüchsig. Die bis zu zwei Meter hoch werdende Pflanze verzweigt sich üppig und kann problemlos mehrtriebig gezogen werden. Die fruchtig-süß schmeckenden Früchte sind mittelgroß, rot mit gelben Streifen und reifen bereits ab Mitte Juli. Die Sorte gedeiht am besten im Gewächshaus, wächst aber auch – gut vor Regen geschützt – im Freiland.

‚Whippersnapper‘

Diese aus England stammende Sorte ist perfekt für die Kultivierung in Töpfen, Balkonkästen oder Blumenampeln – die Pflanze wird lediglich etwa 40 Zentimeter hoch. Die Früchte werden etwa ein bis zwei Zentimeter groß, sind rot, rund bis oval und fruchtig-süß im Geschmack. Im Gegensatz zu vielen anderen Balkontomaten reift ‚Whippersnapper‘ (was übersetzt so viel wie ‚Dreikäsehoch‘ bedeutet) sehr früh und hat eine lange Erntedauer bis zum ersten Frost.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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